Wenn Kinder schräg nach oben schauen, dann sehen sie die Gesichter der Erwachsenen. Die Erwachsenen sind stärker, größer, mächtiger als die Kinder und diese sind von den Erwachsenen abhängig. Kinder leben in ihrer eigenen Welt und entwickeln sich dort. Wenn es gut geht, sind sie behütet durch die Erwachsenen. - Das Kind hat Hunger und sagt es der Mama. Wo die Nahrungsmittel herkommen, wie sie zubereitet werden, all das verantworten die Erwachsenen und das Kind lernt nach und nach.
Manche Erwachsene haben diesen »schräg-nach-oben« Blick beibehalten, obwohl sie schon längst selbst erwachsen sind. In ihrer Welt gibt es weiterhin stärkere und mächtigere und natürlich auch klügere andere Erwachsene, als sie selbst sind. - Das Erlebnis, dass sie gleichwertig mit anderen sind, ist ihnen selten gegeben.
In der Beurteilung unserer Lebenswelt sind wir aber als Menschen den Mitmenschen gleich. Wir können über unsere Lebenswelt Auskunft geben und eine Meinung zu den Dingen haben. Und unser Urteil ist gleichwertig zu den Urteilen der mit uns Lebenden auf diesem Planeten oder in unserer Nachbarschaft. Dafür haben wir aber auch nur eine Stimme, bei Abstimmungen und Referenden. Das heißt, wir können noch so völlig anders wie die anderen die Welt sehen, diese Sicht ist auf die einzelne Person begrenzt, die sie äußert. So sind wir einzigartig aber auch begrenzt in einer Person.
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Im Öffentlichen Raum hält sich die Allgemeinheit auf. Der Öffentliche Raum ist nicht privat und die Allgemeinheit sind wir alle. - Wer sich für die Allgemeinheit einsetzt, setzt sich für sich selbst ein, weil jeder von uns Teil der Allgemeinheit ist. Wer meint, etwas Besonderes zu sein (»if you think you are special«), der wird sich nicht für die Allgemeinheit einsetzen, sondern für seine Sonderinteressen. Dieser Mensch ist ein Lobbyist. Leben Lobbyisten auf Kosten und zum Schaden anderer Menschen. Insbesondere auf Kosten der Allgemeinheit?
In der Radiosendung »Time For A Guaranteed Basic Income?«, des Radiosenders »OnPoint«, über das Bedingungslose Grundeinkommen, sagt Karl Widerquist, die Eigentumsverhältnisse seien ein Problem und er wird sofort vom Moderator verdächtigt, er sei ein Kommunist.
http://onpoint.wbur.org/2016/01/14/universal-basic-income-government-welfare
»Gemeineigentum« riecht für einige verdächtig nach Kommunismus. Während Privateigentum für Liberalismus und Marktwirtschaft steht. - Gemeineigentum ist für die Allgemeinheit wichtig. Es gehört in den Öffentlichen Raum. Alle knappen Güter, und somit auch der Boden können letztlich nicht in Privateigentum sich befinden, weil wir alle ihn brauchen. So wie wir alle Wasser, Luft und die Bodenschätze gleichermaßen alle brauchen.
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Das Grundeinkommen ist »kommunistisch«, weil es die sozialistische Idee in sich trägt, dass die Gemeinschaft Verantwortung hat für die Allgemeinheit. Der Kommunismus entwickelte sich aus der Vorstellung, dass der klügere, erfindungsreichere Unternehmer meint, er sei etwas besonderes und hätte keinerlei Verantwortung für die Allgemeinheit. - Wenn in einem Projekt viele mitwirken und der Projektleiter verteilt den Gewinn nicht gerecht oder er lässt seine Mitarbeiter darben, dem wird kein Vertrauen geschenkt. Auch wenn er noch so klug und erfolgreich ist und die größten Fabriken baut und betreibt.
Hinter der Idee des Sozialismus steht die Erfahrung, dass die Mächtigeren, Einflussreicheren kein Gefühl, kein Empfinden für die Allgemeinheit haben und das sie deshalb als Verbündete nicht in Frage kommen. Sie sind die Feinde und Gegner der Allgemeinheit, der Masse der Menschen. - So müssen die Gewerkschaften mit diesem miesen Gesellen Verträge aushandeln, damit die Masse auch ein würdevolles Leben leben kann. Oder es wird gleich diese Kaste der »Besserwisser« ausgelöscht und »alle sind gleich«.
Aber der Sozialismus funktioniert nicht, weil er als Grundlage die Uneinigkeit der Menschen hat und die Selbstsucht und der Egoismus der Unternehmer-Naturen muss bekämpft werden. Die Wahrheit aber ist, dass wir in uns beides haben. Wir sind etwas besonderes und wir sind Teil der Allgemeinheit.
Der Kapitalismus funktioniert nicht, weil Armut und Elend ignoriert oder billigend hingenommen wird. Wer will, braucht das nur in dem Vorzeige-Kapitalistenstaat USA nachprüfen. Dort sitzen Tausende von Menschen im Knast oder leben als Obdachlose oder Verarmte mehr schlecht als recht, während es obszönen Super-Reichtum gibt.
Weder der Sozialismus funktioniert »real«, noch funktioniert der Kapitalismus. - Beide Gesellschaftsformen sind ungerecht. Der Sozialismus negiert und bekämpft die Einzigartigkeit der Menschen und artet in »Gleichmacherei« aus. Und der Kapitalismus verleugnet die berechtigten Anliegen der Allgemeinheit und sieht über die Not der Menschen hinweg und schafft keine menschenwürdigen Verhältnisse.
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Wenn der Projektleiter ein verantwortungsvoller Mensch ist, und kein Egoist, kein Lobbyist, dann wird er seine Mitarbeiter angemessen am Gewinn bei der Unternehmung beteiligen, und nicht den »Lohn« als Kosten verrechnen. - Und dieses Verhalten wird der einfache Mitarbeiter schätzen und dem Gründer hochanrechnen und so entsteht ein Miteinander-Arbeiten und nicht gegeneinander. - Während heute der Gewerkschafter gegen den überheblichen Unternehmer kämpft und diesen im Sozialismus sogar verschwinden lässt, und in der Marktwirtschaft der Kapitalist und reich Gewordene auf seinem Privatgrundstück sich aufhält und nichts hören will von der Armut in den öffentlichen Straßen.
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Der Grundeinkommens-Gegner stellt sich nicht eine Grundeinkommens-Gesellschaft vor. - Er überträgt einfach sein Denken aus der heutigen Welt auf alle anderen Szenarien. - In dem oben bereits zitierten Radiogespräch sagt die Blumberg-Mitarbeiterin, es gäbe »Untersuchungen«, dass Menschen, die ihren Lebensunterhalt finanziert bekommen, weniger arbeiten würden. Und? In der Radiosendung wurde gleich vermutet, das könne ein Problem sein. Warum?
Das Arbeitspensum muss der einzelne Mensch für sich selbst festlegen. Niemand anderes kann das machen. Durch die Automatisierung ist es möglich, mit immer weniger Mitarbeitern immer mehr zu produzieren. - Die heutige Arbeitsproduktivität ist hingegen aufgebläht, weil wir jeden Mist arbeiten, Hauptsache er bringt Geld. - In einer Grundeinkommens-Gesellschaft arbeiten wir nur noch das, was uns selbst sinnvoll erscheint.