Next: 02.11. Wanderung "Kirmeswanderung Soest" 12.15 Uhr Bahnhof Welver
Üblicherweise treffen wir uns in Kirchwelver, bilden Fahrgemeinschaften und reisen zu unseren Wanderzielen mit dem Auto an. Dies ist überwiegend der Situation geschuldet, dass das Wanderziel oftmals nicht mit einem Bahnhof aufwarten kann bzw. aufgrund fehlender Gleise eine schienengebundene Anreise schlicht weg nicht möglich ist.
Der angekündigte Treffpunkt „Bahnhof Welver“ deutete schon darauf hin, dass wir uns diesmal auf das Abenteuer „Bahnfahrt“ einlassen wollten. Die hier verkehrende Eurobahn hatte zuletzt mit einigen Zugausfällen an Vertrauen verloren. Da jedoch unsere Wanderung direkt am Bahnhof in Hamm – Bockum-Hövel beginnen sollte, bot es sich einfach an, das Auto klimafreundlich stehen zu lassen. Der Zug kommt pünktlich und gut 25 Minuten später bzw. nach zwei Haltestellen kann die Wanderung wie geplant beginnen.
Am Bahnhof Bockum-Hövel, rechts der Wald vom Haus Ermelinghof.
Bei Wanderungen im städtischen Bereich erwartet man ja eher überwiegend besiedelte Abschnitte mit Asphaltwegen und weniger Grünbereichen. Gleich zu Beginn geht es erfreulicherweise gleich über einen schmalen Pfad parallel zur Straße und entlang eines kleinen Waldes, der zum Haus Ermelinghof gehört. Das alte Rittergut Ermelinghof selber sollten wir erst ganz am Ende der Tour zu Gesicht bekommen.
Beim Überqueren einer Brücke treffen wir auf die erste „Hauptdarstellerin“ des heutigen Tages: Die Geinegge. Ein Bach auf dem Weg zur etwa 9 km entfernt liegenden Mündung in die Lippe. Der kleine Flusslauf kommt vom Grenzgebiet der Gemeinde Ascheberg mit der Stadt Hamm, deren Quelle dort 1928 kurioserweise vom Sauerländischen Gebirgsverein entdeckt wurde.
Am nordöstlichen Siedlungsrand schlängeln sich hier Bach und Seitenweg nun südwärts. Die aus dem Sächsischen stammende Wortendung „…egge“ deutet auf eine sumpfige oder moorige Landschaft hin. Auf unserem Weg durch dieses frühlingshafte grüne Band unterqueren wir auch die Bahnstrecke, die uns nach Bockum-Hövel gebracht hatte.
Wir erreichen die Sportanlage von Bockum-Hövel, wo einst die Fußballlegende Bernhard Dietz seine ersten Spiele absolvierte, bevor er später zum Bundesliga- und Nationalmannschaftsspieler wurde.
Ein schmaler grüner Pfad umrahmt von einem Gewerbegebiet führt uns zum Radbodsee. Einst wurde hier das Grubenwasser, das beim Untertagebau auf der Zeche Radbod abgepumpt werden musste, gesammelt. Bedingt durch Bergsenkungen liegt der See heute wesentlich tiefer als die südlich verlaufende Lippe. Ein Pumpwerk muss daher nun das Wasser der Geneigge und des Radbodsees durch große Rohre hoch in die Lippe pumpen.
Der Radbodsee
Gruppenfoto am Radbodsee
Auf dem Dammweg zwischen See und Fluss machen wir eine erste größere Trinkpause, zugleich befinden wir uns am südlichsten Punkt der heutigen Tour.
Pause an der Lippe
Wir begleiten die Lippe ein Stück ostwärts, passieren die großen Rohre des Pumpwerkes, überqueren die Radbodstraße und beginnen mit dem Aufstieg zum Nienbrügger Berg. Die Erhebung ist entstanden im Zuge ihrer Nutzung in der Zeit zwischen 1968 - 1999 als Deponie für Hausmüll, Sperrmüll, Siedlungsablagerungen und später für Boden- und Bauschutt. Nach der Silllegung erfolgte eine Rekultivierung und Aufforstung der gesamten Fläche, so dass der Bereich heute über serpentinenartige Wege begehbar ist und von oben einen schönen Blick in die Umgebung ermöglicht.
