Erhaltungsarbeiten

Während meine Ausführungen in den vorgegangenen zwei Teilen größtenteils aus Schriften von Dr. Sieber stammten, beschäftigen sich die nun folgenden Erörterungen eigenen Erfahrungen unseres „Restaurie­rungsteams", welches sich in den Jahren 1993 bis 1997 vor einem enormen Arbeitsaufwand sah. Sowohl Sturheit als auch jahrzehntelanges Desinteresse der Behörden führten dazu, dass diese aus der Siedlungszeit stammende Burganlage in unserer Heimat dem Verfall preisgegeben war. Die unverständliche Zerstörungswut an der Umfassungsmauer durch makabre Zeitgenossen tat dann ihr übriges.

Besonders bedenklich erscheint dabei, dass aus dem im Oberteil der Burg stehenden Turm (siehe Landkreisjournal, Ausgabe vom 12. April 2006) solange Steinlagen heraus gebro­chen wurden, bis dieser am Ende gänzlich einzustürzen drohte. Unzählige Appelle und Aufrufe zur Mitarbeit bei der Erhaltung dieser historischen Burganlage an verschiedene Vereine zeigten keinerlei Wirkung. Erst im Rahmen einer Eigeninitiative fand man Wege, um das wachsende Ausmaß der Zerstörung aufzuhalten. Mit Unterstützung des Sanierungsbetriebes Wismut GmbH und des Arbeitsamtes Annaberg gelang es schließlich, ABM-Kräfte an der Burgruine einzusetzen.

Die mit Hilfe Dr. Siebers und des Reichsarbeitsdienstes freigelegten Mauerzüge waren nach fast 6o Jahren durch verwittertes Laub etc. im Gelände nur noch andeutungsweise zu sehen. Auch der ehemals freigelegte Turm war wieder im Erdreich versunken. Für uns stellte sich nun die Frage, wie welche Maßnahmen durchzuführen sind. Bevor die eigentlichen Freilegungsarbeiten erneut beginnen konnten, musste ein Marktscheider der Wismut GmbH einen Grundrissplan der Anlage entwerfen. Auf dieser Grundlage beruhend, konnte man dann ein Sanierungskonzept erstellen.

Die zwei wichtigsten Schritte waren hierbei zum einen die Freilegung der Umfassungsmauern und zum anderen die Sanierung des Bergfriedes, wobei für alle Beteiligten der letztere an vorderster Stelle stand. Aufgrund dessen, dass sich die Mauersubstanz des Bergfriedes wegen teils mutwilliger Zerstörungen, aber auch wegen des verwendeten Schiefergesteins in einem sehr schlechten Zustand befand, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis dieser völlig einstürzen würde. Nachdem angehäuftes Erdreich und Wurzelgeflecht auf dem Mauerwerk entfernt wurden, kam der Turmrest eindrucksvoll zuta­ge und allen Beteiligen wurde klar, dass es sich um einen sehr mäch­tigen Bergfried gehandelt haben muss. Unter Beachtung des star­ken Fundamentes und der doppelten Simsverstärkung erscheint eine ehemalige Höhe von 25 bis 27 Meter durchaus realistisch.

Doch wie sollte man ein solches historisches Bauwerk aus dem 12.. Jahrhundert sanieren? Ortsfremdes Gestein kam hierbei nicht in Betracht. Umso mehr jedoch die originalen Schiefer- und Sandgesteine, welche überall im Burggelände verstreut herum lagen. Für deren erneute dauerhafte Befestigung in der zu sanierenden Mauer war die Zusammensetzung des Mörtels von enormer Wichtigkeit. Mittels einer Laboranalyse ließen wir die Mörtelkonsistenz feststellen und konnten so auf eine Mischung zurückgreifen, die sich bereits über Jahrhunderte bewährt hatte. Daraufhin wurde die Turmruine wieder bis zu einer bestimmten Höhe aufgemauert und die stark zerstörte Südseite teilweise geschlossen.

"Bei einem gerechten Gott ist die beste Art, etwas zu verlangen, wenn man verdient, es zu erhalten."

Nach Abschluss der Turmsanierung galt es, sich mit der Freilegung der Umfassungsmauern zu befassen. Was den ABM-Kräften hierbei für Mühen auferlegt wurden, lässt sich mit Worten nur schwer beschreiben. Der Leser mag sich nur versuchsweise vorstellen, wie es wäre, eine über 146 Meter lange Mauer, welche unter einer ein Meter dicken, mit Wurzeln durchzogenen Erdschicht liegt, frei zu legen.

