Die Goldliebesblume

Zum ersten mal tauchte diese neue phantastische Kreation der Floristen - Kunst im Februar, kurz vor dem Valentinstag unter dem Namen Goldliebe auf. Diese traumhaft zarten Blüten, die die Farben des Regenbogens schillernd in sich vereinen und einen unglaublich lieblichen, herzerwärmenden Duft verströmen, wurden der Renner des diesjährigen Valentinstages.

Es war ein Frühjahr mit hoher Pollenbelastung, die Allergiker hatten es nicht leicht. Starker Heuschnupfen, gepaart mit verschwollenen Augen war allgegenwärtig.

Viele altbewährten Hausmittel und Medikamente halfen nicht mehr. Es begannen auch Diskussionen über die tatsächliche Pollenbelastung, denn die Botaniker konnten keine erhöhte Aktivität feststellen, während die Mediziner von extrem hohen Pollenbelastungen ausgingen, denn sie werteten nach den allergischen Reaktionen. Ein neues Pharmaunternehmen brachte dann eine neues Mittel auf den Markt, das zwar teuer war, aber als einziges wirksame Hilfe für die vielen allergiegeplagten Menschen bieten konnte.

Die Hoffnung, das teure Mittel nur wenige Wochen zu benötigen, erfüllte sich leider nicht. Kaum wurde das Mittel abgesetzt, ging es ein, zwei Wochen später wieder los mit Heuschnupfen, verquollenen Augen und starken Kopfschmerzen. Also mussten die Menschen wieder in die Apotheke um eine weitere Packung „Nef Gull“, das neue Mittel von „Gilder“, zu kaufen.

Am Muttertag wollten viele eine freie Nase haben, um sich an dem Duft der traumhaften „Goldliebe“ Blüten zu erfreuen. Der große Verkaufserfolg dieser Blumen hielt ungebremst an, der Muttertags-Umsatz für den Handel war größer als je zuvor. Die Kinder und Väter kauften Sträuße von „Goldliebe“ und immer mehr unter Pollenallergie Leidenden kauften massenhaft „Nef Gull“ um die Nase und den Kopf frei zu bekommen und die verschwollenen Augen zu behandeln.

Viele kauften die „Goldliebe“ auch als Pflanze für Blumenkästen am Fenster und für den Balkon. Auch in vielen Gärten wurde „Goldliebe“ gesetzt um sich an den herrlichen Farben und dem lieblichen Duft zu erfreuen.

Diesen Sommer wuchsen die allergischen Beschwerden immer weiter, auf viele Menschen, die zuvor keine Probleme hatten, waren plötzlich betroffen. So blieb den meisten nur ein sorgsamer Umgang mit dem Medikament „Nef Gull“ das bereits zum dritten Mal in folge teurer wurde, und das genießen der wunderbaren Farben der Goldliebe-Blumen. Der liebliche Duft wurde durch die nun schon sehr strapazierten Nasen kaum mehr wahrgenommen.

Im Herbst sollten überall Blumenkorsos stattfinden, bei denen die schönsten Wagen mit „Goldliebe“-Schmuck prämiert werden. Ich fand diesen Hyphe um diese Blume nun doch etwas übertrieben und ich recherchierte etwas, um zu erfahren, wer die ganzen Preise für all diese Prämierungen sponserte. Das erwies sich sehr schwierig, denn alle Informationen waren sorgfältig verwischt, aber es gab ja keinen Grund dafür. Nein, im Gegenteil, meistens wollen Firmen die solche Ereignisse sponsern ja eine große Werbewirksamkeit erreichen. Das Ganze erschien mir seltsam, als sich auch schon die Stimme des Universums meldete. „Du musst herausfinden, was hinter all diesem steckt. Möglicherweise treibt das Böse wieder einmal ein grausames Spiel mit den Menschen!“ Gerne machte ich mich an die Arbeit und setzte mich mit meinem Expertenteam in Verbindung. Sie konnten die geheimsten Spuren im Internet verfolgen und so vielleicht etwas Licht ins Dunkel bringen.

Sehr bald tauchte versteckt immer wieder der Name Boris Jäger, der Handlanger des fiesen Veit Obermüller in Verbindung mit den Blumenkorsos auf.

Ich traute Boris nicht zu, das er auf einmal Blumenliebhaber geworden sei, es musste wohl etwas mit seinem Boss Obermüller zu tun haben.

