Anziehen oder Abstoßen

Ich sah links von mir die blau schimmernde Erde über dem Kraterrand aufgehen. Ein gigantischer Augenblick! Faszinierend und Wehmütig zugleich wurde ich von Fernweh und Heimatliebe überwältigt.

Dieses Bild vor Augen sitze ich hier, immer wieder ergriffen beim Gedanken an diesen einzigartigen Augenblick. Doch wie kam es dazu? Ich versuche nun schon seit einiger Zeit alles zu rekonstruieren. Es hat wohl etwas damit zu tun, dass ich mich mit den Auswirkungen der Anziehung und des Abstoßens auseinandersetze.

Bei uns ist so vieles auf dem Prinzip des Abstoßens aufgebaut. Ein paar Beispiele, zuerst unsere Autos mit Verbrennungsmotor. Was heißt das? In den Zylindern wird gezündet, Benzin oder Diesel verbrennt explosionsartig und die entstehenden Gasteilchen stoßen sich gegenseitig ab. Dadurch drücken sie die Zylinder mit großer Kraft abwechselnd nach unten und treiben so das Auto an.

Oder schauen wir uns Elektrizität durch Wasserkraft an. Wasser wird mit hohem Druck auf die Turbinenschaufeln gelenkt und stößt sie so nacheinander ab und dreht damit das Turbinenrad. Da ist keine Anziehung im Spiel, die Kolben im Automotor werden nicht nach unten gezogen sondern gestoßen und die Schaufeln der Turbinen werden weggedrückt und nicht angezogen.

Auch wenn wir uns selbst bewegen, gehen, laufen, springen, ist es so. Wir stoßen uns mit einem Fuß nach vorne ab, beim Springen sogar mit beiden. Niemand kann behaupten, dass wir einen Fuß nach vorne geben, weil der Fuß und unser Ziel sich anziehen. Wenn wir durch eine Schwingtüre gehen, so stoßen wir sie auf und ziehen sie nicht zu uns heran.

Sogar in unseren gesellschaftlichen Bestrebungen überwiegt das Abstoßen, das Verdrängen. Karriere machen bedeutet wir wollen den Job unseres Chefs, wollen ihn verdrängen. Wenn wir ein neues Auto kaufen, so wollen wir das alte abstoßen. Damit unsere Firma bessere Gewinne macht, müssen wir andere vom Markt verdrängen, altes abstoßen. Bloß als junger Mann oder junge Frau empfindet man oft Anziehung zu einem anderen Menschen, den man aber nur all zu oft als Abstoßend empfindet, wenn man sich eines Tages auseinandergelebt hat.

Ich begann nachzudenken, ob nicht auch eine Welt der Anziehung als oberstes Prinzip funktionieren kann. Motoren in denen Anziehung für die nötige Energie sorgt und keine wie immer gearteten Rückstände durch die Abstoßung in die Gegend geschleudert werden.

Wenn wir uns besinnen würden, wohin wir gehen wollen, anstatt immer an einen Ort zu fliehen von dem wir ja doch bald wieder abgestoßen werden. Wenn im Berufsleben jeder das tun würde, was er zum Wohle aller beitragen kann und damit die Anderen anzieht. Durch unser ständiges Abstoßen und Verdrängen stehen wir zu guter Letzt alleine da und werden von den anderen Abgestoßen.

Stoßen wir uns nicht sogar selbst ab? Warum sonst müssten wir uns ständig selbst finden!

Als ich wieder einmal über diese Gedanken meditierte und mit mir selbst philosophierte, klingelte mein Handy. Ich wusste, es war meines, aber ich kannte diesen Klingelton nicht. Er klang anziehend und aufmunternd, so nahm ich das Gespräch an. Eine ungewöhnliche, freundliche Stimme stellte sich vorsichtig vor. Ich kann mich aber an den Namen und die genauen Worte nicht mehr erinnern. Ich wurde eingeladen, kann mich aber nicht mehr erinnern, wohin. Ich wurde magisch angezogen. Magisch, ich kann es nur so ausdrücken, es war ein phantastisches Gefühl.

