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Kulturreflexivität, Landeskunde, DACH-Prinzip
Diese Sektion verteilt sich auf 3 Blöcke:
Mittwoch, 16.10. von 10:30-13 Uhr im patio histórico Raum 12
Mittwoch, 16.10. von 15:30-17:30 Uhr
Donnerstag, 17.10. von 10:30-13 Uhr
Sektionsleitung
ist Professorin am Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Masaryk-Universität Brno und Vorsitzende des Germanistenverbandes der Tschechischen Republik. Sie lehrt und forscht in den Bereichen Mehrsprachigkeit und Kulturdidaktik im Kontext fremder Sprachen.
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Deutsch als Fremdsprache der TU Dresden. Sein besonderes Interesse gilt interdisziplinären, herrschaftskritischen Feldern im Bereich DaF/DaZ und der Arbeit mit Literatur und Erinnerungsorten im DaF/DaZ-Unterricht. Letzteres ist unter migrationsgesellschaftlichem Fokus auch Thema seines Dissertationsprojekts.
Kontakt über: janikova(a)ped.muni.cz
Kontakt über: johannes_benjamin.koeck(a)tu-dresden.de
Sektionsbeschreibung und Hinweise zur Sektionsarbeit
Wir verstehen die Sektion B12 als einen Gestaltung- und Ermöglichungsraum, den wir alle gemeinsam gestalten können, aber auch müssen. Wir erwarten keine „perfekten Beiträge“ (was auch immer das ist), sondern einen anregenden Impuls, der zur Diskussion einlädt. Wir sind dabei offen für die unterschiedlichsten Formate. Wir wollen experimentieren in dieser Sektion und es ist ausdrücklich auch erlaubt, zu „scheitern“. Wichtig ist, dass wir uns aktiv austauschen und ins Gespräch kommen.
In der Sektion wird der lebensweltlichen Mehrsprachigkeit dadurch Raum gegeben, dass der Beitrag auch auf Spanisch oder Portugiesisch gehalten werden kann; wobei die Power-Point-Präsentation (auch) in deutscher Sprache erstellt werden und uns vorher zugesandt werden sollte (da wir kein Portugiesisch und nicht so gut Spanisch sprechen). Es kann zwischen den Sprachen geswitcht werden, Wir bitten die Teilnehmer:innen der Sektion, sich an der sprachlichen Aushandlung/Übersetzung zu beteiligen und uns dabei zu helfen. Für Rückfragen stehen wir gerne vor der Tagung bereit. Wir werden Ihnen zur Vorbereitung optional Sekundärliteratur zur Verfügung stellen.
Die Sektion B12 setzt die Themen, Landeskunde, Kulturreflexivität und DACH-Prinzip in ein produktives Verhältnis zueinander. Das bewusst breite Themenspektrum lädt dazu ein, Beiträge zu den übergeordneten Inhalten einzubringen, oder diese mit- oder/und gegeneinander zu denken und zu diskutieren. Möglich sind Vorträge auf der Ebene der theoretischen Fundierung sowie auf der Ebene der Curricula, Lernmaterialienanalyse bzw. -entwicklung und der DaF-Unterrichtspraxis. Gleichzeitig möchte die Sektion eine Gelegenheit bieten, eine Vielzahl unterschiedlicher Landeskundeansätze und die sich daraus ergebenden methodisch-didaktischen Vorschläge für die Entwicklung der sprachlich-diskursiven Kompetenz der DaF-Lernenden zur Debatte zu stellen, indem lokale (nationale) und globale Bedingungen, Entwicklungen und Einflüsse berücksichtigt und diskutiert werden. Beziehen Sie gerne auch das DACH-Prinzip mit ein, oder machen Sie es zum Mittelpunkt Ihrer Präsentation: seine Potentiale, Grenzen, und Schwierigkeiten sowie das sprachliche und kulturreflexive Lernen im Fremdsprachenunterricht.
