23. + 24.09.2023 Wanderbericht 

"Bad Iburg - Teutoburger Wald"

Da, wo die Münsterländer Parklandschaft auf den Höhenrücken des Teutoburger Waldes trifft, da ging es für uns zum Wanderwochenende am Samstag, den 23.09.2023, hin.

Zwei Tage hintereinander wandern war unser Ziel und dazu hatten wir uns den Hermannsweg im Teutoburger Wald ausgesucht.

Der 156 Kilometer lange Hermannsweg, benannt nach Hermann dem Cherusker gilt als einer der schönsten Höhenwege Deutschlands und verläuft über den Kamm des Teutoburger Waldes. Der Weg wurde im Jahr 1902, gut 25 Jahre nach der Fertigstellung des Hermannsdenkmals, eingerichtet und ist über die volle Länge mit einem weißen H markiert. Zusammen mit dem Eggeweg bildet der Hermannsweg den Streckenwanderweg Hermannshöhen. Seit 2008 ist der Hermannsweg als Prädikatswanderweg ausgezeichnet.“ (Quelle Wikipedia)

Die Schwierigkeit für uns liegt im Wort „Streckenwanderweg“. Und so entstand der Plan, einen Teil auf dem Fernwanderweg und einen anderen Teil auf attraktiven Nebenstrecken zurückzulegen, um so eine schöne Rundstecke zusammenzustellen.

Die Stadt Bad Iburg sollte unser zentrales Basislager sein. Wir befinden uns unweit der Grenze zwischen den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen im Landkreis Osnabrück. Im Sommer 2018 wurde hier die niedersächsische Landesgartenschau durchgeführt. Besondere Attraktion der damaligen Schau war der Baumwipfelpfad mit seinem 32 m hohen Turm in der Funktion als Eingangsportal, der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem uns bekannten Lörmecketurm hat. Unser Hotel liegt in Sichtweite und somit optimal als Ausgangsort unserer zwei geplanten Wanderungen.

Blick auf das ehem. Gelände der Landesgartenschau mit dem Turm des Baumwipfelpfades.

Sechs Doppelzimmer waren gebucht, aber leider hat kurz vor der Abreise Corona die Gruppe etwas dezimiert, so dass wir letztendlich mit acht Wanderinnen und Wanderern am frühen Samstagmorgen von Welver nach Niedersachsen reisen.

Zwölf minus vier = Acht... am Start

Der ausgehende September präsentiert sich heute recht kühl, waren wir doch in den letzten Tagen noch von sommerlichen Temperaturen verwöhnt worden. Ein dichtes Wolkenkleid behindert die Sonne, aber so viel sei schon jetzt gesagt, die angekündigten Regenschauer blieben aus und wir konnten die gesamte Tour auf Regenschutz verzichten.

Von Bad Iburg aus geht es in westliche Richtung. Die ersten Höhenmeter führen zum „Kahlen Berg“, wohl eine Bezeichnung aus der Zeit, als dieser Teil des Höhenrückens noch weniger bewaldet war und weite Blicke in die Landschaft erlaubte. Für uns fast unmerklich passieren wir die Landesgrenze und befinden uns nun wieder in Nordrhein-Westfalen. Ein Grenzstein mit entsprechender Beschilderung macht darauf aufmerksam.

Gewonnene Höhenmeter verlieren wir alsbald wieder beim Abbiegen auf den A 9, der uns abwärts bis zum Hallenfreibad nördlich der Stadt Lienen führt. Das Lokal „Waldschlösschen“ ignorieren wir, da die zurückgelegte Strecke noch keine Einkehr rechtfertigt. Am Übergang zwischen Wald und Kulturlandschaft führt der Weg weiter in westliche Richtung. Die Sonne versucht, ab und zu mal durch die Wolken zu kommen.

