Deswegen jetzt meine Frage an dich, mag blöd klingen, aber ich frag jetzt einfach mal so frei raus, wie wird man Aktivist, wie stellt man sowas an? Vllt kannst du paar Anregungen geben, das wäre toll, vllt auch für andere, die auch gern würden, aber nicht wissen, was und wie..
Ehrlich gesagt, stelle ich mir die Frage auch noch. Aber ist es nicht Zeit, dass wir alle darüber nachdenken, und dieses Thema gemeinsam angehen? - Wir können ja davon berichten, wie wir damit vorankommen, Aktivist zu sein für ein bGE.
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Ein kleiner Verein gab einmal bekannt, wie er entstanden ist. Ein paar Wenige hatten zwei, drei mal einen Infotisch in Fußgängerzonen, Einkaufsstraßen aufgestellt und Menschen darauf angesprochen, ob sie denn nicht aktiv für eine soziale Sache sich engagieren möchten. Und der Verein berichtete ganz stolz, wie innerhalb kürzester Zeit sich viele Menschen einfanden und die Initiative zum Leben erweckten.
Geht das nicht auch so bei einer bGE-Initiative? Allerdings verlangt es einigen Mut, allein einen Infotisch zu machen. Besser ist es, wenigstens eine weitere Person zu finden, mit der dieses »Starterkit« umgesetzt wird.
Sich bei bereits existierenden Organisation zu engagieren ist eine zwiespältige Angelegenheit. Das, was wir heute überwinden müssen, sind »Deutungshoheiten« von Interessengruppen, denen sich der Einzelne doch immer nur unterwerfen kann (wenn aufgefordert wird, sich doch »einzubringen«, darf sich die Person abzappeln, kommt aber doch nicht an den Institutionsmächtigen vorbei). Dabei ist gerade die »eigene« Deutung der Welt das Wertvollste überhaupt, und Grundlage für die individuellen Meinungen und Urteile zu den Sachverhalten. - Ich bin nicht bGE-Aktivist, weil ich die Lehrsätze und Programmpunkte einer Institution herunterbeten kann, sondern weil ich das Grundeinkommen in eigenen Worten und aus eigener Sicht verstehe und interpretiere. Das ist dann subjektive Stärke. Und die brauchen wir in einer Direkten Demokratie, in der die korrupten und selbstsüchtigen Politiker von den Mehrheiten der Individuen abgelöst werden. - Deshalb ist ein gesundes Misstrauen angebracht, wenn andere »erklären« wollen, was das bGE ist. Eine Lehr- oder Sachverständigenmeinung dazu, würde die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommen konterkarieren, weil die Idee die Selbstermächtigung des einzelnen Staatsbürgers zum Ziel hat, und eine »belehrend« vorgebrachte Grundeinkommens-Idee ist nicht die, die wir meinen sollten. - Und natürlich kann auf die Dauer auch in einer bGE-Initiative sich herausstellen, dass die Teilnehmer alle unterschiedliche Vorstellungen von einem Grundeinkommen haben. Was dann?
Wer sich mit dem Thema »Grundeinkommen« noch nicht so auskennt, wird »vorbehaltlos« an die Sache herangehen. Das heißt, mit jedem, der zum Grundeinkommen sich äußern will, wird ein Gespräch geführt. Die Wahrheit ist aber, dass das Grundeinkommen in sehr verschiedenen Versionen diskutiert und interpretiert wird, und nicht alle sind zueinander kompatibel. (Dazu habe ich mich übrigens in meinen Blogs und Einzelbeiträgen schon vielfach geäußert.) Grob gesagt sind die bGE-Befürworter, die sich an den Überlegungen von Götz Werner orientieren und diesen Gedankenstrang weiterentwickeln nicht wirklich auf eine Linie zu bringen, mit allen bGE-Befürwortern, die sich mehr »links« platzieren, bei ihrer Weltdeutung. Und nicht selten wird diese »Unverträglichkeit« erst entdeckt, wenn man »gemeinsam« aktiv werden will. Deshalb ist es nicht schlecht, bereits am Anfang der eigenen bGE-Karriere herauszufinden, welche Richtung einem Selbst eher liegt. - Auch wenn ich ein gewisses (begrenztes) Verständnis für »linke« Grundeinkommens-Positionen habe, so bin ich doch ganz klar auf der Linie engagiert, die von Susanne Wiest, Ralph Boes, Sascha Liebermann, Enno Schmidt, und Götz Werner vertreten wird. Und deren Positionen sind für mich auch zentral. - Aber wie schon mal gesagt, bei Demonstrationen für ein bGE stehe ich gerne Seite an Seite mit allen, die die deutschen Alptraumregierungen und deren Entscheidungen durch Direkte Demokratie ablösen wollen. - In Sachfragen gibt es aber zu viele Differenzen. Deshalb ist es wichtig, sich dessen bewusst zu sein und sich entsprechend zu orientieren.
Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommen ist ein »großes Tor«, durch das wir hindurchgehen, und unsere Welt, in der wir leben, neu entdecken und mit Interesse untersuchen. Je enger da die Vorgaben durch die anderen »Experten« sind, um so misstrauischer sollten wir sein.
Hat die ganze Forschungsarbeit zum Bedingungslosen Grundeinkommen (bGE) ein Ziel? Wenn das bGE in einer Bildungsveranstaltung »erklärt« wird, kann sich der Neugierige nachher weiteren anderen Themen zuwenden. Ich selbst habe die Idee als emanzipatorischen Kulturimpuls empfunden, der mich dazu gebracht hat, zu erkennen, dass es für die Menschen nicht genügt, nur in die Schule zu gehen, einen Beruf zu erlernen und sein eigenes Leben zu leben. - Ich habe gelernt, dass wir alle das nicht dürfen, nämlich den Politikern und Lobbygruppen den Öffentlichen Raum, die Gesellschaft und die Entscheidungen über sie zu überlassen. Denn dann geben wir uns selbst auf, unsere Sicherheit, und schaffen Voraussetzungen für totalitäre und diktatorische Strukturen. Das, was die GRÜNEN und die SPD mit Hartz4 angerichtet haben, bringt uns in die Nähe zu diesen Unrechtsstaaten und steht in der Tradition deutscher Verbrechen. Und die »Reise in den Abgrund« verstärkt sich ja mit jeder neuen Bundesregierung. Wählen nützt überhaupt nichts. - Deswegen müssen sachbezogene Bürgerinitiativen die Antwort sein, in denen wir den katastrophalen Entscheidungen der Politiker widersprechen. Deswegen brauchen wir mündige, mit eigenen Argumenten ausgestattete Bürgerinnen und Bürger, die ihre Version von Gesellschaft öffentlich einbringen.
Aktivist für ein bGE wird jede Person, die sich aktiv mit ihrem Lebensraum auseinandersetzt und zu den anstehenden Fragen und Problemfeldern eine eigene Antwort formuliert, und sich in dieser Sache nicht von anderen »die Butter vom Brot nehmen lässt«.
Wie Aktivist werden? Dort wo wir leben, können wir andere Menschen auf das Grundeinkommen ansprechen und zum Beispiel fragen, ob man nicht gemeinsam ein Buch von Götz Werner liest und diskutiert (»linke« Zeitgenossen können wahlweise eine Schrift vom Netzwerk Grundeinkommen verwenden oder einen Titel von attac).
Oder das Internet nutzen. - Wenn die Grundeinkommen Community auf Google+ über 800 Teilnehmer hat, dann ist diese Zahl überhaupt nicht beeindruckend, beim Blick auf die tatsächlich veröffentlichten Beiträge. Sind es nicht fast immer dieselben, die sich äußern? Das wäre doch der Knaller, wenn alle 818 Teilnehmer wenigstens einmal einen Beitrag schreiben würden. - »Hallo, ich bin dabei und für ein bGE.«
Aktivist bin ich, wenn ich aktiv bin. - Stephan Goldammers »Zweihundert Gründe für ein Bedingungsloses Grundeinkommen« sind ein Beispiel für eine aktive Beschäftigung mit einem bGE. Alle Aktiven müssen das tun. Sich in irgendeiner Weise mit dem bGE beschäftigen und zum Beispiel hier von den eigenen Unternehmungen in dieser Hinsicht erzählen.
Was sind die Absichten eines Grundeinkommens-Aktivsten? Jeder von uns definiert das für sich selbst. Vielleicht ist manches an der Idee noch nicht verstanden und darauf zielt die eigene Forschungsarbeit ab. Oder für einen selbst ist »theoretisch« vieles schon geklärt und jetzt möchte ich mich für die Realisierung des bGE einsetzen. Dann steht die Frage im Raum, durch welche Aktionen trage ich dazu bei, dass das Grundeinkommen »früher als erwartet« umgesetzt wird.
Der erste Schritt ist aber, sich überhaupt zu äußern. Viele Menschen sagen nur, ich bin für ein bGE und schon sind sie wieder verschwunden. - Wie viele Menschen habe ich gesprochen, die für ein bGE sind, aber »keine Zeit« haben, sich dafür einzusetzen. - Was ist das wert? Jeder Mensch sollte Zeit haben morgens vor der Arbeit oder Abends vor dem Zubettgehen sich zu tagespolitischen Ereignissen zu äußern und seine Meinung mitzuteilen, sein Urteil abzugeben und seine Entscheidungen zu treffen. - Auch solche Art von aktiver Bürgerschaft muss geübt werden. Und dazu sind Soziale Netzwerke bestens geeignet.