Kleine Zusammenfassung
A Proposal for Universal Basic Income from the Former President of SEIU (Andrew Stern Interview)
Im Interview zu sehen ist Andrew Stern, ehemaliger Gewerkschaftspräsident in den USA, der sich heute für das Bedingungslose Grundeinkommen (bGE) einsetzt. - Neu herausgekommen ist sein Buch über das bGE:
Raising the Floor: How a Universal Basic Income Can Renew Our Economy and Rebuild the American Dream
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»Wenn du Armut beenden willst, gebe den Menschen Geld.« 10:30
Das ganze Theater der Beantragungen für die Existenzsicherung sollte abgeschafft werden, sagt er.
[Dies deckt sich übrigens auch mit den Aussagen des kanadischen bGE-Befürworters Roderick Benns, der in einem Artikel schreibt, dass das Beantragen des Lebensnotwendigen bei irgendwelchen Behörden, einen »unmoralischen Akt« darstellt. http://www.basicincomecanada.org/basic_income_an_equity_imperative
Dies ist wohl so zu verstehen, dass es eigentlich selbstverständlich sein müsste, die Existenzsicherung in einer Gesellschaft zu erhalten. Wer kommt denn auf die Idee, dass so etwas extra »beantragt« werden müsse. - Bloß Politiker können auf so etwas kommen.]
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Stern schlägt vor, 1000 Dollar für jeden im Alter von 18 bis 64 Jahren. 11:00
Die Armutsgrenze in den USA ist 12000 Dollar Einkommen im Jahr. Das Grundeinkommen dient dem Überleben und ist eine Grundlage, ein »Schock-Absorber«.
Wie ist die Lage heute. - Die Menschen in den USA haben Angst. Nur 20% der Bürger denken, die Wirtschaft sei in einem guten Zustand. 42% der Leute meinen noch, der »amerikanische Traum« sei vorhanden. 47% haben Schwierigkeiten, 400 Dollar bereitzuhalten, für Ausgaben in einem Notfall.
Lange Zeit galt die Regel, Wachstum in der Wirtschaft bedeutet gleichzeitig, Wachstum bei den Arbeitsplätzen und Löhnen. 15:00
Die Wirtschaft ist heute dabei, sich zu restrukturieren und Wachstum bei den Konzernen bedeutet nicht mehr, mehr Arbeitsplätze und höhere Löhne. - An diese Veränderungen haben wir uns aber noch nicht angepasst. Weder unsere Sozialsysteme, noch die Gewerkschaften haben das.
Bisher war es so, dass der Arbeitgeber den gesamten Lebensweg seiner Mitarbeiter begleitete, finanziell, mit Pensionszahlungen, Gesundheitsvorsorge, Lohnerhöhungen, etc. 23:00
Was aber machen wir, was macht der Staat, was macht der Einzelne, was macht der Arbeitgeber, wenn diese alten Umstände nicht mehr gültig sind. - So müssen wir neue Rahmenbedingungen schaffen. - Er weist daraufhin, dass der Uber-Fahrer nicht mehr seine ganze Sicherheit über diesen Job erfährt, und was dann. - Dann muss der Teil, der noch fehlt, von der Gesellschaft mitgetragen werden.
Der heutige »Wettbewerb« in der Wirtschaft zeigt sich nicht im Wettstreit um die besten Produkte oder Services, sondern in der Frage, wer kann weniger für seine Mitarbeiter bezahlen. - Dieser Wettbewerb ist zum Schaden der Arbeitnehmer. 26:00
Arbeitgeber sind nur für die Bezahlung verantwortlich. Aber die Rahmenbedingungen, wie »soziale Sicherung« für den Einzelnen, das muss der Staat organisieren, das ist nicht Sache der Arbeitgeber.
Er spricht davon, dass die Bürger ein Konto haben, in das aus verschiedenen Quellen eingezahlt wird, werden kann, für eine Rente. 30:00
Investoren können besser am Erfolg einer Firma profitieren, als deren Mitarbeiter. Weil bestehende Gesetze dies so gestalten. 34:00
Die Sharing-Economy (Wohnung teilen, Auto teilen) wird in erster Linie von den großen Verbänden bekämpft, wie die Hotelbranche. 37:00
Ein Bedingungsloses Grundeinkommen ermöglicht es den Menschen, selbst zu bestimmen, was sie unterstützen, was sie anpacken wollen. 41:00
Es gibt eine Summe an Indikatoren, dass die Zahl der Arbeitsplätze dramatisch zurückgehen wird und wir sollten diese Warnungen ernst nehmen und darauf vorbereitet sein. - Als der Wechsel zur Industriegesellschaft stattfand, waren die Menschen viele Jahre in schlechten Bedingungen gefangen. Das sollte uns eine Warnung sein. 53:00
Was wird passieren. Es können vermehrt fahrerlose Fahrzeuge zum Einsatz kommen. - Wir haben 3, 5 Millionen LKW-Fahrer, 6,8 Millionen Menschen sind im Umfeld dieses Berufs beschäftigt. - Diese Berufsfelder wären gefährdet. 58:00
Andrew Stern sagt, wir müssen uns vorbereiten für den Moment, wenn das Grundeinkommen eingeführt wird. - In allen gesellschaftlichen Gruppen sollte das Thema bekannt sein und diskutiert werden. Dann ist es einfacher, eine gesetzliche Umsetzung durchzuführen. 1:00:00
Die Märkte lösen diese Probleme nicht. Es ist eine Art von Gestaltung notwendig. - Der Vorteil des Bedingungslosen Grundeinkommens ist, dass nicht wieder jemand verliert und ein anderer gewinnt, sondern es ist eine Lösung für uns alle.
Das Grundeinkommen könnte in 5 Jahren eingeführt werden. - Die technischen Entwicklungen sind beständig. Zum Beispiel wird die computergesteuerte Spracherkennung in einem Jahr wahrscheinlich perfektioniert sein. 1:05:00
Diejenigen, die dafür plädieren, dass »jeder einen Job hat«, sollten bedenken, dass dabei wieder Klassengesellschaften entstehen könnten, wo die »farbigen« Mitbürger als Putzleute, Kinderbetreuer, Haushaltsangestellte arbeiten und die »weißen« die guten Jobs bekommen. - Wollen wir das? 1:07:00
Stern fragt, ob wir nicht stärker Vermögen und Grundbesitz besteuern sollten, statt »Einkommen«. - Die Einkommensteuer zur Finanzierung eines Grundeinkommen ist uninteressant, weil es zu wenig Geld ist. - Die Reichen haben nicht ihr Geld in »Einkommen«, sondern in ihren Besitztümern, Grund-und-Boden, Häusern, etc. - All dieser Reichtum wird aber nicht besteuert. 1:10:00
Der Ausblick ist so, dass wir entweder in massiv totalitäre Verhältnisse geraten, oder wir informieren uns und arbeiten mit an dem Wandel. - Es ist schwierig, sich auf neue Lebensumstände einzustellen. Es macht nicht nur »Spaß«, sich umzustellen und auf neue Situationen zu reagieren. - Aber die junge Generation wird sich darauf einstellen und eine neue Welt schaffen.