Aufstieg zum Nienbrügger Berg
Auf dem Nienbrügger Berg
Der Name Nienbrügge bedeutet „Neue Brücke“ und bezieht sich auf eine Lippebrücke, die die ehemals nördlich gelegene Burg des Grafen von Isenberg mit der ehemals südlich gelegenen Stadt verband. Reste der Burggebäude und der Brücke waren noch im 19. Jahrhundert im Gelände zu erkennen. Erst bei einer Uferregulierung der Lippe 1887 und durch den Bau des benachbarten Datteln-Hamm-Kanals verschwanden alle sichtbaren Relikte dieser geschichtsträchtigen Anlage.
Die Schweißperlen des Aufstiegs sind zwischenzeitlich getrocknet, der Puls hat sich reguliert, so dass wir die Anhöhe über mehrere Schleifen wieder verlassen. Dabei wird das Areal zweier Kleingartenanlagen am Fuße des Nienbrügger Berges passiert.
Kurz streifen wir urbane Bereiche, lassen das Galilei-Gymnasium links liegen und machen anschließend im Schatten der katholischen Pfarrkirche „Maria Königin“ in einer Grünanlage neben einem Kinderspielplatz eine weitere Pause.
Der „Herbert-Sandhoff-Weg“ führt uns zum Bürgerpark Katzenkuhle. Herbert Sandhoff war Rechtspfleger am Oberlandesgericht sowie örtlicher Politiker und setzte sich dabei für die Interessen des Hammer Nordens und insbesondere für den Ausbau des Bürgerparks Katzenkuhle ein. Heute kann man sich hier aktiv an verschiedenen Geräten beschäftigen oder einfach nur ruhig dasitzen und anderen bei den Aktivitäten zuschauen.
Durch die freie Landschaft
Wirtschaftsweg
Hinter der Katzenkuhle verläuft die alte Kohlenbahntrasse der ehemaligen Zeche, die heute als Fuß- und Radweg dient. Über diesen Weg und einer nachfolgenden Bahnunterführung gelangen wir wieder auf die andere Bahnseite. Wirtschaftswege durch die hier landwirtschaftlich geprägten Flächen führen uns nordwärts, bis wir das Eingangsportal des Hauses Ermelinghoff erreichen. Der Privatbesitz ist leider nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, so dass wir uns mit einem Blick von außen begnügen müssen.
Es handelt sich hier um ein altes Rittergut, dessen Gräfte von der Geneiegge gespeist wird. Das Anwesen wurde im Jahre 1350 erstmals urkundlich erwähnt und liegt unmittelbar östlich des Bahnhofes von Bockum-Hövel. So diente der Bahnhof ursprünglich lediglich zur Anbindung des Hauses Ermelinghof an das Verkehrsnetz und nicht der Erschließung des heutigen Hammer Stadtteiles. So hieß er früher auch Bahnhof Ermelinghof. Sehenswert ist auch die 1654 eingeweihte Schlosskapelle. Wir nutzen die Örtlichkeit für ein weiteres Gruppenfoto.
Gruppenfoto am Eingangsportal "Haus Ermelinghof"
Anschließend ist es nur noch ein kurzer Weg, bis wir den Startort unsere Rundtour wieder erreichen. Da der nächste Zug nach Welver erst gut in einer halben Stunde abfährt, überbrücken wir die Zeit wahlweise mit einem Kalt- oder Heißgetränk im angrenzenden kleinen Biergarten der Gastwirtschaft „Deutsches Haus“.
Am Ende der Tour stehen rund 13 km auf unserem Tacho. Wetter, Strecke und Stimmung haben zu einem schönen Wandertag beigetragen. Die An- und Abreise mit dem Zug hat gut geklappt.
Die Wanderführer sagen danke für das Interesse.
Bis zum nächsten Mal.
Wdf., Text: Andrea und Dirk Große
Fotos: Martin Meinke, Dirk Große