Die Wölfe wollen zurück

Als die Abenddämmerung hereinbrach suchte ich auf meiner Maschine einen Platz zum schlafen. Schlafsack, Jause und alles für ein gutes Frühstück hatte ich vorsorglich dabei. So fuhr ich leise einen Weg tief in den Wald hinein. Ich fand eine versteckte Lichtung mit wunderbarer Aussicht gegen Osten und richtete mir mein Nachtlager. Lange blickte ich nach Osten, die letzten Strahlen der Sonne erhellten den gegenüberliegenden Hügel. Es war eine ergreifende Stimmung, etwas besonderes lag in der Luft. Ich konnte es deutlich spüren. Zweige knackten leise und sie trat aus dem Unterholz.

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Sindi, so stellte sich die junge Dame in Outdoor-Ausrüstung vor, fragte mich, ob ich auch glaube, das sie morgen früh kommen. „Wer?“ wollte ich wissen. „Na die Wölfe.“ gab sie fröhlich zurück. „Bist du nicht der Sepp den ich hier treffen soll?“ „Nein, ich bin Helmut, kann ich helfen? Was meinst du mit Wölfen?“ Ein Windstoß rauschte in den Blättern des Waldes und überdeckte fast eine leises, mir gut bekanntes Raunen: „Hilf den Wölfen, sie brauchen dich!“ So erhielt ich meinen Auftrag und ich hörte Sindi ganz genau zu, was sie mir alles über die Wölfe erzählte.

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Ein kleines Rudel junger Wölfe hatte sich auf den Weg nach Westen gemacht um neues Land zurück zu gewinnen. Langsam kamen nach ein paar Bären nun auch die Wölfe zurück in die Länder, wo diese wilden Bestien, wie man sie früher bezeichnete, vor vielen, vielen Jahrzehnten ausgerottet wurden. Weil sie den Bauern die Schafe rissen, Menschen angriffen, oder vielleicht doch nur, weil so der Jagdtrieb, die Tötungslust einiger Mitglieder der angeblich „menschlichen“ Spezies befriedigt werden konnte. Nein, ich meine nicht die Jäger und Förster, die die Natur hegen und schützen, die in strengen Wintern Futter in den Wald bringen und manchmal kranke und verletzte Tiere erlegen müssen, wenn keine natürlichen „Feinde“, ich bevorzuge allerdings die Bezeichnung „die Nächsten in der Nahrungskette“, da sind. Ich meine die Menschen, die es als Unterhaltung und Hobby empfinden in der Überzahl mit Waffen auf Unbewaffnete los zugehen, oder aus dem Hinterhalt auf sie schießen, um sie zu töten. Als Beweis, das man sich einem Tier auf „Schussweite“ nähern konnte, ist mir ein Foto, „geschossen“ mit einer guten Kamera viel lieber. So kann ich diesen Tieren auch später noch mit Freude begegnen. Hängt eine Trophäe an der Wand, so weiß ich nur, dass das Tier ermordet wurde, ohne Grund mitten aus dem Leben gerissen wurde. So etwas verabscheue ich.

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Doch zurück zu Sindis kleinem Rudel. Sie begleitete sie und passte auf sie auf als wären es ihre eigenen Kinder. Es gab sicher auch einige Menschen, die sich nicht über die Wölfe freuten, weil sie an alte Räubergeschichten glaubten oder gefinkelte Geschäftemacher, die die Wölfe für ihre eigenen Interessen nutzen wollten. Entweder um Ängste in der Bevölkerung zu schüren oder gar um ein „ganz exklusives Jagderlebnis für die oberen Zehntausend“ zu organisieren.

Als erstes musste man das Image der Wölfe weg von den alten Räubermärchen bringen. Und zugleich auch prüfen und entgegenarbeiten, wenn bereits Ängste geschürt wurden. Ein Email von meinem Handy an das Team SME, meine Spezialisten für PR und Lobbying im Internet und dadurch verknüpft auch mit allen anderen Medien startete das Projekt Wolf sofort. Ein zweites Email an die Bank für die Kostenfreigabe folgte. Meine „Superkräfte“ Euro und Rubel, die Wölfe kamen ja aus dem Osten, waren durch den Auftrag bereits aktiviert und der „Universum – Bank“ bekannt.

