Post date: Oct 29, 2019
In vielen Publikationen findet man den Hinweis, dass homöopathische Medizin nicht über den Placebo Effekt hinaus wirkt. Und soweit denke ich, das ist auch völlig richtig.
Allerdings hört sich das auch immer so an, als würde Homöopathie dann eben auch gar nicht wirken. Aber so ist der obige Hinweis nicht zu verstehen. Der Placebo Effekt existiert. Er ist nachgewiesen und bezieht sich nicht nur auf die Wahrnehmung von z.B. Schmerzen, sondern kann auch bio-chemische Veränderungen hervorrufen (siehe z.B. BMBF - Placebo-Effekt sichtbar gemacht). So kann körpereigenes Dopamin und Morphin freigesetzt werden, wenn Placebo Medikamente richtig verabreicht werden. Tatsächlich ist die Wirkung von Placebos am stärksten, wenn es um Schmerzen oder subjektive Wahrnehmungen geht. Aber auch das Immunsystem kann durch Placebos beeinflusst werden, was die subjektive Wahrnehmung komplett ausschließt.
Der Placebo Effekt ist allerdings unabhängig vom verabreichten Medikament und viel mehr bedingt durch das Vertrauen zwischen Patient und Arzt und der Art der Verabreichung. Im Ärzteblatt - Placebo: Ein Mythos wird entzaubert wird die psychologische Wirkung von Placebos genannt. Da es eigentlich nicht um die Medizin geht, sondern um die Art und Weise der Gabe der Medizin, wird dort der Begriff "Kontext-Effekt" genannt.
Somit ist es für den Patienten durchaus ein Unterschied, ob er keine Medikamente einnimmt oder ob er Placebos einnimmt, die mit entsprechendem Vertrauen verabreicht werden.
Hier sind die Medikamente ohne wesentliche Inhaltsstoffe eben nur eine Hilfe (ein Symbol), mit der die körpereigenen Heilungskräfte aktiviert werden können. So können z.B. Klangschalen nicht die Meditation induzieren, aber dabei helfen, dass ein Mensch leichter meditieren kann. Oder es kann Menschen helfen, in die Kirche zu gehen, um sich zu sammeln und mit Problemen besser klar zu kommen. Jeder kennt doch auch diesen Mensch im Freundeskreis, dem es alleine dadurch besser geht, dass er seine Probleme jemandem anderen erzählen kann.
Viele Menschen brauchen diese Hilfen nicht, ihre Selbstheilungskräfte sind ohnehin aktiviert. Aber das ist eben nicht bei allen so. Manche brauchen durchaus den äußeren Anstoß über Placebos.
Nun muss man natürlich auch anerkennen, dass die Selbstheilungskräfte des Menschen Grenzen haben. Keiner sollte bei einem gebrochenen Arm versuchen, diesen mit homöopathischer Medizin zu behandeln. Aber so wie die Ursachen von vielen Krankheiten nicht wirklich im Detail erforscht sind, so sind es die Selbstheilungskräfte eben auch nicht. Wenn Menschen in solchen Fällen ein Symbol brauchen, um ihre Selbstheilung zu aktivieren, dann kann des eben auch Homöopathische Medizin sein.
Durch die Reduzierung dieser Selbstheilung auf die fehlenden Wirkstoffe in der Medizin wird denjenigen die Chance auf Heilung genommen, deren Selbstheilungskräfte das Symbol unbedingt benötigen.
Zu diesem Thema gib es auch ein Video, das ich sehr interessant fand: