Post date: Mar 12, 2022
Wir sind Meister in der Manipulation von Menschen geworden. Gleichzeitig fühlen wir uns aufgeklärt und wissen so viel wie nie zuvor. Aber dennoch werden wir ständig manipuliert: durch Werbung, (fake-) News, soziale Medien, Meinungen anderer und vielem mehr. Wir wissen, wie wir am besten argumentieren, um unseren Standpunkt durchzusetzen. Es gewinnt oft der bessere Rhetoriker gegen die bessere Idee. Wer andere dazu bringen will, etwas zu tun, hat breite wissenschaftliche Erkenntnisse der Psychologie zur Verfügung, um sein Ziel zu erreichen: jedes Jahr ein neues Smartphone, ein neues Auto, ungesunde Süßigkeiten und Getränke, Bindung an Anbieter von soziale Medien. Die Liste ist lang.
Klar, mit der Wissenschaft haben wir ein System gefunden, das sich auf nachvollziehbare Fakten und Peer-Reviews stützt. Damit können viele Beeinflussungen ausgeschaltet werden. Aber leider hält sich die Wissenschaft gerade deshalb heraus, wenn es um die Ableitung von Entscheidungen aus den Fakten für die Zukunft geht. Sie liefern eben nur die Fakten. Soweit OK, aber wir bräuchten auch ein solches System für die Entscheidungsträger, wie z.B. Firmen-CEOs und Politiker. Damit sollten Entscheidungen überprüfbar gemacht werden. In den Niederlanden wurden z.B. Wahlprogramme auf ihre Finanzierbarkeit durch ein Institut geprüft [Niederlande - Institut berechnet Kosten der Wahlversprechen].
Die Beeinflussung von Menschen muss nicht immer negativ bewertet werden. Das hängt vom Ziel der Beeinflussung ab. Religion hat zum Zeitpunkt der Entstehung sicher geholfen, das Zusammenleben von Menschen zu verbessern. Auch wenn dafür mit der ewigen Verdammnis in der Hölle gedroht wurde, um Menschen vom Stehlen, Morden oder Ehebruch abzuhalten.
Heute denken viele, dass dafür keine Religion mehr notwendig ist, sondern der Mensch genug entwickelt ist, solche Regeln selbst zu kennen und einzuhalten - eher Humanismus und Ethik als ein strafender Gott.
Dafür wird ein aufgeklärter, gebildeter Mensch vorausgesetzt, der seine Entscheidungen dann selbst richtig treffen kann. Damit gibt es aber mehrere Probleme. Die Freiheit des Einzelnen hört da auf, wo die Freiheit des anderen anfängt. Das muss jeder akzeptieren (siehe auch das Toleranz-Paradoxon: Intoleranz darf man nicht tolerieren!). Und die Bildung ist zwar auf hohem Niveau, aber gerade Schulen sind nicht optimal ausgestattet - weder mit Infrastruktur noch mit Personal.
In Firmen kennt man schon lange den "Kontinuierlichen Verbesserungsprozess": Prozesse werden analysiert, Probleme erkannt und Verbesserungen eingebracht. Diese werden zum neuen Standard manifestiert und erst dann startet eine erneute Analyse. Mir scheint, dass viele im sozialen Zusammenleben die Basis aus dem Auge verlieren, das, was wir schon alles erreicht haben und warum, und sich deshalb erneut als gelöst empfundene Probleme wieder einstellen.
Und wie geht man mit denen um, die sich nicht and die grundlegenden Regeln halten? Und die sich damit einen Vorsprung verschaffen gegenüber denjenigen, die den Regeln folgen?
Hinzu kommt, dass die globalen Systeme immer komplexer werden und es immer schwieriger wird, Folgen von Änderungen abzuschätzen. Führt eine Erhöhung des Mindestlohns in einem Land wirklich zum Abwandern der Industrie in ein anderes Land?
Die Welt wächst immer mehr zusammen, aber es gibt immer weniger Regeln für diese globale Zusammenarbeit. Wird es Zeit für eine Weltregierung, mit wirksamer Legislative und Executive?
Oder können Menschen einfach nicht in Organisationsstrukturen zusammenleben, die größer als Familien, Gemeinden, Städte oder Länder sind?
Kompromisse auf globaler Ebene z.B. zum Thema Klimawandel zwischen einerseits hoch entwickelten Industrienationen und andererseits von der Überflutung bedrohter Südsee-Staaten scheinen dem Einzelnen schwer vermittelbar zu sein.