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Die nächste Frage war nun, warum Sepp noch nicht da war. Sindi machte sich Gedanken, was ihn wohl aufgehalten hat. Ich bat sie, mir mehr über Sepp zu erzählen und was er genau vor hatte. Sepp, so sagte sie, wollte den Wölfen auf ihrer Route, die er erahnte, oder wie er selber sagte, die ihm ein Wolf im Traum gezeigt hatte, entgegengehen. Kurze Informationen über die Wälder und Felder, durch die der Weg führt, wollte er auch einholen. Sepp glaubte fest, heute Mittag diese Lichtung zu erreichen, um sich mit Sindi zu treffen. Hatte er etwas entdeckt wo er genauer nachforschen musste? Undercover vielleicht so dass er sich nicht melden konnte, weil er beobachtet wurde? Sindi´s Handy vibrierte kurz, sie sah nach und nickte erleichtert. Eine Nachricht von Sepp, er schreibt, das er in der früh da sei mit ein paar Neuigkeiten. Sie war erleichtert. Kurz darauf bekam ich ein Email auf mein Smartphone. Mein Team vom Projekt Wolf hatte auf einer der Homepages von Veit Obermüller erhöhte Aktivitäten festgestellt und darauf ein paar Emails abgefangen. Obermüller bot aktuell einen einmaligen, exklusivsten Jagd Event mit allem drum und dran an. Die Details wurden nur angedeutet, aber man konnte bereits vor reservieren und es wurde ein Spitzenhotel ganz in der Nähe genannt, bei dem man Zimmer für die nächsten Tage vorbestellen konnte, wenn man interessiert sei. Sie hatten mich gleich als Vladimir Romanow angemeldet, eine Identität, die virtuell bereits vorbereitet war, so das es von diesem Typen Emails und einige Kontakte und Einträge in diversen Sozial Networks gab. Ein Set von Ausweisen, Kreditkarten, Handy und ein passender Koffer mit Bekleidung sollte Morgen Abend in meiner Nähe sein, so dass ich dann alles hätte, um als Vladimir Romanow auftreten zu können. Ich besprach nur kurz das notwendigste davon mit Sindi damit wir Schlaf finden konnten um am Morgen fit zu sein. Gemeinsam mit Sepp, der Neuigkeiten mitbringen wollte, wollten wir nach den Wölfen Ausschau halten und alles zu deren sicherem Geleit besprechen. Doch jetzt war es Zeit zu schlafen und von den Wölfen zu träumen.

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Ich träumte, aber es waren keine Wölfe, es waren mit Fell bekleidete Menschen, die in kleinen Gruppen durch den Wald streiften und dabei oft an Bäumen anhielten um einen leisen Singsang anzustimmen. Es schien ein altes Ritual zu sein, doch die Bedeutung dieses Traumes blieb mir noch verborgen.

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Die Morgensonne schien wärmend auf die Lichtung, auf einem Campingkocher brodelte die Kaffeekanne und verströmte ihren munter machenden Duft. Sindi hielt mit ihrem Feldstecher Ausschau nach den Wölfen und ich verstaute meinen zusammengerollten Schlafsack an meinem Motorrad als Sepp mit seinem Mountainbike auf die Lichtung rollte und neben Sindi stehen blieb. Sie begrüßte Sepp freundlich, bot ihm Kaffee an und erzählter ihm von mir. Zu dritt saßen wir nun zusammen und Sepp erzählte, das ein Bekannter von ihm aus dem Luxus Ressort Hotel hörte, das für die kommenden Tage ein Event vom „Boss“ Obermüller geplant wird. In der Gegend gab es aber zur Zeit keine besonderen Attraktionen oder Ereignisse außer der Ankunft der Wölfe. So wurde Sepp sofort hellhörig und forschte nach. Er fand dann auch noch eine Gruppe selbsternannter Druiden, die ein mehrtägiges Ritual zur Sinnsuche planten. Da ein paar Prominente, Schauspieler und Musiker dabei waren, hatten sie alle Genehmigungen vom Forstamt und Jagdaufsicht um sich im Wald frei bewegen zu können. Ein Jagd und Waffenverbot für den jeweiligen Waldabschnitt für die Zeit des Rituals wurde überlegt, da, ähnlich wie in meinem Traum, geplant war, das sich die Teilnehmer mit Fellen bekleiden wollten. Sepp wusste instinktiv, das sich diese Druidengruppe auch für die Wölfe begeistern ließen, aber man musste mit den Druidischen Gebräuchen vertraut sein, wenn man die Ankunft der Wölfe in ihr Ritual einbinden wollte. Ich wollte diesen Part übernehmen, da mir vielerlei Mystisches seit langem vertraut ist. Ich schickte auch sofort ein Email an mein Team, damit eine mögliche Verbindung dieses Rituals mit der Rückkehr der Wölfe im Internet diskutiert und dadurch vorbereitet wurde. Ich wollte die Druiden am Abend unrasiert in meiner Motorradkluft besuchen, damit meine zweite Identität als Vladimir Romanow geschützt bliebe. Sepp erklärte mir auf der Karte den Weg zu ihrem Quartieren und ihrem Versammlungszelt, das sie in einer Lichtung des angrenzenden Waldes aufgebaut hatten. Scherzhaft fügte Sepp hinzu „Pass auf, die sind wirklich mit Goldsicheln zum Mistel schneiden bewaffnet!“ Ich hatte vor Jahren einmal eine Mini – Goldsichel bei einem mystischen Kelten-fest bekommen, die ich immer bei meinen Campingsachen dabei hatte. Die konnte mir helfen, Kontakt zu knüpfen.

Sindi konnte kein Zeichen der Wölfe entdecken und meinte, das sie erst am nächsten Tag eintreffen werden. Gut so, sagte sie, da haben wir etwas mehr Zeit, alles notwendige vorzubereiten.

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Beim Überdenken der Ereignisse machte ich mir über Veit Obermüller Sorgen. Der Boss, so wie er sich auch selber gerne nannte, würde wohl heftig verärgert sein und Himmel und Hölle in Bewegung setzten, damit er seinen Event statt fand, das er zum Einfädeln seiner oft recht dubiosen Geschäfte, die nicht immer im Rahmen der Gesetze abliefen, nützen will. Man musste ihm eine Brücke bauen, damit er nicht dumm da stünde, aber gleichzeitig auch das Interesse an der Rückkehr der Wölfe nicht litt, damit keine weitere Safari zu einem späteren Zeitpunkt auf sie folgt. Statt Safari wäre wohl richtiger Halali zu sagen, aber Foto – Safari, das ist vielleicht die Lösung. Für Obermüllers exklusiv Event und seine Klientel aus der Hochfinanz musste man das schon riesig groß aufziehen und richtig klotzen. Das ganze noch so, das Obermüller glaubt, es sei seine Idee gewesen und den Wölfen ist nachhaltig geholfen, denn Fotos schießen tut nicht weh, auch wenn es alle Jahre wiederholt wird. Gut, was braucht man dazu. Am besten einen Teleobjektiv - Hersteller der eine Optik mit der Vergrößerung eines Zielfernrohres herstellt, am besten ein neues Produkt, so kann es eine Aktion zur Markteinführung werden. Die Lichtstärke muss sehr gut sein, den Rest muss das Kameragehäuse können, damit auch in der Dämmerung geschossene Fotos brillant und kontrastreich werden. Da kommen nur die Spitzenmodelle der Top Profi Kameras in Frage. Solch ein Fotoapparat mit Spezial Teleoptik ist ganz schön schwer und teuer. Der Preis liegt da in der Gegend eines Mittelklasse – PKWs und darüber. Da könnte man also auch noch eine Versicherung dazu gewinnen, die sich auf Exklusives spezialisiert. Das sollte doch das Catering und die Livemusik beim großen Schlussakt wert sein. So ein großer Schlussakt bringt Fernsehteams und die Regenbogenpresse, das ist super für die Modetrends und Foto statt Blei, das wäre doch ein guter Slogan. Bleibt noch die Trophäe. Da muss man auch etwas machen. Beglaubigte Fotodaten wie Zeit, Datum und Fotograf, die am Bildrand eingeblendet werden, sind machbar. Schön wäre ein Ausdruck im Stil eines Ölgemäldes mit 3D Effekt für die Pinselstriche in einem großen Format in edlem Rahmen. Jemanden zu finden, der so etwas liefern kann, war eine Aufgabe für mein Spezialisten – Team. Das Email dazu ging sofort raus, mit Objektiv und Kamerahersteller wollte ich selber einige Telefonate zu führen, auch beim Thema Sponsor - Versicherungsgesellschaft hatte ich bereits eine Idee. Ein arbeitsreicher Tag lag vor mir.

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Objektiv und Kamerahersteller zogen mit, eine Versicherung prüfte die Möglichkeiten. Alle wollten, da konnte ich sie Überzeugen, diese Sache gleich nach der offiziellen Bekanntgabe des Jagd und Waffenverbotes im Luxus Ressort Hotel vorstellen, so das Obermüller gleich auf diesen Zug aufspringen musste. Nun fehlten noch die Druiden. Ich setzte mich auf mein Eisen und fuhr in den Wald zu ihrem Versammlungszelt, so wie Sepp es mir beschrieben hatte. Mit etwa einhundert Meter Respektabstand stellte ich mein Motorrad ab und legte mir noch meine Erdbraune Decke als Umhang über die Schulter. Ein hilfreicher Zufall, auch Vorsehung genannt, ließ mich meine alte Bodhran, eine keltische Rahmentrommel die ich selbst mit einem druidischem Motiv bemalt hatte, in der Packtasche finden in der ich auch meine Minigoldsichel verstaut hatte. Die Goldene Sichel steckte ich mir in den Gürtel und die Bodrahn trug ich in der Linken, wie einen Schild, so trat ich in Kreis der versammelten Druiden, stellte mich als Beschützer der Wölfe vor und bat um das Wort. Einer der Älteren mit besonders langem weißem Haar beugte sich zur Mitte, nahm einen Redestab, er entschied sich für eine bunt geschmückte knorrige Wurzel mit Schellen, die wie ein urtümliches Narrenzepter aussah, und reichte sie mir. Ich hatte nun das Wort und erzählte von der Bevorstehenden Ankunft der Wölfe. Der Wolf ist als Krafttier für Treue zum Partner und zum Rudel bei den Kelten von jeher als Vorbild für Familie und Gemeinschaft hochangesehen. Gerade diese Werte aber verloren in der modernen Gesellschaft immer mehr ihren Sinn. Das Zusammentreffen des Rituals der Sinnsuche mit der Rückkehr der Wölfe konnte nur ein ganz besonderes Geschenk der Götter sein, sprach ich in die Runde. Von allen Zustimmung erhaltend, legte ich das Wohl der Wölfe für die Dauer des Rituals in die Obhut der Druiden, und gab den Redestab an den Ältesten zurück. Ich nahm noch an der anschließenden Wolfsmeditation teil, die spontan abgehalten wurde, verabschiedete mich dann um den nächsten Schritt als Vladimir Romanow im Hotel „Luxus Ressort“ anzutreten. Dazu traf ich mich vorher noch mit meinem Verbindungsmann, der mir einen Replika - Tschistka GAZ-13, den russischen Repräsentationswagen aus den Sechzigern mit dem nachempfundenen Design der Amerikanischen Straßenkreuzer brachte. Meine Möwe, so hieß der Wagen in der Übersetzung, hatte allerdings modernste Technik bei Motor und Fahrwerk, war also auch ein richtiger Renner. Dieses extravagante und teure Extra sollte meine Rolle, die ich zu spielen gedachte, ordentlich unterstreichen. Ausweise, Kreditkarten, Handy, Kleidung, auch eine super tolle Fotoausrüstung, alles war dabei, ich rasierte mich, zog mich um und setzte mich ans Steuer um beim Hotel vorzufahren und einzuchecken. Vielleicht lernte ich ja bereits beim etwas verspäteten Abendessen meinen Widersacher, Veit Obermüller, den selbsternannten Boss kennen.

