Die Prinzenhöhle im Hartensteiner Forst

Was hat die Prinzenhöhle mit der Isenburg zu tun? - Warum sollte die Prinzenhöhle gar kein Prinzenversteck sein?


Auf der gegenüberliegenden Seite der Isenburg, auf Hartensteinischen Grund, befindet sich die Prinzenhöhle. Ob diese den Namen zurecht trägt, kann bezweifelt werden. Denn in Niederschriften von 1754 wird berichtet, das der Prinzenräuber Kunz VON KAUFUNGEN, dem einst die Burg Stein gehörte und ebenso der dazugehörige Steinwald, sich in einer Höhle unterhalb der Isenburg versteckte, vielleicht sogar in dessen Gewölben. Diese Aussagen von Personen, welche fast 300 Jahre näher an der Geschichte lebten als wir es heute tun, sollte uns doch veranlassen darüber nachzudenken, welcher Geschichte man Glauben schenken sollte. 

Da sich Kunz von Kaufungen in seinem Steinwald sehr gut auskannte und natürlich von der vor niedergagangenen Isenburg in seinem eigenen Wald Kenntnis hatte, von wo aus er sich sogar etwas verteitigen hätte können, ist es anzunehmen, dass die Aussagen der damaligen Zeitzeugen eher der Wahrheit entsprechen könnten, und Kunz sich mit seinem Gefolge vom 8. bis zum 11. Juli 1455 in der "Eisenburg" versteckt hielt. Die Isenburg war zu seiner zeit wesentlich besser erhalten, als wir es heute kennen. Es waren noch Gewölbe, Decken zu sehen und der Turm war auch noch intakt und nicht gesprengt. Diese alte verlassene Burg bei Wildbach ist wohl als das wirkliche Versteck des Prinzenraubes anzusehen.

Erst im Jahr 1778 ist die "verschollene" Höhle von Johann Friedrich KÄUFLER, einem Hartensteiner Diakon, "wiederentdeckt" worden. Es wurde später eine lateinische Inschrift in den Fels eingehauen, die an die Gefangennahme des Prinzen Ernst in diesem mittelalterlichen Bergwerksstollen erinnern soll.

 

Zur Geschichte des Raubzuges: 

Von 1448 bis 1450 besaß Kunz VON KAUFUNGEN als "Erbarmann" die Burg Stein zu Lehen. Zuvor, 1388, war schon ein Vorfahre von ihm, Hans VON KAUFUNGEN, als Lehnsritter der MEINHERINGer auf der Burg Stein. Der Junker Kunz von Kaufungen war mit Stein Herr über die Fronbauern von Wildbach und  Langenbach. Auch verfügte er über die zu  Stein  gehörigen Wälder und die Isenburg, welche damals schon eine Ruine war. Kunz, oft fälschlich Ritter oder Raubritter genannt, war nur Junker, hatte also den Ritterschlag noch nicht erhalten, und der "gemeine" Straßenraub konnte ihm bis heute noch nicht nachgewiesen werden.