Ich beschloss, mich persönlich, unterstützt durch mein Team, an Veit´s Fersen zu heften. Da Veit Obermüller immer wieder Jagdveranstaltungen, Golfturniere und Abenteuerexpeditionen für die Reichen und Mächtigen der Wirtschaft und Gesellschaft gab, um dabei seine Kontakte zu pflegen und seine dunklen Machenschaften vorzubereiten, wollte ich an einer dieser Veranstaltungen teilnehmen. Da ich für Jagd, für das mutwillige Töten von Tieren kein Verständnis habe und beim Golf eine Niete bin, sah ich mir die Obermüller - Adventure s an. Eine seiner nächsten Veranstaltungen war eine Fahrt auf einem nachgebauten Wikingerschiff von Stavanger in Norwegen, die Küste entlang zum Eingewöhnen nach Algroyna , von dort hinaus in die Nordsee, an den Shetland Inseln vorbei zu den Färöer Inseln und letztendlich 750 Meilen von der Küste Norwegens entfernt nach Island. Die drei Teilabschnitte in der Nordsee würden auf See etwas über 24 stunden, also einen ganzen Tag und die ganze Nacht dauern. Dazwischen ein Tag zum Proviant fassen und ausruhen, wir sollten also mit ein bisschen Reserve Island nach einer Woche erreichen. Die 150 Meilen die Küste entlang, um mit allem vertraut zu werden, das Rudern im Gleichtakt zu üben und ein paar mal die Segel setzen und wieder einzuholen war mit drei Tagen angesetzt.

Die Zeit war zu kurz um eine gute Tarnung aufzubauen. Auch war damit zu rechnen, das mich Veit Obermüller erkennen würde. So beschloss ich mich mental zu tarnen. Ich wollte vorgeben, endlich auch einmal etwas für mich selbst zu tun, damit auch ich einen ordentlichen finanziellen Polster zu Seite legen könne. Veit war durch und durch ein durchtriebener Bösewicht, dem solche Gedanken nicht fremd waren, pflegte er sie doch bei vielen der Mächtigen von Wirtschaft und Gesellschaft regelmäßig zu seinem Vorteil zu nutzen.

Also rief ich in Obermüllers Büro an und buchte ganz offiziell unter meinem eigenen Namen das Ticket für diese Abenteuer Reise. Veits Sekretärin nahm den Anruf entgegen und verband mich auch gleich mit ihrem Boss. „Ich begrüße dich, alter Haudegen! Nachdem wir uns schön öfter in die Haare gekriegt haben, lernen wir uns jetzt persönlich auf dieser Abenteuerexpedition kennen? Was verschafft mir die Ehre?“ kam er gleich zur Sache. Ich erwiderte seinen Gruß, und entgegnete verdeckt, auf eine Art, die er sicherlich verstand, da wir auf einer nicht verschlüsselten Telefonleitung sprachen:“ Nun, das wird für mich sicher ein sehr schönes Abenteuer, und ich freue mich schon, auf hoher See, nur von Wind und Wellen begleitet, auch mit dir ein paar gute Gespräche führen zu können. Es wird doch Zeit, das wir uns auch persönlich kennenlernen!“ Veit Obermüller versprach mir eine spezielle Flasche sehr alten Single Malt Whiskey bei der wir ein gutes Gespräch führen konnten. Fast schien es mir, als suchte er ebenfalls das Gespräch mit mir. Der erste Schritt war getan, nun galt es sich gut vorzubereiten, auf alles was da kommen sollte.

Die zwei Wochen bis zur Anreise nach Stravanger nützte ich nach Anleitung meines Fitnesstrainers um meinen Körper auf den Tagesablauf eines Wikingers auf hoher See einzustellen, während meine Spezialtruppe im Internet nach weiteren Spuren und hinweisen suchte. Nef Gull, Gilder, Boris Jäger, Veit Obermüller und Großgärtnereien, die „Goldliebe“ in großem Stiel lieferten, tauchten immer öfters nahe zusammen auf, je tiefer man in den unendlichen Weiten des World Wide Web grub.

In den letzten Tagen vor meiner Abreise erhielt ich die Nachricht, das es da wohl noch etwas Größeres dahinter verbarg und es schien so, als ob es im geheimen zu brodeln begann.

Alle bekannten Organisationen der Unterwelt wie Südamerikanische und Asiatische Drogenkartelle, auch die verschiedenen Familienverbände der Mafia und die nach dem Zerfall der alten Sowjetunion ehemaligen Geheimdienstzellen, die nun nicht mehr von den Regierungen gebraucht und bezahlt wurden, verhielten sich unauffällig und konnten in keinerlei Verbindung mit dem ins gigantische anwachsenden Gewinnen rund um Nef Gull des Gilder – Konzerns gebracht werden.

