Keine sieben Tage sind es her, dass die geschichtsträchtige Abstimmung stattfand, und wir können in den Nachrichten erleben, wie heute das Einkommen der Bevölkerung geregelt wird.
http://www.srf.ch/sendungen/echo-der-zeit/
Finanzielle Situation der Künstler verschärft sich
«Ich mache sehr viel mit Geld, aber nicht für Geld»
http://podcasts.srf.ch/world/audio/Echo-der-Zeit_10-06-2016-1800.9.mp3
Da sind zwei Beiträge zu finden, zur Einkommenssituation von »Künstlern«. Es wird berichtet, dass diese Gruppe dramatisch wenig Geld pro Jahr zur Verfügung steht, und wie das jetzt weitergehen kann. Nun hat scheinbar die Schweizer Regierung beschlossen, dass die Künstler ein spezielles Bankkonto (3A-Konto) eröffnen müssen, auf das sie Geld ansammeln, von dem später die Rente finanziert werden soll.
Im Anschluss an diesen Bericht, werden zwei Künstler gefragt, wie sie denn so zurechtkommen, wenn sie nicht »für den Markt« produzieren und somit kein geregeltes Einkommen haben. Die Künstler antworten, dass sie auf Unterstützungsbeiträge angewiesen sind, um ihre Arbeit machen zu können. - Außerdem sagen sie gleich eingangs, dass sie nicht »für Geld« arbeiten, sondern »mit Geld« arbeiten. Das ist bemerkenswert, denn sie sagen damit, dass sie das erhaltene Geld verwenden, um die eigene Arbeit, die »künstlerischen Aktivitäten« zu ermöglichen.
Jetzt werden die Künstler gefragt, warum sie denn Künstler geworden sind, wenn sich damit nichts verdienen lässt? - Und sie antworten, sie seien »aus guten Gründen« Künstler geworden und ihre Arbeit sei auch für die Gesellschaft gedacht. - Ihre Arbeit würde deshalb »im Auftrag der Bevölkerung« subventioniert.
Hatten wir nicht eben erst eine bundesweite Abstimmung in der Schweiz, in der genau diese Problemstellung zur Abstimmung stand? Nämlich die Einkommen aller Bürgerinnen und Bürger der Schweiz auf existenzsicherndem Niveau zu sichern, und die dann mit 80% abgeschmettert wurde?
Was wird den Bürgerinnen und Bürgern stattdessen angeboten?
Erst einmal ist die Einlassung der Künstlerin wunderbar intellektuell, dass sie nämlich nicht »für« Geld arbeite, sondern »mit« Geld. - Götz Werner hatte schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass wir Menschen nur arbeiten können, wenn wir bereits Geld haben, also »mit Geld« ausgestattet sind. - Abends müssen wir uns Essen kaufen können, neue Zahnpasta und Haarshampoo, damit wir morgens durch Nahrung gestärkt und in der äußeren Erscheinung akzeptabel daherkommen, wenn wir mit der Arbeit beginnen. Mit anderen Worten, das Geld muss immer »vorher« da sein, bevor wir überhaupt anfangen können, zu arbeiten. - Und nichts anderes sagt die Künstlerin über ihre Situation. - Und das Subventionssystem ist allenthalben bekannt. Wenn es nicht die Künstler sind, dann die Milchbauern oder die Arbeiter im Braunkohlerevier.
Ja, wer hätte das gedacht. - Alle wollen zurecht existentiell versorgt sein. Nur ist es heute so, dass sie alle vor den politischen Verwaltern antanzen müssen, um nachzuweisen, dass ihre Arbeit »subventionsberechtigt« ist. Denn alleine »am Markt« schaffen es diese Personengruppen nicht mehr, ein existenzsicherndes Einkommen zu erzielen.
Die Machthaber, Politiker, entscheiden dann, welche Personengruppen »im Auftrag der Bevölkerung« unterstützt gehören. - Die Bevölkerung entscheidet nicht selbst darüber, zum Beispiel durch Bevölkerungsabstimmungen, welche Arbeit sie subventionieren will. Vielmehr ist es die kleine Gruppe der Politiker, die für (im Verhältnis zur Allgemeinheit) kleine Gruppen Vorteile schafft, oder nicht. - Je nachdem, wie lautstark sich die Vertreter der »Benachteiligten« zu Wort melden. - Das ist aber eine Lobbyisten-Gesellschaft.
