[56] The Age of Online Activism - Living Income Guaranteed
Hilda Rac aus Slowenien ist zugeschaltet, moderiert wird die Sendung von Marlen Vargas Del Razo aus Mexiko.
Marlen Vargas Del Razo (Moderatorin):
Durch die sozialen Medien sind wir in einem enormen Maße miteinander verbunden. Die »politische Stimme« ist durch das Internet mittlerweile jedem von uns gegeben. - Ist uns jetzt über das Internet eine neue politische Plattform zur Verfügung gestellt? Wie sieht die Realität aus.
Hilda Rac:
Allein die Menge der Daten, die uns heute über das Internet zur Verfügung steht, führt zu einer Information der Menschen über die Zustände in der Welt. - Es besteht eine Zunahme an Bewusstheit über die Vorkommnisse in der uns umgebenden Sphäre. - Das ist das Eine. Und es haben sich Menschen über Facebook gefunden und eine Partei gegründet. So hat das Internet auch direkten Einfluss auf die politische Gestaltung. Diese Leute haben 6 von 90 Sitzen im Parlament (in Slowenien).
Die Petitionen und Likes, +1, etc. erwecken erstmal das Gefühl, ich habe etwas getan, etwas bewirkt. Aber dies ist ein Irrtum. Diese Art von Aktivismus hat nicht wirklich etwas verändert.
07:57
Es gab Aktionen zur Legalisierung von Marihuana, es sollten Anträge unterschrieben werden und zur Verbesserung der Situation von Behinderten in der Slowakei hatten wir eine Petition. In den Rathäusern lagen Unterschriftenlisten aus, aber in beiden Fällen passierte nichts, es wurde nichts erreicht im Interesse der Antragsteller. - Das ist dann »Sand in die Augen« der Leute.
Marlen:
Kann mit Online-Aktivismus nun etwas erreicht werden oder nicht.
Hilda:
Es gibt Leute, die meinen, nichts kann von uns verändert werden, aber in Wirklichkeit wollen sie sich selbst nicht ändern. Was diese Personen auf die Gesellschaft projizieren, ist in ihnen selbst. - Das heißt, wir müssen uns und unsere Art der Teilnahme an der Gesellschaft transformieren, wir müssen aktiv werden, uns Kenntnisse aneignen und selbst bilden. - Wir müssen uns Gedanken machen, wie und durch welche Methoden wir Einfluss bekommen auf unsere Gesellschaften, statt weiterhin unsere »Serien« anzuschauen.
Marlen Vargas Del Razo:
Unsere Apathie und der Mangel an politischer Teilhabe ist noch dominierend. - Über das Internet sind die politischen Ereignisse uns allen viel näher, egal, in welchen Ländern sie akut sind. Ob in Thailand, Hongkong oder wo auch immer, wir sind über das Internet mit den betroffenen Menschen viel direkter verbunden, als es vorher war.
Politischer Aktivismus ist somit von großer Bedeutung für uns alle. Was aber ist mit der geldsteuerten Informationsvermittlung. Spielt die eine Rolle?
Hilda:
Ja natürlich. Viele Zeitungen wurden von Finanzmagnaten aufgekauft und die öffentliche Meinung ist durch solche Machenschaften korrumpiert. Allerdings bietet das Internet die Chance, dass die Menschen diese Vorgänge durchschauen und aufdecken. - Es gibt zwar immer noch viele Menschen, die sich vor den Fernseher setzen und sich hypnotisieren lassen, aber es gibt eine immer größer werdende Zahl von Menschen, die sich aktiv im Internet bewegen, recherchieren und sich ein Bild von den Zuständen in der Welt verschaffen.
Marlen:
Ja, wir können sagen, viele durchschauen die Vorgänge und wir sollten uns nicht lange mit diesen Dingen aufhalten und vielmehr unseren eigenen Anliegen folgen. - Warum sind die Menschenrechte nicht garantiert und wir überlegen, wie hier die Lösung aussehen könnte. »Aktiv online« bedeutet so vorzugehen: Die Probleme aufzeigen und nach Lösungen Ausschau halten und diese mitteilen.
Hast du Beispiele Hilda, wie jemand online sich in dieser Weise realisiert hat?
Hilda Rac:
Ich denke da an »Ron Paul«. Er will soziale Veränderungen und das veranlasst Menschen im zu folgen und ihn zu unterstützen. Er hat über das Internet eine große Summe Geld eingeworben für seine Aktivitäten.
