Darf ich auch digitale Quellen zitieren?
Es ist unbestritten, dass im 21. Jahrhundert auch digitale Quellen zentral sind. Die Forschung kommt um das Internet nicht herum. Ein Vorteil des Internets ist, dass Sie Zugang zu sehr, sehr vielen Informationen haben. Ein Nachteil des Internets ist, dass Sie Zugang zu sehr, sehr vielen Informationen haben: In der Fülle verliert man schnell den Überblick und benötigt durch unsystematisches Recherchieren mehr Zeit als mit dem Gang in eine Bibliothek. Zudem treffen Sie in einer Bibliothek auf Fachpersonal, das Ihnen konkret weiterhelfen kann, gute Literatur zu Ihrem Thema zu finden. Denn oft sind zum Beispiel digitale Fachartikel oder Bücher nicht gratis und frei im Internet erhältlich, sondern nur über kostenpflichtige Datenbanken abrufbar. Bibliotheken ermöglichen Ihnen einen kostenlosen Zugang zu solchen Fachartikeln.
Nutzen Sie das Internet also clever. Für eine erste Recherche kann das Googeln hilfreich sein.
Aufgabe 27
Nehmen wir an, Sie müssten den Begriff «Rhetorik» definieren. Als Einstieg in eine Recherchearbeit suchen Sie nach geeigneten Webseiten und googeln den Begriff «Rhetorik». Unter anderem werden als Suchergebnis die folgenden Links angezeigt.
Betrachten Sie nur die folgenden Web-Adressen. Was erwarten Sie von den entsprechenden Seiten? Wo finden Sie eine zitierwürdige Definition?
https://www.poehm.com/rhetorikkurs-rhetorik-training/
https://brockhaus.de/ecs/julex/article/rhetorik
https://www.duden.de/rechtschreibung/Rhetorik
http://www.rhetorik.uni-tuebingen.de/was-ist-rhetorik/
https://de.wikipedia.org/wiki/Rhetorik_der_Antike
https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/wieso-juristische-rhetorik-nicht-immer-passt-17461081.html
https://www.astrosesam.ch/AstroLexikon/?q=A&anz=145:
Bereits die Adressen zum Begriff "Rhetorik" deuten an, was man auf den Seiten finden wird und welche Quellen eher zitierwürdig sind. Für eine Definition kann am ehesten auf eine bekannte Lexikon-Seite zurückgegriffen werden (brockhaus.de, duden.de, wikipedia.org); auch die Seite einer Hochschule (uni-tuebingen) verspricht brauchbares Fachwissen. Auf kommerziellen Seiten erwartet einen eher ein Kaufangebot (poehm.com); auf der Seite der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (faz.net) erwartet den Leser ein spezifischer Artikel zu einem Thema. Das Astro-Lexikon eignet sich als Primärquelle für eine Definition nicht.
Bei der Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit kann ein kritischer Blick auf die Link-Adresse hilfreich sein.
In der Regel trifft man beim Googeln zuoberst auf den Wikipedia-Eintrag. Dieser bietet Ihnen oft einen Überblick zu Ihrem Thema. Die Vollständigkeit und die Zitierwürdigkeit der Beträge fallen unterschiedlich aus. Praktisch kann hier vor allem das Literaturverzeichnis sein, das Ihnen weiterführende Titel und Links anzeigt (siehe Abbildung). Diese Titel sind oft zitierwürdiger als der Wikipedia-Eintrag selber.
Abb. 8: Beispiel Literaturverzeichnis auf wikipedia.de; Quelle: siehe Abbildungsverzeichnis
Aufgabe 28
Besuchen Sie den wikipedia-Artikel "Plagiat" (https://de.wikipedia.org/wiki/Plagiat). Finden Sie heraus, wann der Artikel letztmals überarbeitet wurde und wer am Artikel mitgeschrieben hat (siehe Versionsgeschichte). Finden Sie zusätzliche Details über die Autorinnen und Autoren heraus?
Zitierwürdige Quellen im Netz
Wie Sie bei Wikipedia sehen, liegt ein Problem, das oft auftaucht, darin, dass auf Webseiten eine klare Autorenangabe fehlt. Benützen Sie Monographien, ein Lexikon oder eine Zeitschrift, ist dagegen immer klar, wer es geschrieben hat – und dabei handelt es sich in der Regel um Expertinnen und Experten, welche nicht nur über fundiertes Wissen verfügen, sondern dieses auch sinnvoll strukturieren und gewichten. Es braucht wiederum Expertenwissen, um beurteilen zu können, wie gut ein Eintrag zu einem bestimmten Stichwort ist.
Wir empfehlen Ihnen, spätestens auf der Ebene der Hochschule auf Zitate aus wikis (bspw. Wikipedia) zu verzichten. Digitale Quellen sollen dann genutzt werden, wenn sie das Kriterium der Zitierwürdigkeit erfüllen. Kontrollieren Sie in jedem Fall die URL (Webadresse) sehr genau und urteilen Sie kritisch, ob die Seite eine verlässliche und seriöse Quelle darstellt.
Expertenwissen in digitalen Quellen findet sich aber auch an anderen Orten. So haben Sie über Ihre Schule beispielsweise Zugang zu vielen Nachschlagwerken, bei denen die Qualitätssicherung gewährleistet wird (digithek). Auch Zeitungsartikel und Fachzeitschriften finden Sie dort.
Aufgabe 29
Loggen Sie sich in die digithek ein. Benutzen Sie dafür das Login Ihrer Schule. Suchen Sie in der digithek einen Zeitungsartikel aus den letzten 6 Monaten zum Thema «Plagiat»:
https://www.digithek.ch/de/swissdox-essentials-das-online-zeitungsarchiv
Die digithek ist eine wertvolle Datenbank, wenn es um Zeitungsartikel geht. Je nach Thema Ihrer Arbeit können Zeitungsartikel eine wichtige Primärquelle sein.
Wie gebe ich digitale Quellen im Literaturverzeichnis an?
Auch hier können wir nur beispielhaft zeigen, wie Sie mit digitalen Quellen umgehen sollen. Genauere Vorgaben finden Sie in Ihren Wegleitungen der jeweiligen Arbeiten.
Eine detailliertere Übersicht liefert das folgende Werk: Prexl, Lydia. Mit digitalen Quellen arbeiten. Richtig zitieren aus Datenbanken, E-Books, Youtube und Co. Padeborn: Ferdinand Schöningh 2015. S. 115-194.
Nutzen Sie nur zitierwürdige, verlässliche digitale Quellen.