http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/38487/1/1
http://www.spiegel.de/sptv/a-418401.html
Was Hartz4 aus Menschen macht. Franz Trojan von der Spider Murphy Gang wurde obdachlos und lebte dann im Heim. Ingrid Steeger, eine bekannte deutsche Schauspielerin hatte Schulden und kein Geld mehr.
Was soll man den Promis vorwerfen? Sie haben im Deutschland der 70er, 80er gelebt, haben für die Gesellschaft gewirkt. Und natürlich auch für sich selbst. Und dann hat halt jeder eben »sein Schicksal«. Da gibt es nichts, was man den Menschen anlasten kann. Und dennoch werden sie heute so behandelt, von der Gesellschaft, als hätten sie den Unmut, der ihnen entgegen schlägt, von Seiten der Behörden, irgendwie verschuldet. - Aber so denken kann man eigentlich gar nicht.
Am Beispiel von Franz Trojan sieht man auch, wie ungerecht die Mitmenschen sich verhalten. Denn hat Trojan nicht von 1982 bis 1992, also in der Zeit, in der die ganzen Hits der Spider Murphy Gang veröffentlicht wurden, in der Band mitgewirkt? Warum bekommt er heute keine Tantiemen dafür? Weil ein anderer aus der Band cleverer war. Aha. Und was heißt das. Ungerechtigkeit hat einen Namen. Es liegt somit nicht an Trojan alleine, wenn sein Leben elendig und karg ist. Die Mitwelt müsste sich schon fair und »brüderlich« verhalten. :-/
Genauso Ingrid Steeger. Viele Jahre war sie »unsere« Ingrid Steeger. Jeder kannte sie aus dem Fernsehen. Sie gehört zur deutschen Kultur und ihr gebührt ein angemessener Umgang. Warum fühlt sich keine Staatsregierung oder Kulturstaatssekretär angesprochen und spendiert ihr im Namen der Mitbürger eine kleine Rente? Wir können gar nicht so arm sein, hier im »reichen Deutschland«, als dass das nicht ginge. Es gibt keinen Zusammenhalt und keine Achtung. Wir pflegen einen würdelosen Umgang. Was ist mit den Bewohnern im Lande los. Viel zu viele leiden unter einem verlotterten Charakter. Ein beängstigender gesellschaftlicher Verfall ist zu beobachten.
In den 50er-Jahren prägte der Soziologe Helmut Schelsky den Begriff von der »nivellierten Mittelstandsgesellschaft«. An diesem Mythos wird bis heute im Land kaum gerüttelt. Die Vorstellung gefällt, dass die eigene Leistung über das Fortkommen entscheidet und der Tüchtige nach oben durchmarschieren kann.
Das kann durchaus so sein. Aber es gibt noch weitere Aspekte. Zum Beispiel das nicht genügend »motivierende« Arbeitsplätze für alle vorhanden sind. Oder, dass Menschen gar nicht so viel »abhängig-beschäftigt« arbeiten wollen, für andere, weil sie eigene Projekte voranbringen möchten: Persönlichkeitsentwicklung, Schule, sich um jemand kümmern, gesund werden. Und vieles mehr.
Sie will nur für sich und ihre Familie sprechen, keine Typologie abliefern. Den typischen »Langzeithartzer«, den die Medien wahlweise faul oder jammernd, hilflos oder ungebildet vor dem Flachbildschirm präsentieren, den gibt es ihrer Meinung nach ohnehin nicht.
Ja, das ist wahr. Aber dennoch behandelt man sie so, als ob sie diesen Umgang »verdient« hätten. Wie kommt das? Es bedarf eines Grundes, warum man die Menschen so schlecht behandelt und Gerhard Schröder hat damals, Anfang 2000 gesagt, es liege an der mangelnden Bereitschaft der Arbeitslosen, in die »Hände zu spucken« und für sich selbst zu sorgen (in dem sie sich an irgendwelche Geldbesitzer, »Arbeitgeber« möglichst billig verkaufen). Da war dann der Druck da und eine Bewertung, der sich insbesondere die Bildzeitung bediente, um Menschen niederzumachen und die SPD-Agenda zu promoten. Das erinnert an vergangene deutsche Zeiten, wo so etwas häufiger vorkam. Diese Hetze gegen Mitbürger ist in Deutschland nicht ungewöhnlich.
Das Schlimme ist, dass durch diese Gesetze der Aggression unter den Menschen Nahrung gegeben wird. Die einen fühlen sich berechtigt, Mitmenschen der Faulheit zu beschuldigen und werden ausfällig, die anderen fühlen sich genötigt, bedroht, beleidigt, gedemütigt und gedrängt, in einer Art und Weise, die eines demokratischen und menschenwürdigen Staates nicht mehr angemessen ist. Einer Verrohung der gesellschaftlichen Verhältnisse wird hier Vorschub geleistet. - Die Verschlechterung der Lebensqualität in Deutschland nimmt weiter zu.
Nun arbeitet sie kurioserweise dort, wo ihre Mutter ihre größten Versagensängste erlebt hat, in einer Arbeitsagentur
Aha. Frau Zimmer hat einen Arbeitsplatz gefunden, in der »Arbeitsagentur«. - Hhmm. Tja. Da sagt man lieber erstmal nichts. :-|