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Stadt – Land – Fluss…. das alte Denksportspiel, allseits bekannt…. heute mit dem Buchstaben „L“: Lippstadt – Lippeauen – Lippe…. So ungefähr könnte der Einstieg und die thematische Beschreibung zu unserer Wanderung am 22.11.2015 lauten, denn unser Ziel war an diesem trüben Novembersonntag die größte Stadt im Kreis Soest: Lippstadt. Die Stadt liegt im Nordosten des Kreises praktisch am Übergang zum Münsterland und zum Paderborner Land und ist von Welver aus mit einer etwa 20-minütige Bahnreise gut zu erreichen.
Dementsprechend begann dann auch unsere Wanderung am Bahnhof Lippstadt bzw. nach kurzem Gang durch die Fußgängerzone - entlang der verschlossenen Geschäfte mit ihren Konsum-Verlockungen – am Platz vor dem Rathaus. Hier im Schatten des historischen Stadtpalais und der Marienkirche startet der geschichtsträchtige Rundweg „L2“, den wir uns heute auf unsere „To-do-Liste“ geschrieben hatten. Kein geringerer, als der Gründer der Stadt selbst diente als Pate für die Namengebung des „L2“ und so heißt die Rundstrecke „Graf-Bernhard-Weg“. Bernhard II. zur Lippe war es, der die Stadt Lippstadt im 12. Jahrhundert gründete. Damals hieß die Stadt noch genauso wie der Fluss. Erst später wurde dann aus der Stadt an der Lippe Lippstadt.
Vom Rathaus aus entfernen wir uns in nördliche Richtung, lassen die Konsummeile hinter uns und erreichen ziemlich schnell die Lippe, der wir über den Augustinerweg in den Stadtpark „Grüner Winkel“ folgen. Der Park ist geprägt von den Ausläufern des Flusses und dem Schifffahrtskanal und trägt so dazu bei, dass viele Lippstadt auch „Venedig des Nordens“ nennen. Auf dem weitläufigen Wegenetz und über einzelne Brücken durchwandern wir die grüne Oase stadtauswärts. Auf Höhe des Friedhofes haben wir südwärts einen ersten weiten Blick auf die Lippewiesen.
Nach einer Stunde erreichen wir die Burgruine Lipperode. Eine ehemalige Wasserburg aus dem Hochmittelalter von der noch zwei mächtige Bruchsteinmauern am ursprünglichen Standort auf diese Anlage hinweisen. Bernhard II. soll hier angeblich geboren sein, dies gilt aber als widerlegt. Die Edelherrn zur Lippe hatten ihren Hauptsitz vielmehr im benachbarten Rheda und haben sich auf der Lipperoder Burg wohl nur vorübergehend aufgehalten. Der Abriss erfolgte im 17. Jahrhundert. Wir legen hier eine kleine Foto- und Trinkpause ein.
Von der Burg aus geht es rund einen Kilometer auf dem Uferrandweg entlang der Lippe in östliche Richtung. Dieser Teil gehört zu Lipperode, einem Ortsteil, der noch gar nicht so lange zu Lippstadt gehört. Bis 1949 wurde Lipperode noch vom Kreis Detmold verwaltet.
Abzweigend in nördliche Richtung treffen wir alsbald annähernd auf der Hälfte unserer Tour auf den wenig bekannten Judenfriedhof von Lipperode, der hier abseits der Ortslage östlich des Siedlungsbereiches inmitten der Kulturlandschaft liegt. Es ist belegt, dass seit dem Ende des 16. Jahrhunderts in Lipperode Juden gelebt haben. Der älteste von den noch 37 erhaltenen Grabsteinen stammt aus dem Jahre 1771. Im Jahre 1938 erfolgte die Schließung des Friedhofes.
Auf ebenen Wegen am Rande von Neubausiedlungen und kurz über wenig befahrene Wohnstraßen gelangen wir wieder in einen bewaldeten Bereich mit dem passenden Namen „Lippstädter Fichten“. Wir begleiten hier den Boker-Heide-Kanal zu unserer Rechten. Es handelt sich um einen künstlichen Wasserkanal zwischen den Städten Paderborn und Lippstadt. Ein bedeutendes technisches Kulturdenkmal, welches aber seine Bedeutung als Bewässerungskanal inzwischen verloren hat. Die oft mit langen Baumreihen begleiteten Wege entlang des Kanals laden zum Radfahren und Wandern ein.
Foto: Lippebrücke zum "Grünen Winkel"
Schließlich kreuzen wir die B 55 und durch ein Wohngebiet erreichen wir wieder den über 200 Jahre alten Hauptfriedhof. Direkt dahinter geht es noch einmal in den Stadtpark.
Das „Café Im Grünen Winkel“ ist dann abschließend das Ziel unserer Fußreise, wo wir auf angenehme Weise die Zeit bis zur Rückfahrt mit dem Zug überbrücken. Siehe unten!
Text und Fotos: D. Große