Rhetorische Argumentation
Die rhetorische Argumentation operiert nicht mit streng logischen Beweis- und Schlussverfahren. Auch genügt die in Reden vollzogene Argumentation in der Regel nicht den Ansprüchen einer Argumentation und Schlussfolgerung, wie sie in den experimentellen Wissenschaften üblich ist. Dies liegt an der Sache selbst begründet. Denn Auseinandersetzungen, die gesellschafts-politische Probleme oder Fragen betreffen, können nicht mit wissenschaftlicher Genauigkeit und Folgerichtigkeit behandelt werden.
Glaubwürdigkeit erzeugen
Rhetorische Argumentation verfolgt nicht das Ziel, «Erkenntnis» zu gewinnen, sondern Plausibilität zu erzeugen. Wer auf dem Feld der politischen Auseinandersetzung überzeugen will, muss einerseits als Person überzeugend wirken und andererseits seine Ausführungen und Botschaften als glaubwürdig und «richtig» erscheinen lassen.
Emotionale und rationale Taktiken
In der Rhetorik argumentiert man deshalb nicht immer rein rational und «logisch» im strengen Sinne. Rednerinnen und Redner verfahren mit «Taktiken», welche die Plausibilität einer Behauptung oder Position herstellen wollen. Es geht um das Glaubwürdig-Wirken der eigenen Botschaften. Mal wird rational vorgegangen, mal irrational. Und häufig wird bewusst mit Emotionen gespielt. Denn Menschen werden nicht nur mit stichhaltigen Argumenten überzeugt, sondern auch mit Emotionen.
Es geht in der rhetorischen Auseinandersetzung nicht um das Vermitteln von Erkenntnis oder Wahrheit, sondern um das Erringen der «Deutungsmacht» einer Situation. Konkrete Überzeugungsstrategien sind beispielweise das Kritisieren, das Loben, das Abwerten, das Beschwichtigen oder das Auffordern zu einer Handlung.
Darum ist es bei politischen Reden stets wichtig zu fragen: Welche Absichten verfolgt die Rednerin oder der Redner? Wie wird versucht, «Glaubwürdigkeit» oder «Plausibilität» zu erzeugen? Welche Strategien und Taktiken des Überzeugens werden eingesetzt? Oder kurz gesagt: Wer spricht hier in welcher Situation mit welcher Absicht und mithilfe welcher Überzeugungs-Strategien zu wem?
Aufgabe 5
a) Welche Überzeugungsstrategien kommen in der Rede von Hans-Peter Friedrich vor?
b) Schauen Sie die erste Minute der Rede und notieren Sie sämtliche emotionalisierenden Begriffe heraus.
c) Inwiefern unterstützen seine Sprechweise und sein nonverbales Verhalten diese Emotionalisierung?
d) Mit welchen Aussagen verlässt Friedrich die Sachebene?
e) Bei Minute "1:00" spricht Friedrich von "Skandalisierung". Was meint er damit?
f) Friedrich zitiert zum Schluss Generalmajor Fritz. Welche Absicht steht dahinter?
g) Wie lauten die Kernbotschaften in Friedrichs Rede?
Aufgabe 6
Finden Sie die Strategie, die er wählt (die Opposition anzugreifen und die Verdienste Guttenbergs hervorzuheben) überzeugend?
Merke: Wir können die Kernaussagen einer Rede festhalten. In (politischen) Reden geht es meistens um eine bestimmte Redeabsicht (Intention), die mit einer Strategie verfolgt wird. Eine Rede will Plausibilität erzeugen, dies geschieht rational oder emotional.