Obwohl Kunz nur zum niederen Adel gehörte und nur Ritterdienst tat, war er seinen ritterlichen Standesgenossen an Bildung weit überlegen. Seine Kriegstüchtigkeit, sein kluges und kühnes Auftreten, gepaart mit Gerechtigkeitssinn und sensiblem Ehrgefühl, machten ihn zum überall gern gesehenen Kriegsmann. Kein Wunder, daß der Kurfürst Friedrich der Sanftmütige, als er der Stadt Nürnberg Hilfstruppen gegen Marktgraf Albrecht sandte, Kunz zum Hauptmann der Armbrustschützen machte. Im Schönbartslied wird Kunz von den Nürnbergern als Held besungen. Als er nach der Lindenauer Nahme (Überfall auf einen Kaufmannszug bei Leipzig) die Burg Stein gekündigt bekam, weil dies der Kurfürst als einen gemeinen Raubüberfall bezeichnete, kaufte Kunz die Burg Eisenberg in Böhmen und lag wegen dieser Kündigung mit dem Kurfürsten in einem fünfjährigen Rechtsstreit, welcher schließlich die Ursache zum Prinzenraub wurde. Seine Beute und die gefangenen Kaufleute hatte der Kaufungen auf seine Burg Stein gebracht, weshalb der Zwickauer Stadtvogt Götz VON GÖßNITZ vom Kurfürsten den Auftrag bekam, Stein mit 300 Mann zu bekriegen. Wahrscheinlich wäre es zur Zerstörung dieser Burg gekommen, hätte sie nicht Kunz, weil er sich im Recht fühlte, offen stehen gelassen. Denn die überfallenen Kaufleute gehörten seinem Feinde an, mit dem er in richtiger Fehde lag. Es war also damals Kriegsrecht. Kunz war Vasall der SCHÖNBURGer. Da die Schönburger aber kurz zuvor in die Vasallität der Wettiner fielen, konnte er vom Kurfürsten als Aftervasall angesehen werden. Bestimmend aber waren die Schönburger, die nicht den Mut aufbrachten, Kunz in ihren Schutz zu nehmen. Der Raub geschah vom 7. zum 8. Juli 1455. Danach hatten sich die nach der Grenze Böhmens flüchtigen Ritter in zwei Abteilungen getrennt, um wenigstens einen Prinzen sicher zu haben. Die Ritter Mosen VON SCHÖNFELS mit dem Prinzen Ernst waren hart verfolgt worden, hatten schon 14 Reiter verloren, als sie den Hartensteiner Forst erreichten. Sie suchten Zuflucht in einem alten Bergstollen, der heutigen Prinzenhöhle. Dort erhielten sie nach drei Tagen die Nachricht von der Gefangennahme des Kunz bei Grünhain, worauf sie den Prinzen Ernst gegen Zusicherung von Straffreiheit an den Grafen Friedrich VON SCHÖNBURG auf Hartenstein ablieferten. Kunz VON KAUFUNGEN aber wurde am 14. Juli 1455 auf dem Freiberger Marktplatz mit dem Schwert enthauptet.

Der Prinzenraub

Wir wolln ein Liedel heben an,

Was sich hat angespunnen,

Wie's im Pleißnerland gar schlecht war bestallt,

Als den jungen Fürst'n geschah Gewalt,

Durch Kuntzen von Kauffungen.


Der Adler hat auf'm Fels gebaut

Ein schönes Nest mit Jungen,

Und wie er einst geflogen aus,

Holt ein Geyer die Jungen heraus,

Drauf ward's Nest leer gefunden.


Wo der Geyer auf'm Dache sitzt,

Gedeihen die Küchlein selten,

Es war da ein seltsam Narrenspiel,

Welcher Fürst seinen Räthen traut zu viel,

Muß oft es selber entgelten.


Altenburg, du feine Stadt,

Dich thät er mit Untreu meinen,

Da in dir war'n all' Hofleut voll,

Kam Kunz mit Leitern und Buben toll,

Und holt die Fürsten so kleine.


Was blast dich, Kunz, für Unlust an,

Da du ins Schloß einsteigest?

Und stiehlst die zarten Herren heraus,

Als der Kurfürst eben nit war zu Haus,

Die zarten Fürsten-Zweige.


Es war wohl als ein Wunderding,

Wie sich das Land beweget,

Was da auf'n Straßen war'n für Leut',

Die den Räubern folgten nach in Zeit,

All's wibbelt, kribbelt, sich beweget.


Im Walde dort ward Kunz ertappt,

Da wollt er Beeren naschen;

Wär er in der Hast wacker fortgeritten,

Daß 'n die Köhler nit gefangen hätten,

Hätt er sie kunt verpaschen.


Ab'r sie wurden ihm wieder abgejagt,

Und Kunz mit seinen Gesellen

Auf Grünhain, in unsers Herrn Abts Gewalt

Gebracht, und auf die Zwika gestellt,

Und muste sich lassen prellen.


Dafür fiel ab gar mancher Kopf,

Und keiner der Gefangnen

Kam aus der Haft ganzbeinigt davon,

Schwerdt, Rad, Zang'n, Strick, die war'n ihr Lohn,

Man sah die Rümpfe hangen.


So geht's, wer wider die Obrigkeit

Sich unbesonnen empöret.

Wers nicht meint, schau an Kuntzen,

Sein Kopf thut z' Freiberg noch runterschmunzen,

Und Jedermann davon lehret.


Gott thu den frommen Christen alles Guts,

Und laß die jungen Herren,

In kein Feindes Hand mehr also komm'n,

Geb auch der Frau Churfürstin viel Fromm'n,

Daß wir uns in Ruhe ernähren.