Vom Mühlengrundstück zum Gartenhäuschen
Mit einem Müller aus Zschorlau beginnt die Geschichte dieses Hauses. Schon vor 1600 besaß besagter Johannes LOOS in der Mitte unseres Dorfes am Bach ein Grundstück, welches er von der Gemeinde erkauft hatte. Wohl um eine Mühle hier auf diesem gut geeigneten Stück zu errichten. Über den Kauf ist leider keine Urkunde erhalten geblieben. Den Mühlenbau bekam er aber nicht genehmigt, da es einen Mühlenzwang von der Herrschaft Stein gab. Loos musste somit von seinem Bauvorhaben absehen und verkaufte das unbebaute Land anno 1600 an Johannes SEILER, genannt „der alte Both“, welcher sich ein kleines Häuschen darauf erbaute. Er und seine Frau hatten leider keine Nachkommen.
Nach dessen Ableben im März 1602 verkaufte SEILERs Witwe das Haus für 47 Gulden am 2. Mai 1602 an den damaligen Amtsschösser zu Stein Michael MILLE, der aus Griesbach stammte, und dieser hatte sogleich von hier aus einen kürzeren Arbeitsweg. Mit 80 Jahren verstarb MILLE am 27. September 1657 und das Haus wurde am 6. November 1661 an einen gebürtigen Wildbacher verkauft. Für 32 Gulden erwarb der 35jährige Andreas BAUMANN mit seiner Frau Anna SYNOLD aus dem oberfränkischen Krögelstein und 2 kleinen Kindern das Haus, welches bis zum 24. Februar 1685 das traute Heim der Familie sein sollte. An diesem Tag übernahm der gleichnamige Sohn Andreas, geboren 1659, das väterliche Haus und nannte es bis 1709 sein Eigen.
Ansicht 1978
Blick vom Schubert Gut 2014
Dessen hinterlassene Frau Maria veräußerte das Häuslein am 26. Februar 1717 für 120 Gulden an Georg SCHUBERT, welcher aber schon im Mai 1721 Wildbach verließ und an Johannes MEHLHORN aus Langenbach wiederum 140 Gulden gab. Der damals 38jährige Häusler lebte hier nun mit seiner Ehefrau Rosina und seinen beiden Kindern. Johann David WOLF aus Schneeberg, ein Garn-Landfuhrmann, ehelichte 1754 die Tochter MEHLHORNs und übernahm am 14. Juli 1757 für 98 Gulden das schwiegerelterliche Haus, baute dies zum größten Teil neu auf und erweiterte es um einen Stall. Zwei Töchter nur erreichten das Alter zum Heiraten und die zweitgeborene Maria Rosina ging 1783 die Ehe mit Johann Georg EMMERLICH aus Niederschlema ein, welcher im November des Jahres auch das Haus vom Schwiegervater für 150 Gulden erkaufte.
Der Handarbeiter übergab das Haus mit Garten im April 1801 an seinen Sohn Christian Friedrich EMMERLICH, der von Wildbach wegzog und am 22. April 1807 das Haus für 231 Gulden an den nur 13 1/2 Jahre alten Johann David NEUBERT und seinen Vormund verkaufte. Dieser heiratete eine Gablenzerin, zog nach Erlbach und gab das Haus 1821 an seinen Vetter Christian Friedrich NEUBERT aus Lerchenberg für 280 Gulden ab. Schon 1 Jahr später kaufte dieser sich ein Bauerngut in Alberoda und die ledige 50jährige Maria Rosina MEYER aus Langenbach erwarb das Haus am 16. April 1822 für 300 Gulden. Sicher war ihr das Fachwerkgebäude so allein viel zu groß und die Arbeit im Garten wurde immer beschwerlicher. Deshalb musste sie im Mai 1826 ihr Eigentum an den Handarbeiter Johann Christoph WINDISCH, alias „Günther-Windisch“, gebürtig aus Lerchenberg, für 225 Gulden übergeben. Bis zu dessen Tod 1847, wohnte die Familie in der Dorfmitte.
"Aus der Mühle schaut der Müller, Der so gerne mahlen will. Stiller wird der Wind und stiller, Und die Mühle stehet still."
10 Kinder der Familie erblickten bis dato in den Räumlichkeiten das Licht der Welt, bis im September der Maurer und Stumpfwirkermeister Johann Adam SCHETTLER für 272 Gulden das Haus kaufte. Dieser verstarb 1855. Die Witwe Christiane Wilhelmine geborene SCHAUER übernahm für 310 Gulden das Haus von den Erben und führte die Hauswirtschaft fort. 1860 nahm sie sogar Umbauten am Haus vor, vergößerte es und sie verheiratete sich wieder an Gottfried Franz MEHLHORN aus Langenbach, welcher ab 29. November 1863 für 500 Taler als Eigentümer eingetragen wurde. Der 1832 Geborene hatte den Beinamen „Fabel“ und war von Beruf Webermeister. Das Gebäude erhielt die Katasternummer 50.
Kurz vor dem Ableben von MEHLHORN, entschied sich der Güterbodenarbeiter Franz Louis SCHETTLER, welcher die Enkelin der Witwe Christiane Wilhelmine geborene SCHAUER heiratete, das Haus zu kaufen. Für 2800 Mark erwarb SCHETTLER Grund und Boden und nahm 1903 weitere Erneuerungen am Wohnhaus vor. Der vierte Sohn Kurt Hermann aus der Ehe mit Minna Pauline SCHETTLER, von insgesamt 17 gezeugten Kindern, machte sich am 4. Dezember 1930 das Haus zu Eigen und hielt es 32 Jahre lang in Stand.
Am 24. September 1962 kaufte Friedrich Gerhard GEITNER, als nun schon 19. Besitzer, das Haus mit dem schönen großen Rhododendron am Eingang. Nachdem der aus Aue Gebürtige im Jahr 2003 mit 90 Jahren starb, stand das Haus an der Wildbacher Hauptstraße mit der Nummer 34 einige Zeit leer bis es von Familie Michael BEIER erstanden wurde. Ab diesem Zeitpunkt wird das vor 416 Jahren erstmals erwähnte Haus innen und außen liebevoll und stilgerecht restauriert.
Stefan S. Espig, Wildbach
("Die Historische Seite" - erschienen im Gemeindeanzeiger Bad Schlema 04/16 - 01.04.2016 Seite 11)