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Der Stadt Hamm mal kurz auf’s Dach gestiegen sind wir während unserer Tour am 04.05.2025.
Gestartet sind wir in einer Gruppenstärke von 19 Personen am Fuße der Halde „Kissinger Höhe“ im Westen der Stadt. Das schnurgerade Gewässer, das wir zunächst auf ebener Strecke begleiten, trägt den Namen Herringer Bach.
Die ehemalige Bezeichnung „Köttelbecken“ deutet auf die unrühmliche Vergangenheit hin, denn hier wurde über 100 Jahre lang das Abwasser privater Haushalte und Industrieanlagen eingeleitet. Als offener Schmutzwasserkanal wurde das Abwasser bis zu den Fluss-Klärwerken der Lippe geführt, wo es gereinigt wurde. Mit der Inbetriebnahme von entsprechenden Pumpwerken im Jahre 2023 ist der Herringer Bach nun zwischenzeitlich abwasserfrei. In den kommenden Jahren ist des Weiteren geplant, den Bachlauf zu renaturieren. Die Betonsohlschale wird entfernt, das Ufer naturnah gestaltet.
Aufstieg zur Halde Humbert
Nach wenigen Metern des Einlaufens ist es aber auch schon vorbei mit der Ebene, denn es gilt die etwas kleinere Schwester der Kissinger Höhe zu erklimmen, die Halde Humbert. Unter Berücksichtigung der Aufschütthöhe von nicht ganz 50 m befindet man sich am höchsten Punkt fast auf 100 m über NN und hat von hier auch aufgrund des noch niedrigen Bewuchses einen herrlichen Rundumblick über das Stadtgebiet Hamm und weit darüber hinaus.
Besonderes Merkmal der hiesigen Haldenfamilie sind die orangenen Haldenzeichen. Die ca. 10 m hohen begehbaren Spiralen aus Stahl, stammen von „Berghaus Architekten“ aus Hamm, sie gingen als Sieger aus dem Wettbewerb Halde5 hervor. Hier wurden Künstler und Architekten aufgerufen, Entwürfe zur Betonung und weithin sichtbaren Gestaltung der fünf Halden im Hammer Westen zu erstellen. Die Haldenfamilie besteht aus den Halden Radbod, Schacht Franz, Kissinger Höhe, Humbert und Sundern.
Die Realisierung der Haldenzeichen erfolgt in Abschnitten. Begonnen wurde mit dem begehbaren Hochpunkt auf Schacht Franz Nord (Lippepark), der am 21. Dezember 2016 eingeweiht wurde. Das nächste Objekt entstand auf der Kissinger Höhe, danach folgten die Halden Radbod (Bockum-Hövel) und Humbert. Vorbehaltlich der Finanzierung und nach Abschluss der Bergaufsicht soll dann auch das noch fehlende Haldenzeichen auf der Halde Sundern ergänzt werden. Der Turm auf der Halde Humbert wurde 2018 installiert.
Namensgebend ist der 1930 fertiggestellte Wetterschacht Humbert der Zeche Heinrich-Robert (ab 1998 Teil des Bergwerks Ost), der unter ihr begraben ist. Eine Protegohaube kennzeichnet noch heute die Lage des Schachts. Bereits in den 1920er Jahren sind Ansätze einer Aufhaldung erkennbar, die heutige Form erhielt die Halde durch letzte Schüttungen in den Jahren 2000 bis 2005.
Gut von der oberen Plattform ist die Form der Halde zu erkennen, die an ein Bügeleisen mit nordwestlicher Ausrichtung ihrer „Spitze“ Richtung Herringen erinnert.
Nach ausführlicher Begutachtung des Hammer Stadtgebietes verlassen wir den Gipfel über die „Spitze des Bügeleisens“ und verlieren schnell die zuvor erklommenen Höhenmeter.
Es folgt wieder eine ebene Passage. Dabei geht es auch entlang der Wohngebäude in der Hoppeistraße und Goerallee, in der zu Zeiten des Betriebes der Zeche Heinrich Robert Bergleute gewohnt haben.
Nach Überquerung der Fangstraße steuern wir über die Straße „Deutzholz“ auf den Bereich der Halde Sundern zu. Die Halde Sundern (106 m üNN), auch Sundernrücken genannt, ist eine Bergehalde der 2010 stillgelegten ehemaligen Zeche Monopol in Hamm im Ortsteil Pelkum. Die Halde ist bisher noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, auch das orangefarbene Haldenzeichen fehlt noch.
Wir machen eine erste Pause am Fuße des Haldengeländes.
