A performance at the End of History
The National Blacklight Theatre of Prague
Eine Theatervorstellung am Ende der Geschichte
Nationales Schwarzlichttheater Prag
The National Blacklight Theatre of Prague
Nationales Schwarzlichttheater Prag
20/12/2009 Sunday in Thessaloniki. Two fairy tales: "Alice in Wonderland" and "The voyages of Gulliver".
There was almost no narration. In fact there were consecutive devices employed, episodes, which could have been more or less at will.
Absence of narration is absence of time as underlying dimension, as coordinate, where an event takes its place, is being co-ordinated with others and becomes narration and history. End of History is end of the dimension, the coordinate of time. >>>
The event as an episode is timeless. The very fact that it would be missing from the show without any consequences, shows that it isn't co-ordinated, that it is situated outside the continuity of time coordinate. In the view of lost time, i.e. in the absence of tradition and perspective, the episode appears as firework.
To the fireworks of the end of History, i.e. of the detachment from the continuity of narration, belongs a peculiar abolition of facticity, a defactification. Peculiar, because it is not such as for example in the fairy tales where animals speak, people fly etc., and where all that is daily and a matter of course. Here defactification is not part of the inconspicuous everyday life. It is emphatic, as is is used exactly in order to highlight the episode, the episode-firework. Defactification accomplishes this as it comes to wedge facticity, which is characterised by habit, tradition and finality and smashes all these.
Thus defactification, displacing outside the usual, the native, or the final bestows on the episode the image of a firework and the quality of the impressive. It turns it to a highlight.
There are lots of fireworks: the almost supernatural stature of the first, the winner, the champion, the prominent, the famous, the successful; "borderline experience"; television tours in the depths of the jungle and the ocean; many films with conditions outside the daily; the "news". But also the way in which most of us now talk for example about "Christmas" and all related holidays and anniversaries; the way in which in the eyes of working people appear "day off" and "vacation". But also other things that give "meaning" in our lives have more or less the quality of fireworks: a love story, success, a child.
All of them have now more or less the characteristics of highlight. This towers isolated, self-shining, self-sufficient. It emerges throughout the grey background of indifference. It is imposing. Impressive. Its verbal expression is the "catchword".
Impressing is not a cheap method for success. It is the actual material fireworks of our episodes are made of. It belongs to the episode, the highlight, the catchword itself, to be impressive.
The issue here is the interval between the episodes that are felt to be null, like the gray background of indifference, like the dark between the previous and next firework, like the desert between the previous and next oasis. The stronger the attachment to the firework, the oasis, the more desperate the flight in front of the empty, dark, deserted but after all inevitable intervals.
Intervals are inhospitable. They drive away. They render their passing more and more faster. The speed is increasing. And the movement of this passing is a pinging one, because the episode doesn't provide a path, a direction to the next. In every episode everything begins and everything ends.
Could there be conceivable a temporality that neither constitutes a continuity, nor does it flounder between the magic of the firework and the intolerance of darkness? Could there be conceivable a moment that doesn't pull like a magnet and an interval that doesn't drive out like a plague? A residence in the transience of the moment? A transience habitable and welcoming?
Sonntag den 20. Dezember 2009 in Thessaloniki. Zwei Märchen: "Alice im Wunderland" und "Gullivers Reisen".
Es gab fast keine Narrration, keine Erzählung. Eigentlich wurde das eine Stilmittel nach dem anderen verwendet, Episoden, die nach Belieben hätten mehr oder weniger sein können.
Das Fehlen der Narrration ist auch ein Fehlen der Zeit als zugrundeliegender Dimension, als einer Koordinate, an der ein Geschehen statt-findet, mit anderen Geschehnissen koordiniert und zur Narrration und Geschichte wird. Das Ende der Geschichte ist auch das Ende der Dimension, der Koordinate der Zeit. >>>
Das Geschehen als Episode ist zeitlos. Allein der Umstand, dass es in der Aufführung ohne Konsequenzen hätte fehlen können, bezeugt, dass es nicht ko-ordiniert ist, dass es sich außerhalb der Koordinate der Zeit befindet. In der Sicht der verlorenen Zeit, d.h. in der Sicht der fehlenden Überlieferung und Perspektive, zeigt sich die Episode als Feuerwerk.
