- Ich hab' aufgehört, meine Eltern zu beschuldigen ... es ist vergeblich ... diese Freiheit erschreckt mich ... für mein Leben verantwortlich zu sein ... ich fühle mich klein ... manchmal falle ich wieder zurück zum "wenn ich diese Eltern nicht hätte" ... es führt zu nichts ... andere Male wieder bin ich stark, frei, ich freue mich wie ein kleines Kind ... ich bin aus der schwarzen Wolke heraus und das Sonnenlicht fällt auf mich ein ...
- Ein grosses Ding!
- Ja, weil ich bei den Dingen bin ... wenn mein Kind mich umarmt ... ein Spass mit meiner Frau, wo ich lache ... ich freue mich, Geld nach Hause zu bringen ...es ist eine mehr unmittelbare und gerade Kommunikation, mehr direkt mit den Dingen zusammen ...
- Es kommen keine Gedanken dazwischen...
[Nach dem Besuch bei einem Freund verlässt er seine Wohnung, aber findet die Aussentür des Gebäudes zu.]
- Es war, wie wenn die Grenzen meines Selbst mit den Grenzen des Gebäudes eins geworden wären.
[Er fährt fort, indem von Entscheidungsscheu spricht.]
- Das verschlossene Gebäude scheint, ein Bild Ihrer eigenen Verschlossenheit geworden zu sein, des Einschlusses in sich selbst.
- Genau.
[Es ist das erste Mal, wo er mit einem Kunden, einem Zechpreller, gestritten und ihn abgewiesen hat.]
- Bin froh, dass ich es geschafft habe.
[Die Deutung eines Geschehens in Bezug auf Leistung.]
- Solange ich einsam war, glaubte ich an das Leben nach dem Tod, da ich dort meine Familie wieder finden würde. Jetzt ist es nicht mehr so ... Die Vergangenheit ist auch verblasst ...
- So auch die Zukunft ...
- Wie denn?
- Im Sinne des Nachlebens ...
- Und die Gegenwart ist intensiver ... Was zu tun ist, muss jetzt getan werden.
- Die Eine sagt "ich bin schuld", die Andere ist zornig...
- Ein Hin und Her!
- Ja. Wie komme ich aus dem heraus?
- Die Frage schiesst mit Platzpatronen: Keine der zwei vertritt diese Frage, sie geht keine der zwei an!
Eine Frau, die seit vielen Jahren zu mir kommt. Vorherrschend in ihrem Leben ist, was man ihr alles angetan hat - Vater, Stiefmutter, Freunde und Verwandte, ich.
Heute sagt sie mir, sie treibe es aus, sie sage "Was geschehen ist, ist geschehen". Sie habe genug davon. Sie sei müde.
Manchmal werden die Probleme in dieser Weise gelöst! Nicht durch ihr Bearbeiten, sondern dadurch, dass sie langweilig, mühsam werden.
Das erste mal, wo ich auf diese Weise gestoßen bin, war in einem Gedicht. Hier führt die Müdigkeit und das Genug-haben in zum Einschlafen.
Damals hatte mich das Gedicht geängstigt: Probleme haben und sie beiseite schieben! Hier ist das "Probleme haben" keine Erfahrung, sondern ein Schluss, der von dem "sie sind nicht ausgearbeitet" gezogen wird.
Das Gedicht:
Kavafis, Ein alter Mann
In des Cafés, des lauten, Hinterraum
sitzt, am Tisch gelehnt, ein alter Mann,
mit einer Zeitung vor ihm, ohne Gesellschaft.
Und mitten in der Misere seines hohen Alters
denkt er, wie wenig er die Jahre genossen,
wo er noch Stärke, Beredsamkeit und Schönheit besaß.
Er weiß, er ist sehr alt geworden; er fühlt das, er sieht das.
Doch die Zeit, wo er jung gewesen, scheint
wie gestern. Welch eine kurze Zeit, welch eine kurze Zeit!
Und er sinnt nach, wie die Umsicht ihn in die Irre geführt;
und wie er ihr immer vertraute - welch eine Torheit! -
ihr, der Lügnerin, die sagte: "Morgen. Hast viel Zeit."
Er denkt an Regungen, die er zurückgehalten; und wie viel
Freude er geopfert. Sein unbedachtes Wissen,
jede verpasste Gelegenheit nun verhöhnt er.
... Doch vom zu viel Denken und Erinnern,
wurde es dem Alten schwindlig. Und er schläft ein
am Tisch des Cafés gelehnt.
- Für meinen Vater ist es die grösste Liebe. Ich denke, eine solche Liebe wird es zu meinen Kindern geben usw.
