Die scheinbar am schwersten zu beantwortenden Frage an die Grundeinkommens-Befürworter, ist die am leichtesten zu beantwortenden Frage:
Wie sollen wir das Grundeinkommen finanzieren?
Schauen wir uns die Antworten der Grundeinkommens-Kritiker einmal an. Hier zum Beispiel ein Schweizer Nationalrat bei der Debatte über das Grundeinkommen am 23.09.2015:
Frehner Sebastian (V, BS): Liebe Kollegin Schenker, die Initianten gehen ja von verschiedenen Varianten aus, wie man dieses Grundeinkommen einführen könnte. Der Bundesrat schreibt, wenn man von der am wenigsten weit gehenden Variante ausgehe - also von der Variante, die am wenigsten kostet -, ergäben sich Mehrkosten von 150 Milliarden Franken pro Jahr. Das ist etwa ein Viertel unserer Wertschöpfung. - Wie wollen Sie das finanzieren? Wollen Sie die Mehrwertsteuer verdreifachen? Oder wollen Sie natürliche oder juristische Personen auf Bundesebene drei- oder viermal so hoch besteuern wie heute?
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Es wird von Mehrkosten gesprochen. Dies ist aber falsch.
Alles, was der Mensch für seine Existenzsicherung braucht, muss jeden Tag vorhanden sein, damit er es verwenden kann. Also auch heute schon. - Wäre das nicht der Fall, würden jeden Tag Menschen verhungern, verdursten, im Winter erfrieren, weil sie keine warme Kleidung hätten und vom Regen durchnässt sich eine Lungenentzündung holen und sterben, wenn sie keine Unterkunft hätten und diese nicht beheizt wäre.
Da wir aber von derlei Berichten nicht jeden Tag erschreckt werden, bedeutet das, dass das Bedingungslose Grundeinkommen (bGE) ja da ist !
Das Entscheidende aber in einer Grundeinkommens-Gesellschaft ist, nicht MEHR Wertschöpfung zu produzieren, sondern die Produktion von der Arbeitspflicht zu befreien. - Heute ist die Existenzsicherung an die Verpflichtung zur Arbeit gekoppelt. - Aber in einer bGE-Gesellschaft wird die Wertschöpfung freiwillig erbracht und soll einfach an die lebenden Menschen verteilt werden, in Höhe der Existenzsicherung. - Dafür sind keinerlei Mehreinnahmen und ist keinerlei Mehrarbeit notwendig. - Das Grundeinkommen soll die bestehende Kopplung von Existenzsicherung und Arbeitspflicht auflösen. Darum geht es.
Mit anderen Worten, es gibt gar kein Finanzierungsproblem. - Bis zu diesem Punkt kann gesagt werden, ist die Position der Kritiker widerlegt, beziehungsweise die Argumente der Kritiker haben gar nichts mit der Grundeinkommens-Idee zutun.
In der Grundeinkommens-Idee steckt der Freiheits-Gedanke, die Selbständigkeit, das Individualrecht. - Die heutige Gesellschaft hingegen wird von dem Pflicht-Gedanken getragen. - In einer Grundeinkommens-Gesellschaft handeln die Menschen Kraft der eigenen Erkenntnis und Einsicht.
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Mit einem Grundeinkommen würden wir weiterhin die vorhandene Existenzsicherung haben, nur gäbe es keine Arbeitspflicht mehr.
Was hätte dieser Umstand für Konsequenzen?
Das Grundeinkommen bezieht sich ausschließlich auf ein bescheidenes, aber menschenwürdiges Leben und den Zugriff auf Güter und Dienstleistungen, um ein solches zu ermöglichen. - Wie hoch wir das Grundeinkommen ausstatten, entscheidet die Gemeinschaft, Gesellschaft über Bürgerentscheide und Bevölkerungsabstimmungen.
Wer in einer Grundeinkommens-Gesellschaft ein Dach über dem Kopf hat, ein Zimmer, eine Wohnung, und wer Nahrung, Kleidung, Wärme im Winter, und einen ausreichenden Zugang zu Dingen, die die »gesellschaftliche Teilhabe« ermöglichen hat, der muss nicht mehr arbeiten gehen.
Wie ist es aber bei jemandem, der ein großzügiges Haus sein eigen nennt, einen Zweitwagen besitzt und dann noch die beiden Eigentumswohnungen in der Schweiz und in Österreich, der seine Kinder auf die Privatschule schicken will und regelmäßig um die Welt reist, ja, der wird womöglich arbeiten müssen, um diesen Lebensstil weiter aufrechterhalten zu können.
Mit anderen Worten, je höher die Ansprüche des einzelnen Menschen, um so eher ist dieser gezwungen arbeiten zu gehen. - Für diesen Menschen besteht eine Arbeitspflicht, sonst kann er sich all seinen Reichtum nicht mehr leisten.
In einer Grundeinkommens-Gesellschaft kommt aber noch etwas anderes zum Tragen. - Auch diejenigen, die nicht im Luxus schwelgen wollen, müssen ein Auge auf die Wirtschaft werfen. - Denn die Regale im Supermarkt füllen sich nicht von selbst. - Auch wenn wir nicht selbst in der Lebensmittelproduktion, in der Kleiderherstellung, der Energiewirtschaft oder im Immobilienbereicht tätig sind, wir müssen uns darum kümmern, und darauf achten, dass all die Dinge, die wir für notwendig erachten, dann auch tatsächlich als Dienstleistung vorhanden sind, beziehungsweise auch tatsächlich produziert werden.
Sollte es also eine Nachfrage nach Brot geben, dann werden die Brotfabrikbetreiber, oder der Bäcker nach Mitarbeiter suchen, und es werden sich Menschen finden müssen, die einsehen, dass die Produktion wichtig ist, zum Beispiel weil sie selbst die Produkte haben wollen. DAS ist dann auch der Grund, warum wir eine Arbeit machen und nicht mehr der Lohn. - Wir halten das Produktionsergebnis für wichtig und nötig, deshalb schaffen wir das Produkt, deshalb bieten wir einen Dienst an.