Später im Leben

Wenn geliebte Menschen von uns gehen müssen, langsam hinüber gleiten, in ein anderes besseres Leben, dann passiert so vieles, für uns neu und unbekannt, das wir nicht verstehen können, denn es passiert schon halb in der anderen Welt.

So wie du, wenn du in den Urlaub fliegst, nicht richtig merkst, welches Taxi dich zum Flughafen bringt. Wie der Kopilot heißt und warum das Essen an Bords dir nicht schmeckt ist dir völlig egal, denn du hast dein Ziel vor Augen, und freust dich schon drauf. So geht es auch unseren Lieben, deren Körper voll Leid und Schmerz hier bei uns weilt und bleiben wird, ist doch ihr Geist, ihre Gedanken schon lange dort drüben, wo all jene die ihnen vorangegangen sind, schon auf sie warten. Glaubt mir, der Körper, die Schmerzen, das irdische Sein, hat alles keinen Wert mehr, kann sie nicht mehr erreichen, wenn sie erst einmal hinüber geschaut haben, ins himmlische Leben, zu den Freunden, ihren Lieben von einst.

Der Körper mag leiden und klagen, doch sie spüren es nicht, Ihre Blicke gehen schon viel weiter, wo es schmerzende Körper nicht mehr gibt. Ihre Hülle lassen sie hier, der Körper wird verlassen, er klagt noch seinen Leid. Uns zerreißt es oft das Herz, wir spüren, der Abschied ist nah. Wir wollen nicht verstehen, warum ein geliebter Mensch von uns gehen soll, aber so ist es besprochen, so muss es sein, wir kommen als Baby und irgendwann müssen wir heim.

So mancher Mensch wartet schon sein halbes Leben lang, das er seinen Liebsten wieder sehen kann. Er schließt sein Leben ab so gut es für ihn geht, wird ungeschickt, kränkelt, die Geduld geht ihm aus. Er will hinüber, zu Frau, Bruder, Schwester, Ehemann, will nur mehr nach Haus´. So ist die ungeduldige Freude auf das Wiedersehen, unser Leid, da wir es nicht verstehen.

Ein andrer vielleicht, der im Kreise seiner Familie ist, will gar nicht, das alle ihn leiden sehen. Doch kann er nur bitten zu helfen, niemand wird sagen, hilf mir schneller fort zu gehen. Denn es gut so wie es ist, bestimmt von einer höheren, weisen, uralten universellen Macht. Wir müssen alles erleben, sehen, fühlen, was dazugehört, so ist der Lauf des Lebens einst erdacht. So wie am Ende eines Urlaubs, auf der Heimreise schon, springst du auch nicht aus dem Flugzeug ab. Du bleibst sitzen bei der Landung, steigst in den Bus, musst warten bis dein Koffer kommt, rufst dir ein Taxi, fährst darin nach Hause, zahlst, sperrst auf und schließt die Türe hinter dir. Dann ist die Reise aus und du bist daheim.

Am Ende der Reise hier auf Erden soll auch alles richtig sein, manchmal ist noch was offen, vielleicht ein versöhnendes Wort noch nicht gesagt, eine Entschuldigung nicht ausgesprochen. Wie schön, wenn man das noch erlebt. Es gibt vielerlei Gründe noch etwas zu Warten. Man will oft all seine Lieben, die zurück bleiben, noch einmal sehen, oder man wartet auf die nächsten, die kommen, auf eine Geburt, bevor man geht.

So vieles passiert, wenn unsere Liebsten von uns gehen, manches davon, kann man einfach nicht verstehen. Doch es geht nicht um uns, wir haben noch Zeit. Es geht um sie, ihre Reise hat schon begonnen und geht noch so weit. Wünscht ihnen eine gute Reise, ein Lebewohl, auch wenn wir es nicht verstehen. Man ruft sie immer stärker, drum lasst sie gehen.

Seid nicht verbittert, weil sie uns alleine lassen. Gebt ihnen einen Platz in unseren Herzen, dann sind und bleiben sie ganz nah.

Ob es genau so ist, wie ich es euch beschrieben habe, werde ich wohl eines Tages wissen. Doch ich kann es euch dann nicht mehr sagen und ihr werdet mich vielleicht vermissen.