Die Wanderkarte lässt einen nächsten Erlebnispunkt erwarten, wird hier doch auf einen „Wasserfall“ hingewiesen. Am Fuße des Aldruper Berges wird wohl eher bei einem vorherigen heftigen Regenereignis von einem Wasserfall zu reden sein, ansonsten handelt es sich um ein „Wasserfällchen“, der in regenarmen Sommern auch mal trocken fallen kann.

Wir registrieren ein leichtes Fließen in der Größe eines Wasserhahns und setzen unsere Wanderung fort. Mittlerweile folgen wir den Schildern des A 10. Eine Ruhebank nutzen wir nach rund 8 km als erste größere Rast. Der frische Wind lässt keine allzu große Pause zu.

Am westlichsten Punkt der heutigen Tour biegen wir nach Norden ab, und merklich ansteigend geht es hoch zum Aldruper Berg vorbei an der „Brüggelietquelle“. Über einen breiten Forstweg erreichen wir schließlich den Rand des Kalksteinbruchs Lienen. Seit Beginn der 1950er Jahre wird im Steinbruch wertvoller Kalkstein abgebaut. Ein kleiner Aussichtspunkt bietet die Möglichkeit der Weitsicht. Oberhalb des Steinbruchs erreichen wir schließlich am höchsten Punkt wieder den Hermannsweg, dem wir ostwärts folgen und somit zurück in Richtung Bad Iburg.

Blick in den Kalksteinbruch.

Nach Kilometer 12 erreichen wir die Waldwirtschaft „Malepartus“. Eine aufgrund der Alleinlage stark frequentierte Einkehrmöglichkeit, zumal sie auch mit dem PKW angefahren werden kann. Ein großer Biergarten mit Festzelt lassen bayrisches Ambiente entstehen. Das Wetter lässt es zu, dass wir ein schönes Plätzchen draußen direkt vor dem Festzelt belegen können. Das Embleme der Gastwirtschaft ist ein Fuchskopf. In der Welt der Tierfabeln bezeichnet Malepartus die „Wohnung“ des Fuchses. (Fuchsloch; mal = schlecht, schlimm/ pertuis = Durchgang, Loch). So taucht der Begriff auch in den Adaptionen der niederdeutschen Fabel „Reinecke Fuchs“ auf.

Die zurückgelegt Strecke hatte durchaus ihre schweißtreibenden Passagen, die mit größerem Kalorienverbrauch verbunden waren. Zur Kompensation entdeckt Wolfgang den „Windbeutel Malepartus“ auf der Speisekarte. Ein „Kalorienturm“ mit optischer Präsenz. Bei den Mitwanderern kommen neidvolle Zweifel auf, ob die Wahl der eigenen Speise, die richtige war.

Malepartus: Zunächst die Qual der Wahl. 

Das Ergebnis der Speisenwahl: "Windbeutel Malepartus"

Gestärkt begeben wir uns nach der Pause zurück auf den Hermannsweg, wobei es auf den letzten Kilometern überwiegend bergab zurück nach Bad Iburg geht. Die erste Tagesetappe endet nach 18 km und rund 400 Höhemetern um 16 Uhr direkt an unserer Unterkunft.

Wir beziehen unsere Hotelzimmer und jeder hat die Gelegenheit sich frischzumachen und auszuruhen. Später treffen wir uns unweit des Hotels zum gemeinsamen Abendessen beim Italiener „Chiaro di Luna“. Das Restaurant wirbt mit der italienischen Spezialität „Pinsa Romana“, etwas, was wohl eher selten auf den Speisekarten vorzufinden ist. „Sehr lecker“ kann der Verfasser dieser Zeilen bestätigen. In geselliger Runde und dem einen und anderen Gläschen lassen wir den Abend ausklingen.

Der neue Tag beginnt zunächst mit dem gemeinsamen Frühstück im Hotel, während sich der Frühnebel langsam verzieht. Anschließend starten wir pünktlich bei prospektblauem Himmel zur zweiten Tagesetappe.