- Können Sie beschreiben, was Ihnen da geschieht, das Sie "Liebe" nennen?
- Versteh' nicht... Wie beschreiben?
- Nehmen wir an, ich wäre ein Ausländer, der das Wort "Liebe" nicht kennt, und Sie müssten es mir paraphrasieren. Was würden Sie sagen?
- Ich habe einiges von seinen guten Zügen von ihm übernommen, seine Güte, seine Wärme...
- "Liebe" hiesse hier also, dass Sie irgendwie seine Kontinuierung sind.
[Er will etwas über seine Schwester schreiben, die jung gestorben ist.]
- Nicht für mich, sondern für sie. Damit sie atmen kann...
[Er will weniger Bindungen...]
- Ich brauche diesen Spielraum, diesen sinnlosen Spielraum.
[Sie beschäftigt sich intensiv mit einer Trennung; wer sei schuld daran gewesen, ob sie sich damals anders hätte verhalten können usw.]
- Wie wenn er, statt Ihnen "Nein" gesagt zu haben, in einem Verkehrsunfall umgekommen wäre? [Was den aktuellen Augenblick betrifft, gibt es im Grunde keinen Unterschied.]
[vgl. ein altes Lied, die widerstandslose Akzeptanz des Endes:
Wenn eine Liebe, die wir für ewig hielten / unweigerlich zum Zerfall kommt / ängstlich sehen zwei unglückliche Existenzen / den Augenblick kommen / wo ihre Liebe zur Tyrannei wird / dann werden sie ihren Schmerz zusammenbringen / einen Stein hinter sich werfen / und Leb wohl ...]
- Am Anfang wollte ich, dass Sie mich in den Armen nehmen, mir sagen "Keine Sorge, es ist in Ordnung ... Alles kommt zum guten Ende ..." Und obwohl ich diese Worte nicht gehört habe, bin ich in den Armen genommen worden.
[In einem emphatischen, fast dramatischen Ton:]
- Wenn ich [in der Prüfung] durchfalle, dann werden sie sagen "unfähig"...
[Ich, ohne irgendwelche Leidenschaft:]
- Und welcher ist der Unterschied, wenn sie "fähig" oder "unfähig" sagen?
[Eine Psychoanalytikerin in einer sozialen Begegnung mit meiner Klientin: "Sie (unsere Klienten) lieben uns, weil wir sie lieben." Diese zu mir:]
- Wenn Sie mich lieben würden, dann hätte ich Ihnen nicht alles sagen können, gleich was und gleich wie.
- Ich werde S. verlieren ... Ich fühle mich unsicher.
- Das hätten Sie ohne Spannung sagen können. Was sagt die Spannung selbst?
[Zu ihrer Neigung zu werten und zu kritisieren:]
- Die Sonne scheint nicht aus Stolz und die Wolken werden nicht rot aus Scham.
[Problem mit seiner Freundin, diese will, dass sie zusammen wohnen, er bleibt am "Jein". Im darauf folgenden Gespräch sagt er, dass er in verschiedenen Situationen selber verschieden ist, in einem anderen Alter, mit der entsprechenden Figur. Ich frage ihn:]
- Beim "Jein" welche Figur sagt das Ja? Welche das Nein?
[Sie hat Ärger mit einer Angestellten, die zu allem eine Meinung hat, eine Besserwisserin ist usw.]
- Und doch es braucht nur einen kleinen Klick, damit Sie diese Angestellte mit Liebe anschauen.
- Alles ist Pflichtverhältnisse.
- Es gibt keine Pflicht!
- Wie denn?
- Oft hat die Pflicht den Charakter einer Geiselhaft. Eine solche Geiselhaft ist aber ein Phantom, eine Mär.
- Und die Verpflichtungen der Mutter gegenüber usw.?
- Es gibt Verpflichtungen, die keine Geiselhaft sind, sondern Gefälligkeit.
[Ihre Katze ist gestorben, sie kann keine andere nehmen, es ist ihr unmöglich.]
- Ihre Katze ist immer noch da, sie ist im Hause anwesend. Das Haus ist nicht leer. Wie hätten Sie eine andere nehmen können?
[Wo etwas ihm nicht gelingt, da kommt Ärger, Widerstand. Ich suche ihn auf, dass er minutiös merke, was ihm geschieht: Vor dem Ärger ist Traurigkeit da.]
- Sie merken die Traurigkeit nicht, Sie umgehen sie und bleiben am Ärger haften. Ob es hier darum ginge, sich an die Traurigkeit zu gewöhnen? Das Traurigsein lernen?
- Kommen Sie und helfen Sie mir!
