Fehlt hier ein Blatt?

Wir sind eine kleine fröhliche Kartendippler Runde. Aber was die neuesten Vorschriften aus unseren liebgewonnenem Bauernschnapsen gemacht hat, das geht auf keine Kuhhaut.

Da kam doch tatsächlich ein Regierungsbeschluss der sich auf Grund dieser Emanzen mit den Kartenwerten beschäftigt.

Wir spielen, seit jeher mit Ass, König, Dame, Bube, und Zehner. Das ist alte Tradition, ein Spiel das es schon seit Jahrhunderten so gibt. Und doch ist es auf einmal nicht mehr gut genug für die moderne Menschheit, sagen diese verrückten „Gleichmacher“.

Es gibt in jeder Farbe, so wird eine Kartenfamilie, also Pik, Herz, Karo und Kreuz (auch Treff genannt) bezeichnet, einen Mann, eine Frau und ein Kind, einen Buben.


Nun war diesen Unruhestiftern, denen keine alte Tradition heilig ist, die alles über einen Kamm scheren wollen, natürlich über einen Kamm für weibliches Haar, diese Kartenaufteilung wiederum ein Dorn im Auge. Der Mann, ein König, die Frau nur eine Dame und das Kind, ein Bube, also ein Überhang der Männlichkeit. Sie forderten mit „Rücksicht auf die lange Tradition zum Ausgleich zumindest bei der Hälfte der Farben, zum Beispiel Pik und Herz (natürlich, denn das sind ja die höherwertigen Farben im Spiel) ein Umdenken und Umdrehen. Hier soll es nun Ass, Herr, Königin, Mädchen und Zehner sein, damit ein Ausgleich geschaffen wird. Sie verlangten auch sogleich, das die Kartenbilder, manches mal einfach gehalten, oft aber kunstvoll, reich detailliert ausgeführt, eindeutig zeigen mussten, womit Dame, Königin, beziehungsweise Herr oder König gemeint ist.


Dabei müssten sie einfach die Kartenbezeichnung auf Englisch betrachten, dort heißt es ja eh schon Ace, King, Queen, Jack und Ten. International auf englisch sind also König und Dame nicht nur verheiratet sondern teilen sich auch den Thron, sind als König und Königin gleichberechtigt an der Spitze ihrer Kartenfarbe gemeinsam die Regenten.

Lediglich der „Jack“ der Bube macht da ein bisschen Sorge. Außer man sieht es nicht so eng. Jack könnte doch auch als Abkürzung für Jackeline, oft auch Jaqueline geschrieben, stehen und somit ist es dem Betrachter überlassen, ob man in Jack bei manchen Farben eine Jaqueline sieht oder einen Jakob. Wenn die Künstler und Graphiker beim Gestalten der verschiedenen „Jack´s“ auf einen Schnurrbart verzichten, ist die Frage ob Manderl oder Weiberl sehr oft nicht ganz eindeutig sofort zu erkennen.

Wir einigten uns für die Englischen Bezeichnungen um bei diesem Kasperletheater, das nun auch die alten traditionellen Kartenspiele erreicht hat, nicht auch noch mitmachen zu müssen. Wir nannten unsere Version „Farmes Drinks“


So saßen wir eines Tages in unserem Stammbeisl beisammen, wo auch immer der Fernseher mit dem Sport läuft, und schnapsten uns ein paar Bummerln „Farmers Drinks“ aus, als plötzlich der große Schock für uns in den Nachrichten verlautbart wurde.

Kenner dieses Kartenspieles wissen ja, das man mit einer Queen und einem King der gleichen Farbe einen „Zwanziger“ beim Ausspielen einer der beiden Karten ansagen darf. Handelt es sich um die Farbe die zum „Atout“, oft in deutsch auch Trumpf genannt, erkoren ist, dann ist es sogar ein „Vierziger“, der beim Erreichen der Sechsundsechszig, die zum Gewinnen notwendig sind, sehr hilft. Und dann meldet sich der Verein „Rosa – Lila – Leben“ zu Wort und verlangt doch allen ernstes, das man beim Bauernschnapsen auch mit zwei Königen oder zwei Damen, also einem gleichgeschlechtlichem Paar, den begehrten Vierziger oder Zwanziger ansagen darf, denn alles andere wäre eine Diskriminierung des Lebensstils der heutigen Zeit.

Eine große Demonstration fand gerade vor dem Rathaus statt, eine Gruppe trug Transparente mit den Worten:


Zwei Partner nur, gemischt und echte,

geben dem Zwanziger die vollen Rechte!


Und diesen Satz sangen sie im Chor immer wieder, währen von den Seiten laute Rufe ertönten, die besagten, das nur Mann und Frau das wahre sind,

„wüst wos aundas, daunn vaschwind!“

oder auch,

zwei Weiba, und zwa Maundaleit,

ham beim Schnopsn nix valurn, des is ned gscheit!


Die Volksseele war entzweit und wir gingen wortlos und betroffen in den Schanigarten hinaus, legten eine alte Zeitung in einen Blechkübel, der zum Ausleeren der Aschenbecher diente, und zündeten sie an. Langsam und nachdenklich warfen wir einzeln die Karten aus unserer Hand ins Feuer. Joe meinte leise: „Was meint ihr, wollen wir Eisstock schießen, und im Sommer dann am Asphalt?“ Charly antwortete: „weil du, wenn wer am Bahnrand steht und blöde Ideen verzapft, nur a bissal auf die Seite schießen musst, damit es wieder passt?!“ und grinste.

Wir nickten ernst und gefasst, mussten aber dann lauthals loslachen. „Ja, so machen wir das!“ klang es im Chor.

So leben wir unser Leben. Wenn es was neues gibt, denken wir ernsthaft darüber nach, wie wir unsere Heiterkeit und unseren Frohsinn trotzdem bewahren können.