Zu den Feuerwerken am Ende der Geschichte, d.h. bei der Abkkoppelung von der Kontinuität der Narrration, gehört auch eine eigentümliche Aufhebung der Faktizität, eine Defaktifizierung. Eigentümlich, weil diese nicht wie diejenige etwa der Märchen ist, wo Tiere sprechen, Menschen fliegen usw., wobei all das alltäglich und selbstverständlich ist. Hier gehört die Defaktifizierung nicht zur unauffälligen Alltäglichkeit. Sie wird zum Thema, da sie gerade verwendet wird, um die Episode zu betonen, die Feuerwerk-Episode. Die Defaktifizierung vollzieht es, indem sie mitten in die Gewohnheit, in die Tradition und in die Aussicht hereinplatzt und diese zertrümmert.
Die Defaktifizierung, indem sie derart außerhalb des Gewohnten, des Eingeborenen oder des Finalen versetzt, verleiht der Episode den Charakter des Feuerwerks und die Eigenschaft des Eindrücklichen. Aus der Episode macht sie ein Highlight.
Feuerwerke gibt es in Unzahl: die fast übernatürliche Statur des Ersten, des Siegers, des Meisters, des Prominenten, des Berühmten; die "Grenzerfahrungen"; die TV-Führungen in die Tiefen der Dschungel und der Ozeane; viele Kinofilme mit Situationen fern vom Alltäglichen; die "Nachrichten". Aber auch die Art, in der wir von den "Weihnachten" und all den sonstigen Feier- und Jahrestagen sprechen; die Art, in der in den Augen der Arbeitenden der "freie Tag" und der "Urlaub" erscheinen. Aber auch andere Dinge, die unserem Leben einen "Sinn" geben, haben mehr oder weniger den Charakter des Feuerwerks: eine Liebe, der Erfolg, ein Kind.
Nunmehr hat all dies den Charakter des Highlight. Dieses ragt abgeschnitten, selbstleuchtend, selbstgenügsam. Es scheint aus dem grauen Hintergrund der Gleichgültigkeit hervor. Es prägt sich ein. Es beeindruckt. Sein sprachlicher Ausdruck ist das "Schlagwort".
Das Beeindruckende ist keine billige Erfolgsmethode. Es ist gerade das Material, aus dem die Feuerwerke unserer Episoden gemacht werden. Es gehört zur Episode, zum Highlight, zum Schlagwort, dass es beeindruckt.
Die Frage ist hier die Intervalle zwischen den Episoden, die als nichtig wahrgenommen werden, wie der graue Hintergrund der Gleichgültigkeit, wie die Finsternis zwischen dem vorigen Feuerwerk und dem nächsten, wie die Wüste zwischen der vorigen Oase und der nächsten. Je intensiver die Fixierung auf dem Feuerwerk, desto hastiger die Flucht vor den leeren, dunklen, wüsten, aber doch unvermeidlichen Intervallen.
Die Intervalle sind ungastlich. Sie jagen weg. Sie machen den Durchgang immer schneller. Die Schnelligkeit wird immer größer. Und die Bewegung ist schwirrend, weil die eine Episode keinen Weg, keine Richtung zum nächsten hin aufzeigt. Bei jeder Episode fängt alles an und alles geht zu Ende.
Wäre eine Zeitlichkeit denkbar, die weder eine Kontinuität stiftet, noch zwischen der Magie des Feuerwerks und der Intoleranz zum Finsternis hin und her zappelt? Wäre ein Augenblick denkbar, der nicht wie ein Magnet an sich zieht, ein Intervall, das nicht wie Pest wegjagt? Ein Aufenthalt in der Vergänglichkeit des Augenblicks? Eine wohnbare und gastliche Vergänglichkeit?