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So, das Hotelzimmer, eigentlich eine Suite mit allem Pi Pa Po, war bezogen und alles mit Hilfe der Hotelmannschaft ausgepackt. Auch meine Fotoausrüstung mit allen Extras wurde gemeinsam im Zimmer aufgebaut, damit das Personal etwas zu tratschen hatte. Das ist oft der schnellste Weg um Nachrichten zu lancieren. So verbreitete sich die Nachricht, das ich eine Fotosafariausrüstung erster Sahne dabei hatte sehr rasch und sobald ich jemanden zu einer Besprechung oder nur zum Plaudern zu mir bitten würde, konnte das aufgebaute „Fotogewehr“ sofort die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und zum großen Gesprächsthema werden. Für mein Vorhaben war die Optik als futuristische Waffe, erzeugt durch die gewehrkolbenähnliche Schulterstütze mit Fernauslöser, der wie ein 'Gewehrabzug gestaltet war, und dem riesigen, sehr langem Teleobjektiv sicher vorteilhaft, da ich ja passionierte Gewehrschützen, Jäger im eigentlichen Sinne waren diese Leute ja alle nicht, begeistern wollte, denen die Handhabung eines Gewehres sehr gut vertraut war, die einer Spiegelreflexkamera aber nicht so. Ich schulterte noch schnell ein Jagdfernrohr mit aufgesetzter Kompaktkamera und einen am Tragriemen angehängtem Bohnensack und ging ins Restaurant um zu Abend zu essen und dabei ein paar Bekanntschaften zu machen. Ich zog einige Blicke auf mich, und setzte mich nach meinem Teller Borschtsch, den ich extra verlangte um meine Tarnidentität zu unterstreichen, an die Bar. Dort bestellte ich Tee mit Kandiszucker und sprach den Barkeeper an. „Nachher möchte ich einen Abendspaziergang machen. Ich habe mein lichtstarkes Glas mit der kleinen Knipse dabei, ob man hier wohl Wild beobachten kann?“ Der Hotelbarkeeper, der wie fast alle seiner Zunft auch ein Hobby – Philosoph und Berater für alle Lebenslagen war, erwiderte, das Herr Generaldirektor Obermüller, Titel müssen bei Barkeepern wohl sein, schon unterwegs wäre, aber Herr Magister Schön, der links neben mir saß, gleich aufbrechen wollte und vielleicht Herrn Generaldirektor treffen würde, da sie gestern auch gemeinsam zurück gekehrt waren. Ich wendete mich nach links und stellte mich als Vladimir Romanow, Liebhaber von Wildtieren und deren Fotografie vor. „Andy Schön, ich freue mich sie kennen zulernen.“ war die Antwort „ Wollen sie mit mir mitkommen, gestern sah ich Rehe und dann traf ich auch Herrn Obermüller am Waldrand an einem Platz mit einem Tisch und zwei Bänken. Die Aussicht war wunderschön und wir wollten uns Heute wieder dort treffen.“ Ich bejahte erfreut, unterschrieb die Rechnung für Tee und Suppe, und machte mich mit Andy Schön auf den Weg.

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Auf dem Marsch über die Felder zeigte ich Andy, er bot mir in jugendlicher Art das Du Wort an, was man mit meinem Fernrohr alles sehen und auch ablichten kann. Ich weiß, dieser Ausdruck ist veraltet, aber ver-giga-pixeln ist halt auch nicht das richtige Wort für Foto machen. Als der junge Magister ein gutes Foto von einer Wildschweinrotte, die er mit freiem Auge gar nicht, und mit seinem an sich guten Feldstecher auch nur unklar erkennen konnte, zustande brachte, war er begeistert. Wildtiere und die Natur schienen ihn zu interessieren, aber er konnte damit noch nicht sehr viel anfangen. Auf meine Frage erzählter er mir, das er einmal zu einer Jagd eingeladen war, er die Möglichkeiten wichtige Leute kennen zulernen zwar sehr schätzte, aber am blutigen Geschäft des Schießens, Suchen der verletzten Tiere um ihnen dann den Gnadenschuss zu geben, überhaupt keinen Gefallen finden konnte. Aber von dieser Art zu Fotografieren war er begeistert. Ich lud ihn ein, mich in meiner Suite zu besuchen, damit er auch die Top – Ausrüstung ansehen und in die Hand nehmen konnte, denn hier hatte ich ja nur die kleine, handlichere Version dabei. Er sagte erfreut zu und ich erzählte von den geplanten Testtagen eines Foto und Optik Herstellers, der am besten mit einem Event verbunden sein sollte, eine Fotosafari mit anschließender Preis- und Trophäen- Verteilung, Als Trophäe, so sagte ich zu Andy, konnte ich mir hochqualitative Fotos im Ölmalerei – Look im repräsentativem Rahmen mit eingesetzten Daten wie Name, Datum und Ort der Entstehung des Bildes gut vorstellen.. Andy überlegte kurz und meinte, das könnte auch Herrn Obermüller interessieren, der immer wieder gute und vor allem neue Events für seine Klientel brauchte. Er bot an, wenn er durfte, mich Herrn Obermüller vorzustellen und bat mich, dem Generaldirektor ebenfalls meine Fotoausrüstungen zu zeigen. Ich freute mich sehr, dann das Projekt „Hilfe für die Wölfe“ lief sehr gut an. Wir trafen den Boss Obermüller, saßen etwas zusammen und beobachteten die Natur. Auch Obermüller war von den durch das Fernrohr möglichen Fotos begeistert. Wir verabredeten uns zum Mittagessen am nächsten Tag und wollten nachher meine komplette Ausrüstung begutachten und damit zum Testen in den Wald gehen. Als ich alleine war, führte ich ein paar Telefonate. Ich hatte Glück, ein paar Ojektive, Kameragehäuse, Schulterstützen, Stative aller Art, mit ihren Firmenbetreuern würden Morgen Mittag eintreffen, Weitere Akteure für den angestrebten Event würden am Abend nachkommen. Es war angerichtet, die Show zum Wohle der Wölfe konnte beginnen.