Ganz im Gegenteil, als einmal eine Gruppe rund um den weltweiten Rauschgifthandel ein inoffizielles Generika von dem mittlerweile echt Sau teuren Nef Gull in Umlauf bringen wollten, passierten einige seltsame aber nicht aufzuklärende Unfälle. Nicht nur einige LKW´s und sogar ein Frachtschiff verschwanden, die fast das gesamte nachgemachte Nef Gull als Ladung hatten, auch ein eine kleine Fabrik auf einer kleinen Insel Indonesiens verglühte in einem riesigen Feuerball, der jede Spurensuche zunichte machte und den Offiziellen nur die Erklärung „Chemieunfall“ ohne nähere Angaben erlaubte. Zur selben Zeit gab es eine sehr hohe Sterblichkeitsrate bei den Drahtziehern dieses großen Rauschgiftringes und somit blieb Nef Gull von Gilder das einzig wirksame Mittel für die rasant größer werdende Gruppe der neuen Allergiker.

Endlich ging es los, mit ein paar nützlichen Spezialausrüstungsteilen für alle Fälle, traf ich gemeinsam mit den Anderen, spätnachmittags in Stavanger ein. 24 Männer, je ein dutzend für jede Seite des Schiffes, wurden wir gleich eingewiesen, in dem großen Empfangszelt, in dem die Begrüßungszeremonie und die ersten trockenen Einschulungen stattfinden würden. Da die ersten Einschulungen erst am nächsten Tag geplant waren, wurde die Begrüßung nach althergebrachter Wikinger Art gefeiert. Fleisch wurde auf offenem Feuer gegrillt, dazu gab es Bier, nach alten Rezepten gebraut, in mittelgroßen Trinkhörnern, die nach jedem Trinkspruch von allen geleert wurden.

Met in einem großen Becher wurde herumgereicht, so das jeder einen Schluck daraus trinken konnte, nachdem alle gemeinsam begrüßt wurden, dann als mit einem Segensspruch die Götter um eine gute Überfahrt gebeten wurden und als zum Abschluss gemeinsam ein altes Seemannslied gesungen wurde, ging dieser Becher zum dritten Male reihum.

Die nächsten drei Tage waren sowohl körperlich anstrengend, als auch mental, da wir alle gemeinsam auf einem Bootsdeck, ohne jegliche Privatsphäre, rund um die Uhr zusammen gespannt waren. Beim Einfinden in diese Welt der alten Wikinger hatte jeder so seine eigene Bedenken und Schwierigkeiten. Doch das anstrengende Training und der Traum vom Abenteuer, der in der modernen Welt oft unerfüllbar schien, aber für uns nun endlich Schritt für Schritt wahr wurde, half uns zu einer verschworenen Bande Wikinger zu werden.

Dann wurde alles für die Fahrt hinaus in die Nordsee überprüft, Proviant geladen, und die einzelnen Aufgaben, die jeder zu erfüllen hatte, verteilt. Wir schliefen unter den Zeltplanen an deck, damit wir sehr früh morgens mit der Flut auslaufen konnten.

Das Wetter war uns hold und der Wind für unsere Reise günstig. Sobald wir an den kleineren Inseln vorbei navigiert und gerudert hatten, glitten wir auf ruhiger See bei gutem Wind dahin.

Zum ersten Mal hatten wir zeit, uns persönlich etwas auszutauschen und uns auch privat näher zu kommen. Mir viel sofort auf, das es drei Gruppen gab.

Eine Abenteurergruppe, die fast zwei drittel der Teilnehmer umfasste und nun das schnelle dahingleiten auf diesem kleinen Boot im großen Ozean sichtlich genossen.

Zwei Männer schienen nun besonders das restliche halbe Dutzend zu beobachten, mich eingeschlossen, sie waren offensichtlich aus ähnlichen Gründen hier wie ich und erinnerten mich an etwas zu auffällig getarnte Spione.

Veit Obermüller war sichtlich zurückhaltend mit intensiveren Gesprächen, er gab sich sehr allgemein als guter Gastgeber und Wikinger – Animateur. Er schien zu ahnen, warum die beiden Spione diese Reise mitmachten und wollte offensichtlich nichts preisgeben, was den beiden irgendetwas über seine Kontakte und Absichten verraten könnte. Ich fand, ich sollte es ihm gleichtun, bis ich mehr wusste, was die beiden wollten.

Nach dem Mittagsmahl, kalter Braten, Brot und Leichtbier, denn es gab keine Feuerstelle oder Herd auf diesem Holzschiff, begann eine alte Zeremonie, eine Prüfung der neuen Seefahrer, wie uns Veit Obermüller erklärte.

