Jetzt nach der Abstimmung sind sie natürlich alle die Schlaumeier, die Gegner. - Die Bevölkerung hat »Nein« gesagt. Also ist nichts dran, an der Idee. - 46% Wahlbeteiligung kann auch bedeuten, dass die Unentschlossenen noch weiter warten wollen. Vielleicht sympathisieren viele von denen mit der Idee, aber sie sind sich noch nicht sicher. Deswegen haben sie sich nicht an der Wahl beteiligt. - Das heißt, für die nächste Abstimmung wäre noch Potential vorhanden.
Im Handelsblatt war gleich wieder zu lesen, dass das Grundeinkommen nicht funktionieren kann. - Jeden Tag wird etwas zum Grundeinkommen geschrieben, was so nicht stimmt. Man könnte immerzu die Beiträge korrigieren.
Auch die Nettopreise würden nicht stabil bleiben, wenn jedem ein Grundeinkommen zusteht. Angenommen, Sie sind Bäcker in einem gemischten Wohnviertel. Sie kennen den Großteil ihrer Kunden, wissen, wo sie arbeiten und damit auch ungefähr, wie viel sie verdienen. Nun kommt das Grundeinkommen. Sie wissen nun genau, dass jeder ihrer Kunden 2250 Euro mehr in der Tasche hat – und würden vermutlich die Preise für ihre Brötchen anheben.Aber das ist auch ermüdend. Und nicht immer ist es Unwissenheit über die Sachverhalte. Viele wollen gar nicht wissen, wie die Grundeinkommens-Befürworter die Idee erklären, weil sie so oder so dagegen sind. Deswegen schreiben sie immer wieder dieselben »Argumente« gegen das Grundeinkommen und es wäre möglich, ihnen immer wieder zu widersprechen.
In den Mainstream-Medien kann wer will, jeden Tag lesen und hören, dass wir »Wachstum« brauchen, damit es mehr Arbeitsplätze gibt. Wir brauchen aber nicht mehr Wachstum. Alle Menschen müssen beständig versorgt sein, mit den Gütern des Lebens. Das ist das Wichtige. - Dann haben wir aber eine andere Sicht, die sich nicht deckt mit der Propaganda der Parteien, Institute, Printmedien und Öffentlichen Rundfunk.
Um dieser permanenten Beschallung und Indoktrination zu entkommen, bräuchte es Alternativen. Länder, Staaten, die anders wirtschaften, eine andere Gesellschaftsordnung haben. Eben eine Alternative darstellen zu dem Althergebrachten. - Aber das gibt es nicht. - In welcher neuen Mega-City werden moderne Konzepte der Gesellschaftsgestaltung ausprobiert?
Es gibt auch keine Opposition. - Alles ist gleich. Gleichgemacht. Die etablierten Parteien lösen sich in allen Parlamenten ab. Wie beim Ringelpiez. Wer im Bund nicht dran ist, ist im Land in der Regierung, oder in den Kommunen. Egal, wie viel Wahlbeteiligung. Auch bei 5% Wahlbeteiligung würden die Parteien mit stolz geschwellter Brust ihren »Wahlsieg« verkünden und das sie jetzt die »Regierungsverantwortung« übernehmen. - Ob die Bürgerinnen und Bürger das wollen, oder nicht. - Überhaupt, der Bürger. Ständig steht er im Weg, muss alles erklärt bekommen oder verhält sich bockig.
Interessant fand ich zwei Kommentare zur Schweizer Abstimmung. - Einmal wurde gesagt, das sei etwas Grandioses, dass die Bürgerinnen und Bürger »ohne die Parteien«, ohne die Politik, aus sich selbst heraus untereinander eine Abstimmung machen, und die Ergebnisse sind gültig. - Das wird und das sollte überall Schule machen, dass die Bürgerinnen und Bürger die Geschicke ihres Gemeinwesens selbst in die Hand nehmen. - Und in einem anderen Beitrag hieß es, eine »Internationale Woche des Grundeinkommens« sei wichtig, weil die Grundeinkommens-Idee eigentlich immer eine Sache »der ganzen Welt« sei. - Zwangsarbeit beenden und Armut verhindern.
Das sind für mich die wichtigen Hinweise, für ein weiteres Vorgehen.
Außerdem sind diese Abstimmungen ja auch deshalb nötig, weil wir nicht den Konsumrausch vergrößern wollen, sondern, zumindest in Deutschland und in manchen anderen Ländern, wie in England, weil die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, durch die Hartz4-Sanktionen. Diese Sanktionen werden von den deutschen Grundeinkommens-Gegnern gerne verharmlost. - Aber eine Gesellschaft nimmt keine gute Entwicklung, wenn Teile der Bevölkerung erniedrigt, schikaniert, verhöhnt und zur Arbeit gezwungen werden. - Egal, warum solche Volksabstimmungen so ausfallen, wie es ist, die Menschen, die sich ungerecht behandelt fühlen, werden ihren Frust anderweitig kundtun. - Wer sich die Gründe für die Revolutionen noch einmal anschaut, wird sehen, dass viele Jahre ein Teil der Bevölkerung schlecht behandelt wurde, sich schlecht behandelt fühlte und dann war die Zeit der Diskussionen und Gespräche irgendwann vorbei und es sprachen die Waffen und es tobte Gewalt.
Was kann jetzt getan werden? - Wer sich Parteien und Organisationen anschließt, der tut es nicht selten, weil er nicht selbst die Zeit hat, überall sich zu informieren, tiefgehend die Fragen zu erörtern, weil das Privatleben die Menschen in Anspruch nimmt, der stressige Arbeitsplatz und viele Jahre war es so, dass sich die Leute halt an einer Organisation orientiert haben, denen, wenn es eine Partei war, ihre Stimme gaben und damit hofften, »die Richtigen« zu unterstützen.
Ich bin aber der Meinung, dass es dieses Mal und in Zukunft anders laufen wird. - Menschen, die sich mit den Themen, die rund um das Grundeinkommen von Belang sind, selbst beschäftigen, sich da reinknien, die Dinge selbst verstehen wollen, haben einen anderen Stand in Diskussionen, und lassen sich nicht so schnell »die Butter vom Brot« nehmen. - Eine Grundeinkommens-Gesellschaft braucht Personen, die Verantwortung übernehmen wollen, für ihre Gesellschaft, die sich mit Einzelfragen auseinandersetzen. - Darum wird es gehen.
Der neue Staatsbürger wird sich nicht dem Statement seines Kreistags-Abgeordneten anschließen, wenn es um Sachthemen der Gesellschaftsgestaltung geht, er wird vielmehr selbst die Initiative ergreifen und mit der einen Stimme, mehr haben wir als Individuum nun mal nicht, das Wort führen. - Das muss jetzt als Nächstes passieren. - Also nicht so viele Schweigende, sondern sprechende und schreibende, in der Gesellschaft »sichtbare« Mitmenschen, die sich verbünden, und alleine und gemeinsam vernetzt zum Grundeinkommen aktiv werden.
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