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Obermüller, der Boss, war sichtlich genervt und grantig, als er zum Mittagessen erschien. Er murmelte ständig Jagdwaffenverbot im Wald, wo gibt’s denn so was! Er hatte soeben erfahren dass dieser Bezirkshauptmannschaftsbeschluss endgültig war. Mich freute es, das sich die Druiden hier durchsetzen konnten. Obermüller entschuldigte sich kurz und telefonierte offensichtlich mit Boris Jäger. Ein ehemaliger Ostblockagend, auch bekannt unter seinem Spitznamen das Wiesel, der nun sein Geld mit verschiedenen kleinen Firmen für Personen und Objektschutz machte. Ob dabei auch dunkle Machenschaften über dunkle Kanäle mit ehemaligen Geheimdienstkollegen eine Rolle spielten, war nicht bewiesen, aber viele Kenner der Szene glaubten fest daran. Ein SMS an mein Spezialteam, heimlich unter dem Tisch geschrieben, sollte mir weitere Informationen beschaffen. Das Wiesel war nicht zu unterschätzen, oft benutzte er Events seiner Auftraggeber heimlich für seine eigenen Ziele und setzte dann alles auch mit brutaler Gewalt durch. Schon so mancher Unfall, der dann in Folge die Probleme seiner Auftraggeber und damit auch die Probleme des Wiesels löste, schien keine natürliche Ursache zu haben. Boris Jäger kannte immer noch viele Subjekte von früher, die für wenig Geld fast alles machten. Es war bei vielen nur eine Frage der Summe, wie weit sie gingen. Doch zurück zum Mittagessen mit Andy Schön und Veit Obermüller. Wir speisten gut, das Gespräch drehte sich um die Fotojagd, Fotosafari, oder wie immer man so etwas nennen will. Wir gingen kurz in meine Suite um meine große Ausrüstung zu betrachten, als auch schon die Firmenbetreuer mit ihren Ausrüstungsteilen eintrafen. Ich begrüßte sie, stellte alle einander vor und die Betreuer boten an, gleich mit ihren SUV´s hinauf zum Waldrand zu fahren. Sie wollten uns mitnehmen, um dort oben einmal alles in der Praxis vorstellen zu können. Obermüller willigte sofort ein, es schien nun klar, das er auf diesen Zug aufspringen wollte. Auch Andy Schön war mit von der Partie, ich hingegen entschuldigte mich, versprach aber in kürze mit einer Jause für alle nachzukommen. Mit der standesgemäßen Jause beauftragte ich die Hotelküche und zog mich zurück um in Ruhe meine Nachrichten abzufragen. Das Wiesel machte mich nervös, weil ich nicht genau wusste, was alles gespielt wurde. Die neueste Nachricht von Sepp, die soeben auf meinem Kommunikator eintraf, war auch nicht sehr beruhigend. Er hatte die Ankunft einer Motorradgang in der Nähe der Druiden beobachtet. Drei der acht Motorräder hatten Nummerntafeln aus Georgien, eine mögliche Verbindung zu Boris Jäger? Da die Zeit drängte, rief ich sofort einen Freund aus alten Tagen an. Django, das war sein Spitzname, seinen richtigen vollen Namen kannte keiner, konnte mir da vielleicht helfen. Er war immer schon sehr freiheitsliebend und trat für Gerechtigkeit ein. Er konnte es nicht ausstehen, wenn unschuldige, schwache oder sonst benachteiligte zum Handkuss kamen. Meine Stimme war wohl sehr aufgeregt und schnell, als ich ihm alles erklären wollte, denn er unterbrach mich und sagte „Also ich soll Puffer spielen, glaubst du es genügen zehn Bikes? Ja, dann kann ich in einer halben Stunde losfahren. Gib mir die Adresse oder die Koordinaten und sag mir, wann du zu mir kommst um mir die Details zu geben. Wie ich dich kenne, bist du wieder mal undercover unterwegs, also spreche ich dich nicht an, wenn wir uns sehen sondern warte auf dich, so wie du es dir einteilst. Sag nur ja wenn es passt, ich stell dann meine Mannschaft für den Ausflug zusammen und du schickst mir die Adresse oder die Koordinaten. Grob zuerst, Feinheiten kannst du mir nachschicken. Und wie immer, du bezahlst nachher ein Grillwochenende mit allem drum und dran für alle! Ok?“ Ich bejahte. Mit Django verband mich eine tiefe Freundschaft und volles Vertrauen. Dann sprach dann mit meinen Spezialisten. Die hielten es für sehr wahrscheinlich, das dieser Trupp von Boris, dem Wiesel, angeheuert war. Da es noch keine konkreteren Zusammenhänge zu finden gab, glaubten sie, das Boris die Gang vorsorglich, zur Absicherung seiner Ziele, losgeschickt hatte. Er hatte also unter dem Deckmantel des Jagdevents selber etwas vor. Dann fing mein Spezialteam noch eine Nachricht ab, das Boris morgen Vormittag selbst mit seinem Bike zur Gruppe dazustoßen würde. Das hieß also, das wir solange Zeit hatten, und ich konnte Django noch am späten Abend treffen um mit ihm und seinen Freunden alles zu besprechen. Je mehr Informationen sie alle hatten, umso besser konnten jeder einzelne reagieren. Und ich freute mich auch darauf, einen alten, sehr guten Freund wieder zu sehen. Es war ein sehr gutes Gefühl, ihn an meiner Seite zu wissen.

