Informationen zu den Veranstaltungsräumen finden Sie unter "Fachprogramm"!
Sprachmittlung, Mediation, Übersetzen & Dolmetschen
Mittwoch, 16.10. von 15:30-17:30 Uhr
Sektionsleitung
ist Profesor-Investigador und Lektorin im Ortsnetz des DAAD an der Benemérita Universidad Autónoma de Puebla, Mexiko, sowie freiberufliche Übersetzerin.
ist Dozent in der Deutschlehrendenausbildung an der Universidade Federal do Ceará, Brasilien, Dolmetscher, vereidigter und Literaturübersetzer.
Kontakt über: andenkongress(a)gmail.com
Kontakt über: andenkongress(a)gmail.com
Sektionsbeschreibung und Hinweise zur Sektionsarbeit
Diese Sektion umfasst Beiträge rund ums Übersetzen und Dolmetschen (wobei eine der Arbeitssprachen das Deutsche sein muss). Die erste Säule befasst sich mit der Forschung zu translatorischen Themen i.e.S. (Fachtexte, Literatur, audiovisuelles Übersetzen u.a.) aus verschiedenen Perspektiven sowie mit der Forschung zur translatorischen Ausbildung und Sprachmittlungsaktivitäten im DaF-/DaZ-Unterricht. Die zweite Säule besteht aus Praxisbeiträgen, d.h. der Vorstellung von Unterrichtsprojekten, Übersetzungs- bzw. Dolmetschübungen, dem Einsatz von digitalen oder herkömmlichen Medien für Sprachmittlungsaufgaben im Unterricht u.a.
Nachfolgend eine Auflistung möglicher Vortragsfelder (nicht erschöpfend):
• Translatorische Theorie
• Übersetzung / Dolmetschen bestimmter Textsorten
• Übersetzungsanalyse, Übersetzungsvergleich
• Herausforderungen bei der Übersetzer- bzw. Dolmetscherausbildung
• Einsatz von digitalen Medien, Apps, KI, Google Translator, DeepL u.a. beim Einsatz von Sprachmittlungsaufgaben
• Kulturrelevante Aspekte beim Sprachmittlungseinsatz
• Translationsübungen als kommunikative Strategie zur Vermeidung von interlingualen bzw. interkulturellen Missverständnissen
• Textverständnis und Übersetzung
• Grammatische und lexikalische Kompetenz im Rahmen der Übersetzung
• Translationsübungen als Strategie für den Aufbau von Textverständnis sowie grammatischer und lexikalischer Kompetenz in der translatorischen Ausbildung bzw. im DaF-/DaZ-Unterricht
• Translationsübungen als Strategie für die Behandlung verschiedener Textsorten in der translatorischen Ausbildung bzw. im DaF-/DaZ-Unterricht
• Training von Sprachmittlungskompetenz in schriftlicher Form (Zusammenfassen, Paraphrasieren, Berichten usw.)
• Einsatz von Sprachmittlungsaufgaben im DaF-/DaZ-Unterricht
• Relevanz des Begleitbandes des GeR (2020) und der dort unter Punkt 3.4 aufgeführten Deskriptorentabellen des Kompetenzbereichs „Sprachmittlung“ sowie dessen Auswirkungen auf Curricula, Unterrichtsgestaltung und Prüfen.
Sektionsprogramm
Tito Lívio Cruz Romão
Universidade Federal do Ceará, Fortaleza, Brasilien
"DaF-Lehrendenausbildung an der UFC und der Einsatz von Übersetzungsübungen im Literaturunterricht"
In Brasilien ist es gewöhnlich, dass Studierende in der DaF-Lehrendenausbildung unterschiedliche Niveaus von Deutschkenntnissen gemäß dem GER aufweisen. An der Bundesuniversität Ceará z.B. belegen sie neben dem Deutschunterricht ab dem 7. Semester auch Lehrveranstaltungen deutschsprachiger Literatur. Da die Studierenden unterschiedliche Deutschkenntnisse mitbringen, müssen die Lehrenden Lehrstrategien entwickeln, die den Fortschritt aller Beteiligten fördern. In diesem Beitrag stellen wir eine Auswahl literarischer Texte vor, die der Progression der verschiedenen GER-Sprachniveaus möglichst entsprechen, wobei Übersetzungsübungen eingesetzt werden. Unser Ziel ist es, neben der Vermittlung von literarischem Wissen auch eine vielfältige Diskussion über den Einsatz literarischer Texte in Verbindung mit Übersetzungsaufgaben sowohl in der DaF-Lehrendenausbildung als auch in außercurricularen DaF-Kursen zu ermöglichen. Denn schließlich wollen die meisten Studierenden in Zukunft DaF unterrichten. Zu jedem Text, der für diesen Kurzvortrag ausgewählt wird, gibt es Vorschläge, wie man sprachliche bzw. landeskundliche Vorentlastung bzw. Nachbereitung der Inhalte einsetzen kann. Die Aktivitäten können verschiedene Bereiche abdecken, vom Wortschatz über die Grammatik und Stilistik bis hin zur Landeskunde.
