Nov. 24, 1990 (Leserbrief an HNA)
Als Amerikaner verurteile ich aufs Schärfste, dass Bush jetzt zum zweiten Mal (nach Panama) gegen unsere Verfassung und den War Powers Act von 1973 verstösst und damit Profite in Milliarden-Höhe für die Rüstungs- und Öl-Industrie (woher er kommt) sichert. In wessen Taschen sonst landen die $45 Millionen täglich ($1 Milliarde falls Krieg ausbricht), die der Einsatz "kostet"? Im Juli war vielerseits von drastischen Reduzierungen des Pentagon-Budgetsdie Rede, seit dem 2. August nicht mehr: Goodbye Communism, Hello Hussein.
Es geht hier nicht um billiges sondern teures Öl. Mit der Preissteigerung hat Hussein sein Ziel erreicht und die Öl-Industrie in allen Ländern die Wert ihrer Schätze verdoppelt. Jetzt kann auch auf den bisher unrentablen Ölfeldern in Louisiana und in Russland gefördert werden.
Es geht auch nicht um die Geiseln. Bush wusste schon im Juli, dass Hussein eine Invasion Kuwaits vorhatte. Warum hat er nicht versucht, unsere Bürger vorher zu evakuieren, oder zumindest bevor er die Truppen hinschickte?
Bush weiss, dass es Krieg geben muss. Als er am 22.11 Thanksgiving mit den Truppen in der Wüste verbrachte, dachte der ehemalige Geheimdienst-Chef bestimmt an diesen Tag in Dallas vor 27 Jahren, als die (immer noch vertuschte) Entscheidung Kennedys, alle Truppen aus Vietnam bis 1965 herauszuziehen, zusammen mit seinem Schädel geplatzt ist.
Nov. 24, 1990 (Leserbrief an Rote Fahne)
Als Amerikaner verurteile ich aufs schärfste das Verbrechen, das George Bush GmbH im Golf begeht.
"Verbrechen", weil er sowohl gegen unsere Verfassung als auch gegen den War Powers Act von 1973 verstosst. Nicht nur der Kongress sondern auch jeder Soldat, der sich jetzt mehr als 60 Tage im potentiellen Kriegsgebiet aufhält, ohne eine vefassungsmässige, abgestimmte Genehmigung des Kongresses, könnte und sollte ihn verklagen.
Der War Powers Act wurde 1973 verabschiedet, nach 10 Jahren ebenfalls verbrecherischem, unerklärtem und verfassungswidrigem Krieg in Vietnam, um zu vermeiden, dass so etwas nochmals passiert. Jetzt passiert es. Wir hören sogar dieselben Argumente, teilweise von denselben "Weisen" (z.B. Henry Kissinger), wie damals: Mit Hussein zu verhandeln hiesse nachzugeben ("losing face"), und nachgeben könnte nur zu einem grösseren Krieg führen ("domino theory"); wir sind einmal da und müssen die Sache zu Ende führen. Für diese Weisheit mussten Millionen von Vietnamesen und Kambodgianern und über 50,000 Amerikaner sterben.
Ich sage "Bush GmbH", weil der Präsident, und auch die meisten Kongressabgeordnete, nur noch die grossen internationalen Wirtschaftsinteressen vertreten. Die Wirtschaftskrise in den USA ist nur eine Krise für das Volk, nicht für die Öl-Industrie (woher Bush kommt) und die Rüstungsindustrie. Die 45 Millionen Dollar, die der Einsatz im Golf täglich "kostet" (1 Milliarde, falls Krieg ausbricht), landen in dieselben Taschen, wo die $220 Milliarden "Kosten" des Vietnamkrieges gelandet sind.
Im Juli haben mehrere Kongressabgeordnete, angesichts des Endes des Kalten Krieges, von drastischen Einschränkungen des Pentagon-Budgets gesprochen ("peace dividend"). Ab dem 2 August ist nicht mehr die Rede davon. Weihnachten ist damit für das Pentagon und die Rüstungsindustrie ein bisschen früher gekommen.
Man sagt, es geht für den Westen um billiges Öl. Dies ist ganz falsch. Warum hat Hussein überhaupt Kuwait überfallen? Weil der Ölpreis zu niedrig war. Wo ist der Ölpreis jetzt? Er wird niemals wieder da sein, wo er in Juli war, und damit hat Hussein sein Ziel erreicht und die Öl-Industrie in allen Landern den Wert ihrer Schätze verdoppelt. Jetzt können auch die bisher unrentablen Ölfelder in Russland und in Louisiana gepumpt werden.
Wir müssen alle bemerkt haben, dass wie auch immer unsere "nationale Interessen" definiert werden, die Geiseln nicht dazu gehören. Hätten wir einfach gesagt, ganz am Anfang, "Lass unsere Bürger frei, sonst kracht's!" wäre dies zumindest ein moralischer Standpunkt gewesen. Bush hat aber alles getan, so wie es scheint, um die Freilassung unmöglich zu machen. Er wusste schon im Juli, dass Hussein eine Invasion Kuwaits vorhatte. Warum hat er nicht versucht, die Ausländer vorher zu evakuieren, oder zumindest bevor er die Truppen hinschickte?
Es wird Krieg geben, weil damit ein winziger Anteil der Weltbevölkerung, d.h. die wirtschaftliche Giganten, verdienen, auf eine Weise, die sonst nicht möglich wäre. Und solange wir uns auf diese Weise weiterhin verblöden und verscheissern lassen, werden sie denken, dass wir auch nichts anderes "verdienen".
Vor 27 Jahren waren ungefähr gleich viel Amerikaner in Vietnam gestorben wie jetzt im Golf (40-50). Eine der grössten Vertuschungen der neueren Geschichte ist, dass Kennedy im Oktober 1963 sich schon fest entschieden hatte, die Truppen aus Vietnam herauszuziehen. Diese Entscheidung wurde amtlich und öffentlich erklärt, aber wir lesen immer noch, dass Johnson nur die Kriegspolitik von Kennedy fortgeführt hat, was eine glatte Lüge ist.
Wir wissen, was aus Kennedys Entscheidung geworden ist. Genau das gleiche, was aus seinem Schädel geworden ist. Dieses Schicksal erwartet George Bush nicht. Der ehemalige Geheimdienst-Chef weiss genau, woher der Wind bläst. Am 22 November, als er Thanksgiving mit den Truppen in der Wüste feierte, dachte er bestimmt an das, was in Dallas vor 27 Jahren passiert ist, und warum.