Translation / Übersetzung
A contemporary Japanese thinker prefaces the work of a zen master with the following words: "This text ... is something totally different from a scientific expertise, a philosophical study or a predict in the usual sense. It is somehow a collection of aphorisms, each one of them being an opening of the heart ... Every word is something round and has the feature of completion in itself. So is it with every phrase of this text. That's why I suggest ... that it be read slowly, phrase by phrase, even more, word by word."
Those words apply also to Heidegger's text - in case we hear it from its strong side. But which is this? What characterises such texts that demand from us such an unusual approach? Heidegger himself gives an indirect hint. "The great thinker is great, because he is able to hear through the work of the other 'great' ones its greatest and to transform it in an original manner."
The "original transformation" doesn't mean any kind of progress of thinking next to the predecessors. It means on the contrary that "... we hear [their] word again and again, as if we were hearing it for the first time." This refers to the "poetry of a poet", the "treatise of a thinker", and sometimes even their "dialogue", like the one between Heidegger and Trakl.
In this dialogue, as Heidegger tells us at the beginning of his text, the thinker doesn't aim at having the last word, but their dialogue can render Trakl's lecture "more contemplative". Heidegger's "contemplative" names that attitude which doesn't attempt to "grasp" its "object" but performs a "step back", thus freeing a space wherein the respective thing is being revealed as it is given itself. The "step back" consists exactly in giving up any try to "grasp" the poem as "object" of a study. When this renunciation is mature, then nothing new happens, but the poem itself is being heard as if we were hearing it "for the first time".
The "step back" isn't a method applied among others also to Trakl's poems. Methodology is the most fierce possible intervention in the poem - as well as its contrary, "spontaneity". Here it is about something else: "... The last, but also the most difficult step for every interpretation, is that the interpretation, with its expositions, has to vanish in the face of the poem's clear presence." To the degree that this is the case with Heidegger's text, Trakl's poetry expresses itself without needing the crutch of an interpretation - better, without needing it any more.
Of course here arises the question about the need for an interpretation, if in the end it "has to vanish". Isn't it simpler to read Trakl and remain by him and his poems? No, it isn't simpler, because there is no "direct", "white" reading. If we watch carefully we'll see that when we are reading, for example a poem Trakl's, we have almost instantly interpreted it in a way, being prejudiced by some dominant aspect. Interpretation, as Heidegger means it, is needed exactly in order to free ourselves from those prejudices by recognising them, so that we can let ourselves open for the voice of the poem itself.
Ein zeitgenössischer Japanischer Denker schreibt in der Einleitung zu einem Werk eines Zen-Meisters folgendes: "... diese kleine Schrift ... ist etwas ganz anderes als eine wissenschaftliche Abhandlung, ein philosophischer Aufsatz oder eine Predigt im gewöhnlichen Sinne. Sie ist sozusagen eine Sammlung von Aphorismen, deren jede eine "Herzensergiessung" ist ... Jedes einzelne Wort ist etwas Rundes und hat den Charakter des in sich Abgeschlossenen. Ebenso verhält es sich mit jedem einzelnen Satz in dieser Schrift. Es empfiehlt sich deshalb ... langsam zu lesen, Satz für Satz, womöglich Wort für Wort."1
Diese Worte passen zum vorliegenden Text Heideggers - falls wir es von seiner starken Seite her hören. Aber welche ist es? Was zeichnet solcheTexte aus, die von uns einen dermassen ungewöhnlichen Zugang zu ihnen verlangen? Heidegger selbst macht eine indirekte Andeutung: "Der große Denker ist dadurch groß, dass er aus dem Werk der anderen 'Großen' ihr Größtes herauszuhören und dieses ursprünglich zu verwandeln vermag."2
Die "ursprüngliche Verwandlung" bedeutet keinen etwaigen Fortschritt des Denkens den Alten gegenüber. Sie meint vielmehr, dass wir "... dieses Wort immer wieder so vernehmen, als hörten wir es zum ersten Mal." Es betrifft die "Dichtung eines Dichters", die "Abhandlung eines Denkers", aber zuweilen auch ihr "Gespräch", wie diejenige zwischen Heidegger und Trakl.