Council of Europe (2020). Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen: lehren, lernen, beurteilen. Begleitband. Stuttgart: Ernst Klett Sprachen, 2020.
Königs F. G. (1981). „Übersetzung und Fremdsprachenunterricht – vereinbar oder unvereinbar?“. In: Übersetzen und Fremdsprachenunterricht. Moritz Diesterweg.
Nord, Ch. (2016). Análise textual em tradução: bases teóricas, métodos e aplicação didática. Übers. von Zipser, M. E. et al. São Paulo: Rafael Copetti Editor.
Selanski, W. (1999). Fonte. Antologia da Lírica Alemã. Editora Velha Lapa.
Alina Neumeyer
alina.neumeyer(a)gmail.com
"Kollektive Lyrikübersetzung als Beispiel für projektorientiertes ästhetisches Lernen"
In Zusammenarbeit mit meinem Kollegen Mário Gomes (von 2019-2024 DAAD-Lektor in Concepción, Chile) biete ich seit drei Jahren Seminare zu kollektiver Lyrikübersetzung an der Pontificia Universidad Católica de Valparaíso an, an deren Ende jeweils die Veröffentlichung des Lyrikbandes in spanischer Sprache beim Verlag Alquimia Ediciones steht. Die bisherigen Autoren waren Ann Cotten, Jan Wagner, Özlem Özgül Dündar und Ilma Rakusa.
In meinem Projektbericht möchte ich von den Erfahrungen in diesem Hochschul- und Länderübergreifenden Unterrichtsformat erzählen, darstellen, wie sich das Projekt über die Jahre entwickelt hat, wie das Übersetzen im Kollektiv zum Lernen von Deutsch als Fremdsprache und kulturreflexiv-ästhetischen Lernen beiträgt und für Feinheiten auch der Muttersprache sensibilisiert. Der Bericht soll auch ganz konkrete Übersetzungstechniken sowie anschauliche Beispiele von Übersetzungsschwierigkeiten aufzeigen. Dabei stellte sich immer wieder heraus wie sehr das kollaborative Übersetzen das Lernen fördert und zu Lösungen findet, die eine einzelne Person so vielleicht nicht leisten kann. Sich zusammen über einen Text zu beugen und sein Vertrauen zu gewinnen, denn übersetzen ist „intimste Lektüre“ (Spivak, 1997), schaffen eine Verbindung unter den Teilnehmenden, aus der die Verantwortung erwächst eine möglichst getreue Übertragung des Originals zu erreichen, die dem Lernen unbedingt zugute kommt und die sich sowohl aus der ästhetischen Erfahrung beim Lesen und Übersetzen von Lyrik als auch durch das gemeinsame Projekt entfalten kann.
David Bellos: Fictions of the Foreign: The Paradox of „Foreign-Soundingness“. In: Esther Allen, Susan Bernofsky (Hg.): In Translation: Translators on Their Work and What It Means, Columbia: University Press 2013, S. 31-43.
Erin Moure: „The Exhorbitant Body: Translation as Performance“ und „Fidelity Was Never My Aim (But Felicity)“. In: Dies.: My Beloved Wager: essays from a writing practice. Edmonton: Alberta 2009.
Novalis: aus „Blüthenstaub“. In: H. J. Störig (Hg.), Das Problem des Übersetzens, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1969, S. 33.
Friedrich Schleiermacher: „Ueber die verschiedenen Methoden des Uebersezens“. In: H. J. Störig (Hg.), Das Problem des Übersetzens, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1969, S. 38 – 70.
Gayatri Spivak, „Die Politik der Übersetzung“ (übers. von Sonja Asal). In: Anselm Haverkamp (Hg.): Die Sprache der Anderen. Übersetzungspolitik zwischen den Kulturen. Frankfurt am Main: Fischer 1997, S. 65 – 93.
Eliot Weinberger: Neunzehn Arten, Wang Wei zu betrachten. Übersetzt von Beatrice Fassbender. Berlin: Berenberg Verlag 2019.
Uljana Wolf: Ethymologischer Gossip. Essays und Reden. Berlin: Kookbooks 2021.
Yasemin Yildiz: Beyond the Mothertongue. The Post-Monolingual Condition, „Introduction“. New York: Fordham University Press 2012, S. 1-29.
Sarah Jacobs
Universidade Federal de Minas Gerais, Belo Horizonte, Brasilien
culturaalemanobrasil(a)gmail.com
"Übersetzung von Kürzestprosa in der Praxis"
Im Semester 2022.2 fand an der UFMG ein Übersetzungsseminar statt. Ziel war es, den Teilnehmenden durch praktische Übungen und den Vergleich der Ergebnisse Denkanstöße und Strategien für den Umgang mit fiktionalen Texten zu vermitteln. Es wurden folgende Grundprinzipien für die Wahl der Übersetzung erörtert: die Zugänglichkeit des neuen Textes; das Verständnis grundlegender Übersetzungskonzepte, wie z. B. die Bedeutung der Beibehaltung des Wesens und der Verwendung angemessener Ausdrücke.