Anschließend umrunden wir fast den künstlichen Berg komplett, wobei uns der Weg auch durch waldreiches Gebiet führt.
Am Rande eines Waldspielplatzes stoßen wir auf eine attraktive Picknickmöblierung: Ein „Pilz mit umlaufender Bank“. Wir nutzen die Sitzgelegenheit gerne für eine größere Rast.
Nach der Unterbrechung geht es kurz durch bewohnte Bereiche, um dann einen Blick von der Funkelandstraße auf die Halde Humbert zu erhalten, die wir zwei Stunden zuvor bestiegen hatten.
Angekommen am Fuße der Halde Humbert queren wir den uns schon bekannten Herringer Bach, lassen den angrenzenden Barfußpfad und vor allem das Krematorium links liegen. Der Herringer Bach fließt hier (noch schnurgerade) wie ein Kerbtal zwischen den Halden Humbert und Kissinger Höhe.
Die letzte Passage führt über die südlichen Hänge der Kissinger Höhe vorbei an alten Zeichen des Bergbaus zurück bis zum Parkplatz.
Eigentlich wäre hier die Veranstaltung zu Ende gewesen, denn eine geplante Einkehr ins Café Wendel auf dem alten Zechengelände Heinrich Robert schien zunächst nicht möglich, da die offiziellen Öffnungszeiten des Cafés und des Ende unserer Tour um rund eine Stunde auseinander lagen.
Eingang Café Wendel
Aber, wir hatten Glück, die Pforten der ehemaligen Lohnhalle der Zeche wurden für uns geöffnet und wir konnten im besonderen Ambiente des historischen Gebäudes den Wandertag bei Kaffee und Kuchen ausklingen lassen.
Wdf.: Andrea und Dirk Große
Text und Fotos: Martin Meinke, Andrea Junker, Dirk Große
Z (Zahlen) D (Daten) F (Fakten) - Infokasten:
Wer noch ein paar Zahlen, Daten, Fakten nachlesen will oder wissen will, wie der Name der Zeche entstanden ist und was der Name des Cafés „De Wendel“ mit der Zeche zu tun hat, kann noch die nachfolgenden Zeilen abarbeiten.
Zeche De Wendel – 1901 bis 1937
Die Familie de Wendel ist eine Großindustriellenfamilie aus Lothringen, die seit dem 18. Jahrhundert industriell tätig ist. Seit 1901 war die Familie auch im Bergbau tätig und besaß die Zeche De Wendel in Herringen, deren Schächte I und II nach deren Gründern Henri und Robert De Wendel benannt wurden. Die Schachtanlage wurde noch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges in Heinrich-Robert umbenannt. Das Unternehmen ging schließlich 1969 in das Eigentum der Ruhrkohle AG über. Die beiden Brüder Henri und Robert de Wendel ließen die Felder konsolidieren und zu einem einzigen Feld zusammenfassen, das nach ihrem Familiennamen die Bezeichnung De Wendel erhielt. Die Eigentümer gründeten auf diesem Feld die Zeche De Wendel mit dem Ziel, die im Saargebiet nicht vorkommende Fettkohle für die eigenen Hüttenwerke in Lothringen abzubauen.
Der Teufbeginn für Schacht I, der nach Henri de Wendel auf den Namen Heinrich getauft wurde, erfolgte am 8. Mai 1901. Am 1. Juni begannen auch die Arbeiten an Schacht II; dieser wurde nach dem zweiten Bruder aus der Familie de Wendel Robert genannt. Bereits im Folgejahr 1902 erreicht der Schacht I die erste Kohlenschicht in 562 Metern Tiefe.
Die Zeche Heinrich-Robert, gegründet 1901 als Zeche de Wendel, war das letzte fördernde Steinkohlen-Bergwerk in Hamm und zuletzt mit der Zeche Aden/Monopol Kamen ein Teil des Verbundes Bergwerk Ost. Die Zeche wurde 2010 endgültig stillgelegt.
Teile ihrer Gebäude stehen inzwischen unter Denkmalschutz. Für das Betriebsgelände ist eine Nachnutzung durch Wohnbebauung und die Schaffung von Gewerbe- und Einzelhandelsflächen in Vorbereitung. Ende 2013 standen noch beide Fördergerüste und die meisten Zechengebäude. 2017 begann der Abriss der nicht weiter nutzbaren Gebäude. Es sollte ab dem Jahr 2020 das "CreativRevier Heinrich Robert" entstehen, ein Mix aus Wohn-, Gewerbe- und Freizeitbereichen. Wie üblich verzögert sich die Realisierung um einige Jahre.