Das kleine Beiboot wurde zu Wasser gelassen, jeweils zwei, durch das Los bestimmte Männer stiegen hinein, das Boot wurde an einem vierzig Meter langem Seil am Heck festgebunden und losgelassen. Das Seil spannte sich sehr rasch und nun mussten sich die beiden Männer durch Einholen des Tau´s in das Beiboot, das weder Segel noch Ruder an Bord hatte, zum Schiff zurück hangeln. Die anderen drängten sich am Heck, feuerten die beiden an, und mit einer großen Sanduhr wurde die Zeit gemessen bis sie das Tau komplett eingeholt hatten und das Hauptschiff enterten. Dann erhielt jedes Paar einen Stab, so hoch wie das Glas der Sanduhr, mit einer Kerbe, die die gemessene Zeit angab. Auch ich hatte diese Prüfung bereits absolviert, als die beiden Spione durch das Los gemeinsam bestimmt wurden, nun diese Prüfung abzulegen. Obermüller selbst kontrollierte nochmals das Seil und die Knoten, dann wurde das Beiboot wurde losgelassen. Die beiden Spione setzten sich und hielten sich an der Bordwand fest, denn das Boot ruckelte stark, wenn sich das Tau spannte. Der Ruck blieb aus, das Beiboot war nun schon viel weiter hinter dem Schiff als das Tau lang war. Jemand griff nach dem Tau, das vom Heck des Schiffes hinten ins Wasser hing. Mit eine Handgriff hatte das restliche kurze Stück in der Hand, nur wenige Meter, dann war das Tau gerissen.

Die beiden Spione, wie ich sie nannte, waren ja im Beiboot in Sicherheit, doch sie hatten weder Segel noch Ruder um irgendwo hin zu kommen. Ich blickte zu Veit Obermüller, der sich mit einem leichten Anflug eines versteckten Lächelns an den Steuermann wandte. Der alte Wikingerkapitän sprach ruhig und gelassen „Wir können nicht gegen den Wind fahren, Veit, nimm den Funk, lass sie abholen.“ Veit wollte wissen „Wir selbst können sie nicht holen`?“ und der alte Seebär schüttelte nur seinen Kopf und nickte Richtung Funkgerät. Wir erhielten kaum eine halbe Stunde später die Bestätigung, das die Küstenwache die beiden an Bord und das Beiboot ins Schlepptau genommen hatten, aber direkt zurück an die Norwegische Küste fahren müssten. So waren wir, so war Veit die beiden Spione losgeworden. Ich denke, Wissen um die Routen der Küstenwache und ein perfektes Timing haben ihm dabei geholfen.

Nachdem alle nun beruhigt zu plaudern begannen, winkte mir Obermüller zu. Ich ging zu ihm, und überließ ihm die Gesprächseröffnung. Er kam auch gleich zur Sache. „Egal warum du mit mir sprechen wolltest, ich muss auch mit dir sprechen, denn es ist eine wirklich große Kacke am dampfen. Und du weißt, wenn ich sage, wirklich groß, dann kannst du mir das glauben. Ich dachte zuerst an eine normale kleine Wirtschaftsgaunerei und wollte auch mitschneiden, aber das ist alles so groß und wird rücksichtslos durchgezogen auf Kosten der Gesundheit von Millionen von armen Menschen. Ich war nie ein Robin Hood, aber ich habe ein Spiel gespielt, bei dem es hauptsächlich um Tricks und Umverteilung der Reichtümer der reichen ging, denn die wollte ich immer anzapfen und auch meinen teil davon haben,“ Veit war ganz außer Atem, so sprudelte es aus ihm heraus, „aber die Gesundheit der gesamten Menschheit aufs Spiel setzen, nein, das ist mir zu wieder. Aber die gehen über Leichen, du musst mir zumindest Stillschweigen versprechen, wenn du mir nicht helfen kannst oder willst, bevor ich dir alles was ich weiß erzähle!“ ich versprach es ihm und er legte los. „Es geht um die Goldliebe, die Blume und um den Gilder – Konzern mit ihrem Nef Gull.“ Ich unterbrach ihn, „ja , genau darum wollte ich auch mit dir reden, denn da muss ich was tun, doch erzähle was du alles weißt!“

Veit begann damit, das er kurz nach dem Valentinstag anonym gefragt wurde, ob er jemanden kenne, der diese neue Blumensorte extrem forcieren könne ohne das es auffällt. Er vermittelte für eine gute Provision Boris Jäger, seine Rechte Hand bei vielen krummen Machenschaften. Die Provision erhielt er in Form von Aktien des Gilder – Konzerns mit dem Versprechen von sehr hohen Wertzuwächsen in naher Zukunft.