Dieses Gespräch, wie Heidegger am Anfang seines Textes uns sagt, zielt nicht darauf, dass der Denker das letzte Wort habe, sondern sie kann Trakls Lesen "besinnlicher" machen. Heideggers "besinnlich" nennt jene Haltung, die ihr "Objekt" nicht zu "be-greifen" versucht, sondern einen "Schritt zurück" unternimmt und damit Freiräume macht, so dass die jeweilige Sache so erscheint, wie sie sich von sich selbst her gibt. Der "Schritt zurück" besteht gerade in dem Verzicht auf jeglichen Versuch, das Gedicht als Untersuchungs-"objekt" zu "be-greifen". Wenn dieser Verzicht ausgereift ist, dann geschieht nicht Neues, sondern das Gedicht selbst wird so gehört, wie wenn wir es "zum ersten Mal"3 hörten.
Der "Schritt zurück" ist keine Methode, die unter anderem auf die Gedichte Trakls angewendet wird. Die Methodologie ist der stärkstmögliche Eingriff in das Gedicht - wie auch ihr Gegenteil, die "Spontaneität". Hier geht es um etwas anderes: "... Der letzte, aber auch der schwierigste Schritt einer Auslegung besteht darin, dass diese, mit ihren Erläuterungen, vor dem reinen Anwesen des Gedichts verschwinden muss."4 In dem Grad, dass dies Heideggers Text angeht, spricht Trakls Dichtung ohne die Krücke einer Deutung - besser, ohne dass sie diese weiter brauchte.
Hier entsteht wohl die Frage, wozu denn die Deutung, wenn sie letztendlich "verschwinden muss". Ist es nicht einfacher, Trakl zu lesen und bei ihm und seinen Gedichten zu verbleiben? Nein, es ist nicht einfacher, weil es kein "direktes", "reines" Lesen gibt. Wenn wir darauf achten, werden wir merken, dass wenn wir z.B. ein Gedicht Trakls lesen, mehr oder weniger unwillentlich, von einer herrschenden Ansicht voreingenommen, dieses irgendwie gedeutet haben. Die Deutung, wie sie Heidegger meint, braucht es gerade, damit wir uns von diesen Voreingenommenheiten befreien, indem wir sie erkennen, so dass wir uns auf das Sagen des Gedichtes selbst einlassen können
Martin Heidegger's thinking has been the only way I got to know, which leads to the recognition of the common sense in our times and to the liberation from the various forms of its dominance. But, as Heidegger says, we learn swimming only by falling into the water ourselves. We are going to try it here, too, and each time we'll set out as far as our limits reach.
The way towards letting things be what they are, is being challenged by common sense's claim to dominate, and because of this it has the trait of confrontation: for the liberation of the glance it needs to recognise and to ward off the danger implied by the latent dominance of common sense - the danger that things, as things, get lost and human beings loose themselves as human beings.
This book isn't some kind of psychoanalytic manual, nor does it give any review of psychoanalytic literature, nor does it follow any school. It is rather an attempt to conceive and formulate a psychoanalyst's experiences that take place in the course of a psychoanalytic meeting. If the analysand seeks himself in psychoanalysis, the psychoanalyst seeks himself as psychoanalyst by writing and speaking about psychoanalysis. The present book is nothing more and nothing less than a seeking by a psychoanalyst for the psychoanalyst in psychoanalysis.
Heideggers Denken ist der einzige mir bekannte Weg zur Erkennung des Selbstverständlichen in unserer Zeit und zur Befreiung von seiner mannigfaltigen Herrschaft. Aber, wie Heidegger einmal sagt, wir lernen schwimmen nur, indem wir ins Wasser fallen. Hier werden wir es auch tun und wir wollen in den See stechen, soweit unsere Grenzen reichen.
Der Weg zum Lassen der Dinge, so wie sie sind, stösst auf den Anspruch des Selbstverständlichen zu herrschen, und deswegen hat er unvermeidlich den Zug der Auseinandersetzung: für die Befreiung des Blickes braucht es die Erkennung und das Abwehren der in der latenten Herrschaft der Selbstverständlichkeit shlummernden Gefahr, dass die Dinger als Dinge verloren gehen, dass der Mensch sein Menschsein verliert.
Dieses Buch ist weder ein Lehrbuch über Psychoanalyse noch bietet es einen Rundblick der psychoanalytischen Literatur noch folgt es einer Schule. Es geht eher um einen Versuch, Erfahrungen des Psychoanalytikers, die er während der psychoanalytischen Begegnung macht, zu denken und zur Sprache zu bringen. Wenn der Analysand sich selbst als Analysand in der Psychoanalyse sucht, so sucht der Psychoanalytiker sich selbst als Psychoanalytiker, indem er über die Psychoanalyse schreibt und spricht. Das vorliegende Buch ist nichts mehr und nichts weniger als eine Suche seitens eines Psychoanalytikers des Psychoanalytikers in der Psychoanalyse.
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