Meine Spezialisten taten alles, um herauszubekommen, was das Wiesel vorhatte, und ich holte die Jause aus der Küche, zwei herrlich gefüllte Körbe und eine Kühltasche für die Getränke, die ebenfalls mit Weidenreisig umflochten war. Ein Gaumen und ein Augenschmaus zugleich. Das Hotel stellte mir einen Landrover zur Verfügung, in dem die Körbe eingeladen wurden, da der Feldweg zum Waldrand für meinen russischen Straßenkreuzer nicht wirklich geeignet war. Der späte Nachmittag und frühe Abend war nun reserviert, um Obermüller zu überzeugen, das eine High Society Fotosafari der perfekte Event für seine Zwecke war. Am späteren Abend würde ich dann mit Sepp und Sindi, zu Django und seinen Freunden fahren, damit sich alle kennen lernten.

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Der Nachmittag war ein voller Erfolg. Obermüller, der immer gegen jemanden intrigieren musste, legte sich auf mich fest. Er glaubte, ich wolle als neuer Eventmanager die High Society Foto Safari forcieren und er wollte mir dieses Geschäft abjagen, das er anscheinend sowohl kommerziell als auch für seine Zwecke erfolgversprechend bewertete. Deshalb machte er gleich Nägel mit Köpfen mit den Firmenrepräsentanten und handelte Vorverträge für die Ausstattung weiterer Fotosafari aus. Das war mir nur recht, ich musste bloß noch etwas zickig wirken, und konnte gleich darauf leichter wegkommen um meine Abendverabredung mit Django wahrzunehmen. Zum Schein kämpfte ich natürlich um die Folgegeschäfte, damit sich Obermüller nicht etwas anderes suchte um zu intrigieren. Ich ließ noch meine Kontakte zu einem anderem Hersteller aus der High End Fotobranche anklingen und ging. Obermüller würde sicher auch Verbindung aufnehmen und auch diese Firma sollte ruhig etwas verdienen. Mir war es sehr recht, wenn sich der Gedanke Foto statt Blei schießen in alle Richtungen verbreitete. Durch das gute Lobbiing meines Teams Support Mother Earth, kurz SME genannt, waren alle schon darauf vorbereitet und freuten sich auf die neuen Möglichkeiten für gute Geschäfte.

Am Abend ging es nun mit Sindi und Sepp zu Djangos Bikern.

Wieder einmal bewunderte ich Django. Es gab da von früher eine Verbindung zu der Druidengruppe, damals. Vor vielleicht 20 Jahren waren die Druiden noch Country und Western Fans und spielten Cowboy und Indianer. Django und einer seiner Freunde arbeitete damals mit einer Countryband zusammen, in deren Fanclub einige der heutigen Druiden waren. So kamen sie nach vielen Jahren wieder zusammen und die Biker schlugen ihr Lager direkt neben den Zelten der Druiden auf. Die Druiden gaben den Bikern den Namen „Beschützer der Freiheit, Bewahrer von Stolz und Mut.“ Und so wurde für alle ein Naturphänomen manifestiert. In wirklich wichtigen Angelegenheiten der Natur finden sich die unterschiedlichsten Individuen und Gruppen zusammen und verstehen sich auf Anhieb zum Erreichen des höheren Zieles. Als alles wichtige gesagt war, schwiegen alle. Es war ruhig und beinahe festlich. Plötzlich drang ein Laut durch die Stille der Nacht. Das langgezogene Heulen eines Wolfes.

Sie waren da! Sindi, Django, der alte Druide und ich stimmten ebenfalls ein freudiges Heulen an um sie willkommen zu heißen und ihnen zu sagen, das wir ihre Freunde sind.

Und ein mehrstimmiges Heulen antwortete.

Eine ganz besonderer Zauber umfing den ganzen Wald!

Es war ergreifend und wunderschön!

Lange standen alle tief ergriffen da und nahmen den Zauber dieses Augenblickes in sich auf.

Bis das sanfte Schu-Hu, Schu-Hu einer weisen Eule uns ermahnte, schlafen zu gehen, denn der nächste Tag versprach lang zu werden und wir mussten uns um Boris, das Wiesel und seine Mannen kümmern. Wir wussten noch immer nicht, was er im Schilde führte.

