17.11.2024 Wanderbericht
"Herzfeld - Hovestadt"
Die „kleine November-Herbstwanderung“ hat sich über die Zeit so langsam als Tradition ins jeweilige Jahresprogramm geschlichen. Geschuldet der Situation, dass sich im November zumeist ein „Aktionsloch“ ergab, da zumeist kurz vor der Soester Kirmes bis zur Adventswanderung im Dezember keine Aktivität im Kalender befand. Diese Lücke galt es zu füllen.
Im November werden erfahrungsgemäß die Tage kürzer, das Wetter kühler und insgesamt unbeständiger, so dass eine Tour nicht zu lang sein sollte. Bei objektiver Betrachtung befindet sich die Aktivität aufgrund geringer Länge im Graubereich zwischen Spaziergang und Wanderung…. aber egal, Hauptsache Bewegung an der frischen Luft.
In diesem Jahr ging es den Sonntag nach der Allerheiligenkirmes (17.11.2024) ins benachbarte Lippetal. Start und Ziel war mit Herzfeld der größte Ortsteil der Gemeinde an der Lippe. Der Wandertag präsentierte sich im November-Look. Über Nacht begannen die ersten Regefälle, die am Vormittag auch schon Mal ergiebiger waren.
Zum Treffpunkt um 10.30 Uhr in Kirchwelver war es dann aber trocken. Immer wieder erfreulich überraschend, dass sich unter diesen Bedingungen dann doch so viele Wanderinnen und Wanderer einfinden. Nach der Anreise aus Welver setzten sich immerhin 13 Personen und unser tierischer Gast Oskar in Herzfeld unweit der Wallfahrtsbasilika St. Ida in Gang.
Das Gotteshaus St. Ida war dann auch die erste visuelle „Begleiterscheinung“ unmittelbar nach dem Start. Um 790 wurde von Ida, der Gemahlin des sächsischen Herzogs Egbert, die erste Kirche in Herzfeld erbaut, deren Fundamente in der Krypta der jetzigen - 1903 erbauten Kirche - zu besichtigen sind. Ida wurde 980 heiliggesprochen, die Nichte Karls des Großen war die Stammhalterin des sächsischen Königshauses. In einem Schrein in der Krypta der St.-Ida-Basilika liegen die Reliquien der Heiligen Ida, Ziel vieler Wallfahrer. Wir gönnen uns nur einen kurzen Blick von außen zum imposanten Bauwerk, um dann ohne anzuhalten weiter über den Kreuzweg den Kirchplatz wieder zu verlassen.
Kurz müssen wir noch die durch den Ort führende Lippstädter Straße begleiten, biegen aber alsbald Richtung Lippe ab, um über den Ida-Auenweg in die freie Landschaft zu gelangen. Entlang dieses Weges wurden vor nicht allzu langer Zeit Stationen (Stelen) errichtet, durch die das Leben der heiligen Ida auf eine ansprechende und innovative Art und Weise nachhaltig erlebbar gemacht werden soll. Der Gedenkweg nimmt die bisherige Strecke des „alten“ Kreuzweges auf, führt durch die Lippeauen sowie zum Teil unmittelbar entlang der Lippe und gewährt einen schönen Blick sowohl auf das Schloss Hovestadt als auch auf die Basilika. Für ein Gedächtnis der heiligen Ida ist dieser Weg besonders geeignet, weil er unmittelbar in die Nähe der Stelle führt, an der Ida vor über 1200 Jahren erstmals die Lippe überquerte.
Auf dem Ida-Auenweg
Blick auf St. Ida vom Auenweg aus (Foto aus 2023)
Weiter westlich verlassen wir den Auenweg und gelangen über die Brückenstraße auf die südliche Seite der Lippe, um dann parallel zum Gewässer in Sichtweite des Schlosses Hovestadt unseren Weg fortzusetzen
Zugleich befinden wir uns nun nicht mehr in Herzfeld, sondern in Hovestadt. Der Lippetaler Ortsteil ist natürlich durch sein sehenswertes Wasserschloss in der Region sehr bekannt. Das Anwesen geht ursprünglich zurück auf einen Rittersitz, welches später dann zur Burg ausgebaut wurde (fertiggestellt 1276). Den Kölner Erzbischöfen diente die Burg zum Schutz des Lippeüberganges vor allem gegen die Bischöfe von Münster. Aufgrund der Lage wurde die Burg mehrmals zerstört, aber stets wieder aufgebaut. Im 16. Jahrhundert wurde die Burg zu einem Schloss umgebaut. Wir streifen kurz das Schloss, um es uns aber später noch einmal von der anderen Seite genauer anzuschauen.
Ein Pfad führt uns durch die Lippeauen in den Wald östlich des Wasserschlosses. Der Regen hat hier seine Spuren hinterlassen, so dass wasserdichte Schuhe durchaus hilfreich sind. Die Wege durch den Herbstwald führen uns auch an einem kleinen jüdischen Friedhof vorbei.
am alten jüdischen Friedhof
kurze Rast am Waldrand
Eine Gedenkstatue der Heiligen Ida an einer Teichanlage lassen wir unbemerkt in Gespräche vertieft links liegen und erreichen schließlich wieder die Schlossanlage. Eine Steinbrücke gewährt uns Zugang.
Das Wasserschloss ist eine von Gräften umgebene Zwei-Insel-Anlage. Das Anwesen war wohl als Vierflügelanlage geplant, wobei jedoch nur der Nord- und der Ostflügel vollendet wurden, in deren Schnittpunkt ein dreigeschossiger Pavillonturm herausragt.
Wir biegen zunächst nach rechts ab, um die barocke Parkanlage in unsere kleine Wanderung zu integrieren. Der Barockgarten ist ein herausragendes Gartendenkmal mit einem einzigartigen Heckentheater, das als Unikat in Westfalen gilt. Zu dieser Jahreszeit fehlt es dem Areal natürlich an floraler Strahlkraft.
Das Schloss als Wahrzeichen der Gemeinde Lippetal ist in Privatbesitz der Grafenfamilie von Plettenberg, so dass eine weitere Besichtigung leider nicht möglich ist. Bevor wir den Schlossbereich verlassen machen wir aber noch das obligatorische Gruppenfoto.
Nochmals über die Brückenstraße gelangen wir auf der Herzfelder Lippeseite wieder auf den Ida-Auenweg, dessen letzter Abschnitt uns schließlich erneut zur Wallfahrtskirche führt sowie kurz darauf zum Ausgangspunkt der kleinen Wanderung.
Die 9 km lange Tour beschließen wir schließlich im örtlichen Café Twin bei Kaffee und Kuchen. Sonne war uns heute leider nicht gegönnt, aber zumindest konnten die Regenschirme ungenutzt im Rucksack bleiben.
Wdf., Text und Fotos: Andrea und Dirk Große