SPANGLER, S., M. KUNDI, P. WALLNER, K. WITTMANN, C. GUNDACKER, S. LANG, K. AUMAYR, F. OBERNDORFER & H.-P. HUTTER, 2012. Verteilung von Quecksilber in humanen Gewebskompartimenten: Prüfung der Indikatorfunktion von Quecksilber in den Haaren. In: 33. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin (Salzburg, 21.-25.5.2012): 71-72.
Hintergrund: Organisches Quecksilber wird vorwiegend oral aufgenommen und im ganzen Körper verteilt. Hohe Konzentrationen treten in den Nieren auf. Hinsichtlich der Wirkung ist vor allem das Nervensystem relevant. Fischverzehr gilt als Hauptquelle. Organisches Hg wird leicht in die Haarwurzel eingebaut und liegt dort in weit höherer Konzentration als im Blut vor, korreliert aber gut mit Blutwerten. Es stellt sich jedoch die Frage, ob aus dem Quecksilbergehalt der Haare auch auf die Quecksilbergehalte von Gehirn und Niere geschlossen werden kann.
Material und Methoden: Unter Berücksichtigung der Altersstreuung wurden Proben von fünf männlichen und fünf weiblichen Leichen (22-70 Jahre), die am Klinischen Institut für Pathologie des Wiener AKH obduziert wurden, analysiert. Entnommen wurden je zwei Gewebeproben (2-5 g) aus Gehirn (Hypothalamus, Corpus callosum) und Nieren (Nierenmark, Nierenfett) sowie eine Strähne Haupthaar. Die Anzahl der Amalgamfüllungen wurde ebenfalls bei einigen Leichen bestimmt.
Gewebe- und Haarproben wurden mit einer Lösung (65 Vol-% HNO3, 30% H2O2) in Teflon-Gefäßen in einem Mikrowellenaufschluss verdaut und mit entionisiertem Wasser verdünnt. Die Analyse des Gesamtquecksilbers erfolgte mittels Atomfluoreszenzspektroskopie.
Ergebnisse: Die mittleren Hg-Gehalte (in ppb) betrugen bei Frauen 23,88 (Haare), 0,12 (Corpus callosum), 1,46 (Hypothalamus), 22,88 (Nierenmark) und bei Männern 37,3 (Haare), 0,034 (Corpus callosum), 0,49 (Hypothalamus), 1,01 (Nierenmark). Die Quecksilberkonzentration des Haares korrelierte signifikant nur mit der des Hypothalamus (R-Spearman=0,8, p=0,005). Allerdings zeigte auch die Hg-Konzentration des Nierenmarks einen signifikanten Zusammenhang mit der des Hypothalamus. Eine genauere Analyse ergab, dass die Hg-Konzentration des Hypothalamus unabhängig voneinander mit der der Haare und des Nierenmarks korreliert.
Diskussion und Schlussfolgerungen: Da in unserer Analyse nicht zwischen organischem und anorganischem Hg unterschieden wurde, die Haare aber überwiegend organisches Hg speichern, lassen sich aus der Konzentration in den Haaren Schlussfolgerungen für Hirnareale ziehen, die hohe Konzentrationen an organischem Hg aufweisen, die jedoch in nicht unerheblichem Anteil auch auf anorganisches Hg zurückzugehen scheinen.
mercury metabolism; mercury exposition; heavy metals; human biomonitoring
Homo sapiens