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Dem April wird gerne ein launisches, wechselhaftes Wetter nachgesagt und so bestanden bei einigen durchaus diesbezügliche Bedenken, ob denn eine Zwei-Tages-Wanderung zu Beginn des Monats April der richtige Zeitpunkt für ein solches Unternehmen sei. Aber Wolfgang Hüwelmeyer hatte als Organisator das Wochenende gut gewählt, denn die Wanderungen konnten bei viel Sonne, wenig Wolken und niederschlagsfrei durchgeführt werden. Lediglich ein frischer Wind musste geduldet werden.
Aus Welver angereist erreichte die Wandergruppe am frühen Morgen des 05.04.2025 nach gut einer Stunde Fahrt den Startpunkt der ersten Tagesetappe nördlich von Neuenbeken. Ausgehend vom Gut Redingerhof im Paderborner Land sollte es auf den Paderborner Höhenweg gehen. Der zertifizierte Qualitätswanderweg wird als Panoramatour mit eindrucksvollen Buchenwäldern, kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten und fantastischen Ausblicken angepriesen. Die gut 21 km lange Strecke kann dank einer Querverbindung in eine 14 km lange Nord- und eine 10 km lange Südtour aufgeteilt werden. Mit den entsprechenden Zuwegen hatten wir letztendlich nach zwei Tagen gut 29 km auf dem Tacho…. aber schön der Reihe nach:
Zunächst die kurze Info zum Startort: Die historische Stätte „Gut Redingerhof“ ist ein Haflingergestüt, dessen Gutshaus 1911 erbaut wurde, urkundlich erwähnt wurde das Anwesen erstmals 1271. Direkt neben den Stallungen befindet sich heute ein beliebtes Café-Restaurant. (Eine Einkehr erfolgt für uns über einen etwa 18 km langen Umweg!). Trotz der Nähe zu Neuenbeken gehört das Anwesen tatsächlich zur Stadt Bad Lippspringe.
Wandertag 1
Zuzüglich einiger Tagesgäste starten vom Parkplatz Gut Redingerhof schließlich 16 Wanderinnen und Wanderer zunächst über den rund 1 km langen Zuweg Richtung Neuenbeken, wo der Paderborner Höhenweg seinen eigentlichen Start hat. Im Uhrzeigersinn gehend im Anstieg über den Ziegenberg erreichen wir eine Höhe von 280 m und haben von hier einen schönen ersten weiten Ausblick in die Landschaft nach Nordwesten bis Bad Lippspringe und 10 Höhenmeter später vom Aussichtspunkt „Papenberg“ einen Panoramablick in südwestliche Richtung. Hier reicht die Aussicht über Neuenbeken bis zur Kernstadt Paderborn und dem Truppenübungsplatz Senne.
Aufstieg zum Aussichtspunkt Papenberg
Der Weg durch den nächsten Waldabschnitt führt uns zu dem von Eschen und Kastanien umgebenen Hindahls Kreuz. Es wurde 1886 von Bernhard Hindahl gestiftete und nach ihm benannt.
Benachbarte Wandertafel dient zur Orientierung.
Der Wanderführer hatte eine Drittelung der Tagesstrecke mit zwei größeren Pausen eingeplant. Eine nach 1/3 am Wegesrand befindliche Wanderhütte mit Bänken und Tischen wird für eine erste Pause jedoch aufgrund der Windverhältnisse mehrheitlich als ungeeignet eingestuft. Man wolle lieber auf angenehme Sitzgelegenheiten verzichten, wenn es denn nur etwas weniger windig wäre. Etwas weiter unterhalb ergibt sich schließlich eine windgeschützte Stelle im Wald- zwar ohne Baumstämme oder ähnlichem als Sitzgelegenheit - die als Rastplatz ausgewählt wird. Die Gruppe macht es sich am Hang im Blätterlaub bequem.
Nach der Pause auf dem zweiten Drittel der Tagesstrecke verlieren wir die zuvor mühsam erklommenen Höhenmeter leider wieder und erreichen etwa 150 m tiefer einen alten Steinbruch. Der nach der jüngst erfolgten Rast zurückgelegte Weg rechtfertigt noch keine weitere Unterbrechung, so dass der Ort lediglich für ein erstes Gruppenfoto genutzt wird.
Informationen über den ehemaligen „Steinbruch am Hanstein“ hier im Beketal könnt ihr dem beigefügten Foto des Info-Schildes vor Ort entnehmen. Es sei an dieser Stelle nur so viel erwähnt, dass der im Untergrund der Paderborner Hochfläche liegende Kalkstein jahrhundertelang als Baumaterial für Gebäude genutzt wurde. So wurde u.a. die Pfarrkirche in Neuenbeken aus diesem Kalkstein gebaut. Als Bodenbelag ist er auch im Kreuzgang des Paderborner Doms noch erhalten.