Die erste Ernüchterung kam, als Boris für jeden seiner Leute, die mit den Liebesblumen in Berührung kamen, eine Großpackung nicht näher beschrifteter Tabletten bekam, mit der Anweisung täglich eine zu nehmen, denn die Leute, die mit den Blumen zu tun hatten, durften ja keine Allergie bekommen. Nach und nach wuchs bei Boris und Veit der Verdacht, das durch diese Blumen, vielleicht genmanipuliert, weltweit eine Spezialallergie ausgelöst wird, damit Gilder mit seiner Monopolstellung durch das Medikament Nef Gull nach kurzer Zeit Wahnsinns Gewinne einfahren kann.

Doch mehr als Indizien gab es nicht, an den Gilder – Konzern war nicht heran zu kommen. „Vielleicht sollte man es auf dem umgekehrten Weg versuchen. Jemand musste ja die Goldliebeblumen gezüchtet und manipuliert haben. Vielleicht konnte man auf diesem weg etwas Licht in die dunklen Machenschaften bringen, oder sogar etwas tun, damit die Blumen ihre Allergie auslösende Wirkung verlieren. „Sprich mit Boris, er kann dir viele Informationen geben wen wir uns in Island treffen.“ sprach Veit „telefonisch würde ich keine Informationen austauschen, die überwachen sicher schon alles, damit sie wissen, wie knapp wir an ihnen auf der Spur sind. Die zwei, die ich im Boot ausgesetzt habe, sind auch von denen, einen habe ich schon vorige Woche vor meinem Haus gesehen.“ Ich dachte ganz kurz nach, und machte Veit dann einen Vorschlag. „Wenn die dich im Auge haben dann ist ein Unfall nicht mehr weit, du kennst sicher das Los derer, die Nef Gull nachgebaut haben und auch etwas vom großen Kuchen abschneiden wollten. Die Fabrik explodiert, viel Leute seltsam tödlich verunglückt. Wir trinken sobald es dunkel wird, spielen auf besoffen, brechen einen Streit vom Zaun und gehen beide über Bord!“ Was machen wir in der Nacht alleine in der Nordsee?“ Veit war skeptisch.

Ich antwortete, das über Bord gehen mein Notfallplan war, mein Schlafsack hatte ein Schlauchboot integriert und einen geheimen Sender, der ein sehr verstecktes kurzes Signal abgab, sobald er ins Wasser geworfen wurde, auf das ein Boot in der nähe Tag und Nacht warten würde. Veit war einverstanden und die Sonne ging langsam unter. Wir begannen zu trinken und zu saufen, so sah es jedenfalls aus. Ich holte meinen Seesack, legte ihn neben der Reling ab und breitete ein Kartenspiel darauf aus. Singend, trinkend und grölend begannen Veit Obermüller und ich das Kartenspiel über das wir gleich darauf in Streit gerieten und nach einem kurzen Handgemenge mitsamt meinem Seesack über Bord gingen.

Erschrocken sahen die Männer zu dem alten Wikingerkapitän, der den Kopf schüttelte“ Wir können nicht gegen den Wind, …. einer muss funken!“ dabei deutete er auf einem Mann der ihm am geeignetsten erschien. Dieser lief sofort zum Funkgerät, wollte es einschalten, schüttelte es, öffnete das Batteriefach und rief „Wo sind die Batterien, wo sind die verdammten Ersatzbatterien, das Fach ist leer!“ sein Freund, der mitgelaufen war, öffnete eine Box mit der Aufschrift „Reservebatterien“ und rief „Leer, leer, alles leer!“ und alle starrten zum alten Kapitän, der eine Leuchtkugelpistole aus seiner Jacke zog, sie in den Himmel richtete und abdrückte. Ein Zischen ertönte, etwas stieg vielleicht knappe sieben oder acht Meter hoch, um dann in einem Bogen herab in die Wellen der Nordsee zu fallen und mit einem leichten rötlichen Schimmer in den Tiefen des Meeres verschwand. Der Kapitän ließ ein knappes „verdammt!“ hören, kramte in seiner ‚Jackentasche herum, warf etwas ins Wasser und murmelte „auch feucht, wir werden es erst am morgen, wenn wir die Shetland Inseln anlaufen, den Behörden anzeigen können!“ und nach einer kurzen Pause fügte er ein weiteres, verhaltenes „verdammt“ hinzu, während Veit Obermüller und ich bereits von einem dunklen Schnellboot an Bord genommen wurden.

Das Schnellboot, von meinem Team organisiert, hatte alles nötige an Bord, um uns mit frischer Kleidung, unauffälligem Reisegepäck und auch europäischen Reisedokumenten auszustatten, dies sollte uns ein möglichst unentdecktes Bewegen in Island in den nächsten Tagen erlauben.

Noch vor dem Morgengrauen erreichten wir die Orkney Inseln bei Kirkwall, wo uns auf dem Flugplatz ein Privatjet erwartete, der uns noch nach Island brachte, wo wir das Abendessen bereits gemeinsam mit Boris Jäger in dessen geheimen Quartier zu uns nahmen, und die Lage besprachen.

