Der Gedenkstein des Kammerrat Paul Lorenz im oberen Poppenwald

Im Poppenwald am Mühlweg zwischen zwei großen Buchen steht ein Gedenkstein mit einer Gedenktafel. Die heute leider schwer entzifferbare Inschrift lautet : "Dem treuen Freund und Hütter des Waldes Kammerrat Paul LORENZ". Nicht jede Person erhält einen Gedenkstein, sie sind Objekte mit der Absicht der Wahrung des Andenkens an eine Person oder Begebenheit und dienen als Anker um ein Abrutschen ins Vergessen zu verhindern. Warum den Zwickauer Kammerrat Paul LORENZ (siehe Bild) dieser Gedenkstein im Poppenwald gewidmet wurde ist über die Jahrzehnte verloren gegangen. Der Schatzsucher Dieter REIMANN der im Poppenwald das legendäre Bernsteinzimmer vermutete war zwar geschichtlich an diesen Kulturgut vorbeigegangen, hatte aber im Jahr 2000 auf eine nicht gerade kulturschonende Art wieder auf diesen Gedenkstein aufmerksam gemacht. Unter dem Gedenkstein und hinter der Gedenktafel sollten sich Hinweise über das Versteck des Bernsteinzimmers befinden, was sich nicht bestätigte. Die abgeschlagene Gedenktafel wurde von ihm wieder dilettantisch am Gedenkstein angebracht. Auch so können historische Werke beschädigt werden die all die Jahrzehnte unbeschädigt an ihren Platz standen.

Paul LORENZ wurde 1897 in den Marienkirchen-Vorstand zu Zwickau berufen und wurde 1908 in dessen Forst-Ausschuss gewählt. Als solcher hatte er den der Marienkirche gehörenden Poppenwald seiner ganz besonderen Fürsorge gewidmet, selbstlos und Sachkundig hatte er die Pflege des Waldes geleitet. Er hatte diesen Wald nicht im besten Zustand übernommen und dauernd gegen besondere Schwierigkeiten vor allen gegen die schweren Rauchschäden verursacht durch die umliegende Industrie anzukämpfen gehabt. Das Auftreten von Waldschäden war allerdings keine neue Erscheinung des vorigen Jahrhunderts. Es entstanden z. B. zahlreiche Kahlflächen mit dem Aufblühen des Bergbaus, die Köhlerei nahm zu die das Holz der Buche bevorzugte. Holzfressende Gewerbe wie die Hüttenindustrie, Ziegelbrennereien steigerten die Nachfrage nach dem Rohstoff. Im 18 Jahrhundert begann die Umwandlung der Mischwälder in Nadelholzmonokulturen, diese erwiesen sich allerdings ökologisch als äußerst labil und besonders anfällig für Schädlinge. Rückbesinnend auf sein waldbauliches Können verbesserte Paul LORENZ mit dem unter seiner Leitung seit 1908 im Poppenwald anstelligen Revierförster Arthur PRAUS den Waldbestand.

Die Inschrift der Tafel lautet:


Dem treuen

Freund und Hüter

des Waldes

Kammerrat

Paul Lorenz

Mit dem einbringen von Mischbaumarten ging er wieder zur naturnahen Waldbewirtschaftung über. Im Zwickauer Tagesblatt vom 17.10.1928 hatte der Marienkirchenvorstand Paul LORENZ für sein fachmännisches Wirken für diesen Wald gedankt und ihn zu Lebzeiten einen Gedenkstein in den Poppenwald gesetzt. Aber auch die Forstkammer für Forstwirtschaft in Dreden hatte diese fachmännische Tätigkeit anerkannt und verlieh ihm das Ehrenzeichen am Grünen Bande für Verdienste um die heimische Forstwirtschaft. Paul Ferdinand LORENZ wurde am 17. April 1850 in Zwickau geboren dort besuchte er die Bürgerschule und später das Gymnasium. Mit 15 Jahren am 1. Mai 1865 trat er im Kronprinzlichen Garten zu Dresden Strehlen beim Hofgärtner MELCHIOR in die Lehre um sich den Gärtnerberuf zu widmen. Nebenbei genoß er auf landschaftlichen Gebiet die Ausbildung durch Hofgärtner RAUMANN auf Schloß Albrechtsburg bei Loschwitz. Nach Beendigung seiner Lehre war es ihm durch Förderung hoher Gönner möglich die Weltausstellung 1867 in Paris zu besuchen und anschließend eine Studienreise durch Frankreich und Oberitalien zu unternehmen. Nach seiner Rückkehr legte er sein Einjähriges Examen ab und nahm Stellung in der damals besten Nadelholzschule Oberhütten-Schweizermühle in Bielagrund. Im Jahr 1869 wurde er als kaum 20jähriger als Königlicher Obergärtner nach dem Herzoginengarten in Dresden berufen. Auf der Ausstellung "Flora" in Dresden im Jahr 1871 wurde er mit der silberen Medaille ausgezeichnet. Zu weiteren Studienzwecken ging er nach Brüssel, England und Genf . In England war er in dem berühmten Royal Kew Garden beschäftigt und widmet sich besonders den verschiedenen Kulturabteilungen. Nach mehrjähriger Tätigkeit im Ausland übernahm er die Leitung der damals berühmten Saurentinischen Gärtnerei in Kieritzsch bei Leipzig. Im Jahr 1876 kehrte Kammerrat LORENZ in seine Vaterstadt Zwickau zurück und gründete hier seine Gärtnerei in der äußeren Schneeberger Straße 70. Der Erfolg seiner Cannakulturen brachten ihm 1893 auf der Gartenausstellung in Leipzig die Große Goldene Medaille. 1885 wurde er Stadtverordneter und 1906 unbesoldeter Stadtrat. Für Zwickau war er jederzeit uneigennützig tätig so auch auf der landwirtschaftliche Austellungen 1882, Gewerbeaustellung 1900 und 1906. Als sein schönstes Werk gilt die Umgestaltung des größten Waldgebiets der Stadt Zwickau der Weißenborner Stadtwald westlich der Stadtteile Marienthal und Stadtteil Weißenborn. Um 1900 wurde die Zielstellung erarbeitet den Weißenborner Wald in einen Waldpark für die Naherholung umzuwandeln. Der Gartenbauarchitekt Paul Lorenz setzte sich mit vielen Aktivitäten für dieses Vorhaben ein. ‚Die von Lorenz eigene zusammengestellte Mischholzpflanzung im Stadtwald sowie die Rhododendron-Anpflanzungen wurde durch die Forsteinrichtungskommission als Mustergültig bezeichnet. Der von Kammerrat LORENZ im Stadtwald geschaffene Heidenhain mit einem 2 Meter hohen Gedenkstein mit der Inschrift: Die Stadt Zwickau ihren im Weltkrieg gebliebenen Söhnen"ist eine würdige Gedächtnisstätte. Im Frühjahr 1925 wurde die Heidenhain-Anlage für die Öffentlichkeit freigegeben. Am 19. Dezember 1921 verliehen ihn die Stadtverordeneten zu Zwickau die höchste Auszeichnung die Ehrenbürgerschaft und im Heidenhain wurde sein Name durch den LORENZ-Weg festgehalten. Paul LORENZ war u. a. Ehrenmietglied des Erzgebirgsverein, der Gartenbaugesellschaft Zwickau und Umgebung und auch im Kunstverein Zwickau seit 1878 Mitglied. Der Gartenbauarchitekt Kammerrat Paul Ferdinand LORENZ starb am 16. November 1935 in Alter von 85 Jahren in seiner Heimatstadt Zwickau. Paul LORENZ war eine Persönlichkeit, in seinem engagiertes Handeln in der naturnahen Waldbewirtschaftung war er seiner Zeit weit voraus.

geschrieben von Liane Klose, Heimatforscherin, im April 2017

"Daheim erscheint der Frühling ja nun bald,

Da denk ich wieder an den deutschen Wald,

Und an die Veilchen, die am Bache blühn,

Die Primeln leuchten gelb im Wiesengrün,

Der Amselruf klingt lockend stark und süß,

Der deutsche Wald ist doch ein Paradies!"

Die heute als "Poppenwald" bekannte Landschaft wird begrenzt vom Wildbach, vom Burgbach (heute: Bohrbach) und der Zwickauer Mulde. An Diesen grenzt der Hartensteiner Forst sowie das am linken Ufer gelegene Forstrevier Stein. Er bedeck den gesamten linken Talhang der Zwickauer Mulde zwischen Niederschlema und Wildbach. Im Jahre 1478 erwarb ihn die Zwickauer Kirche von Ritter Martin von RÖMER in Zwickau, der ihn von den SCHÖNBURGern erkauft hatte.