Die Marktwirtschaft und der Kapitalismus sind sicherlich nicht »typisch deutsch«.
Nach dem 2. Weltkrieg waren es in erster Linie die Amerikaner, die in Westdeutschland die Marktwirtschaft salonfähig gemacht haben. Während im Osten Deutschlands die Planwirtschaft ihre Umsetzung erlebte.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war der Sozialismus die Lösung aller Probleme in der Wirtschaft. - Entweder der »rote« Sozialismus oder der »braune« Sozialismus.
Unter den Nazis gab es eine Planwirtschaft, wie es auch im kommunistischen System eine Planwirtschaft gab. »Der freie Markt« ist nichts Deutsches gewesen. - Das wäre auch eine Erklärung dafür, warum der Mindestlohn eine gewisse Zustimmung bei uns findet.
In beiden Überlegungen (Marktwirtschaft und Planwirtschaft) ist Wahrheit enthalten und keine kann ganz das wirtschaftliche Geschehen in den Gesellschaften abbilden. - Der freie Markt entspricht dem freien Bürger. Er ermöglicht Kreativität, Neu-Entwicklungen und einen Wettbewerb um die beste Idee bei der Verwirklichung von Projekten. »Am Markt« entscheidet dann der Verbraucher, welches Produkt am ehesten seinen Vorstellungen entspricht und dadurch wird auch entschieden, welche Marktteilnehmer bleiben und welche »ihr Geschäft« wieder aufgeben müssen. So die Theorie, und in etwa auch die Praxis.
Dasjenige, worüber sich die Sozialisten ärgern, ist der Ruin der Arbeitnehmer, wenn sie sich in den Wettbewerb stellen und dort scheitern. - Denn niemand will scheitern und mit Schulden am Hals seine restliche Lebenszeit verbringen, vielleicht noch verpflichtet, einen Teil der Schulden zurückzahlen zu müssen. Warum sollen wir uns kränken und düpieren lassen, niemand muss einem System zustimmen, das in seiner Gestaltung keinen Zuspruch bei den potentiellen Teilnehmern findet. - Das ist wie mit einem Kartenspiel, dessen Regeln abgelehnt werden, und dann spielen die Menschen eben nicht mit. Oder es ist wie mit dem »Wahlzirkus«, bei dem die Bürger nicht mehr mitmachen wollen, weil sie nicht mehr daran glauben, dass bei dem Spiel »Parlamentarische Demokratie« die Bürger der Gewinner sein könnten.
Theoretisch kann der Unternehmer »reich« werden und sich von der übrigen Bevölkerung absetzen, was Wohlstand und Einkommen betrifft.
Aber es gibt keine Garantie für diese Entwicklung. Also warum soll ich mir überhaupt die Mühe machen und Unternehmer werden, ohne die absolute Sicherheit zu haben, bezüglich der weiteren Entwicklung. - Vielen Menschen würde die pure Existenzsicherung genügen. Sie haben überhaupt kein Interesse, »hoch hinaus« zu wollen. - Werden die Menschen in die Wettbewerbsgesellschaft gezwungen, so wird es sicherlich viele geben, die wenig Neigung haben, teilzunehmen. Für diese Menschen ist die Planwirtschaft viel interessanter. Sie können sich einer Aufgabe widmen, die in der Gesellschaft bekanntermaßen Anerkennung findet und vielleicht ein Leben lang in diesem Bereich aktiv sein. Und das hätte dann gar nichts mit Markt und Kapitalismus zu tun.
Was bedeutet es nun, wenn »Mindestlohn für die Kühe« gefordert wird?
Der Bauer symbolisiert die Ernährung. Er ist für die Gesellschaften von Bedeutung. Seine Existenz kann den Menschen nicht unwichtig sein. Wenn er in Not ist, sind wir alle aufgerufen, uns um unsere Wirtschaft Gedanken zu machen.
Eigentlich müssten wir so denken:
Wenn es mehr Milchbauern gibt, als für die benötigte Menge notwendig sind, müssten die Bauern, die zu viel sind, ihre Arbeit einstellen.
Das ist doch ganz einfach. Oder?
Kompliziert wird es in dem Moment, wenn wir bestimmen wollen, welche Bauern ihren Hof zumachen sollen. Jeder Bauer, den wir heraussuchen, wird sagen: »Warum ich, warum nicht der andere?«
Die Überproduktion, die Überflussgesellschaft ist nicht ein Effekt des Marktes oder des Kapitalismus.
Denn der Markt würde gnadenlos den »Verlierer im Wettbewerb« zugrundegehen lassen. Das heißt, der Bauer, der zuerst seine Fixkosten nicht mehr bezahlen könnte, der sich selbst nicht mehr ernähren könnte und keine Abnehmer für seine Produkte fände, wäre »schachmatt« und müsste seinen Hof räumen. - Das aber wollen viele Menschen nicht mit ansehen. - Da ja auch der »überzählige Bauer« arbeitet, wollen sie ihn nicht arbeitslos sehen und ihn zum Sachbearbeiter im Jobcenter schicken. - Alle die arbeiten, müssen und sollen in ihrer Existenz erhalten bleiben, auch wenn ihre Arbeit gar nicht gebraucht wird (wie bei den Leuten vom Radio und Fernsehen), oder »zu viel« und überzählig ist (wie bei den Bauern, die die »Milchseen« produzieren).
So ist die Überfluss- oder schlimmer, die Wegwerf-Gesellschaft ein Produkt der Arbeitsideologen und Sozialisten, denen jede Arbeit »heilig« ist, und die zwanghaft den Arbeitnehmer als den »besseren Menschen« darstellen wollen.
Aber in dem Moment, wo wir jedem Bürger bedingunglos ein Einkommen zuerkennen, braucht niemand mehr zwanghaft »Milchbauer« sein, oder Tagesschau-Sprecher. Denn diese Leute hätten dann ein Grundeinkommen, das sie unabhängig macht. - Der Arbeitszwang fiele weg.
Der Sozialist ist nicht unbedingt ein Arbeitsideologe mit Arbeitszwang-Vorstellungen. Aber diejenigen Sozialisten, die sich vorstellen, die Wirtschaft müsste durch den Staat organisiert werden, wollen den Arbeitszwang für alle Bürger. - Würden hingegen die Wirtschaftsteilnehmer selbst ihre Arbeit organisieren, dann wäre das etwas anderes. Dann brauchen wir keinen Arbeitszwang für alle Bürger. - Dann würde von den Wirtschaftsteilnehmern kommuniziert, wie viele Mitarbeiter sie brauchen, und in den Gesellschaften finden sich die Kräfte, die dafür Sorge tragen (Berufswahl, Ausbildung, Fachkräfte).
Die Zwangsarbeit, die sich heute in Deutschland (wieder) so stark ausgebreitet hat und in den Hartz4-Sanktionen drinsteckt, ist von diktatorischer Natur. Menschen werden missbraucht und misshandelt. - Die Parteien-Diktatur ist da. Wir Bürger müssen sie beenden.