Auch ich ließ meine Verbindungen spielen, und ganz langsam kamen wir der Lösung Stück für Stück näher.

Es schien ein abgelegenes altes Gewächshaus, beheizt durch die vulkanische Kraft aus dem inneren der Erde, wie so oft in Island üblich, zu geben, in dem seit etwa einem Jahr immer stärkere, meist nächtliche Aktivitäten bekannt wurden. Doch niemand wusste genau, was dort vor sich ging. Ich versuchte auch Eire Eiriksson zu kontaktieren, den ich von einer früheren Mission kannte. Doch einen Mann, der sehr verbunden mit den Naturgeistern Isands ist, ja zu einem Teil selbst einer der ihren ist, zu finden ist nicht leicht. Doch er suchte den Kontakt zu mir. Als wir am nächsten Tag mittags Pizza bestellten, war er der Pizzabote, der unsere Lieferung brachte. Er war durch die Meldung, das wir über Bord gegangen waren, aufmerksam geworden und als er erfuhr, das ein Privatjet in passendem Zeitrahmen gelandet war, reimte er sich einiges zusammen. Er sagte uns auch, das sehr viele kleine Ganoven, als auch Detektive und viele andere dunkle Gestalten nach uns Ausschau hielten. Unser Trick mit dem Überbord gehen, hatte uns einen kleinen Vorsprung verschafft, aber wir mussten sehr vorsichtig sein.

Er wusste auch um die Vorgänge im alten Gewächshaus Bescheid, dort fand die Forschung und Basisaufzucht der Goldliebesblume statt, wie ihm die Naturgeister der Insel, denen ein Eingriff in die natürliche Biologie ein besonderer Dorn im Auge wahr. Er wollte uns auch mit einem der führenden Biologen dieses Projekts zusammenbringen, der mit dem großen Leid und der riesengroßen Abzocke, die durch diese Blume ausgelöst wurde, nicht einverstanden war. In einer Stunde sollte es losgehen, Veit Obermüller und Ich würden diesen Wissenschaftler an einem geheimen Ort treffen.

Eire kam mit Pizza – Boten Uniformen für uns zurück und einer sehr alten kleinen Frau mit wallendem langen grauen Haaren, die sie unter einer Pizza – Plaza – Mütze versteckte. Dazu trug sie eine Jacke dieser Pizza – Bude, die ihr viel zu groß war und wie ein langer weiter Mantel ihre Gestalt fast völlig verbarg. Eire stellte sie uns als Aradis vor, die von der Elfenkönigin gesandt wurde.

So fuhren wir nun zu viert in die Berge, während Boris Jäger in den Hafen von Reykjavik fuhr, wo er den Anschein erweckte, als ob er uns, oder zumindest seinen Boss Veit Obermüller mit einem der einlaufenden Fischerboote erwarten würde. Das sollte alle, die mit einem Bild von Veit und mir in der Tasche herumliefen, doch etwas ablenken und verwirren.

Tief in den Bergen bogen wir mit den beiden Pizza Autos von der Straße auf einen schmalen, kaum erkennbaren Weg ab, der nach ein paar Ecken und Kurven direkt in eine Höhle führte, wo wir die Autos, gut versteckt, stehen ließen um weiter in das innere der Höhle zu gehen. Wir betraten eine Höhlenkammer, deren Wände durch die verschiedensten zu Tage tretenden Mineralien ein prächtiges Farbenkleid trugen, das immer wieder durch ein geheimnisvolles strahlendes Funkeln unterbrochen wurde, das die ganze Höhle in ein mystisches, magisches Licht hüllte. Im hinteren Ende der Höhle stand ein großer runder Tisch, an dem bereits einige Gestalten Platz genommen hatten.

Aradis, hatte ihre Pizzajacke abgelegt, und damit auch den Eindruck der alten Frau. Immer noch klein und zierlich, aber mit strahlenden blonden Haaren und der Schönheit immerwährender Jugend gesegnet, zog sie unsere Blicke auf sich, als sie begann, alle Anwesenden nun vorzustellen. Durch sie wollte wohl Mutter Erde ihre Kinder vor bösen Machenschaften schützen und ihre große Selbstheilungskraft miteinbringen.

Der Biologe und Gentechniker des Liebesblumenprojekts Dr. Johann Blumstein war tief im Gespräch mit einem etwas gnomenhaften alten Mann der als „Skógur Anda“, übersetzt bedeutet das Waldgeist, vorgestellt wurde. An seiner Seite war seine Freundin und Vertraute Ivonne Spring, ihrerseits im Gespräch mit einer alten Frau, die sich „Grasalaeknir“ nannte und auch optisch dem Bild einer Kräuterhexe voll entsprach.

