27.02.2022 Wanderbericht 

Geithe - Datteln-Hamm-Kanal

Ylenia, Zeynep und Antonia sind keine Gastwanderinnen des SGV, sondern die namentlichen Sturmtiefs des Februars 2022, und die hatten reichlich Wind im Rucksack, mit der Folge, dass sogar unsere Wanderung eine Woche später ein wenig durcheinander gewirbelt wurde…. zumindest was die Streckenführung angeht. Einige Bäume – vor allem Flachwurzler – konnten nach ausgiebigem Regen einhergehend mit stark aufgeweichtem Boden dem Wind im wahrsten Sinn des Wortes nicht mehr standhalten. Zwar präsentierte sich „unser“ Wander-Sonntag sturm- und regenfrei, morgens frisch und tagsüber sonnig wolkenlos, aber vor dem Betreten der Wälder wurde noch gewarnt. Entweder versperrten umgefallene Bäume die Wege, oder gefährlich lose Äste hingen noch in den Baumkronen.

Für unsere Wanderung am 27.02.2022 bedeutete dies, dass wir den Streckenverlauf verändern und leider die schönen Waldpassagen gegen „Straße“ eintauschen mussten. Der ursprüngliche Titel „Vom Geithewald zur Wasserstraße“ musste in „Vorbei am Geithewald zur Wasserstraße“ umgetauft werden.

Nach der kurzen Anreise aus Welver trafen sich immerhin 28 Wanderinnen und Wanderer an der kath. St. Antonius-Kirche in der Geithe, dem heutigen Startpunkt der kleinen 10 km-Tagestour. Die kleine Siedlung „Geithe“ gehört zur Stadt Hamm und liegt im Stadtteil Uentrop.  Ortsbildprägend ist die landschaftlich durchaus reizvoll liegende Kirche, die in ihrem dörflichen Umfeld mit ihrem Turm eine Landmarke für den Ort dargestellt. Da der Heilige St. Antonius auch der Schutzpatron der Reisenden und Wanderer sein soll, ist das örtliche Gotteshaus ein durchaus geeigneter Ort, um eine schöne Wanderung zu starten.

Auf dem Foto ist die kath. Kirche St. Antonius im Hintergrund zu erkennen.



Den Wald ignorierend setzte sich unser „Wanderrudel“ kurz vor Mittag in Bewegung. Kein Wald = kein Schatten, so dass die Sonnenstrahlen unmittelbar genossen werden konnten.




Zunächst ging es über einen Wirtschaftsweg mit der erwartungsvollen Bezeichnung „Im Nachtigallental“. Dabei überqueren wir fast unmerklich den kleinen Bach „Geithe“, der der Örtlichkeit seinen Namen gibt. Der Geithebach entspringt nicht weit entfernt weiter östlich auf dem Gelände des RWE-Kraftwerkgeländes in Hamm-Schmehausen, fließt in Ost-West-Richtung und mündet schließlich nach rd. 9 km in der Nähe des Burghügels Mark in die Ahse.

Etwas größer als der Geithebach stellte sich dann der Datteln-Hamm-Kanal dar, dessen Südufer wir alsbald erreichten. Der Name enthält zugleich die Informationen vom Anfang und vom Ende, soll heißen, die Bundeswasserstraße zweigt in Datteln vom Dortmund-Ems-Kanal ab, verläuft ab dort parallel zur Lippe ostwärts bis nach Hamm und endet hier im großen Hafenbecken am RWE-Kraftwerk. Man nennt das „Gewässer“ auch „Lippe-Seitenkanal“. Ursprünglich sollte der „Fluss“ aber bis nach Lippstadt weitergebaut werden. Entlang des geplanten Verlaufs befinden sich heute noch alte Brückenreste an einigen Stellen im Bereich der Gemeinde Lippetal. Dieses Projekt kam jedoch nicht mehr zur Ausführung und wurde nach dem 2. Weltkrieg endgültig aufgegeben (Quelle: wikipedia).

Ab der Brücke, die Uentrop mit der Geithe verbindet, ging es für uns westwärts entlang der Wasserstraße, den auffrischenden leichten Wind im Rücken. Der 28 teilige „Wanderwurm“ zog sich langsam auseinander, aber der schnurgerade Weg ermöglichte immer einen guten Überblick, so dass keiner verloren ging . Wir nutzten die nächste Brücke und ließen den Kanal vorübergehend hinter uns, um nach kurzer Asphaltpassage auf einen industriehistorischen Weg zu treffen. Und zwar verlief hier die Schienenstrecke der ehemaligen Werksbahn der Zeche Westfalen von Ahlen bis zum Datteln-Hamm-Kanal. Um der enormen Nachfrage nach Kohle noch schneller gerecht werden zu können, wurde 1935 ein betriebseigener Hafen am Kanal gebaut und ein Bahnanschluss hergestellt. Pro Monat wurden damals bis zu 23.500 Tonnen Kohle zur Verschiffung von Ahlen nach Hamm-Werries transportiert. In den 1970er und 1980er Jahren brach der Absatz ein. 1975 waren nur noch zwei Loks im Einsatz. Als die Zeche schließlich im Jahre 2000 schloss, benötigte man auch die Zechenbahn nicht mehr. Heute befindet sich auf der ehemaligen Schienenstrecke ein schöner Rad- und Wanderweg. (Quelle: Werse-Rad-Weg)

Wir nutzten den alten Hafen für eine kleine Pause und ein Gruppenfoto vor kondensstreifenfreiem, prospektblauem Himmel.

Anschließend folgten wir der Wasserstraße auf seinem schnurgeraden Verlauf in westliche Richtung. Um nach dem notgedrungenen Verzicht auf die Waldpassagen die Strecke dennoch auf eine Länge von 10 km zu bringen, war geplant, die Wanderung auf dem Uferrandweg entsprechend zu verlängern.

 

Bei der Umplanung kam bei der Wanderführung die Befürchtung auf, dass die neue Streckenführung etwas Langeweile aufkommen lassen könnte, denn längere Geradeausstrecken bringen einen Mangel an vielversprechenden Wegbiegungen mit sich und die angeborene Neugier wird nicht bedient.  Aber das schöne Wetter und die Bewegung in einer Gruppe mit guter Unterhaltung lenkten von dem kleinen Defizit der Strecke ab. Auch ein „Verlaufen“ war nicht zu befürchten.

Die erneute Überquerung des Kanal führte uns dann auf die Südseite. Nach einem kleinen Schwenk bis an die Siedlungskante von Werries ging es wieder über den Uferrandweg zurück Richtung Geithe. Nach 2,5 Std. und 10 km endete die kleine Sonntags-Tour da, wo wir vor 2,5 Stunden gestartet waren. Die Wanderführer sagen danke für die rege Teilnahme.


Wdf., Text und Fotos: Andrea und Dirk Große