- Falls ich käme, wo würden wir sein?
- Mit meiner Mutti, dass Sie mich vor ihr in Schutz nehmen.
- Scluss mit Mutti und Vati. Ich komme und werfe Sie aus dem Haus heraus. ... Draussen auf die Strasse allein, mutterseelenallein, damit Sie Ihr Glück versuchen.
- Sie sprechen eine Andere tief in mir an, die auf Sie hört und einverstanden ist. Bloss identifiziere ich mich mit ihr nicht... Und Sie - wo werden Sie sein?
- Nirgendwo.
- Warum nirgendwo?
- Das ist mein Job.
- Was ist das für eine Begegnung? Sie sprechen nicht über sich...
- Angenommen wir kannten uns in einer anderen Weise und sagten, wir würden uns in Ihrem Haus treffen; wäre das keine Begegnung?
- Wo waren Sie in den Ferien? Werden Sie es mir sagen?
- Kann ich Sie anlügen? Auf Andros!
[Er trinkt Wasser die Schlucke zählend]
- Bis jetzt haben Sie Ihren Durst nie gestillt!
- Wenn man ohne Grund ist, ist jedes Wort ein Messerstich!
- Warum nennen wir sie Inseln? Wir nennen sie eben Inseln.
- Jetzt versteh ich das Unbewusste, wie es ist. Man sagt, wo war denn das und nun kann ich mich daran erinnern?
Er spricht von Fällen, wo er anders als sonst war, einmal als ein möglicher Krebs diagnostiziert wurde, einmal mit seiner Schwester schwimmend und mit dem Wasser spielend, einmal mit seinem Onkel zum Skiurlaub unterwegs.
In all den Fällen war er glücklich, will sagen erleichtert, will sagen (dies nun nach einer Bemerkung von mir):
- mit weniger Ich
- Ich kritisiere die anderen und das stört mich sehr, sie zu kritisieren.
- Am Ende ist es, wie wenn Sie zwischen zwei gegenüberliegenden Spiegeln stünden, wo Sie Ihr Spiegelbild unzählige Male sehen. Kritik der Kritik der Kritik ...
[In letzter Zeit seine Freundin distanziert, ausweichend, dieser in der Schwebe, wartet auf eine Erklärung.]
- Angenommen Sie hätten eine ähnliche Beziehung zu einem Tier, wie würden Sie sich dann verhalten?
- Sagen Sie mir, was soll ich mit meiner Furcht anfangen?
- Sich fürchten.
- Wie wenn die Watte in meinem Ohr abgefallen wäre und ich hörte sie [ihm die Umarmung, den Schutz verweigern]. Schluss mit den Telefonaten, mit den "warum liebst du mich nicht?" Einfach so, ohne warum.
- Es war eine so betonte Stimme, dass ich in eine Falle gerate … Ich konnte es nicht verstehen … er war so lieb … die Stimme war so laut …
[Eine Frau zu dem, was sie in der Analyse lernte:]
- Die Offenheit für das Schräge.
[Ein dreißigjähriger Mann:]
- Ich missachte meinen Vater ... Es ist wie wenn meine Mutter mich von selbst geboren und hochgezogen hätte ...
Wenn ich ihn nicht missachte und er mich nicht nervt, dann kommen die Gedanken über ihre Unterwäsche nicht [die Unterwäsche seiner Mutter anzuziehen und zu masturbieren] ...
Wenn ich meine Eltern malen würde, mein Vater wäre kleiner als sie ... Im Haus ist er eine blosse Präsenz ... er ist ... präsent durch seine Abwesenheit ..
Meine Mutter hat die Initiativen ergriffen, dieser kritisierte oder mäkerte, ... obwohl seine Rolle wichtig war, er hat ja die Familie ökonomisch gestützt, kann ich nicht sagen, was für eine Rolle er da hatte ...
Die Mutter ... ihre Präsenz wesentlich ... sie war die treibende Kraft ... sie riet, ermutigte ...
Bis vor kurzem hab ich getan, was meine Mutter sagte ... ich hielt es für richtig ...
Sollte mein Vater sterben, dann wäre er ein Mensch, denn ich nie gekannt hätte ...
Er wird sehr aufgehetzt ... ich kann mit ihm kein Gespräch führen --- er geht mich auf die Nerven ... "Das hast du gut gemacht, Giorgos. So weiter, dass ich Gutes von dir höre" ... aufgehetzt ...
- Was ist das Besondere an diesem Aufgehetztsein?
- Wie wenn er an meinem Platz wäre ... er wäre locker ... er würde nirgendwo steckenbleiben ... er würde zupacken, aber ich etrinke im Flachwasser. "Warum denn zum Teufel" sagt er und wird aufgehetzt ...