Es werden Beiträge zu theoretischen Überlegungen sowie zu praktischen Erfahrungen (nicht als Widerspruch bzw. als getrennte Bereiche verstanden) aus verschiedenen Kontexten, Institutionen und Unterrichtsstufen erwartet, die sich an folgende Fragen orientieren können:
Welche aktuellen Kulturkonzepte sind für das kulturreflexive Fremdsprachenlernen von Bedeutung?
Was bedeutet „kulturreflexiv“ und warum ist es wichtig, mit Kultur kritisch und reflexiv umzugehen? Was ist Kulturalisierung und warum fndet sie statt / ist sie so attraktiv?
Ist ein Fremdsprachenunterricht „ohne (den Fokus auf) Kultur“ möglich und wenn ja, wie?
Wie können diese Kulturkonzepte im DaF-Unterricht umgesetzt werden, um die kulturelle Sinnbildung und Reflexivität fördern zu können?
Welche Tendenzen sieht man in der Entwicklung der Landeskundedidaktik(en)? Welche Potentiale und Herausforderungen sind mit der Umsetzung einer diskursiven Landeskunde verbunden? Was ist diskursive Landeskunde, was zeichnet sie aus, wie festgelegt ist das Konzept, welche Spielarten und Realisierungen gibt es?
Wie verhalten sich Interkulturalität und Kulturwissenschaft zueinander?
Wie wird Landeskunde in den aktuellen DaF-Lehrwerken präsentiert und vermittelt?
Welche Potenziale für die Vermittlung von landeskundlichen Themen bzw. für das kulturelle Lernen bieten digitale Technologien?
Wie kann kulturreflexives Lernen durch Arbeit mit literarischen Texten, Kunst oder Film gelingen?
Welche Möglichkeiten bietet das DACH-Prinzip für den kulturreflexiven DaF-Unterricht? Was fehlt ihm?
Wie wird die Pluralität der amtlich deutschsprachigen Regionen (https://germanistik.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/inst_germanistik/Definition__amtlich_deutschsprachige_Region__pdf.pdf) in Lehrwerken und Lehrmaterialien umgesetzt? Was davon ist für Lernende aus ihrer Sicht und Unterrichtspraxis tatsächlich sinnvoll und warum?
Wie lässt sich Landeskunde im Unterricht plurizentrisch vermitteln? Welche Unterrichtsformate, -methoden eignen sich dafür?
Inwieweit muss, sollte die Thematiserung von DACH auch Aspekte von Migration, Migrationsgesellschaft und Migrationspädagogik miteinbeziehen?
(Diskursive) Landeskunde und Postkolonialität? Welche herrschaftskritischen Zugänge zu „Sprache“ und Landeskunde können produktiv gemacht werden?
Sektionsprogramm
Andi Löcher
IES en Lenguas Vivas "Juan Ramón Fernández" , Buenos Aires, Argentinien
andilocher2021(a)gmail.com
"La noción de normalidad en los libros de alemán. Reflexiones desde una pedagogía queer"
In den letzten Jahren lässt sich beobachten, dass sich gewisse Repräsentationen (Hall, 1997) in Daf/DaZ-Lehrwerken verändern: sexistische Darstellungen nehmen ab und es werden allmählich rassifizierte und migrantisierte Identitäten gezeigt (Elsen, 2018; Löcher, 2024). Dieser Anstieg von positiven Darstellungen marginalisierter Identitäten wird oft positiv gewertet, weil davon ausgegangen wird, dass auf diese Art die Präsenz jener Figuren normalisiert und Diskriminierungsmechanismen abgeschwächt würden.
Betrachten wir dieses Phänomen jedoch aus einer antinormativen queerpädagogischen Perspektive (flores, 2021), müssen wir diese Utopie des harmonischen Zusammenlebens problematisieren und den Begriff der Normalisierung (Foucault, 2000) selbst als epistemologisches und kulturelles Problem behandeln: Nur wenn wir davon ausgehen, dass Normalität als moralische Kategorie existiert, kann eine Hierarchie von zentralen bis hin zu marginalisierten Identitäten hergestellt werden. Somit stellt sich die Frage, inwiefern DaF/DaZ-Lehrwerke als pädagogisch-normalisierende Dispositive (Foucault, 1978) fungieren, die die Konstruktion von Normalität fortführen und stärken.
