Die Frage wäre aber nun, wie geht’s jetzt weiter? Wie du irgendwo oben richtig in einem Punkt festhältst, bringt es wenig bis nix, die ohnehin schon Überzeugten zu überzeugen, aber genau das ist mE das eine große Problem am Internet: man erreicht vor allem jene, die sich zumindest schon dafür interessieren bzw schon von der Idee des BGE gehört haben. Wen’s eh nicht interessiert, klickt sich zu 90% ohnehin gar nicht erst auf solche Seiten, leider!
Vielleicht müsste man darüber nachdenken, diese 99+ Thesen überall anzunageln, zB Flugblätter und Briefkasteneinwürfe, am besten bundesweit soviel es irgendwie möglich ist?!
Die Idee des BGE muss überall dorthin, wo sie noch nicht bekannt ist und das können wir alle nur gemeinsam bewerkstelligen!
Mir scheint, das ist ein ganz zentraler Punkt, den Olli Taubert hier anspricht. Deswegen habe ich einen eigenen Beitrag daraus gemacht.
In meiner Wahrnehmung gibt es das Grundeinkommen seit 2007 und seit dieser Zeit beschäftige ich mich damit, sowohl privat als auch in einer Initiative. Und auch die Argumentation von Olli ist mir vertraut, auch wenn ich jetzt von anderen Wegen überzeugt bin.
Aus meiner Sicht lief es so ab:
2005, 2006. Das Thema Bedingungsloses Grundeinkommen (bGE) war neu. Viele Menschen waren interessiert, viele waren begeistert. Es war eine Aufbruchsstimmung, viele glaubten wir könnten einen »Durchmarsch« machen. 2007, 2008 wurde richtig viel gearbeitet. Infotische, Diskussionsveranstaltungen. Eigentlich war es doch klar, dass wir »jetzt« das bGE brauchen. Dann kamen die ersten Dämpfer. Die GRÜNEN (was hätte man auch anderes erwarten können) stimmten bei ihrem Parteitag 2008 in Erfurt gegen ein bGE. Die Gewerkschaften stimmten unisono gegen ein bGE. Die Kirchen (insbesondere die Evangelische) stimmte gegen ein bGE. - Und auch in der Bevölkerung war nicht die offensichtliche Mehrheit für ein bGE herzustellen, das war spürbar. 2009, 2010 war dann so eine Wartestellung. Die Hoffnung, dass etwas im Sinne des bGE passieren müsste. Aber es war nicht so. 2011, 2012 habe ich als Ernüchterungsphase erlebt. Auch wenn es weiterhin neue bGE-Initiativen in Deutschland gibt, so dümpeln doch die vorhandenen so vor sich hin. Eben auch deshalb, weil sie keine rechte Perspektive haben, wie es weitergehen könnte.
Und so ist ja auch die Frage von Olli formuliert, »wie geht es weiter?«
Kann es sein, dass nur noch eine kleine Gruppe von Menschen nicht über das Grundeinkommen informiert ist? Dann wäre eine Konzentration allein auf diese Aufgabe, die Leute zu informieren, vielleicht zu einseitig. - Was könnten bGE-Initiativen außerdem noch unternehmen?
Ich selbst gehe davon aus, dass ca. die Hälfte (gefühlt sind es für mich mehr als die Hälfte) der Stimmberechtigten in Deutschland für ein bGE sind. Aber es ist halt nicht damit getan, ein »Überzeugter« zu sein, es muss schon mehr gemacht werden. Aus meiner Erfahrung kann ich berichten, dass immer wieder von Menschen Zustimmung zum Grundeinkommen signalisiert wird, aber diese »Überzeugten« wollten keinen Handschlag tun, damit ein bGE eingeführt wird. Und so geht es halt auch nicht. Das heißt, ich bin der Meinung, statt sich mit den »letzten versprengten Unwissenden« abzugeben, sollten wir bGE-Befürworter unser Engagement für die Sache konkretisieren und unsere Kräfte bündeln. Da haben wir genug zu tun, und wäre der Sache dienlicher. Und »by the way«, so ganz nebenbei kann auch weiterhin die Grundinformation zum bGE all denen zuteil werden, die noch Nachholbedarf haben.
»Wie geht es weiter«, für Soloaktivisten und bGE-Gruppen möchte ich hier einmal skizzieren:
Gerade über die »Europäische Bürgerinitiative für ein Bedingungsloses Grundeinkommen« ist mir bewusst geworden, dass das bGE längst eine weltweite Bewegung ist und das von uns in Deutschland dieser Geist einer globalen Solidarisierung aufgegriffen und in Vernetzungs-Aktionen umgewandelt werden sollte. Übrigens ist es der Vorteil des Internet, der diese grenzüberschreitende Solidarisierung, Kontaktaufnahme und Information erleichtert.
Es müssen nicht alle 80 Millionen Bürger über ein Bedingungsloses Grundeinkommen informiert sein. Aber diejenigen, die für ein bGE stimmen, sollten darauf angesprochen werden, dass es nur ein bGE gibt, wenn alle Befürworter sich aktiv dafür einsetzen. - Es ist nicht damit getan, dass wir immer wieder die gleichen Fürsprecher in den Medien sehen. Das ist langweilig und macht eher deutlich, dass es doch nur wenige sind. Es genügt nicht, für ein bGE zu sein, im Geiste, sondern die bGE-Befürworter müssen lernen und bereit sein, ihren Mund aufzumachen, einen Blog zu schreiben auf dem sie sich in ihren Worten positiv zum bGE und ablehnend zu Hartz4 äußern. Wer das von den bGE-Befürwortern noch nicht kann, soll, muss es lernen. - Ansonsten ist das nicht viel wert, Befürworter zu sein, im »stillen Kämmerlein«. Nur »die Summe aller bGE-Befürworter« macht Eindruck, und keine Ein-Mann-Show.
Wir brauchen überall Infostände, an denen die »Überzeugten« angesprochen werden, ob sie sich denn nicht »aktiv« für ein bGE einsetzen wollen. - Es geht darum Aktivisten für ein bGE zu gewinnen.
Es müssen überall in Deutschland regelmäßige Demonstrationen für ein bGE organisiert werden. »Wachsende Demos«. Bei denen jeder immer einen »Paten« zur Demo mitbringt. Und der Pate zur nächsten Demo auch einen Paten. Und so weiter.
Wer sich für ein bGE einsetzt, hat keinen Volkshochschulkurs gebucht und wohnt auch keiner »netten Kulturveranstaltung« bei. Das Bedingungslose Grundeinkommen betrifft im Kern »Menschenrechte«. Die Arbeit als bGE-Aktivist ist ohne Einschränkung vergleichbar mit der Arbeit bei Amnesty oder bei Greenpeace. Es ist sowieso mehr als merkwürdig, dass diese beiden Organisationen sich nicht wie selbstverständlich zum Grundeinkommen bekennen. Ob da wohl zu viele GRÜNE aktiv sind? Grundeinkommens-Arbeit ist Menschenrechtsarbeit. Auch wenn in irgendeinem Land die Mehrheit der Bevölkerung für die Missachtung der Menschenrechte stimmen würde, so sollten wir als bGE-Befürworter uns auch als potentielle Minderheit immer für ein bGE einsetzen, weil wir überzeugt sind, die menschenwürdigeren Ziele zu vertreten.
Ja, so weit erstmal. - Ihr habt bestimmt auch Ideen.