Start am 2. Tag mit Blick auf Schloss Iburg

Gruppenfoto - im Hintergrund der Turm des Baumwipfelpfades

Heute geht es ostwärts, wobei wir zunächst den „Leuchtturm“ des Baumwipfelpfads hinter uns lassen und über eine Fußgängerbrücke den Kurpark mit seinem Charlottensee ansteuern. Auf einer kleinen Anhöhe ragt vor uns das Schloss Iburg, das bedeutendste Bauwerk der Stadt. Die 1070 entstandene Iburg diente als Benediktinerkloster und vom 11. bis Ende des 17. Jahrhunderts residierten hier die Bischöfe von Osnabrück in der Doppelanlage aus Schloss und Kloster.

Schloss Iburg mit Charlottensee

Bunte Pfähle in den Vorgärten

Wir streifen kurz den 1932 künstlich angelegten Charlottensee, der nach der 1668 im Iburger Schloss geborenen späteren preußischen Königin Sophie Charlotte benannt wurde. Der nächste Abschnitt führt leicht ansteigend auf die Anhöhe bis zum Schloss. Zunächst lassen wir das Bauwerk jedoch unbeachtet und ziehen durch die Altstadt von Bad Iburg und durch die östlichen Siedlungsbereiche. Bunte Stelen erzeugen Neugier und zur Herstellung des inneren Friedens erkundigt sich Andrea Junker bei einem zufällig am Wegesrand stehenden Passanten nach dem Hintergrund dieser Pfahle. Dieser weiß zu berichten, dass sie im Zusammenhang mit der Landesgartenschau 2018 im Rahmen einer Aktion entstanden sind und seit dem den einen oder anderen Vorgarten in Bad Iburg zieren.

Kurz nach dieser Information lassen wir den urbanen Bereich hinter uns und erreichen die welligen Hänge und den Naturwald „Kleiner und Großer Freeden“. Naturwald deshalb, weil Bereiche des Waldes 1972 vollständig aus der Nutzung genommen wurden und sich seither ohne Einfluss des Menschen entwickeln können. Der innere Naturwald darf nicht betreten werden, wir nutzen die vorgegebenen Wanderwege insbesondere den Hermannsweg. Breite Forstwege und schmale Pfade führen uns zur „Georgs-Hütte“. Ein schmuckes Häuschen und ein idealer Ort für eine größere Rast.

Ein Rahmen, der eigentlich den Wald als Hauptmotiv hervorheben soll, dient für ein Gruppenfoto. Anschließen folgt ein Anstieg, an dessen Ende wir am höchsten Punkt wieder auf den Hermannsweg treffen. Nun zeigt uns wieder das „H“ als Wegekennzeichen den Weg zurück Richtung Stadt. Die Waldpassage endet mit einem kurzen knackigen Abstieg direkt am Wanderparkplatz „Zum Freeden“. Ein Wassertretbecken mit erfrischendem Nass bieten sich an. Die Wanderhosen sind heute nicht nur lang, sondern auch recht eng am Bein, ein spontanes Hockkrempeln leider nicht möglich. Die Wasserstelle bleibt daher ungenutzt.

Es geht durch die Siedlungsränder von Bad Iburg, erneut durch die Altstadt und hoch zum Schloss mit schöner Aussicht in die Umgebung.

Nach dem Abstieg von der Schloss-Anhöhe und dem Passieren des Charlottensees erreichen wir schließlich wieder das Eingangsportal des Baumwipfelpfads.

Der Biergarten der direkt benachbarten „Försterei“ wartet mit acht freien Sitzplätzen auf uns und so nutzen wir diesen Ort unweit des Hotelparkplatzes als kulinarischen Abschluss unseres Wanderwochenendes.  

Zurück in Welver: Abschluss in Kirchwelver

Zwei sportliche, erlebnisreiche Wandertage im Teutoburger Wald rund um das bergige Städtchen Iburg enden somit.

Vielen Dank für das Interesse sagen die Organisatoren in der Hoffnung, es hat allen gefallen.


Wdf. und Text: Andrea und Dirk Große