Neben anderen ausgewählten Texten der deutschsprachigen Literatur, übersetzte jede/r Studierende mehrere Kapitel aus "das zehn zeilen buch" von Sudabeh Mohafez, die überarbeitet und anschließend diskutiert wurden. Darüber hinaus eröffnete die Auseinandersetzung mit diesem literarischen Kurzformat und dem Inhalt des Werks Raum für Austausch über kulturelle Konzepte (João Azenha Junior). Am Ende des Semesters fand ein Online-Workshop mit der Autorin statt. Es wurde festgehalten, dass der Schwerpunkt auf dem Verstehen und der Produktion von Botschaften lag und nicht auf der wörtlichen Übersetzung wie zu Beginn.
Eine der Schlussfolgerungen und Perspektiven für das Lehren und Lernen liegt in interaktiven Effekten, die der Einsatz pädagogischer Übersetzungsstrategien beim Aufbau von Wissen erzeugen kann. Übersetzung kann als Werkzeug eingesetzt werden, um Bedeutung auf kommunikative Art und Weise zu verstehen und auszudrücken (Dell Hymes und Wilga Rivers). In diesem Kontext kann die Hypothese des verständlichen Inputs von Stephen Krashen diskutiert werden, welche besagt, dass der Kontakt mit verständlicher Sprache für den Spracherwerb grundlegend sei.
Hansen-Schirra, S., Silvia Hansen-Schirra & Kiraly, D. (2013). Projekte und Projektionen in der translatorischen Kompetenzentwicklung. Peter Lang.
Kautz, U. (2022). Handbuch Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens. Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut (1. Aufl.). iudicium.
Alina Neumeyer studierte Germanistik und Romanistik an der Freien Universität Berlin und ist ausgebildete Lehrkraft für Deutsch als Zweitsprache. Sie war von 2017 bis 2019 DAAD-Sprachassistentin an der Universidad Austral de Chile in Valdivia und ist seit 2021 DAAD-Lektorin an der Pontificia Universidad Católica de Valparaíso. Koordinatorin des Projekts Translator’s Choice der Latinale 2021, Berlin, und seit 2022 Leiterin des internationalen Poesiefestivals Latinale Sur, Chile. Literarische Übersetzungen (Spanisch <> Deutsch), u. a. von Elvira Hernández, Ann Cotten, Lina Meruane, Milton López, Lina Atfah. Redaktion und Übersetzungen u. a. für Lettre International und das chilenisch-deutsche Oral History Archiv zur Colonia Dignidad (CDOH) am Lateinamerika-Institut, Berlin.
Sarah Jacobs kommt aus Deutschland und lebt seit 2015 in Brasilien. An der Uni Münster schloss sie 2019 einen Master of Education (Germanistik / Spanisch) ab, doch schon seit 2010 sammelte sie Erfahrung als DaF- und Deutschlehrerin. 2017 begann sie online zu unterrichten und hat das Projekt CAB – Cultura Alemã no Brasil (Deutsche Kultur in Brasilien) in die Welt gesetzt, heute @treff.brasilien. Nun ist sie seit August 2021 als DAAD-Lektorin an der Universidade Federal de Minas Gerais in Belo Horizonte tätig. Neben Deutschkursen lehrt sie über deutschsprachige Literatur und Kultur, gibt Übersetzungsseminare und auch Fortbildungskurse für angehende DaF-Lehrer:Innen. Ihre Interessenschwerpunkte sind DaF-Didaktik und Soziologie.
Tito Lívio Cruz Romão studierte Englisch, Französisch und Portugiesisch in Brasilien und absolvierte danach ein Diplom-Übersetzer-Studium (Deutsch, Französisch, Portugiesisch) in Germersheim/Mainz sowie ein Dolmetscher-Aufbaustudium (Deutsch/Portugiesisch) an der Universität Heidelberg. In Brasilien promovierte er im Bereich Übersetzungswissenschaft. Seit 1993 ist er als Dozent für Deutsch und deutschsprachige Literatur an der Universidade Federal do Ceará tätig. Von 1997 bis 2001 war er Lektor für Portugiesisch und brasilianische Landeskunde im Translationswissenschaftlichen Zentrum der Universität Wien. Er ist vereidigter Übersetzer und Dolmetscher für Portugiesisch-Deutsch und arbeitet nebenberuflich als Übersetzer für Verlage vor allem in den Bereichen Belletristik und Psychoanalyse.
Wir freuen uns auf das persönliche Kennenlernen bzw. Wiedersehen in Sucre!