Wikipedia:
Lobbyismus ist ..... eine Form der Interessenvertretung in Politik und Gesellschaft.Mittels Lobbyismus versuchen Interessengruppen („Lobbys“) vor allem durch die Pflege persönlicher Verbindungen die Exekutive und die Legislative zu beeinflussen. Außerdem wirken sie auf die öffentliche Meinung durch Öffentlichkeitsarbeit ein. Dies geschieht vor allem mittels der Massenmedien.Wer nichts Nachweisbares leistet und keinen Lobbyismus zugunsten der eigenen Interessen betreibt, wird in solchen Gesellschaften womöglich schlechter behandelt, als andere. - Psychisch Belastete, Obdachlose, »schweigsame« Menschen können in solchen Gesellschaften ungerechtfertigt schlechter dastehen, zum Beispiel bei den Renten.
Vor den Herrschern der heutigen Zeit muss man einen Knicks, eine tiefe Verbeugung machen können und ehrerbietigst um deren Aufmerksamkeit und Unterstützung bitten. Das muss der heutige Bürger können. - Gekoppelt mit Anklagen in wahrnehmbaren Medien über die schlechte Behandlung, die man erfährt, lassen sich dann womöglich schnelle Gesetzesänderungen zu den eigenen Gunsten erreichen.
Interessant ist auch bei den beiden Beiträgen im Schweizer Radio, dass weder die Moderatoren, noch die Künstler selbst auch nur ein Wort zur Grundeinkommens-Abstimmung am letzten Sonntag verlieren. So als ob das ein Tabubruch wäre, da nochmal eine Verbindung herzustellen. - Das ist schon erstaunlich.
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Die Frage lautet, wollen wir solche Gesellschaften mit derlei Regeln? - Oder ist nicht eine gerechte Welt eher erreichbar, über ein Bedingungsloses Grundeinkommen für alle. - Scheinbar will niemand zur großen Gruppe der »Allgemeinheit« gehören. - Lieber wollen die Leute sich als Angehörige, von kleinen »Spezialgruppen« darstellen, deren Wichtigkeit fraglos geklärt sei. - Um dann auf dieser Basis ein Existenzrecht einzuklagen.
Das Grundeinkommen ist aber gerechter, weil es auch die Menschen würdig behandelt, die keine Lobbyarbeit betreiben wollen oder können, aber dennoch »gleichwertig« zu allen anderen eine »bescheidene, aber menschenwürdige Existenzsicherung« brauchen.
Spezielles Grundeinkommens-Konto
Jetzt aber noch ein anderer Punkt. Die Idee eines speziellen Kontos, wie es jetzt für die Schweizer Künstler eingerichtet wurde, ist eine gute Idee, die sich auf eine Grundeinkommens-Gesellschaft übertragen lässt.
Jeder Bürger bekommt ein spezielles Konto, das Grundeinkommens-Konto. Mit ihm verknüpft ist eine Bürger-ID.
Zwei Varianten können diskutiert werden:
Das Konto hat immer einen »monatlichen Stand«. Nehmen wir an, es sind 1100 Euro Grundeinkommen gesellschaftlich vereinbart. Dann verfällt zum Monatsende der Restbetrag und am Monatsanfang des darauffolgenden Monats stehen wieder 1100 Euro zur Verfügung. - Dem Konto ist eine Karte zugeordnet. Mit dieser kann entweder bezahlt oder kostenlose Güter in Anspruch genommen werden. - Werden kostenlose Güter in Anspruch genommen, so wird die Entnahme und die Menge dieser Güter über die Karte »vermerkt«.
Das Grundeinkommens-Geld ist nicht auf andere Personen übertragbar.
Warum soll das Geld am Monatsende verfallen? Grundeinkommen soll einzig der Existenzsicherung dienen. Bestünde die Möglichkeit, Geld anzusammeln, könnte das einen Missbrauch des Existenzsicherungsgeldes begünstigen.
Aber es ist natürlich auch die andere Version denkbar. Dass das Geld nicht am Monatsende verfällt. Dann kann es angesammelt werden, um zum Beispiel größere Anschaffungen zu tätigen.
Letztlich wird die Gesellschaft darüber entscheiden, wie verfahren wird.
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