Welthandelsorganisation (WTO) und Freihandelsabkommen
Der Chef der vielgescholtenen Welthandelsorganisation (WTO), Roberto Azevêdo, konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. Er musste das Scheitern seiner WTO eingestehen. Mal wieder konnte der Handelsclub nicht liefern. Dieses Mal hatte Indien den sogenannten Bali-Pakt abgelehnt. Mit ihm hätte die gesamte Weltwirtschaft neuen Schwung gewinnen können. Vorgesehen war ein umfangreicher Abbau und eine Vereinheitlichung der Zollbürokratien in allen 160 WTO-Mitgliedstaaten: Von den USA über Deutschland bis nach China. Ökonomen versprachen sinkende Handelspreise, mehr Geld für Unternehmen, mehr als 20 Millionen neue Jobs.Jeden Tag sind die gleichen Parolen und (falschen) Signale zu vernehmen.
Mehr Jobs.
Schwung für die Wirtschaft.
Und jeden Tag wird diese goldene Kuh gehätschelt, wird diese Götzenfigur angebetet.
»Mehr Jobs« brauchen wir insbesondere in den Ländern, in denen die Ideologie von der Arbeitsgesellschaft gepredigt wird und die Menschen zur Arbeit angehalten, zur Arbeit gezwungen werden. - Denn die Idee der Zwangsarbeit (Hartz4) würde nicht funktionieren, wenn es keine Arbeitsplätze gibt.
Und »Schwung« brauchen wir deshalb in der Wirtschaft, damit »irgendwas« produziert wird, und in diesen Arbeitsprozess sollen die Arbeitslosen gesteckt werden.
Dass dieses Mantra auf allen Ebenen der Inhalteverbreitung zelebriert wird, von dem Lokalsender in seinem Wirtschaftsteil bis in die Welthandelsorganisation (WTO) hinein, macht diese Gedanken nicht seriöser.
»Ohne« neue Jobs zu schaffen, ist die Versorgung der Erdenbevölkerung auf einem existenzsicheren Niveau mit den vorhandenen Kapazitäten möglich. - Mit diesen Produktionseinrichtungen können alle Menschen mit Nahrung, Kleidung, Wohnen und Energie versorgt werden. 20 Millionen neue Jobs wollen die Regierungen, damit die Menschen nicht »auf der Straße herumhängen« und »beschäftigt« sind. Denn einzig die Grundversorgung, die »notwendige Versorgung« muss wirklich von uns erarbeitet werden, weil wir alle diese Güter notwendigerweise selbst verbrauchen. - Alles Weitere kann von Arbeitnehmern nur freiwillig erarbeitet werden.
Seit vielen Jahren werden wir immer mit denselben Propagandanachrichten bombardiert. - Die Beschreibung der Wirtschaft ähnelt der des Wetters. Jeden Tag ein Auf und Ab an der Börse, jeden Tag mal mehr mal weniger Umsatz, mal mehr mal weniger Gewinn für die Unternehmer, mal mehr mal weniger Arbeitslose und Entlassene. - Die Wirtschaft wird uns als eine unberechenbare Einrichtung vorgestellt und daran soll sich unser Gehirn gewöhnen, wir sollen gar nicht auf die Idee kommen, dass es auch anders sein könnte.
Denn wie wäre es, wenn die Wirtschaft nicht wie das Wetter sich zeigen würde, wenn die Wirtschaft gerade da, wo sie für uns Menschen am wichtigsten ist, stabil und sicher in ihrem Verhalten ist? Wäre das nicht grandios! - Und selbstverständlich ist dies möglich, wir wollen (oder sollen?) es nur nicht denken.
Eine Wirtschaft, die stabil und sicher für die Menschen auf der Erde, Nahrung, Kleidung, Wohnen und Energie bereitstellt, ganz normal neue Mitarbeiter einstellt, wenn weitere Personen gebraucht werden, bei guten Arbeitsbedingungen und akzeptablen Löhnen, (man bedenke, dass das Wichtigste die Produkte sind!) ist mit Leichtigkeit möglich.
Wenn wir also nicht mehr mit offenem Mund die Wirtschaftsnachrichten verfolgen müssten, weil wieder irgendetwas Unvorhergesehenes passierte und neue Bedrohungen für uns Menschen unsere existenzielle Sicherheit gefährden, wenn wir also endlich in sicheren Verhältnissen leben könnten, dann wäre die Grundlage für einen neuen Abschnitt in der Menschheitsgeschichte geschaffen.