Wenn dein Bremslicht nicht leuchtet

Wir trafen uns Freitag Abend in unserem Stammbeisl und besprachen, was wir anstellen konnten. Ein Jazzkeller lockte uns, denn eine uns bekannte Rock and Roll Band spielte dort auf.

Also machten wir uns auf den Weg. Vor dem Stammlokal starteten wir unsere Motorräder, zwölf an der Zahl mit insgesamt etwas über 800PS.

Der Kernige Sound unserer Eisen begleitete uns und signalisierte einfach „Achtung, jetzt kommen wir!“.

Das funktionierte im Verkehr immer recht gut, wer konnte machte uns Platz.

Da ich den Weg kannte, fuhr ich vorne und erreichte eine Kreuzung, an der ich rechts abbiegen wollte. Da stand zwar irgend ein Verkehrszeichen herum, vielleicht ein Fahrverbot mit Zusatztafel, wahrscheinlich wie üblich „Zufahrt für Anrainer gestattet“. Was soll´s, dachte ich mir, wenn man auf der ganzen Welt zuhause ist, so wie wir, dann ist man ja auch überall Anrainer und ich stach nach rechts an dem Verkehrszeichen vorbei und sprang plötzlich etwa einen halben Meter tiefer in den Unterbau der Straße. Etwas weiter vorne war ein Schotterhaufen und ein Stapel Abwasserrohre, die mir den direkten Weg versperrten, ich musste stark bremsen und hatte Mühe meine Siebenfünfziger aufrecht zu halten und nicht durch den groben Schotter den Boden zu küssen.

Ein paar fuhren mir in die Grube nach, die anderen merkten rechtzeitig, das da was nicht stimmte, als die Rücklichter der Vordermänner plötzlich einen halben Meter nach unten gingen und stoppten noch oben vor der Fahrverbotstafel, die die Baustelle kennzeichnete und die ich so lässig ignoriert hatte.

Kaum hatte ich meine Maschine wieder voll unter kontrolle und rollte nun langsamer auf die Abwasserrohre zu, die ich links umfahren konnte, als ich einen Stoß bekam, den ich aber noch gut abfangen konnte. Ich blieb stehen und sah direkt hinter mir den Wolferl mit seinem Eisen langsam umkippen.

Schnell meine Maschine auf den Ständer gestellt und zu ihm hin, seine Matchless aufrichten, die auf seinem Bein lag. Er stand auf, prüfte sein Bein und murmelte „is eh nicht gebrochen, na gut“ während ich in forsch die Frage stellte, warum er mir hinten drauf gefahren ist und nicht gebremst hatte. Seine Rechtfertigung verblüffte mich. „Ich hab dein Bremslicht nicht gesehen!“ erklährte er und weiter „Es heißt bei uns immer, wenn du beim Django das Bremslicht siehst, dann brems, wenn er nicht bremst, musst du sicher nicht bremsen, dann ist alles ok!“

Verdutzt sah ich ihn an, ging die drei Schritte zu meinem Rad und stieg in die Bremse, das Bremslicht leuchtete nicht, denn die Lampe war wieder einmal durchgebrannt. „Und wenn mein Birnderl wieder durchgebrannt ist, du fährst ja auch eine Maschine die ordentlich vibriert und wo die Lampen alle zwei drei Wochen wieder hin sind! Willst du dich auf solche Lampen verlassen?“

Er sah mich zerknirscht an und sagte leise „ ich muss wohl besser aufpassen um zu sehen wann du bremst, du hast recht, auf dein Bremslicht darf man sich nicht verlassen, auf dein Bremsen aber schon.“ Er fügte noch ein kräftiges „T´schuldige“ hinzu und es war ja Gott sei Dank nicht wirklich was passiert.

Etwas später, bei unserer Lieblingmusik, dem Rock and Roll, vergaßen wir den Vorfall ganz schnell.