Ein sehr guter Artikel zum Grundeinkommen. Wichtige Aussagen von Reimund Acker. Auch die Fragen der Journalistin empfand ich als sachlich und angemessen, was bei vielen Schreibern, Reportern, die über das Grundeinkommen berichten, nicht gesagt werden kann.
Viele Geschäftsideen, Forschungs- und Entwicklungsvorhaben oder Kunstprojekte scheitern ja bereits in der Planungsphase daran, dass sie nicht sofort die Miete einspielen. Wer dagegen durch das BGE seine Miete und Lebenshaltung gesichert weiß, kann seine Ideen in Ruhe entwickeln, testen und realisieren.Gerade die »Miete« wird noch so manchen Grundeinkommens-Befürwortern zu knabbern geben. Sie müssen nämlich erklären, wie in einer kapitalistischen Gesellschaft, in der Finanzspekulanten mit Vorliebe ihr Geld in Immobilien investieren, die Miete im Grundeinkommen enthalten sein kann. - Das geht gar nicht.
Deswegen müssen zusätzlich zur Idee, dass Nahrung, Kleidung, Wohnen und Energie das Grundeinkommen darstellen, auch genau diese Güter besonders preiswert sein oder =0 kosten. Sonst funktioniert das Grundeinkommen nicht.
Wie also entziehen wir den Finanzhaien den »Grund und Boden«, damit die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens verwirklicht werden kann?
Unternehmer dürften im Grundeinkommen den Vorteil sehen, dass sie nicht mehr die ungeliebte Arbeitgeberrolle erfüllen müssten, sondern sich auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren könnten: Güter und Dienste möglichst effizient zu produzieren.Diese Aussage ist sehr wichtig. - Und sie wird in den seltensten Fällen von den Gewerkschaften vertreten. Die Gewerkschaften tun so, als ob es Aufgabe der Unternehmer sei, besonders hohe Löhne zu zahlen. Dabei ist die erste und wichtigste Aufgabe der Unternehmen, die benötigten Waren und Dienstleistungen den Menschen zur Verfügung zu stellen. Erst an zweiter Stelle steht die Frage nach den Löhnen. Mit einem Grundeinkommen braucht sich darüber niemand viel Gedanken zu machen. Er kann zu jeder Zeit ein Unternehmen verlassen. Wohingegen wir heute die existentielle Abhängigkeit vom Arbeitgeber haben.
Und natürlich gibt es immer eine Diskussion darüber, wie Arbeitsplätze gestaltet sein sollen, wie ein Lohn aussehen könnte. Darüber werden in Zukunft, in einer bGE-Gesellschaft, nicht nur die Gewerkschaften als Macht-Organisation, sondern in erster Linie die einzelnen Arbeitnehmer entscheiden.
Ich denke dazu brauchen wir vor allem eine seriöse, überparteiliche und flächendeckende Organisation mit guter Medienpräsenz, die das Thema Grundeinkommen beharrlich und mit zunehmender Intensität unter die Leute bringt. Und ich hoffe es gelingt uns, das Netzwerk zu einer solchen Organisation auszubauen. Bereits heute ist es mit mehr als 4.000 Mitgliedern die weltweit größte Grundeinkommensorganisation.Hier bin ich anderer Meinung. - Für mich ist das Netzwerk im klassischen Sinne »Organisation«, und dadurch Teil des Problems. - Wir Bürger können eben gerade nicht durch solche Organisationen unsere Interessen erfolgreich weiterbringen, weil wir delegieren sollen. - Andere geben vor, als »gewählte Vertreter« unsere Interessen zu befördern, und das funktioniert nicht.
Besser finde ich es, statt das Thema »unter die Leute« zu bringen, dass sich die Leute selbst für ein bGE einsetzen, sich darüber informieren, eine Meinung haben, Urteile fällen und Entscheidungen treffen. - Statt Mammut-Organisationen aufzubauen, sollten Hunderte, Tausende, Millionen von Individuen fähig sein, ihre Interessen als eigenständige Subjekte zu vertreten. Sodass wir nicht Fans und Anhänger von Organisationen auf einer Demo sehen, sondern Leute, die von dem Grundeinkommen überzeugt sind, und sich selbst für die Sache einsetzen. - Das ist dann etwas anderes, als von Reimund Acker beschrieben.
Denn dann besteht Hoffnung, dass eine möglicherweise entstehende Ablehnungsfront gegen das BGE in der Wirtschaft zumindest geschwächt wäre. Aber vielleicht findet ja auch ein Umdenken bei den Wirtschaftslenkern statt, ähnlich wie bei den Gewerkschaften.Die »Ablehnungsfront« gegen das Grundeinkommen haben wir heute in Form eines Schulterschlusses von Parteien, Wissenschaft, Wirtschaft, Gewerkschaften und den öffentlichen Medien, in dem sie die heutigen Verhältnisse schön reden: »Niedrige Arbeitslosigkeit«, keine Armut, Konsumrausch und so weiter.
http://www.sz-online.de/nachrichten/wirtschaftsweiser-angst-vor-armut-ist-zu-gross-3289643.html
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Die Journalistin Ursula Pidun schreibt in der »Spreezeitung«, das Netzwerk Grundeinkommen sei »überparteilich«. Dies stimmt so nicht.
Gründungsmitglied im Jahr 2004 ist die damalige PDS-Abgeordnete Kipping. Ronald Blaschke, ebenfalls Gründungsmitglied des Netzwerks, ist heute wissenschaftlicher Mitarbeiter von Katja Kipping in der Partei »Die LINKE«. Und Michael Opielka steht den GRÜNEN nahe. - Zudem steht auf der Internetseite des Netzwerks »Über uns«, dass Parteimitglieder das Netzwerk mitgegründet haben. - Auch war bis heute in vielen Artikeln des Netzwerks, eine eher »linke Perspektive« zu verzeichnen.
https://www.grundeinkommen.de/ueber-uns
https://www.grundeinkommen.de/content/uploads/2009/04/pk_gruendung_netzwerk.pdf
http://www.linksfraktion.de/abgeordnete/katja-kipping/mitarbeiterinnen/