Dieser Beitrag hat zwei Teile: Zunächst wird ein Überblick über sexistische Repräsentationen, Repräsentationen von queeren Personen sowie von Personen, die von Rassismus betroffen sind. Auf dieser Grundlage werden dann die Begriffe der Repräsentation und der Normalität problematisiert.
Michael Dobstadt & Valeria Vázquez
Universidad Nacional de Asunción, Paraguay
michaeldobstadt(a)posteo.de / isl-vvazquez(a)fil.una.py
"Literatur als Irritation von Kultur"
Ausgehend von Reflexionen von Studierenden aus Asunción bei der Übersetzung literarischer Texte von Reiner Kunze ins Spanische möchten wir Funktionen und zugleich Problematiken der Kategorie "Kultur" im Kontext Deutsch als Fremdsprache aufzeigen und diskutieren. Unter "Kultur" verstehen wir in Anlehnung an Altmayer eine als geteilt unterstellte Sinnressource, die Zugang zur 'Wirklichkeit' und Orientierung in ihr ermöglicht. Im Übersetzungsprozess kristallisierte sich für die Studierenden das Konzept "DDR als Diktatur" als die zu aktivierende Sinnressource heraus. Spannend war, wie sie mit dieser Orientierung umgingen: Wie sie sie nutzten, um Zugang zu den Texten und ihrer Mehrdeutigkeit zu gewinnen, wie dieses 'kulturelle Wissen' ihnen aber auch den Blick auf einen bestimmten Aspekt dieser Mehrdeutigkeit verstellte und damit ihren Zugang zu den Texten zugleich begrenzte. In unserem Vortrag möchten wir diese widersprüchliche Erfahrung aus einer literatur- und kulturtheoretischen sowie aus einer didaktischen Perspektive diskutieren. Literatur- und kulturtheoretisch: Was bedeutet diese Erfahrung für das Konzept von "Kultur" als geteilter Sinnressource? Didaktisch: Benötigt man dieses Konzept (trotzdem), um Zugang zu Texten zu gewinnen; und wie können die Lernenden sodann unterstützt werden, um diesen grundlegenden Zugang zu erweitern und zu vertiefen bis hin zu einer kritischen Selbstreflexion ihrer Ausgangssichtweisen? Und wenn sie diesen Prozess durchlaufen haben - was haben sie dann am Ende gelernt?
Sabine Reiter
Universidade Federal do Paraná, Curitiba, Brasilien
sabine.reiter(a)daad-lektorat.de
"Kulturelles Lernen mit authentischen historischen Materialien: die “Kolonie-Zeitung” aus Südbrasilien"
Bereits seit einiger Zeit gibt es in der brasilianischen Germanistik die Forderung nach spezifisch für brasilianische Deutschlerner zugeschnittenen Lehrmaterialien (s. z.B. Diskussion in Bohunovsky & Altmayer 2020). Zum einen will man damit weniger abhängig von europäischen Lehrwerken werden, zum anderen weisen diese Lehrwerke häufig Inhalte auf, die mit den Lebensrealität(en) brasilianischer Lerner wenig zu tun haben. Gleichzeitig geht es in einer aktualisierten Auffassung von DaF-Landeskunde um die Entwicklung von Diskursfähigkeit bzw. die Partizipation der Lerner an deutschsprachigen Diskursen sowie in der Kommunikation um die gemeinsame Konstruktion von Bedeutung unter Einbeziehung des Vorwissens und der Erfahrungen aller Beteiligten (vgl. z.B. Altmayer Bohunovsky 2020, Altmeyer 2023, Begleitband GER 2020).
