Allgegenwart von Redeauftritten
Wir begegnen Redeauftritten sehr oft. Mal sind es bekannte, mal weniger bekannte Personen, die das Wort in der Öffentlichkeit an uns richten. Sie tun dies in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen: in der Politik, der Rechtsprechung, der Wirtschaft, in Bildung und Wissenschaft, in den Medien, in der Kunst, bei kulturellen Anlässen, bei religiösen Handlungen. Auch in privaten Zusammenhängen werden Reden gehalten, zum Beispiel an Geburtstagen und Hochzeiten. Den meisten Reden folgen wir heute medial vermittelt. Wir begegnen ihnen in Büchern, in Zeitungen, im Radio, Fernsehen oder Internet. Zuweilen sind wir bei Reden auch persönlich anwesend, dann sind wir Teil des Publikums.
Aufgabe 17
Haben Sie auch schon eine Rede live oder in den Medien gelesen, gehört oder gesehen? Welche war das und in welchem Zusammenhang sind Sie ihr begegnet?
Redekunst und öffentliche Debatte
Reden sind allgegenwärtig. Keine Politik ohne Reden, keine Strafverfahren ohne Plädoyers, keine Sitzungen ohne Präsentationen usw. Reden oder die kürzeren Statements sind ein Kernbestandteil von Aushandlungsprozessen und Debatten. Nicht nur der aktuellen, sondern auch der vergangenen. Dank den Medien können wir auch Blicke in Redeauftritte der Vergangenheit werfen. Was viele Menschen gerne tun
Redeziele und Redekontext
Reden verfolgen unterschiedliche Ziele: Reden können informieren, belehren, unterhalten. Sie wollen gefallen, aufklären, beeinflussen. Und die Zuhörerinnen und Zuhörer werden durch Reden in unterschiedlicher Weise angesprochen: emotional, intellektuell oder ästhetisch. Dabei beeinflusst nicht nur die Redeabsicht die Gestaltung einer Rede. Auch die Persönlichkeit und die Sprechweise hat einen Einfluss auf den Redevortrag. Ebenso das anwesende Publikum und die konkrete gesellschaftliche Situation, in der gesprochen wird.
Die Faszination von Redeauftritten
Reden sind komplexe sprachliche Gebilde und bestehen aus zahlreichen sprachlichen Handlungen. Rednerinnen und Redner begrüssen, informieren, erklären, danken, klagen, agitieren, schmeicheln, übertreiben, lügen, täuschen, trösten, bitten, loben, begeistern, fragen, schreien, berühren, manipulieren, argumentieren usw. Dabei geben sich die Redenden bescheiden oder überheblich, wissend oder unwissend, sachlich oder parteiisch, beruhigend oder motivierend, freundlich oder aggressiv. Reden haben etwas Faszinierendes an sich. Reden lassen uns nicht kalt. Auch weil wir wissen, dass das Reden vor Publikum keine einfache Sache ist.
Die Macht des Publikums
Menschen haben schon immer gern das Wort an andere Menschen gerichtet, um sie für sich zu gewinnen und sie zu beeinflussen. Ob die Angesprochenen sich jedoch tatsächlich in der beabsichtigten Weise beeinflussen lassen, ist eine andere Frage. Denn die Wirkung einer Rede hängt von vielen Faktoren ab. Auf jeden Fall sind wir einer Rede, und damit auch der redenden Person und ihren eingesetzten sprachlichen Mitteln und Wirkungsabsichten, keineswegs ausgeliefert. Insbesondere dann nicht, wenn wir selbst rhetorisch geschult und kritisch sind und wissen, wie man durch Reden ein Publikum zu beeindrucken vermag.
Beispiel: Greta Thunberg
Die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg ist 16 Jahre alt, als sie am «Austrian World Summit» 2019 eine Rede hält. Der Austrian World Summit findet seit 2017 jährlich in Wien statt. Das Ziel der internationalen Konferenz besteht darin, Menschen aus der Politik, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft zusammenzubringen, um für den Klimaschutz einzutreten und Lösungen der Klima-Krise zu diskutieren.
Aufgabe 18
Schauen Sie, wie Greta T. sich am Rednerpult positioniert. Nimmt Greta Kontakt zum Publikum auf, bevor sie zu reden beginnt?
Wie kommt Ihnen Greta T. in dieser Situation, in diesem Raum und vor diesem Publikum vor?
Hat Greta Th. einen schwierigen oder eher einfachen Redeauftritt zu bewältigen?
Wie gelingt es Greta T., ihre Nervosität im «Griff» zu behalten?
Greta stellt sich am Anfang kurz vor. Welche Funktion hat dieses Sich-Vorstellen und welches Bild vermittelt sie damit von sich?
Reden arbeiten oft mit Wiederholungen: Welche Aussagen oder Begriffe werden von Greta gezielt wiederholt?
Erklären Sie, wie Greta T. das anwesende Publikum in ihre Rede einbindet, um ihre Kernanliegen und Kernbotschaften wirkungsvoll zu platzieren. Schauen Sie auch, wie das Publikum auf Greta T. reagiert, wenn die Kamera das Publikum in den Blick nimmt.
Jede Rednerin, jeder Redner muss sich zu seinem Publikum positionieren und sich fragen: Wer ist mir gegenüber und wie stehe ich zu diesen Personen und welche Beziehung gestalte ich zu ihnen? Analysieren Sie die Beziehung, die Greta T. zu ihrem Publikum gestaltet. Und erklären Sie, warum Greta T. die Beziehung zum Publikum auf diese Weise gestaltet. Welche Absicht steckt dahinter?
Schauen Sie den Redeschluss von Greta T. genauer an. Wie hört sie ihre Rede auf und wie verlässt sie die Rednerbühne? Ist das eine gute Lösung oder könnte sie hier Dinge besser machen?
Schauen Sie, wo Greta T. danach Platz nimmt. Wie kommt Ihnen dieser Platz vor? Schauen und beurteilen Sie das Verhalten Ihrer Sitznachbarn und wie Greta T. darauf reagiert.
Merke: Reden sind komplexe Gebilde, wir treffen sie in unterschiedlichen Situationen an, wo sie eine bestimmte Funktion erfüllen.