01.10.2023 Radtour 

"Auf den Spuren der Bergleute"

Das Wetter war nicht zu warm und nicht zu kalt, der Himmel zeigte schon ein paar blaue Flecken, als sich um 9.30 Uhr sechs SGV-Radler am gewohnten Parkplatz in Kirchwelver trafen. Dazu gesellten sich noch drei weitere SGV‘ler aus Soest, deren Terminkalender an diesem Tag nur ein weißes Blatt vorsah, sich aber für unser Tour-Thema interessierten.

Im ersten Streckenabschnitt war zunächst Frühsport angesagt, denn wir wollten innerhalb 1 Stunde das Heimathaus des Knappenvereins in Hamm-Hessen erreichen, wo wir die Teilnehmer der ADFC-Radler treffen wollten. Zunächst ging es auf einer schönen und garantiert autofreien Route, die sogar eingefleischten Welveranern nicht bekannt war, durch den Wald, über Dinker nach Norddinker, bei der Stiftung Otmar Alt vorbei, durch die Geithe an den Kanal und am Kanalufer entlang bis zur Fährstraße.

An der Kanalkante musste das Tempo ein wenig gedrosselt werden, da vermehrt aufkommende Hunde-Gassi-Gänger aufmerksames Fahren erforderte. An der Brücke ging es dann nordwärts und in Höhe des Heessener Marktplatzes hatten wir auch schon das schmucke Fachwerkhaus der Knappen erreicht - "pünktlich wie die Bergleute".

Am Tisch saß schon eine fröhliche Frühstücksrunde beim „Buttern“ - wie es in der bergmännischen Fachsprache heißt - auch wir ließen uns nicht lange zu Kaffee, Schnittchen und Häppchen bitten.

Dabei waren viele Devotionalien aus der Zeit des Bergbaus in Vitrinen und an den Wänden zu bewundern. Eine Hauptperson im Raum sowohl als Statue oder als Bild war die Hl. Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute, die auch noch vielfach verehrt wird. So findet man ihr Bildnis z.B. stets bei Tunnelgrabungen, U-Bahnbauten ect. Dann ging es auf die Räder und wir umrundeten das frühere Gebiet der Zeche Sachsen. Leider ist von den Zechenbauten nicht mehr viel zu sehen - die Zeche wurde schon 1976 stillgelegt. Lediglich die Fischer-Halle, eine ehemalige Maschinenhalle und ein imposanter Backsteinbau im Bauhausstil wurde restauriert und gilt als eine der schönsten Industriehallen und wird heute als Veranstaltungshalle genutzt.

Weiter ging's am nördliche Rand der Hammer Stadtgrenze ostwärts Richtung Ahlen. An der Stadtgrenze begegneten wir nochmal der Hl. Barbara als lebensgroße Statue zur Erinnerung daran, dass hier auch einmal ein Schacht abgeteuft war, der aber nur als Luftschacht genutzt wurde.

Unser nächstes Ziel war die Zeche Westfalen, die wir auf einem Weg durch mehrere

Stadtviertel, die in verschiedenen Epochen als Bergmannssiedlungen entstanden sind, erreichten. Fußläufig zur Zeche durchfuhren wir die älteste und unter Denkmalschutz stehende Kolonie mit ihrer unveränderten Architektur.

Die Häuser liegen in einer Mulde in Sichtweite des kleine Flüsschens Werse, der immer wieder im Laufe der Jahre für extreme Überschwemmungen gesorgt hat, zuletzt beim Hochwasser im Jahr 2001, als große Teile der Kolonie bis zu den Fenstersimsen im Wasser standen. Danach wurden viele Euro-Millionen für Hochwasserschutzmaßnahmen und die Renaturierung der Werse investiert - mit Erfolg bisher. Die Zeche selbst, die 1995 stillgelegt wurde, hat noch einiges an bergmännischen Bauten zu bieten. Markant sind die beiden Fördertürme und drei große Hallen, die auch im Laufe der Jahre eine Nachnutzung erfahren haben. So ist dort z.B. eine der größten Kletterhallen der Umgebung entstanden.

Auf der im Jahre 1934 entstandenen Bahnstrecke, auf der die Züge die Kohle zum Abtransport zum Hafen nach Hamm-Werries brachten, ist  ein wunderbarer Radweg entstanden und schnell waren wir an der Kanalkante, wo noch der Anlegeplatz erkennbar ist. Wir überquerten den Kanal und drehten noch ein paar Schleifen durch die Gassen der Bergmannskolonie Werries, die auch noch als komplettes Ensemble gut erhalten ist. Vor einigen Jahren wurden die Häuser allerdings privatisiert und in Folge nicht immer vorteilhaft modernisiert, sie sind aber dennoch in dem Ortsteil eine sehr begehrte Immobilie.

Endlich in der Kneipe Stenkamp angekommen, stand nach einem herzlichen Empfang der Wirtin das kühle Blonde bald auf dem Tisch und wir konnten die Fülle der Informationen auf dieser 65 km langen Tour mit Hilfe von Kartoffelsalat und Frikadellen sacken lassen.


Rdwf., Text und Fotos: Bärbel Grösgen