Als nächstes in meiner Erinnerung blickte ich nach links und die Erde stieg in den Himmel über eine graue staubige Kraterlandschaft, und wieder werde ich von diesem Anblick überwältigt, sooft ich daran denke. Ich schließe die Augen um diesen Moment zu verinnerlichen und verharre in andächtiger Stille.

Als ich dann die Augen wieder öffne, sitze ich in meinem Garten und habe einen Notizblock in der Hand. Sonst weiß ich nichts mehr. Ich lese mir die Notizen durch, sie sind utopisch, logisch, einfach und unglaublich zugleich. Sollte das alles eines Tages wahr werden? Werden die Menschen irgendwann reif sein für diese faszinierende Lebensart die ich sehen durfte? Der Gedanke daran ist einfach zu schön!

Doch seht selbst, das sind sie, die wenigen Sätze die so vieles sagen, Ich lese sie euch vor.

Einleitung:

Wie in dem Telefonat angekündigt, wurde ich mit einem Wagen abgeholt. Außen ein dunkelblauer Golf, innen jedoch eine geheimnisvolle Welt. Zwei der fremden Wesen empfangen mich. Als sie mir die Hand geben, spüre ich zugleich die Frage ob ich ihnen Vertraue und ich einverstanden bin, Wissen zu nehmen und zu geben. Durch unsere Hände pulsiert alles Wissen, das ich brauche, um Sie und ihre Lebensart zu verstehen. Ich habe auf einmal von allem ein Bild vor meinem geistigen Auge und wenn ich mich darauf konzentriere, bin ich auch schon mitten drinnen. In ihren riesigen Energieanlagen, die alles mit Energie versorgen, weil sich diese Energie von allem anziehen lässt, wo und wann immer man sie braucht. Ja, es gibt auch hier Rückstände, diese werden von schwarzen Löchern angezogen und in die allumfassende Energie des Universums eingespeist wo sie regeneriert werden.

Diese Wesen haben die Anziehung perfektioniert und können einzelne Anziehungskräfte herausfiltern und bevorzugt wirken lassen. Wenn bei uns der Mond die See anzieht nennen wir es Flut, wenn dann die Anziehungskraft der Erde überhand nimmt und das Wasser zurückweicht, nennen wir es Ebbe. Diese Wesen können nun filtern, sich also aussuchen, welche Anziehungskraft sie jeweils nützen wollen. So können sie von der Erde zum Mond und auch wieder zurück reisen egal welche Kraft überwiegt, sie nützen genau die Anziehungskraft, die sie brauchen und wollen.

In ihrer Gesellschaft wird niemand verdrängt und nichts abgestoßen. Neue Verantwortungen und Schaffensbereiche ziehen genau die Mitarbeiter an, die diese Aufgaben bestens erfüllen können und freie Mitarbeiter ziehen mit ihren Fähigkeiten die Arbeiten an, die ihnen besonders liegen.

Jeder hat seinen Platz in der Gesellschaft, von dem er schon lange angezogen wurde und hineinwachsen konnte. Keiner muss sich selbst finden. Auch die richtigen Wesen ziehen sich gegenseitig an, nirgends gibt es Abstoßendes, denn es wurde von den schwarzen Löchern angezogen, die es regenerieren und anziehend machen.

Auf den nächsten Seiten beschreibe ich nun ganz genau, wie das alles aufgebaut ist, es folgen die detaillierten Pläne für den Aufbau solch einer Zivilisation, die man auch auf der Erde ….

Hier endet die letzte Seite des Notizblockes und nur ein paar kleine Papier - Fitzelchen lassen erahnen, das es weiterging. Doch jemand hat diese Seiten entfernt. Ganz schwach habe ich noch eine Stimme im Ohr, die meint, dass das ein Traum aller sein muss, damit es verwirklicht werden kann.

Und obwohl ich in meinem Innersten genau weiß, das diese Begegnung stattfand, für mich wirklich wahr ist und das Gesehene eines Tages auch bei uns möglich ist, so soll ich wohl von einem Traum berichten.

Ein schöner Traum den ich geträumt habe und nun niederschreibe damit auch ihr ihn träumen könnt. Denn nur so kann er einmal zum Traum aller Menschen werden um sich dann zu erfüllen!