Dass diese enorme Arbeit nicht innerhalb eines Jahres bewältigt werden konnte, ist völlig klar. Von daher ging man Schritt für Schritt voran. Zunächst begann man mit der Freilegung eines 40 Meter langen Teilstückes der Südostmauer im Bereich der Unterburg. Dabei kamen zwei gut erhaltene Licht­ und Luftspalten sowie das einstige Eingangstor zutage. Erstaunlicherweise stellte sich dabei heraus, dass die Mauer mit einer Breite von 1,5 Metern und einer Höhe von 1,6 Metern im Gesamten unter dem Erdreich noch ziemlich gut erhalten war.

Nachdem die Südostmauer teilweise freigelegt wurde, beschäftigte man sich mit dem nordwestlichen Mauerteilbereich in der Nähe der Unterburg. Deren Freilegung gestaltete sich noch schwieriger, zumal sich über dieser ein langjährig genutz­ter Weg befand (siehe Skizze im Landkreisjournal vom 12.April 2006). Zutage kamen schließlich neben der Umfas­sungsmauer auch zwei in Lehm­verband gemauerte Quermauern eines Wirtschaftsgebäudes. Verkohlte Balkenreste und verziegelter Lehmbewurf mit Stroheinschlüssen lassen darauf schließen, dass das Gebäude mit einem entsprechenden Fachwerk versehen war.

Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten im Bereich der Unterburg wandte man sich dem schwierigsten Teilbereich, der Schildmauer an der Oberburg, zu. Die 1,8 Meter starke Mauer hatte eine Länge von zirka 30 Metern und wies eine alte Mauertechnik auf. Der so genannte „Opus spicatum", auf deutsch Fischgrätenverband genannt, bindet einen jeweils links und rechts senkrecht gestellten Stein in ein Zweischalenmauerwerk ein und gibt diesem mit seiner Breite von fast zwei Metern den notwendi­gen Halt gegen Seitenschub. Damit diese alte Technik für den interessierten Besucher anschaulich und nachvollziehbar bleibt, wurde ein entsprechendes Teilstück sichtbar gelassen. In der Nähe der Ecke im Südwestbe­reich kam außerdem ein Einschnitt zutage (siehe Skizze im Landkreisjournal vom 12. April 2006), bei welchem leider noch nicht gesagt werden kann, ob dieser als Nischenscharte oder Ausguck verwendet wurde.

Im nordwestlichen Teilbereich der Umfassungsmauer bereitete uns unter anderem eine große, sich direkt auf der Mauerkrone befindliche Buche Kopfzerbrechen, da deren Wurzelgeflecht stark im Mauerwerk verankert war. Doch auch hier konnten wie für so viele Probleme vorher entsprechende Lösungen gefunden werden.

Ebenso wichtig wie die Erhaltung der Mauersubstanz war und ist die Erforschung der Historie der Burganlage. Der Name „Isenburg" stammt nachweislich aus neuerer Zeit. Alte Chronisten des Erzgebirges wie beispielsweise Magister Grundig (I754) und Dr. Moschkau (um 188o) bezeichneten sie als „Eisenburg".

Der ursprüngliche Name der Burg ist bis heute noch immer unbekannt. Weit verbreitet hingegen ist die falsche Ansicht, dass diese allein von Fronbauern errichtet worden sei. Das Gegenteil war der Fall, hoch qualifizierte Werkleute wie Steinmetze, Maurer und Zimmerleute beteiligten sich am Bau. Aufgrund der Erkenntnisse über das alltägliche Leben, das Handwerk, das Wirtschafts- und Kriegswesen kann man von einer längeren Benutzung der Burganlage ausgehen. Wahrscheinlich befanden sich sogar im Bereich der Unterburg Töpfer- und Schmiedewerkstätten. Dies lässt sich anhand von Keramik- und Eisenschlackeresten nachweisen. Die Gebäude der Burganlage sind leider durch die Verwendung ihrer Materialien für den Neubau der Wildbacher Kirche fast gänzlich verschwunden. Die Verwitterung des jahrhundertealten Schiefers tat ein übriges.

Nach Abschluss der vierjährigen Sanierungsarbeiten lässt sich ein positives Resümee ziehen. Ohne den zeitintensiven und auch körperlich schweren Einsatz aller Beteiligten wäre von dem jetzt für Besucher offen gelegten Mauerwerk inklusive seiner noch übrig gebliebenen Burganlage nichts mehr zu sehen.