20. März 2004 (Rede in Frankfurt vor dem amerikanischen Botschaft)
Man hat mich gebeten, ein Jahr nach dem Beginn des Irak-Krieges, als Amerikaner etwas zu sagen, und das tue ich sehr gern, im Namen der über 200 Organisationen in den USA in 36 Staaten, von Californien bis New York, die heute auch auf den Strassen protestieren
Wir wehren uns gegen die Lügen und die Kriegstreiberei von George W. Bullshit Bush, dem ungewählten, illegitimen Präsidenten unseres Landes.
Letztes Jahr an diesem Tag haben 20 Millionen Menschen, überall auf der Welt, gegen den Irak-Krieg protestiert. Heute werden ein paar mehr dabei sein - nämlich viele Veteranen dieses Krieges und Familien derer, die schon für die Lügen dieser Regierung sterben mussten
Daher muss ich zuerst ein paar Zahlen nennen. Ich muss das tun, weil die Bushisten nicht den Mut haben, es zu tun, und weil es mindestens eine Art ist, der Tausenden von Toten und Verwundeten dieses Krieges zu gedenken, und um sie zu trauern
Die Bush-Regierung hat sich von Anfang an geweigert, Zahlen über Tote und Verwundete im Irak bekannt zu geben. Vielleicht haben sie nicht mal versucht, die zu zählen. Andere haben es
Die Schätzungen der getöteten irakischen Soldaten während des Angriffes liegen bei za. 10.000.
Die Zahl von zivilen Toten, d.h. "collateral damage" - Männer, Frauen und Kinder, die mit dem Krieg überhaupt nichts zu tun hatten oder haben wollten, liegen zwischen za. 8.400 und 10.300
Die Anzahl der Verwundeten und Kriegsgeschädigten im Irak muss weit über zweihunderttausend sein
Die Zahl der Toten auf der Seite der Koalition ist bekannt. Als Präsident Bush am 2.5.2003 den sogenannten Sieg erklärte, waren es 171. Seitdem ist diese Zahl um 504 gestiegen, auf insgesamt 675 - fast vier mal so viel nach dem sogenannten Sieg als während des Krieges.
Mit den Zahlen der Verwundeten kann man leider mit der Statistik spielen, und die Bushisten haben es andauernd versucht. Die offiziellen Zahlen liegen bei 3200, aber sie zählen nicht die, die von Krankheiten und Unfällen getroffen wurden, weil sie nicht als Kriegsverletzungen gelten. Sie sind aber durchaus vom Krieg verursacht worden. Diese Zahl liegt zwischen 14.000 und 22.000.
Das sind nur Zahlen. Aber jede Zahl bedeutet ein zerstörtes Menschenleben.
Und warum? Dass die Bushisten uns alle schamlos und auf unglaublich grobe Art angelogen haben, ist jetzt völlig klar. Jedem, dem es noch nicht klar ist, ist einfach nicht mehr zu retten. Ich muss hier nicht hier die ganze, traurige Lügengeschichte erzählen. Das hat das größte deutsche Magazin in der Ausgabe vom 11. März schon hervorragend und detailliert getan.
Aber da wir gerade vor dem US-Konsulat stehen, möchte ich meine Hochachtung ausdrücken für Karen Kwiatkowski, stellvertretend für viele mutige, teilweise hochrangige US-Regierungsbeamte und -Angestellte, die den Mut und den Anstand gehabt haben, sich gegen die kriegstreiberische Lügenpolitik dieser Bush-Regierung öffentlich zu äussern. Sie haben dadurch ihre Karriere geschadet, aber wesentlich mehr an Menschlichkeit gewonnen. Wenn wir nur mehr solche Leute hätten
Es kommen jetzt sogar Stimmen aus den höchsten militärischen Kreisen, langsam und viel zu spät, aber immerhin endlich zur Vernunft.
Das U.S. Army War College hat in Dezember 2003 eine Studie veröffentlicht, in der Jeffrey Record sagt, dass die Bush-Regierung die USA „auf einen Kurs von endlosen und überflüssigen Konflikten mit Staaten und nichtstaatlichen Organisationen gebracht [hat], die keine ernsthafte Bedrohung für die USA sind.“ Die falsche gedankliche Verbindung von al-Qaida und dem Hussein-Regime, sagt er, war ein "Fehler ersten Ranges", und das Ergebnis, sagt er, „war ein unnötiger Präventivkrieg".
Ein unnötiger Krieg! Was heisst das? Das sind trockene Worte, aber die Bedeutung ist klar. Das heisst, jede Zahl, die ich vorhin genannt habe, jedes zerstörtes Menschenleben, war unnötig! Das sagt schon alles. Tausende von Toten und Verwundeten. Für nichts! Was kann wahnsinniger sein - barbarischer, verbrecherischer, oder beschämender?
Jeffrey Record vom US Army War College sagt noch mehr. Der Krieg war nicht nur unnötig, wie er es sagt - barbarisch, wahnsinnig und kriminell, wie ich es sage - sondern hat die Welt noch gefährlicher gemacht als vorher. Er hat "eine neue Front im Nahen Osten für den islamischen Terrorismus geschaffen..." und anderen Ländern, zum Beispiel Iran, nachdem Bush auch diesen wichtigen Öl-Staat für "böse" erklärt hat, "eine absolut verständliche Erklärung für den Wunsch nach Atomwaffen“ gegeben.