Unter Berücksichtigung dieser theoretischen Überlegungen wurde auf der Grundlage der deutsch-brasilianischen Kolonie-Zeitung, die zu Beginn der deutschsprachigen Einwanderung nach Santa Catarina wöchentlich in Joinville erschien, Lehrmaterial entwickelt, das nicht nur in den heutigen deutschsprachigen Schulen und in der Erwachsenenbildung der Herkunftsregion verwendet werden kann, sondern auch in anderen Gegenden Brasiliens Deutschlernern die Möglichkeit bietet, sich (nicht nur) mit der deutschsprachigen Einwanderung im eigenen Land zu befassen. Das historische Material kann sowohl zur Wortschatzerweiterung und zu reinen Informationszwecken, als auch auf höheren Lernerniveaus als Grundlage für gegenwartsrelevante Diskussionen genutzt werden.
Brandon Porras
Goethe-Institut Bogotá, Kolumbien
bporras9999(a)gmail.com
"Ethnische Inklusion und Repräsentation von race: eine diachronische Analyse von DaF-Lehrwerken"
Angesichts der Diversifizierung der europäischen Gesellschaft durch Migration wird im DaF-Unterricht erwartet, dass Lehrwerke die aktuelle ethnische Vielfalt des DACH-Raums widerspiegeln. Diese Studie untersucht anhand der Analyse der Lehrwerke Menschen A1 (2012) und Momente A1 (2021) die Entwicklung der Repräsentation von race in DaF-Lehrwerken.
Die Methode umfasst eine diachronisch-quantitative Lehrwerkanalyse mit einem Kriterienkatalog für die Dimensionen race, Herkunft und Beruf. Dieser multidimensionale Ansatz ermöglicht es, Veränderungen in der Repräsentation von People of Color (PoC) und weißen Menschen in den Abbildungen beider Lehrwerke zu identifizieren und zu beschreiben.
Die Ergebnisse zeigen, dass der Repräsentationsanteil von PoC in Momente A1 auf 16% zugenommen hat, wobei ein Drittel von ihnen als Hauptfiguren dargestellt wird. PoC werden häufiger als Ausländer*innen dargestellt, während weiße Menschen oft dem DACH-Raum zugeordnet sind. Es zeigt sich auch eine Zunahme von PoC in akademischen Berufen. Dennoch bleiben die meisten Figuren identitätslos, was weiterführende Analysen erschwert.
Diese Forschung betont die Notwendigkeit einer nuancierten und realitätsnahen Repräsentation der ethnischen Vielfalt in DaF-Lehrwerken für positive Lerneffekte und eine authentische Abbildung der Zielkultur. Zukünftige Forschungen sollten sich auf andere Lehrwerksbestandteile und Diversitätsdimensionen sowie auf die Auswirkungen der Darstellungen auf Lernende konzentrieren
Cristina Rettenberger
Universidade Federal do Paraná, Curitiba, Brasilien
crisrettenberger(a)gmail.com
Erinnerungsorte im lateinamerikanischen DaF-Kontext: neue Perspektiven & Projektbeispiele aus Brasilien
Inwiefern eröffnen Erinnerungsorte als Weiterbildung für DaF-Lehrende in Lateinamerika neue Perspektiven für das Erstellen eigener Materialien vor Ort? Welche Grenzen und welches Potenzial bringt das Konzept mit?
Das Konzept der Erinnerungsorte wurde vom Historiker Pierre Nora im Jahr 1992 innerhalb der Geschichtswissenschaft erschaffen und von mehreren Autoren und Autorinnen von besonderer Bedeutung für den DaF-Bereich hervorgehoben, da durch sie “die interpretierende Kraft der Sprache und die Komplexität und Heterogenität von Kultur erfahren und reflektiert werden” können (Riedner & Dobstadt 2018: o.S.). Anhand mehrerer Projekte und wissenschaftlichen Arbeiten wurden geschichtswissenschaftliche Konzepte wie dieses sowie auch das damit eng verbundenes Konzept des kollektiven Gedächtnisses von Maurice Halbwachs für den DaF-Bereich potenziell nutzbar gemacht, die im Vortrag näher erläutert werden.