Während wir anschließend auf ebener Wegeführung die Beke - ein etwas mehr als 17 km langer Nebenfluss der Lippe - in östlich Richtung begleiten, ist ein erster Blick aufgrund der noch unbelaubten Bäume rüber zum „Kleinen Eisenbahnviadukt“ möglich. Später werden wir das Bauwerk noch besser zu sehen bekommen.
im Hintergrund das "Kleine Eisenbahn-Viadukt"
Kurz vor der Überquerung der Beke treffen wir auf den „Viadukt-Wanderweg“, der hier ein Stück mit dem Paderborner Höhenweg parallel verläuft. (Anmerkung: Den Viadukt-Wanderweg haben wir in den Jahren 2014 und noch einmal 2018 bewältigt)
nach der Überquerung der L 755
Die Landesstraße L 755 lassen wir schnell hinter uns und steuern auf ein schwarzes Loch zu, was sich als Eisenbahntunnel herausstellt. Der unbeleuchtete Durchbruch im Gelände hat immerhin eine Länge von rund 100 m. Aufgrund fehlender Schienen ist nicht mit entgegenkommenden Zügen zu rechnen, die fahren vielmehr oben drüber, aber ganz alleine möchte man sich hier in dieser etwas gruseliges Atmosphäre auch nicht aufhalten. Für eine 16-köpfige Wandergruppe eine abrupte, interessante Abwechslung auf der Wegstrecke. „Licht am Ende des Tunnels“ – kurz durchgezählt, Wandergruppe weiterhin komplett.
Der nächste Abschnitt bedeutet räumlich der Wechsel vom Beketal ins Dunetal, ist aber verbunden mit einem schweißproduzierenden Aufstieg. Kurz und knackig, so um die 60 bis 70 Höhenmeter sollen es spontan wohl sein. Die Gruppe zieht sich etwas auseinander, am höchsten Punkt treffen sich alle zum Ausschnaufen wieder.
Die Anstrengung wird mit einem Ausblick auf das „Kleine Viadukt“ belohnt. Mit seiner Länge von 230 m, einer Höhe von 33 m und den 11 Bögen überspannt er das Dunetal, so dass es auch „Dune-Viadukt“ genannt wird. Errichtet wurde das imposante Bauwerk in den Jahren 1851 bis 1853 als Teil der Eisenbahnstrecke Paderborn – Altenbeken – Warburg – Kassel.
Kurz die Aussicht genießen, sodann geht`s für uns runter ins Dunetal. Selbstverständlich verlassen wir den Ort nicht ohne ein weiteres obligatorisches Gruppenfoto.
An dieser Stelle haben die Wegeerfinder die Möglichkeit der Streckenteilung geschaffen. Eine Querverbindung teilt hier den Paderborner Höhenweg in eine Nord- und eine Südrunde. Die Südrunde steht für uns am Folgetag auf dem Programm, wir steigen (!) auf aus dem Dunetal zu einer Aussichtsplattform und nutzen anschließend die erwähnte Querverbindung als letztes Drittel der Wegstrecke zur Vollendung der Nordroute.
Wolfgang und Wolfgang auf dem Weg zur Aussichtsplattform
Die Aussichtsplattform war aufgrund einer morschen Treppe längere Zeit versperrt; hier hat aber Wolfgang anscheinend alle Beziehungen spielen lassen, um passend zu unserem Besuch, eine neue Stufenanlage präsentieren zu können. Wir genießen von der Plattform einen schönen Ausblick zum „Kleinen Viadukt“ ….. einen kurzen Ausblick, denn ein recht frischer Wind verkürzt die Verweildauer.
Plattform mit neuer Treppe
Etwas weniger dem Wind ausgesetzt folgen wir der Querverbindung parallel zur Bahnstrecke Richtung Neuenbeken. An der Glashütte Uhden trifft die Gruppe wieder auf den Hauptweg. Die nach ihrem Gründer Simon August Uhden benannte zehneckige Glashütte und das gegenüberliegende kleine alte Backhaus fallen nach der Waldpassage als nächste Abwechslung ins Auge. Hier wurden von 1829 bis 1911 Glaswaren hergestellt.
Wir unterqueren erneut die Bahnstrecke und befinden uns somit mitten in Neuenbeken. Das Tagesziel scheint fast erreicht, aber die Zielgerade hat für die Wanderer noch einen knackigen Schlussanstieg vorgesehen. Die örtliche Bezeichnung „Auf dem Berge“ sollte Hinweis genug sein. Eine steile Treppenanlage fordert alle noch einmal heraus, bevor am Ortsrand von Neuenbeken das Gut Redingerhof in Sicht kommt.
letzter Wegabschnitt zum Gut Redingerhof
Der Biergarten des Gutshofes wird zum Abschluss bei schon etwas tieferstehender Sonne gerne in Anspruch genommen. Die Nordrunde wird zwar mit 14 km Wegstrecke angegeben, die sich aber für uns durch den Zuweg auf nicht ganz 18 km bei einer Gehzeit von 4,5 Stunden erweitert hat. Auch die Höhenmeter sind mit über 300 m durchaus beachtlich. Anschließend geht es zum Hotel in die Kernstadt Paderborn.
