Sow the wind and reap the whirlwind
On Heidegger's Spiegel-Interview
Wer Winde sät, mäht Stürme
Zu Heideggers Spiegel-Interview
On Heidegger's Spiegel-Interview
Zu Heideggers Spiegel-Interview
Heidegger verlangte von seinem langjährigen Freund und Historiker Heinrich Wiegand Petzet, an der Vorbereitung teilzunehmen und beim Interview anwesend zu sein als 'Sekundant gleichsam, da auch die Gegenseite zu zweit auftreten werde.
... während der Vorbereitung des Gesprächs ... es gab Komplikationen, Ärger auf beiden Seiten, neue Vereinbarungen, schließlich die Festlegung der Prozedur ...
All dies sagt etwas über die Art und Weise, wie Heidegger dem Interview entgegensah - wie wenn er sich gegen einen Ankläger, die "Gegenseite", wehren müsste und sich entsprechend rüstete …
Das Interview beginnt. Petzet:
Ich erschrak ein bisschen, als ich ihn ansah und merkte, in welcher übersteigerten Spannung er sich befand. Die Aufnahmen ... zeigen diese Hochspannung deutlich: die Adern an den Schläfen und an der Stirn mächtig geschwollen, die Augen in Erregung ein wenig hervortretend ...
Heidegger called his old friend and historian Heinrich Wiegand Petzet to participate in the preparation of the interview and be present as 'the second man' in a way, since the other side was also going to appear in twos.
... during the preparation of the interview ... there were complications, anger from both sides, new deals and finally the settlement of the agreement ...
Even this implies something about the way in which Heidegger faced the interview - as if he ought to defend himself against a prosecutor, against the "other side", and was arming himself ...
The interview begins. Petzet:
I was a bit terrified when I saw him and noticed how a big tension he was in. The pictures ... reveal clearly this terrible tension: the veins at the temples and at the forehead are diluted for good, the eyes somehow protuberant because of the agitation ... *
Ich merke seine Hände: Die eine doziert, die andere hält sich an der Armlehne.
I observe his hands: The one is teaching, the other holds itself from the arm of his chair.
In den Photos auch Petzet (Dritter von links): Er sitzt auf Nadeln.
Stellen wir uns vor:
Wir befinden uns im Jahre 1966, Heidegger liegt auf meiner psychoanalytischen Couch, spricht über das Interview, zitiert Petzet und zeigt mir die Photos. Ich mache ihn auf die Zeichen dieser Spannung aufmerksam und frage ihn, ob es so sei, ob er diese auch bei sich merke. Ich ersuche ihn, zu beschreiben, wie er sie erfahren hat.
Ferner frage ich ihn, ob er merken kann, gegen was er mit dieser Spannung antwortet.
Vielleicht spricht er von einem Ankläger, der ihn bedrängt.
Da würde ich ihm vielleicht sagen, die Spannung sei das Zeichen einer unfreien Haltung: Einer kann mir etwas vorwerfen, mich ansprechen, wie wenn ich auf der Anklagebank sässe; aber ich brauche es nicht, seine Worte zu beherzigen und selber auf der Anklagebank Platz zu nehmen.
Das Gespräch geht weiter und ich frage ihn, welcher Zug des Anklägers es sei, der bei ihm die Spannung hervorbringe.
Heidegger spricht von seiner Spannung in Zusammenhang mit Missverständnissen, Diffamierungen, Auseinanderreden, die ihm oft widerfahren sind, wo der Vorwurf selbst konfus wird und die Kommunikation ausschliesst.
Hier würde ich von der Möglichkeit eines Sagens sprechen, welches nicht mit Wohlwollen und Anerkennung rechnet, nichts erwartet und folglich fehlt der Wind an den Segeln jeglicher möglicher Spannung.
Das alles sind natürlich Vermutungen. Soweit ich weiss, Heidegger hat mit niemandem so gesprochen.
Wie dem auch sei, erscheint in der Spannung selbst ein Gesicht von ihm:
Ein kleines Ich im fiktiven Kriegszustand.
Er hatte wohl noch andere Gesichter.
In the pictures Petzet is also present (third from the left): sitting on pins and needles.
Let's imagine:
We are in the year 1966. Heidegger is lying on my psychoanalytic couch; he speaks about the interview, quotes Petzet and shows me the pictures. I draw his attention to the signs of this tension and I ask him if it is so, if he sees it too. I ask him to describe how he experienced it.
I ask him further if he can notice what he is responding to with tension.
Maybe he speaks about a prosecutor who is putting him under pressure.
Here maybe I would tell him that the tension is a sign of an unfree attitude: Somebody can accuse me, adress me as if I were in the dock. I don't need though necessarily to take to heart his words and be in the dock by myself.
The conversation goes on and I ask him, which is the specific characteristic of the prosecutor that is causing him tension.
Heidegger speaks about his tension in relation to misunderstandings, defamations, incomprehensiblenesses he often came upon, where the very category becomes confused and eliminates all communication.
Here I would speak about a possible word which doesn't count on good will and recognition, doesn't expect anything and consequently steals any possible tension's thunder.
All this is fiction of course. To my knowledge Heidegger never spoke with anybody in this manner.
Anyway in the tension itself there is revealed a face of his:
A small Ego in a fictive war situation.
He had other faces, too.