Bereits in mehreren Ländern spielt der Begriff der Erinnerungsorte in der Weiterbildung zukünftiger DaF-Lehrender an Universitäten eine wichtige Rolle, wie zum Beispiel im Sudan (Schaar, 2021). Auch in Brasilien finden Erinnerungsorte als Reflexionsinput und Grundlage für das Erstellen von Materialien in einem Projekt des Österreich-Zentrums in Curitiba Anwendung. In diesem Projekt werden Lehrende und Interessierte fortgebildet und dabei begleitet, eigene Lehrmaterialien zu erstellen, in welchen der kulturelle Aspekt von Beginn an und somit auch auf den Anfangsniveaus des Fremdsprachenlernens eine zentrale Rolle spielt. Die kollektiv erstellten Materialien werden online hochgeladen, um die demokratische und öffentliche Zugänglichkeit der Materialien zu erleichtern. Das Materialerstellungsprojekt des Österreichzentrums an der Universidade Federal do Paraná entstand aus der Motivation, eine Antwort auf die Problematiken der Distanz zur Zielsprache und -kultur, des schwierigen Zugangs zu Lernressourcen und der Herausforderung des kulturreflexiven Lernens zu geben ( s. Bohunovsky & Lorke 2015, S. 34-35). Dieses Projekt wird im Vortrag genauer beschrieben. Dabei werden Materialbeispiele gezeigt und präsentiert, in welchen sich das Konzept der Erinnerungsorte reflektieren und nachvollziehen lässt.
Alessandra de Freitas
Universidade Federal de Santa Catarina, Florianópolis, Brasilien
freitasr.alessandra(a)gmail.com
"Die Ausstellung "Komplett Kafka" im Deutschunterricht des Colégio de Aplicação - UFSC"
Anlässlich des hundertsten Todestages von Franz Kafka wurde die Ausstellung „Komplett Kafka” in Kooperation mit dem Comic-Zeichner Nicolas Mahler und dem Literaturhaus Stuttgart erstellt. Durch die PASCH-Initiative ermöglichte das Goethe Institut dem Colégio de Aplicação der Universidade Federal de Santa Catarina, die Plakatausstellung vor Ort zu veranstalten. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit den didaktischen Potenzialen der Ausstellung für den Deutschunterricht. Dabei wird gezeigt, welche Plakate für den Deutschunterricht ausgewählt wurden, welche Aufgaben anhand der Plakate durchgeführt wurden und was die Schüler*innen produziert haben. Es gibt in der Biografie und in den Werken von Kafka viele Themen, die die Jugendlichen ansprechen können, wie beispielsweise der Selbstzweifel, das komplexe Verhältnis, das Kafka zu seinem Vater hatte, die Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen oder die Vielzahl von Bedeutungen, welche sich am Beispiel des Buches „die Verwandlung“ diskutieren lassen. Das waren die Gründe, weswegen wir die Ausstellung im Unterricht angewendet haben. Aus einer kulturreflexiven Perspektive und am DACH-Prinzip orientiert wurde die Ausstellung didaktisiert und die Schüler:innen wurden eingeladen, Kafka zu begegnen.