Jeffrey Record sagt auch, die USA können "die Welt nicht vom Terrorismus befreien, geschweige denn vom Bösen.“
Ich sage, wir können die Welt von einem grossen Stück Terrorismus und Bösen befreien, wenn wir George W. Bullshit Bush aus dem Weissen Haus treiben!
Es ist absolut notwendig, dass die Bushisten in November nach Hause geschickt werden, egal welche Tricks sie anwenden, um im Amt zu bleiben. Die Lage ist sehr gefährlich - noch gefährlicher als vor einem Jahr. Für alles, was sie schon angerichtet haben, mit zwei Kriegen und der Einführung eines Polizeistaates, wenn sie es wieder schaffen, die Wahl zu "gewinnen" - in Anführungszeichen - haben sie ein Mandat, noch Schlimmeres zu tun. Zwar wäre dieses Mandat nur auf die Macht des Geldes und der Massenmedien und der daraus entstandenen Unwissenheit des amerikanischen Volkes zurückzuführen, aber nicht weniger katastrophal.
Ich würde am liebsten, zusammen mit dem ehemaligen US Justizminister Ramsey Clark, Bush und seine Anghänger für ihre Verbrechen und Verstöße gegen die amerikanische Verfassung, das Völkerrecht, die Charta der Vereinten Nationen, und die Genfer Konventionen zur Rechenschaft ziehen und sie des Amtes entheben, aber schneller wäre es, sie im November abzuwählen. Hoffentlich werden wir Amis so vernünftig sein wie das spanische Volk bei den letzten Wahlen.
Es ist aber immer noch schwierig für viele Amerikaner, zu verstehen, was in ihrem Land los ist, weil sie nicht begreifen, dass die Massenmedien Mittäter sind, und schon lange die Rolle des Wachhunds aufgegeben haben. Man will es einfach nicht wahr haben. Aber hört mal zu, was einer sagt, der vor nur vier Jahren der Vize-Präsident der USA war.
Al Gore sagte vor einem Monat in New York, dass die Bush-Leute den Iraq-Krieg schon lange vor den Attentaten vom 11. September geplant hatten, und dass sie die Ängste des Volkes ausgenutzt haben (ich zitiere)
"um den fundamentalen Schutz der Verfassung zu durchlöchern, um eine Klasse von permanenten Gefangenen zu kreieren, um es zum ersten Mal in der Geschichte des Landes möglich zu machen, amerikanische Staatsbürger auf der Strasse zu schnappen und sie ins Gefängnis zu bringen, ohne dass sie mit einem Anwalt sprechen dürfen, ohne dass sie mit ihrer Familie sprechen dürfen, ohne dass sie einen Telefonanruf machen dürfen, ohne dass ihnen gesagt wird, wessen sie beschuldigt werden, und ohne dass sie Anspruch auf ein gerichtliches Verfahren haben."
Ende Zitat. Und Ende George Bush, müsste man denken. Aber so einfach ist es leider nicht.
Al Gore hat eine Geschichte von Sherlock Holmes erwähnt, wo die Lösung zu einem seiner Fälle an einem Hund lag, der nicht gebellt hat. Gore sprach vom Desinteresse George Bushs, eine falsche Information bezüglich der nicht-existierenden irakischen Massenvernichtungswaffen, zu hinterfragen. Aber dieser Metafer trifft auf vieles mehr zu - auf eigentlich alles, was mit den 11. September zu tun hat. Überall sehen wir diesen Hund, der nicht bellt. Er bellt und beisst zu, wenn es um Chimäre geht, aber wenn es um richtige Fragen und Bedrohungen geht, macht er überhaupt keinen Mucks.
Von den vielen Fragen, die das Verhalten der Bush-Regierung vor, während, und nach dem 11. September in Frage stellen, verweise ich auf nur eine: Wie ist es möglich, daß im Luftraum der am strengsten überwachten Ecke der Welt, Washington DC, ein entführtes Flugzeug eine halbe Stunden lang herumfliegen darf, auch noch nachdem zwei andere entführte Flugzeuge in das WTC geflogen waren, und dann in das Pentagon fliegen konnte, ohne abgeschossen zu werden? Das wäre die ganz normale Reaktion der Verteidigungskräfte, die jeden Tag für solche Ernstfälle üben. Von der Bush-Regierung werden wir keine Antworten auf diese und viele andere Fragen bekommen, das ist schon klar.
Lasst uns um Himmels willen keine solche Hunde sein, die nicht bellen. Ihr musst uns helfen, Ihr Deutschen. Ihr habt schliesslich Erfahrung. Ich weiss, dass es politisch nicht korrekt ist, in diesem Lande bestimmte historische Parallelen zu ziehen, aber in diesem Falle sind die Parallelen einfach zum Schreien klar.
Ich bitte Euch, im Namen meiner Landsleute, gemeinsam mit uns ganz laut zu schreien und zu bellen, bis wir alle von diesem Albtraum namens George Bush aufwachen.