Ben Dyson, der Gründer von »Positive Money« [1] erklärt ein Modell der Geldschöpfung und -verwendung, bei dem nicht die Geschäftsbanken (Privatbanken) die Nutznießer sind, sondern die Gesellschaft als Ganzes.
Das Geld wird von der Zentralbank (Bank of England) geschaffen, es geht in den Haushalt der Regierung und diese verwendet das Geld für Infrastrukturmaßnahmen und weitere Ausgaben. (1)
Nun könnte natürlich der Eindruck entstehen, das ist doch »Planwirtschaft«. Das mag jeder für sich selbst einschätzen. - Ich denke, es ist nicht Planwirtschaft, weil die Bevölkerung diese Ausgaben diskutiert und nicht »von oben herab« irgendwelche Parteikader oder Politkomitees ohne Vorabgespräch mit der Bevölkerung einfach irgendwas entscheiden. - Und ich denke, es sind sinnvolle Überlegungen, die hier eingebracht werden.
Dyson schlägt vor, das Geld in den Wohnungsbau zu stecken, preiswerte, umweltgerechte Wohnungen zu bauen und die Energieeffizienz alter Gebäude zu verbessern, was die monatlichen Ausgaben für Energie reduzieren wird. Und er zeigt mit seinen Schaubildern, wie das von der Zentralbank in Umlauf gebrachte Geld in der Realwirtschaft sinnvoll eingesetzt werden kann und zu weiteren Arbeitsplätzen führen wird. - Die Regierung beauftragt mit dem Geld Unternehmen (2), die Löhne an ihre Mitarbeiter zahlen (3), diese Arbeitnehmer-Haushalte wiederum geben einen Teil dieses Einkommens für Konsum aus (5), was zu einer Wirtschaftsbelebung führt (6), ein Teil des Geldes dient der Tilgung von Privatschulden (7), was die Menge des »Leihgeldes« reduziert und das Geld dient der Steuerbegleichung (4), was die Ursprungsausgabe der Regierung wieder verringert.
Dieses Konzept nennt er »Sovereign Money«, im Gegensatz zum »Quantitative Easing« (QE), das von der EZB und auch von der Bank of England in Anwendung gebracht wurde. - Das Konzept der Europäischen Zentralbank hält er für ungeeignet, weil mit diesen Geldausgaben fast ausschließlich der spekulative Geldmarkt angeheizt wird, und nur ein geringer Teil des Geldes in die Realwirtschaft fließt. Es ist aus seiner Sicht eine »vertane Chance« mit dem Geld etwas Sinnvolles anzufangen.
Für das Scheitern der Finanzpolitik in England [was übertragbar ist auf die meisten Staaten Europas] nennt er als Beispiel die Situation der Schulgebäude in England. Viele Gebäude sind marode, müssten dringend erneuert werden, aber die Regierung hatte nach der Finanzkrise alle Geldausgaben gekürzt. Eine Billionen Pfund wären nötig gewesen, viele Beschäftigte in der Baubranche konnten nicht arbeiten, ihnen fehlte der Lohn. Die Regierung aber erklärte, kein Geld zu haben. - Dennoch sah sich die Bank von England in der Lage, 375 Billionen £ in den Finanzmarkt zu stecken (QE).
Umgekehrt hätten mit dem »Sovereign Money«-Konzept dringend notwendige Baumaßnahmen gegen Flutkatastrophen finanziert werden können, die den Bauarbeitern Arbeit gebracht und Schäden durch die Naturgewalten verhindert hätte. - Aber die Regierung erklärte einfach, sie habe kein Geld für die Baumaßnahmen.
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Es wird außerdem darauf hingewiesen, dass dieses von der Zentralbank neu geschaffene Geld auch für andere Zwecke verwendet werden kann, wie zum Beispiel für Steuererleichterungen oder für ein »Bürgergeld«. Diese »Citizens’ Dividend« ist nichts anderes, wie ein Grundeinkommen.
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Anders als bei dem »Schuldgeld«, das die Privatbanken in Umlauf bringen, fließt das Sovereign Money nicht in die Immobilienblase, nicht in die spekulativen Geldgeschäfte und nicht in die private Verschuldung, sondern in die Realwirtschaft.
Im Vergleich zwischen Quantitative Easing und Sovereign Money kommt Ben Dyson zu folgendem Ergebnis:
Ein Großteil des Geldes bei QE verschwindet im »Stock Market«, in den spekulativen Geldgeschäften, und es vergrößert die Einkommens-Ungleichheit in der Gesellschaft. Während beim Sovereign Money-Konzept der einmal eingesetzte Geldbetrag durch die Zentralbank, zu einer fast Verdreifachung der Geldausgaben in der Realwirtschaft führt. - Diesen Wert hat die »Positive Money«-Initiative nicht selbst errechnet, sondern wurde von der Industrievereinigung ermittelt. Weiterhin führt Sovereign Money zu einer signifikanten Zunahme bei den Beschäftigtenzahlen, einer Zunahme der Steuereinnahmen und einer Reduzierung der Schulden in den Privathaushalten.
Sovereign Money führt bei einem Pfund zu 8 Pence zusätzlichen Ausgaben in der Wirtschaft, während Sovereign Money einen Effekt von £2, 80 hat und es ergibt sich eine größere Breitenwirkung bei Sovereign Money, was die Einkommensverbesserung angeht, als es bei Quantitative Easing der Fall ist.
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Neben dem Konzept von »Sovereign Money«, wie der Staat heute ein modernes Geldmanagement gestalten kann, bleibt ein Hauptanliegen der Initiative, die Geldschöpfung der Privatbanken (durch die Vergabe von Krediten) zu beenden und ein alleiniges Geldschöpfungsrecht einer öffentlichen Einrichtung zuzugestehen.
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Es kann dazu führen, zu sagen, dass das nicht wahr ist, was uns die Politiker erzählen. Es ist nicht war, dass wir »kein Geld« haben. Es bedeutet, dass die Politiker keine Ahnung vom Geldsystem haben und sich von unfähigen Beratern zu falschen Entscheidungen verleiten lassen (siehe Finanzkrise 2008).
Und es stimmt, dass bessere Konzepte vorhanden sind, als uns der Herr Draghi weißmachen will. Die Konzepte der Europäischen Zentralbank sind ein Flop. - Wir müssen uns schlau machen und den Politikern sagen, was sie zu tun haben, wir müssen ohne die Politiker eine Gesellschaft gestalten, die wir für besser halten.
Wenn Politiker wieder einmal sagen, »wir haben kein Geld«, dann haben sich die Bürger Wissen angeeignet und können dem widersprechen, wenn sie sich zum Beispiel mit solchen Konzepten beschäftigt haben, wie sie hier von Ben Dyson und seinem Team vorgestellt werden.
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Britische Initiative, die sich dafür einsetzt, dass die Geldschöpfung nicht mehr durch die Privatbanken geschieht, mittels Kreditvergabe, sondern durch eine öffentliche Einrichtung. - Ihr Pendant im deutschsprachigen Raum ist die Monetative e.V. in Berlin und die Vollgeldinitiative in Wettingen in der Schweiz.