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Am nächsten Morgen überstürzten sich die Ereignisse. Django rief mich an um mir zu sagen, das er mit der ganzen Gruppe bei den Ostblock Bikern, wie er sie nannte, vorbeigeschaut hat. Um sich zu begrüßen, wie das immer noch öfters unter Bikern üblich war. Boris war noch nicht eingetroffen, aber sie sahen nun fünf Bikes mit georgischen Tafeln. Und Sepp hatte von dreien berichtet. Einer aus Djangos Gruppe glaubte auch spezielle Schrauben am Motor eines der georgisch gekennzeichneten Bikes zu erkennen, es waren aber nicht alle getauscht sondern immer zwei von dreien. So sah auch der Motor eines Bekannten von ihm aus, weil dieser zu wenige dieser Spezialschrauben bestellt hatte und die Nachbestellung noch nicht geliefert war. Er telefonierte dann mit seinem Bekannten und erfuhr, das dessen Bike in der Nacht gestohlen wurde. Der Bekannte und weitere Biker waren auf dem Weg hierher, um die Sache zu prüfen und die Diebesbande zu stellen. Gut, gestohlene Motorräder in den Osten zu verschieben war nichts neues, aber Boris Jäger hielt sich doch nicht mit solch Kleinkram auf. Ich glaubte fest, das da noch mehr dahinter steckt. Dann kam der Anruf von Sepp. Er war sehr früh auf und wollte den Wölfen entgegen gehen. Dabei entdeckte er zwei Motorradspuren die zu einem Holzstapel führten, der mitten im Wald ganz versteckt aufgeschichtet war, aber nur eine Spur führte weiter. Er sah sich den Holzstapel an und entdeckte zwischen den Holzscheiten etwas Metallisches glänzen, wahrscheinlich ein Motorrad. Als er ein Auto näher kommen hörte, versteckte sich Sepp und sah wie Boris Jäger, er erkannte ihn durch das Foto, das ich ihm gezeigt hatte, und ein zweiter Mann in einem Jeep Cherokee bei dem Holzstapel stoppten. Das Auto zog einen Motorrad – Anhänger auf dem eine Maschine aufgeladen war. Die beiden Gestalten befreiten das Heck des Motorrades im Holzstapel und montierten zwei der vier Schalldämpfer ab. Sie tauschten sie gegen die Schalldämpfer der Vierzylindermaschine auf dem Hänger und fuhren ab. Sepp berichtete mir noch, das die Auspuffkrümmer sehr seltsam miteinander verschlungen waren, er vermutete, das nicht alle vier Schalldämpfer in Betrieb waren, sondern nur die unteren zwei. Eine Bastelei die es vielleicht ermöglichte, in zwei der vier Auspuffrohre etwas zu verstecken. An dem Bike im Holzstapel waren nur zwei Rohre von der Hitze der Auspuffgase verfärbt, die Maschine auf dem Hänger hatte neue chromblitzende Rohre, da hatte Sepp nichts erkennen können. Was war also in den beiden Schalldämpfern, um die persönliche Anwesenheit des Wiesels zu erklären?