Frisch geduscht sind noch einmal 15 Minuten Gehweg zum Abendessen erforderlich. Wolfgang hat für die Truppe einen Tisch beim Griechen reserviert. Im Poseidon klingt der Wandertag bei gutem Essen und Getränken aus. Nicht zuletzt die offene Flamme beim Servieren der von Rosi gewählten Speise und so mancher Schweißtropfen sorgen im Ergebnis für einen insgesamt „heißen“ und gelungenen Wandertag.
Wandertag 2:
Tag 2: Start am Wanderparkplatz Hasenhol
Nach erholsamer Nacht und einem guten Frühstück erfolgt der Start zum zweiten Wandertag nach kurzer Anfahrt aus Paderborn am Wanderparkplatz „Hasenhol“. Wir befinden uns somit direkt auf der Südroute unserer Wochenendtour.
Ein schmaler Pfad – des Wanderers Liebling – gleich zu Beginn der Wanderung führt alsbald zum ersten Erlebnispunkt. Gut zwei Kilometer südlich von Neuenbeken treffen wir auf den Pestfriedhof. Alte Grabsteine und ein 4,5 m hohes Kreuz erinnern an die zahlreichen Pesttoten aus dem 17. Jahrhundert.
Eine interessante Spielart der Natur stellt die wenig später entlang des Weges stehende Buche mit den zwei Beinen dar. Hier haben sich zwei Buchen mit zwei eigenständigen Stämmen mit jeweils eigenen Wurzelstöcken in rund drei Meter Höhe entschlossen, gemeinsam als ein Baum weiterzuwachsen.
Auch heute bleiben uns Anstiege nicht erspart, denn das nächste Ziel soll mit 347 m der höchste Punkt Paderborns sein. Jenseits des Waldes dominieren hier die stromerzeugenden „Spargelstangen“ mit ihren riesigen Rotorblättern. Die windgünstige Lage ist für die Windräder von Vorteil, was der Wanderer eher als unangenehm empfindet, aber am späten Vormittag des Tages weht hier aktuell nur ein kleines Lüftchen. Am Gipfelkreuz treffen wir auf optimale Wetterbedingungen, einladende Ruhebänke und gute Laune in der Wandergruppe. Während der größeren Rast ist ein Eintrag ins Gipfelbuch möglich. Höher kommen wir heute nicht mehr. Natürlich erfolgt auch hier ein Foto für die Ahnengalerie.
Auf der weiteren eher waldreichen Passage lassen wir die Windräder hinter uns und folgen den Schildern entlang des Hangweges parallel zum Dunetal mit schönen Ausblicken ins wellige Gelände.
Bald taucht ein bekanntes Bauwerk auf, wir nähern uns dem „Kleinen Viadukt“ und stoßen wieder auf die Aussichtsplattform. Aufgrund einer vom Wanderführer Wolfgang bestellten Windpause nutzen wir ein 20-minütiges Zeitfenster für eine weitere Rast. Bei guter Sicht auf die Eisenbahnstrecke bleibt dabei genug Zeit, den Moment abzuwarten, bis ein Zug das Fotografenherz zufriedenstellt.
Rast mit Viaduktblick
Ab hier geht es erneut über den Verbindungsweg parallel zur Eisenbahnstrecke bis nach Neuenbeken. Die Glashütte erscheint als markanter Wegpunkt. Auf dem Hauptweg angekommen geht es diesmal nicht zur Dorfmitte, sondern südwärts in Richtung Parkplatz Hasenhol.
Das Mausoleum des Glasfabrikanten Uhden verdient an dieser Stelle noch eine Erwähnung. Simon August Uhden ließ hier 1846 die Grabstätte für seine Familie errichten, da ihnen als Protestanten die Bestattung auf dem katholischen Friedhof in Neuenbeken verwehrt wurde. Acht Personen wurden hier beerdigt, auch Simon August im Jahre 1869.
Auf dem letzten Teilstück des zweiten Wandertages nimmt die Steigung noch einmal spürbar zu; dieser letzte Anstieg wird bei angepasstem Tempo und reduzierten Gesprächen gut bewältigt.
Nach gut 3,5 Stunden Wanderzeit und annähernd 11 km Strecke sowie weiteren rund 150 Höhenmetern freuen wir uns auf einen gemütlichen Abschluss bei Kaffee und Kuchen im schönen Ambiente des Cafés Gut Redingerhof, wo es uns am Vortag schon gut gefallen hatte.
Fazit: Ein schönes Wanderwochenende bei herrlichem Wetter, einer interessanten und abwechslungsreichen Wegführung und einigen Höhenmetern (na ja, heißt ja auch Höhenweg!) geht zu Ende. Ein herzlicher Dank geht an Wolfgang Hüwelmeyer für die Organisation und Leitung der Tour. Alle Umstände laden insofern zur Wiederholung der Veranstaltung ein.
Wdf.: Wolfgang Hüwelmeyer
Text und Fotos: Wolfgang Hüwelmeyer, Dirk Große, Martin Meinke, Andrea Junker