Nachdem auch Veit und ich vorgestellt wurden setzten wir uns und begannen gemeinsam zu beraten.

Blumstein bestätigte Veit Obermüller sein wissen um die Hintermänner in der Globalen Hochfinanz, die sehr schwer zu treffen sein würden, da sie sich sehr leicht hinter ihrer Mauer aus Macht und Geld verstecken konnten. Das einzige, was ihnen etwas anhaben konnte, war ein schwerer Verlust ihrer Firmen und Konzerne an der Börse, und genau das sollte es auch sein. Finanzieller Verlust und Vertrauensverlust an der Börse. Wenn das gelang, so war es bereits ein hoher Erfolg gegen diese skrupellosen Finanzhaie, die dann von ihresgleichen weiter zerfleischt werden.

In zwei Tagen sollte die Nächste Generation der Goldliebesblume zur Aussaat kommen. Wie heute immer mehr üblich, war auch diese Blume nicht mehr durch natürliches aussäen der Samen vermehrbar. Das sollte verhindern, das sie einfach nachgezüchtet werden konnte und so den Umsatz und Gewinn der Ursprungsbetriebe schmälern würde.

Skógur Anda schlug vor, durch Einkreuzen einer besonderen sibirischen Pilzart in die Pflanze das Ausstreuen von Pilzsporen kurz nach dem vollen Aufblühen der Liebesblume zu erreichen. Diese speziellen sibirischen Pilzsporen hatten in der Eiseskälte ihrer Heimat einen herben Geruch, der sich aber bei Temperaturen über 8Grad Celsius in einen bestialischen Gestank verwandelte. Somit würde der Ruf dieser Blume als wohlriechende Schönheit zerstört und jeder würde sie gleich entsorgen und nicht in der Nähe seiner Wohnräume dulden und somit auch die Allergie auslösende Wirkung auf die kommunalen Komposthaufen verbannen.

Gleichzeitig schlug Grasalaeknir vor, ein Heilkraut mit einzubauen, dessen besonders wirksame Vertreter in Kanada zu finden seien, das eine hohe anti-allergene Wirkung bereits im Wachstum der grünen Blätter durch das erzeugte ätherische Öl verbreiten würde. Dr. Blumstein und Mitarbeiterin Frau Spring prüften und bestätigten die angedachten Wirkungen dieser Modifikationen und wollten es gerne versuchen. Jedoch die Beschaffung und der möglichst geheime Transport der Kräuter und Pilze in ausreichender Menge machte noch große sorgen. Glücklicherweise konnte ich nach kurzem Kontakt vor dem Höhleneingang über Satelit, dazu braucht man nun mal eine direkte Sichtverbindung nach oben, die zwar sauteuren, aber durch meine vom Universum zur Verfügung gestellten Mittel machbaren Lösungen für diese Probleme in Aussicht stellen. Wenig später wurden die Lieferungen bestätigt, und wir konnten weiter die notwendigen Details planen.

Wir erhielten die Kräuter und Pilze rechtzeitig, Blumstein und Spring hatten nach einer schlaflosen, durchgearbeiteten Nacht alles entsprechend vorbereitet und Boris Jäger holte die Sämlinge für den Versand in alle Welt fristgerecht ab.

Veit und Ich mussten noch im verborgenen bleiben, auch Blumstein und Spring beseitigten alles verräterische und gingen, wie immer nach einer erfolgreichen Lieferung auf Kurzurlaub. Alle schugen sich aufs andere ende der Welt durch, nach Neuseeland, wo es genügend einsame, aber sehenswerte Plätze gab, um für ein paar Tage unerkannt und geheim zu verfolgen, was so alles an der Front Goldliebesblume und Nef Gull von Gilder passierte.

Laufend trafen Nachrichten ein. Zuerst schien nichts ungewöhnliches zu geschehen. Die Vorbereitungen zu den verschiedenen Blumenkorsos lief auf Hochtouren, alle freuten sich auf den zu erwarteten Duft und die Blütenpracht durch die Liebesblume, die auf der ganzen Welt in den Glashäusern oder direkt in den Blumenläden heranwuchs. Unbemerkt und still wurden die Verteillager des Gilderkonzerns mit Nef Gull aufgefüllt und der Börsenkurs von Gilder war stark und stabil, denn viele kauften bereits Nef Gull auf Vorrat für die Blumenkorsos, denen sie trotz ihrer Allergie beiwohnen wollten. Gilder bereitete alles für einen erwarteten Ansturm auf ihr Produkt am ersten „Korsotag“ vor.