Eleonora Gei
Universidad Nacional de La Rioja, Argentinien
eleonoragei8(a)gmail.com
DACH - Prinzip im DaF-Unterricht “Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt”
Im Rahmen meiner Präsentation möchte ich auf das DACH(L)-Prinzip im DaF Unterricht eingehen. Dies steht im Zusammenhang mit den Erfahrungen, die ich als Teilnehmerin des Seminars der IDV: “DACH(L) Geschichte und Funktion" im Jahr 2019 in Österreich, der Schweiz, Deutschland und Liechtenstein gemacht habe. Zunächst werde ich über die Erfahrungen im Seminar berichten und auf diese Weise auch als Multiplikatorin der erworbenen Inhalte fungieren. Anschließend werde ich eine kurze Einführung in die Theorie des DACH-Prinzips geben und die Materialien, die ich im Seminar erhalten habe, zur Verfügung stellen, damit interessierte Teilnehmende sich tiefer mit dem Thema befassen können. Zum Schluss werden wir konkrete Einsatzmöglichkeiten für den DaF-Unterricht analysieren und dadurch über Potenziale, Grenzen, Schwierigkeiten und Herausforderungen sprechen und zur Diskussion einladen. Die deutsche Sprache als eine plurizentrische Sprache mit den ABCD-Thesen wird im Fokus stehen. Mich fasziniert die Vielfalt der Sprache, die uns eine Tür zu anderen Menschen und Kulturen öffnet und dabei zitiere ich gern den österreichischen Philosoph Ludwig Wittgenstein. Er versucht, die Beziehung zwischen Sprache und Realität zu erklären und argumentiert, dass Sprache eine logische Struktur besitzt, die mit der Struktur der Welt selbst übereinstimmt. Ich werde versuchen, diese Sicht auf Sprache auch in meinem DACH(L)-Zugang zu berücksichtigen.
Franziska Lorke
Universidade Tecnológica Federal do Paraná, Curitiba, Brasilien
florke(a)professores.utfpr.edu.br
"Ismael Ivo - Ein Tanzender zwischen Kulturen. Ein Material auf Anfängerniveau für den brasilianischen Raum"
In diesem Beitrag soll ein Material vorgestellt werden, das für Lernende auf Anfängerniveau konzipiert ist. Das Material wurde in einer Arbeitsgruppe am Centro Austriaco (UFPR, Curitiba, Brasilien) entwickelt, um als Open Educational Resource zur Verfügung gestellt zu werden. Der inhaltliche Fokus der didaktischen Einheit ist die Biografie des prominenten afrobrasilianischen Tänzers und Choreografen Ismael Ivo, der durch seine Arbeit maßgeblich die internationale Tanzszene in Österreich, Deutschland und Brasilien beeinflusst hat. Das Material basiert auf Fotos, Videos und Texten zu Ismael Ivo. Ausgehend von einem breiten Diversitätsbegriff, versteht sich dieses Material als Beitrag zu einer größeren Polyphonie und Pluralität in den Repräsentationen von People of Color im brasilianischen DaF-Unterricht. Es geht auch darum, (implizit) Reflexionen über Sichtbarkeit bzw. Unsichtbarkeit von nicht weißen Künstlern bei den Lernenden anzustoßen und positive Identifikationsmöglichkeiten anzubieten.
Max Elliott Best
IES en Lenguas Vivas "Juan Ramón Fernández" , Buenos Aires, Argentinien
max.best(a)daad-lektorat.de
"Best Practice: „Deutscher Humor“ im Fremdsprachenunterricht"
"Jean Paul widmet in seiner Vorschule der Ästhetik ein Unterkapitel dem „deutsche[n] Gesetz der Sparsamkeit mit Witz” und Heinrich Heine musste sich die Kritik gefallen lassen, dass seine humoristischen Texte Ausdruck seines „undeutschen, jüdischen Naturells“ seien. Das Klischee, dass Deutsche keinen Humor hätten, hat Geschichte und hält sich bis heute. Ausgehend von einem Seminar (Sprachniveau C1), das ich im vergangenen Semester über die Kulturgeschichte des deutschen Humors gehalten habe, möchte ich Probleme sowie Potentiale des Einsatzes von Komik im Fremdsprachenunterricht thematisieren. Anhand Otto Bests Studie Volk ohne Witz. Über ein deutsches Defizit wurde im Seminar erarbeitet, inwiefern die späte Staatsgründung Deutschlands und das Fehlen eines intellektuellen Zentrums, ähnlich Paris oder Londons, die Herausbildung einer komischen Tradition beeinflusste. Der Humor des feudal geprägten Deutschlands ist vielmehr in einer karnevalistischen Tradition verankert, die sich von Till Eulenspiegel bis in die Gegenwart über Karl Valentin bis Helge Schneider erstreckt. Das humoristische Moment dieser karnevalistischen Komik ist die Groteske und bildet einen Kontrast zum intellektuellen Witz Heinrich Heines oder Robert Gernhardts, der wenngleich manchmal übersehen, dennoch einen festen Platz in der deutschen Literatur hat. Neben der kulturgeschichtlichen Analyse des Phänomens wurden im Seminar kanonische Texte der letzten 200 Jahre auf ihre Einsatzmöglichkeiten im DaF-Unterricht untersucht.