Marlen:
Wir haben über das Internet eine viel größere globale Vernetztheit erlangt, du in Slowenien ich hier in Mexiko, als Beispiel.
Es geht aber nicht darum, dass wir im Einzelfall eine persönliche Meinung formulieren, wir müssen zu einer Vereinbarung kommen, die sich in der Realität dann umsetzt. Statt uns also zu verausgaben in Unstimmigkeiten und Unterschieden, sollten wir unsere Kräfte bündeln und zu gemeinsamen Grundlagen gelangen.
Hilda:
Die Menschen haben Schwierigkeiten zu Vereinbarungen zu gelangen, obwohl sie die Informationen alle haben, fällt es ihnen schwer Übereinkünfte zu finden. Und das passiert jeden Tag. - Wenn wir eine Konversation zwischen zwei oder mehr Menschen beobachten, dann geht es immer darum, dass jeder seine eigen Meinung hat. Es geht immer darum die eigene Meinung auszudrücken und um dies zu erreichen, muss du immer in einer gewissen Weise mit deinen Gesprächspartnern unterschiedlicher Meinung sein.
Das ist wie ein »Defekt«, den wir Menschen haben, wir wollen uns einzigartig machen. Wir denken, wir seien alle »Schneeflocken«, alle einzigartig. Und das ist in gewisser Weise wahr.
Aber wie Schneeflocken sind wir alle auch aus derselben Substanz gemacht. Wir sind mehr »gleich«, als wir verschieden sind! Aber wir bestehen darauf die Differenzen zwischen uns zu betonen, um unsere Einzigartigkeit zu beweisen und deswegen können wir uns nicht verbünden.
Es muss zu einer Einsicht bei uns allen kommen, dass wir übereinstimmen müssen, um zu Lösungen zu gelangen. Dazu schieben wir die Differenzen beiseite und konzentrieren uns auf unsere Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten. - Dann gelangen für zu einer Gesellschaft, von der wir alle profitieren.
24:55
Marlen Vargas Del Razo:
Ja, das ist schade, dass wir uns immer wieder verzetteln in endlosen Debatten und Nebensächlichkeiten, statt uns auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. - Warum unterstützen wir nicht einfach eine Idee, weil sie gut ist, und lassen die Ideologien und religiösen Ausrichtungen und die Intellektualisierungen beiseite, um das eigentlich Wichtige voranzubringen.
Stattdessen kämpfen wir gegeneinander. - Ja, ich stimme dir zu.
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Nun, was ist davon zu halten, dass eine Reihe von Personen sich fürchtet vor den »Datenfirmen«, die Informationen aus unseren Aktivitäten ziehen, und dann ihre Internet-Aktivitäten reduzieren. - Was ist davon zu halten?
Hilda:
Die NSA-Sache ist nicht so wichtig, wie sie scheint. - Es ist eine dumme Geschichte, die halbe Weltbevölkerung überwachen zu wollen. - Aber unsere Sorge diesbezüglich lässt die Dinge so bleiben, wie sie heute sind.
Es ist die Sache jedes Einzelnen, mit solchen Befürchtungen umzugehen. - Wer überzeugt ist von seinen Aktivitäten, der lässt sich nicht aufhalten von solchen Vorgängen.
27:00
Marlen:
Die Revolutionen im arabischen Raum zeigen, wie wichtig das Internet ist, um Aktivitäten zu organisieren, aber wir brauchen weiterhin eine gemeinsame Grundlage für Gesellschaften, die wir befürworten wollen.
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Anmerkung eines Users: Aktivisten sind bereits am Protestieren, bevor alle Informationen über die Themen offengelegt sind.
Hilda:
Das ist eine emotionale Reaktion, die weitverbreitet ist. - Wichtiger ist es erstmal das Thema durchzuarbeiten, im gesellschaftlichen Zusammenhang. Beispiel »Umweltschutz«. Da geht es um Arbeitsplätze, um die Familien oder um die Konzerne, die in den Gebieten aktiv werden.
Es geht darum, Lösungen anzubieten und auszuarbeiten und nicht nur »gegen etwas« zu sein. - Es müssen Vereinbarungen erarbeitet werden, zwischen allen Beteiligten und dabei ist ein ganzheitlicher Ansatz notwendig.