Doch an diesem Tag war alles anders, unerwartet und überraschend und unangenehm.

Zuerst spürten so viele keinen Heuschnupfen und keine geschwollenen Augen mehr, denn das ätherische Öl der Kanadischen Heilpflanze entfachte seine Wirkung nun frei von den überall vorbereiteten Blumenkorso Wagen, Booten, ja sogar Straßenbahnen und Eisenbahnen waren damit geschmückt.

Niemand brauchte mehr im Stundentakt fünfzehn tropfen oder zwei Hübe Nef Gull mehr, also stellten so viele mittags fest, das ihre Vorräte noch groß waren und weil der Preis für Nef Gull sehr hoch war, kaufte niemand unnötig mehr als er brauchte. Die Lieferwagen, mit Großpackungen Nef Gull beladen, mussten noch in den Auslieferungslagern warten. Die konkurrierenden Pharmaunternehmen hackten ein und lancierten Meldungen wie „Gilder verspekuliert sich mit seinen Lieferungen“, „kurzfristig wirksame Gilder Pharmazeutika in großer Zahl auf Lager, vieles wird unbrauchbar“. Bei der Konzernleitung begann eine leichte Nervosität, die am Nachmittag in entsetzen Umschlug als die Meldungen von den Blumenkorsos eine überraschende Wendung nahmen.

Blumenmeer stinkt wie ein alter Komposthaufen!

Hat man uns verdorbene Blumen angedreht“ Es stinkt zum Himmel!

Von den Booten auf den Seen und Flüssen gab es verschieden Meldungen. Die einen warfen ihren ganzen Blumenschmuck ins Wasser und fuhren davon, so schnell sie konnten, während andere oft gleich ihr Boot verließen und ans Ufer schwammen. Das hörte man zumeist von den Seen, wo die Boote ja weiter in der Mitte dahintrieben, nicht durch die Strömung fortgerissen wurden und ihren Gestank verbreiteten. Feuerwehrboote versuchten darauf, die Blumenboote mit Wasserstrahlen von den übelriechenden Schmuck zu befreien, da sich der Gestank dann auch über die am Ufer wartenden Zuseher ausbreitete.

Die „Goldliebesblume“ wurde einhellig zur „Übelkrautstinkwurz“ erklärt und viele Menschen wollten ihr Geld dafür zurück. Die Blumenläden verklagten die Lieferanten, alles Subunternehmen im Gilder-Konzern, die fast alle in Konkurs gingen.

Es dauerte über eine ‚Woche, bis alle Reste des nun „Stinkwurz“ genannten, einst so stolzen Gewächs „Goldliebesblume“ verbrannt waren, damit der Gestank aufhörte. Während diese Zeit brach der Umsatz von Nef Gull total ein, die Konkurrenz tat ihr übriges mit den Meldungen über große Verluste des Konzerns, weil eine große Menge Nef Gull nahe am Ablaufdatum war und wohl entsorgt werden müsste, um den Gilderkonzern in Misskredit zu bringen.

Aufkommende Gerüchte, das die Allergien durch die nun nicht mehr vorhandenen Goldliebesblumen verursacht wurden, und das sogar vom Gilder-Konzern wohl wissend forciert worden wäre, ließen die Aktienkurse vollends einbrechen.

Zu einem Spottpreis wurde der Konzern von der Konkurrenz aufgekauft und zerschlagen.

Die Meldung aus Island, das ein alter Glashauskomplex vermutlich durch Selbstentzündung von Düngemittel und Unkrautsalz in Brand geriet und völlig zerstört wurde, geriet in dem großen Tohuwabohu um die Liebesblume – Stinkewurz und den Gilderkonzern fast völlig unter.

Ein kleiner Teil der „Gilder Pharma“ wurde von einem unbekannten Personenkreis übernommen und liefert nun Anti Allergene Heilkräuter zu einem fairen Preis, die sehr gut gegen Blüten und Pollen Allergien halfen. In der Werbung dafür ist oft ein Joe Flowerstone und ein Fräulein Frühling zu sehen.

Den Vertrieb und die weltweite Zustellung wurde durch die „B. Jäger CoKG“ übernommen. Über die Kommanditisten ist offiziell nichts bekannt, aber Boris hat ja immer schon viele Geschäfte mit Veit gemacht, jetzt sogar ganz legale.

Diverse Studien und Untersuchungen wurden auch der Öffentlichkeit vorgestellt, damit allen klar wird, was heute alles an gemeinen Machenschaften möglich ist.

Sich davor zu schützen ist immer schwieriger und oft braucht es auch Sonderlinge, Verbindung zu den Naturgeistern und beherztes Handeln, damit nicht einige wenige sich alles ungestraft erlauben können.