Susanne Gattaz
APPA, Brasilien
sugattaz8(a)gmail.com
"Ostern, Pessach, Ramadan – Gehört Religion in den DaF-Unterricht?"
Die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört, prägt seit Jahren die politische Debatte. Ein wichtiger Auslöser war die Rede von Bundespräsident Christian Wulff 2010, in der er erklärte, der Islam gehöre inzwischen auch zu Deutschland. Angela Merkel vertrat auch diese Meinung, doch Politiker wie Horst Seehofer (CSU), betonten wiederholt das Gegenteil, was die gesellschaftlichen Spannungen verstärkte, die bis heute andauern. Außerdem bereiten antisemitische Äußerungen und Gewalttaten große Sorgen, wie zum Beispiel der rechtsextremistisch motivierte Terroranschlag auf eine Synagoge, der sich 2019 in Halle ereignete und 2 Todesopfer forderte.
Aufgrund dieser Szenarien drängt sich die Frage auf, wie es denn um die religiöse und kulturelle Vielfalt in Deutschland bestellt ist? Sie war Auslöser für die Fortbildung “Kulturelle Vielfalt in Deutschland: Ostern, Pessach, Ramadan“, in der ich die verschiedenen Feiertage dieser Religionen, ihre damit einhergehenden Praktiken sowie Materialien für den DaF-Unterricht für Jugendliche und Erwachsene vorstellte. Ziel war es, Informationen zu liefern, um das in der geläufigen Wahrnehmung der DaF-Lernenden homogenisierte Konzept der christlichen Nationalkultur in Deutschland zu diversifizieren.
Im Vorfeld der Fortbildung stellte sich allerdings die Frage, wie diese Thematik und ihre Diskurse angenommen werden würden, da ja auch in Lehrwerken nur sehr wenig dazu zu finden ist. Die Ansätze dieser Diskussion, sowie meine erstellten Materialien, möchte ich in meinen Beitrag vorstellen, sowie mit den Kolleg:innen erörtern, wie sich religiöse Vielfalt in der deutschen Gesellschaft darstellt, welche Herausforderungen sie birgt und ob/wie sie im Rahmen eines polymorphen Kulturverständnisses Teil des DaF-Unterrichts sein sollte.
Susanne Gattaz & Anna-Lena Menna Barreto
APPA / Klett / Goethe-Institut Porto Alegre, Brasilien
sugattaz8(a)gmail.com & Anna-Lena.Menna-Barreto(a)goethe.de
"Deutschland – Brasilien: Hin und Zurück" - Migration spielerisch erkunden"
Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der deutschen Einwanderung in Brasilien entwickelten wir ein WebQuest in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Auswandererhaus (DAH).Mehr als 7 Millionen Menschen sind im XIX. Jahrhundert von Bremerhaven aus emigriert. Das dort ansässige DAH dokumentiert in lebendiger Weise viele dieser Migrationsgeschichten, aber auch von Menschen, die in Bremerhaven ein neues Zuhause gefunden haben.
Mit dem WebQuest, das auf der Homepage des DAH basiert, möchten wir zeigen, wie Lernende ab A2 Niveau dieses interaktive Museum kennenlernen können und so einen spielerischen Zugang zur Thematik von Migration gestern und heute bekommen.
Wir freuen uns auf das persönliches Kennenlernen bzw. Wiedersehen in Sucre!