- Er legte seine Hände auf meinen Rücken auf und sie sprachen. Sie sprachen.
- Wenn einer spricht, wird alles hell!
[Sie schweigt.]
- Was für ein Schweigen ist das?
- Trotz.
- Das heisst, als Reaktion zu einer Stimme, die Ihnen sagt: "Sprich!"
- Was denn sagen? In was für einer Stimmung?
- Wie ist Ihre Stimmung?
- Ich will alles zerschlagen.
- Und wie wäre dies? Alles zu zerschlagen?
- Störenfried.
- Sind Sie je Störenfried gewesen?
- Nein, ich war ein gutes Kind.
- Auch jetzt also, wenn Sie sprächen, dann würde das gute Kind sprechen.
[Sie versucht so sehr, sie zufriedenzustellen und es geht nicht, Gewissensbisse, Streitereien.]
- Ich habe den Eindruck, dass, wenn sie nicht zufrieden ist, Ihnen das Herz zerreisst.
- Angst, zu verlieren, was ich habe.
- Sie haben sich identifiziert mit dem, was Sie haben.
- Ich habe keine Wünsche.
[Ich sage ihr vier Verse aus einem Gedicht von Seferis:]
- Die Einsamkeit wurde ein See / die Entbehrung wurde ein See / unberührt / und ungeschnitzt.
[In der Perspektive eines Vortrags:]
- Ich werde erröten, ich werde mich fürchten ...
- Ich nehmen an, im Plenum werden Sie lauter Prüfer sehen.
- Würden Sie einen Bekannten von mir nehmen?
- Warum nicht? ... Selbst wenn Ihr alter ego käme, würde ich es nehmen!
[Gerade nachdem sie sich legt, laut, scharf und trotzig:]
- Selbst bei 40 Grad werde ich diese Schuhe tragen!
- An wen wenden Sie sich? Jemanden, der Ihnen sagt "Bei dieser Hitze läufst du denn in solchen Schuhen herum?"
[Sie, lachend:]
- Ich erwarte es von euch allen, aber niemand sagt's mir!
- Ich werde alt ... Es ist nicht gut, ruhig zu sein [und nicht ärgerlich]
- ?
- Es kommen Sachen herauf.
- Wie dies?
- Es beschäftigt mich schon lange, aber ich sag' Ihnen Anderes.
- Der Ärger als Rauchwand?
- Wenn er nachlässt, hab' ich ein besseres Gefühl für die Dinge und die Menschen um mich.
[In anderen Fällen: Der Ärger als Flucht vor der Traurigkeit.]
[Ständig vergleicht er seine Freundin und ihr gemeinsames Leben mit seiner "Traumfrau" und wie es mit ihr wäre. Die Sehnsucht nach diesem Traum lässt ihn weder nach vorne noch nach hinten sich bewegen.]
- Wir könnten sagen, dass Sie sich in einer Verwirrung befinden. Wäre es möglich, dass Sie sich mit dieser Verwirrung anfreunden? Mit ihr leben, solange sie da ist?
Es ist wie ein Schiff, das im Nebel fährt. Es wird verlangsamen, es wird dies und jenes tun und weiterfahren. Der Ungeduld, wann der Nebel sich endlich lichtet und der Horizont erscheint, ist eher eine Qual und erschwert die Fahrt.
- Ein gutes Beispiel. Das kann ich. Wenn wir aber im falschen Meer sind?
- Lassen wir den Nebel erst sich lichten und dann sehen wir!
- Sagen Sie nun, ist das Psychoanalyse? Ist mir wurst. Ich sage, was ich will.
[Gerade das ist Psychoanalyse!]
- Jetzt fühle ich mich, wie wenn es im Innern nichts gäbe, was mich hinderte,wie wenn es nur ein Antwortenkönnen nach draussen gäbe.
- Ich kenne meine Fixierungen, aber sie ändern sich nicht.
- Solange das sich Zurechtfinden in der Fixierung nicht zum Druck wird ...
- Ich will das sich Zurechtfinden nicht akzeptieren. Es ist Faulheit. Ausflucht.
- Nicht unbedingt. Sie sprechen, wie wenn Sie in der Taverne sitzen und einer sagte, sie sollen Steine brechen gehen.
[Homophilie: Er sieht selbst den Erotismus mit den Augen seiner Mutter.]
- Da er gestorben ist, ist es, wie wenn er nie auf der Erde gewesen wäre ...
- Wenn es so ist, dann niemand ist je auf der Erde gewesen!