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Django rief mich an und sagte kurz und bündig „Pass auf, Boris war mit einem Jeep mit Bike auf einem Hänger bei den Ostbikern, nur zwei Minuten, dann fuhr er ab Richtung Hotel. Die Ost Biker sind sofort aufgebrochen und fahren zurück, direkt dem Empfangskomitee entgegen, wegen der gestohlenen Maschine. Alles ok, die beiden „berittenen Kriminalpolizisten“, du kennst ja die zwei mit ihren Kawasakis von früher, sind auch mit von der Partie und wir decken den Rücken. Du musst das Wiesel übernehmen.“ Ich konnte gerade noch in den Lärm der startenden Motoren „ok“ rufen, dann hatte Django schon aufgelegt. Ich sah aus dem Fenster meiner Suite auf den Vorplatz des Hotels und sah den Jeep mit dem Motorradanhänger die Auffahrt heraufkommen. Boris stoppte an der Seite, dann sah ich Obermüller, der zu ihm hinging und ein Kuvert durch das offene Fenster an Boris übergab. Sie wechselten kaum drei Worte als Boris auch schon wieder abfuhr. Offenbar hatte Obermüller die Dienste von Boris für diesen Event storniert, die Treibjagd auf die Wölfe war ja ausgefallen, also waren auch keine Treiber notwendig, die gleichzeitig auf die Jäger aufpassen mussten. Wie sollte ich nun herausfinden, was in den Auspuffrohren verborgen war. Ich eilte zu meinem Auto und fuhr Boris Jeep nach. Zum Glück war er durch den Motorradanhänger schon von weitem zu erkennen. Er fuhr zügig Richtung Autobahn, es war wohl notwendig ihn vorher abzufangen. Dank meiner „Superkraft“ konnte ich mir einen kleinen Sachschaden durchaus leisten, ich musste nur extrem vorsichtig sein, damit kein Lebewesen zu schaden kam. Ich überholte Boris, nahm dann ein Stück vor ihm mein Handy in die Hand und tat so als ob ich telefonieren würde. Dabei wurde ich langsamer und fuhr extrem rechts halb auf dem Bankett. Wie erwartet hielt Boris die Geschwindigkeit und setzte an mich zu überholen. Ich ließ das Handy fallen, denn jetzt war Feingefühl und Millimeterarbeit angesagt. Ich beschleunigte leicht und zog direkt hinter dem Jeep Cherokee von Boris zurück auf den Asphalt. So als ob ich den Hänger nicht gesehen hatte, doch ich hatte ihn genau im Auge und erwischte ihn genau richtig. Ein kleiner Schubs zur Seite und der Hänger drohte zu kippen. Ein kleiner Ruck noch an meinem Lenkrad, so als ob ich meinen Wagen, der am Bankett schleuderte, abfangen musste, und der Hänger mit samt Motorrad kippte zur Seite um. Gut das diese Anhänger so leicht gebaut waren. Alles Vollgas geben von Boris um den Hänger zu stabilisierten half nicht mehr. Ein Befestigungsgurt riss und das Motorrad schlug auf der Straße auf. Glück für mich, ein Auspufftopf, vermutlich in der Eile schlecht festgeschraubt, löste sich von der Maschine und zog quer über die Straße auf einen Kilometerstein zu. Krachend barst der Auspufftopf und ein feines Pulver färbte die Straße weiß. Boris brachte seinen Wagen zum stehen, der Beifahrer sprang heraus und löste die Anhängerkupplung. Sie war durch den Umfall verbogen und klemmte, so dass dieser Mann sehr viel Kraft brauchte und nach hinten zu Boden stürzte, als sich das Teil endlich löste. Er versuchte aufzustehen, musste sich aber mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Hände aufstützen, als Boris auch schon Vollgas gab und in der Ferne verschwand. Anhänger, Motorrad und Boris gestürzter Helfer blockierten die Straße, so konnte ich ihn nicht verfolgen und das Wiesel kam wieder einmal davon doch in der neuen Heimat der Wölfe würde es sich wohl nicht so schnell wieder blicken lassen. Ich sah, als ich ausstieg, das der Mann ein Springmesser aus der Tasche zog und weit ins Feld warf. Er wollte wohl nicht mit einer verbotenen Waffe verhaftet werden, bei allem anderen konnte er sich ja auf die Unwissenheit eines Autostoppers ausreden, Ich half ihm auf und es ging ihm schon besser. Er hatte sich beim hinfallen auf seinen Schlagring gesetzt, den er jetzt ebenfalls wegwarf. Ich ließ ihn gewähren, denn ich wusste ja wohin er diese Teile geworfen hatte und konnte sie nachher sicherstellen. Die angeforderten Einsatzkräfte trafen mit viel Blaulicht und Folgetonhorn ein, ich machte die zuerst eintreffenden Polizisten auf das weiße Zeug aufmerksam worauf alles großräumig abgesperrt wurde um auf die Spezialisten der Spurensicherung und der Kriminalpolizei zu warten. Der Helfer von Boris war offiziell Asylant, redete sich heraus wo er nur konnte und schwieg schließlich eisern, damit er nicht nach Hause abgeschoben werden konnte. Die Drogenfahndung öffnete, nachdem die Spurensicherung die Freigabe erteilte, den zweiten Dummy - Schalldämpfer, aber es kam kein weiterer Schnee, wie Kokain allgemein genannt wurde, heraus. Die Feuerwehr half mit ihrem Werkzeug, den Topf aufzuschneiden und ein Metallrohr viel heraus. Ein verzinktes Wasserleitungsgewinderohr, an beiden Enden mit einer Kappe verschlossen. Als man eine der Kappen abschraubte, vielen kleine glasklare Steinchen heraus. Sie waren sehr schön geschliffen und waren kein Modeschmuck. Der Wert der geschmuggelten Diamanten übertraf den Marktwert des gefundenen Rauschgiftes noch um ein vielfaches.

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Der Polizei war ein großartiger Fang gelungen, dank eines „unvorsichtigen Autofahrers“ der einen Unfall mit reinem Sachschaden verursacht hatte. So gelang mir also Gott sei Dank unauffällig und unerkannt zu bleiben, und ich konnte mich am Ende des Tages mit Django und seinen Freunden treffen, die gemeinsam mit den herbeigeeilten Bekannten noch zwei weitere gestohlene Motorräder bei der Ost Gang fanden und alle den zwei Kriminalpolizisten übergaben, die ja auf ihren Motorrädern mit angereist waren. Ich finanzierte wie versprochen das Grillwochenende, das sie gemeinsam mit den Druiden, Sindi und Sepp, mir und den Wölfen hier am Lagerplatz der Druiden verbringen wollten. Ich checkte aus dem Hotel aus, traf dabei Andy Schön, der von der Fotosafari, die unbemerkt von mir an diesem Tag über die Bühne gegangen war, schwärmte. Er musste morgen beim Schlussevent dabei sein, denn er hatte auch einen Preis gewonnen. Er wollte das Motto „Foto statt Blei“ auf jeden Fall aus vollem Herzen verbreiten helfen. Dann traf ich meinen Verbindungsmann, der mir mein Bike zurückbrachte, gab ihm die Möwe mit der gesamten Ausrüstung zurück, an der ja die Stoßstange einen Kratzer abbekommen hatte. Die Wölfe waren in ihrer neuen Heimat gut angekommen und ich wollte meine Belohnung mit dem Bike mit dem ich hierher kam beim Druiden – Grill – Wochenende verbringen. Der Deckmantel des exzentrischen russischen Privatiers ging mit dem Auto ins Depot zurück und ich durfte wieder ich selbst sein. Nun konnte ich ein Wochenende lang alte und neue Freundschaften pflegen. Und das Allerbeste, hier ganz nah in meiner Heimat mit wildlebenden Wölfen heulen.

Wir alle feierten gemeinsam ihre Rückkehr!