Das Linksradikale an der Staatsknete
Soweit würden mir wohl auch die meisten Gewerkschaftslinken folgen, aber sie sehen es als ungerecht an, wenn sich Menschen aus der gesellschaftlichen Produktion von Gütern stehlen und dafür noch belohnt werden.
Puhh. Da muss erst jemand darauf kommen, den Arbeitsmarkt so darzustellen.
Als Vorbild dient hier doch eher die »Planwirtschaft«, in der jeder seinen Platz hat, und einer verdrückt sich, keiner merkt es, und die anderen arbeiten für ihn mit. So oder ähnlich leben in Gedanken die linken Wirtschafter?
In der »Marktwirtschaft« ist es unerheblich, ob einer »da ist« oder daheimgeblieben war, sich krank gemeldet oder abends zu viel getrunken hat. Es ist einfach egal. - Bei der Produktion von Brot, Mehl, Kartoffeln, Milch, Honig, Schuhen, Hosen, egal in welchem Bereich, es ist ohne Belang, »ob sich jemand aus der Produktion stiehlt und noch dafür belohnt wird«. Aber in der Phantasiewelt nicht nur von Linken, sondern auch von Hartz4-Befürwortern und der BLATT-Zeitung ist dieser Krampf natürlich ganz wichtig.
Und tatsächlich. - Wichtig ist es, wenn es im Einzelfall konkret wird, zum Beispiel wenn die Arbeit desjenigen, der fehlt, immer von den anderen mitgemacht werden muss und diese den Sachverhalt ungerecht finden. Aber hier ist es Angelegenheit des einzelnen Betriebs, der Verwaltung oder wo immer das passiert, die Dinge in den Griff zu bekommen. Es berührt aber nicht die Gesamtwirtschaft eines Landes oder die globale Wirtschaft. - Ganz davon abgesehen, dass ein solches Denken pauschal gegenüber den Arbeitslosen formuliert, eine bodenlose Unverfrorenheit ist, aber von den pseudo-solidarischen Gruppen gerne gezeigt wird.
Und gerade die Herstellung der gesellschaftlich notwendigen Güter und Dienstleistungen wird in der Regel am niedrigsten entlohnt und am geringsten geschätzt.
Festzustellen ist erstmal, dass die »notwendige Produktion« einfach gebraucht wird. Welche Art von »Heldenverehrung« stellen sich die Linken da vor? - Wer bei Verstand ist, weiß, dass Nahrung, Kleidung, Wohnen und Energie für unser Überleben nötig ist. Und? - Gute Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung muss für die Menschen, die diese Arbeit machen, da sein. Interessant ist doch, dass durch die Schröder/Fischer Regierung eine Verschlechterung der Arbeitnehmerverhältnisse eingetreten ist und wir vorher akzeptablere Verhältnisse hatten. - Nicht das »böse Kapital« ist also schuld, sondern die »bösen Politiker«, was aber manchen linken Politstrategen nicht in den Kram passt. Deswegen soll die Wirklichkeit umgedeutet werden.
Was sind das für Arbeitsplätze, die offensichtlich nicht auf dem heiligen Markt bestehen können?
Gesellschaftlich notwendige gehören in einen gesellschaftlich kontrollierten, gut ausgestatteten öffentlichen Dienst überführt, keine Frage.
Das klingt nicht nur nach Sozialismus, hier kommt »die Katze aus dem Sack«.
Wir wollen eigentlich auch kein Geld, sondern soziale Infrastruktur gratis und für alle.
Hört, hört!
Wenn wir aber davon ausgehen, dass die Steuermittel die der fluchtunfähigen Lohnabhängigen sind, was spricht dagegen, wenn dieses Geld statt für die Rettung der Banken oder Rüstung und Verfassungsschutz, statt für Wirtschaftssubventionen und Lohnsubventionen viel sinnvoller für ein BGE ausgegeben wird, das uns (zumindest ein Stück) befreit und die Machtverhältnisse verschiebt?
Absolut d’accord.
Die Jobauswahl - sofern erwünscht - könnte endlich die Frage der Arbeitsanreize auf den Kopf stellen: Wer bietet einen interessanten Arbeitsplatz zu den erwünschten Bedingungen am sinnvollen Produkt?
!!
Natürlich hätte diese Befreiung auch kollektive Folgen. Mit der erdrückenden Lohnabhängigkeit verschwindet auch der Zwang zur Konkurrenz und zum unsolidarischen Verhalten, der heute so viele krank macht. Und mit dem Wettbewerb um die Arbeitsplätze entfällt auch die wichtigste Grundlage sowohl für Lohndumping als auch für Spaltungen, auch der sexistischen und rassistischen.
Schließlich: Wer nicht kämpfen muss, wer selbst entscheidet was sie oder er will, kann auch kaum noch einen Grund finden, z.B. »Faulenzer« zu hassen.
Damit swingen wir direkt in den gesellschaftlichen Bereich. Die Debatte um die Forderung nach einem BGE stellt eine hervorragende Spielwiese für gesellschaftliche Debatten, für die wir in einer postkapitalistischen Gesellschaft vorbereitet sein müssen: Welche Produkte und Dienstleistungen brauchen und wollen wir? Von wem und unter welchen Arbeitsbedingungen sollen sie erbracht werden? Und, am Beispiel der heutigen Steuergelder, wie verteilen wir die gesellschaftlichen Kapazitäten? Wie wollen wir leben?! Tun wir so, als ob wir heute im kapitalistischen Staat die Gesellschaft - kollektiv und solidarisch - einüben, die wir haben wollen. Es ist ein Spiel mit systemsprengendem Charakter.
Super Beitrag aus der »linken Perspekte«.