30:00
Marlen Vargas Del Razo:
Die Emotionen beiseitelassen und als Individuen sich den Aufgaben stellen, ist unser Anliegen als Aktivisten.
Hilda Rac:
Die Gesellschaft ist ein Spiegel unserer persönlichen Entscheidungen. - Was nützt es, politisch sich gegen einen Zustand zu wenden, wenn wir ihn in unserem Privatleben selbst verursachen. Beispiel »Abholzen der Urwälder, aber selbst ständig neue Produkte kaufen«.
Hier in der »entwickelten Welt« sind wir Opfer der Medienpropaganda und lassen uns schnell verleiten zu unüberlegten Handlungen.
Marlen Vargas Del Razo:
Wie können wir den Online-Aktivismus weiter voranbringen.
Hilda:
Viele Aktivisten sind voneinander separiert, ohne die Verbindungen in einer globalisierten Welt zu sehen, in der alles über »das Geld« geregelt wird. - Es ist notwendig, dass sich die voneinander getrennt agierenden Gruppen zusammenschließen und die gemeinsamen Ziele erkennen.
Alle Themen, sei es die Behandlung der Tiere, der Umweltschutz, die Armut, alles hängt damit zusammen, wie wir an der Gesellschaft teilhaben, alles wird über das Geld geregelt.
Wir müssen uns vernetzen, aber auch uns selbst verändern und erkennen, dass wir mit unserem Verhalten ein Teil des Problems sind. Das verlangt »Selbsterkenntnis«.
Marlen Vargas Del Razo:
Für viele Menschen sind das die ersten Aktivitäten politischen Engagements, wenn sie ein »Plus 1« geben oder ein »Like«, oder einen Link teilen. - Das ist wichtig auf dem Weg zu mehr politischer und sozialer Beteiligung aller, gerade wenn wir Zustände wahrnehmen, die in etablierten Medien keine Beachtung finden. - Deshalb: Mache deine Stimme öffentlich.
Wir wollen nicht immer wieder die bezahlten Meinungsmacher in den Medien hören, weil sie das Übliche verbreiten.
36:00
Es geht um die Lebenssituationen und um die Menschenrechte.
Hilda:
Ich habe zum Beispiel auf »Facebook« erlebt, dass mehr »Likes« geklickt, als das Kommentare geschrieben werden. So dass ich den Eindruck habe, das die Kommunikation zwischen den Menschen nachlässt, was ich nicht so gut finde.
Nur über die Kommunikation können wir zusammenfinden und erkennen, was jeder Einzelne beizutragen hat, zur Diskussion. - Wir sollten mehr miteinander reden.
Marlen:
Wir sollten uns auch nicht auseinanderbringen lassen, durch unterschiedliche Ausrichtungen, wenn wir ein gemeinsames Ziel haben, wie zum Beispiel ein »Bedingungsloses Grundeinkommen«.
Hilda Rac:
Es gibt eine Zunahme an Fehlinformationen im Internet, zu einem Teil von Leuten, die daran ihren Spaß haben. - Das ist nicht konstruktiv und produktiv, es ist sehr schädlich, denn viele Menschen glauben, was sie lesen, weil, wenn es geschrieben »sein darf« muss es ja richtig sein. - So wie wir es gewöhnt waren, die Nachrichten im Fernsehen und in den Zeitungen zu glauben.
39:00
So bin ich selbst ein paar Mal Opfer solcher Fehleinschätzungen geworden.
Die große Menge an Daten, die uns über das Internet zugänglich geworden ist, birgt somit auch ein Problem, nämlich die Lügen von der Wahrheit zu unterscheiden und die wichtigen Informationen aus dem Wust an Daten herauszufiltern. - Deshalb ist ein gesundes Misstrauen angebracht, wenn wir mit Nachrichten und Daten konfrontiert sind und wir sollten aus anderen Quellen uns weiter informieren, ob die erste Mitteilung wahr sein könnte oder, ob es sich um einen Betrug oder Ähnliches handelt.
Eine kritische Handhabung aller zugänglichen Daten ist unbedingt notwendig.
Marlen Vargas Del Razo:
Wer sich zum Beispiel in einer Gruppe engagieren will, sollte sich vorher über diese sehr genau informieren: wer hat die Gruppe gegründet, was sind die Ziele, wer bestimmt die Regeln in der Gruppe, was sind die Absichten.
Sich also von einer Propaganda und Ideologie leiten zu lassen, das müssen wir vermeiden.