WITTMANN, K. J., C. GUNDACKER, B. PIETSCHNIG, A. LISCHKA, H. SALZER, L. HOHENAUER & E. SCHUSTER, 2000: Quecksilber und Bleibelastung der Muttermilch. Erhebung über die aktuelle Belastung in Österreich. Schlußbericht zu Projekt 7662; Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank. Institut für Medizinische Biologie, Wien: 1-43.
Einleitung:
Muttermilch ist das optimale Nahrungsmittel für den Säugling in den ersten 4-6 Lebensmonaten. Die Belastung mit Schadstoffen stellt daher gerade für diese Altersgruppe aufgrund der hohen Zufuhr eines einzigen Nahrungsmittels und der Unreife des wachsenden Organismus eine potentielle Gefahr dar. Die Daten für die Belastung mit Schwermetallen (Blei, Quecksilber) sind in Österreich spärlich. Rezente Daten, abhängig von der Umwelt- und Lebenssituation der stillenden Mütter, liegen nicht vor. Wir haben daher eine Untersuchung begonnen, um folgende Fragen zu klären: 1) Vergleich der Muttermilch-Gehalte in Ballungsräumen unterschiedlicher Größe und Metall-Belastung. 2) Einfluß der Lebenssituation der Mutter auf die Schwermetall-Konzentrationen der Muttermilch. 3) Vergleich der Quecksilber- und Blei-Konzentrationen in Muttermilch, Kuhmilch und Babynahrung.
Methodik:
In der Zeit von Februar bis November 1999 wurden 59 Muttermilchproben in Wien (Kinderklinik Glanzing), 59 in Tulln (Krankenhaus Tulln) und 47 in Linz (Landesfrauenklinik bzw. Kinderklinik Linz) gesammelt. Die Auswahl der drei Standorte erfolgte aufgrund unterschiedlicher Größe und Einwohnerzahl der Städte und damit einhergehender Umweltbelastung bzw. lokal vorhandener Metallemittenten (metallverarbeitende Industrie in Linz). Die Probandinnen füllten einen Fragebogen mit Angaben zu ihrer Lebenssituation betreffend Beruf, Wohnungssituation, Ernährung, Mineralstoff-Supplementation, Zahnstatus und Rauchgewohnheiten aus. Zusätzlich wurden Kuhmilch und Babynahrung beprobt. Die Quecksilber (Hg)- und Blei (Pb)-Analyse in den Proben erfolgte mittels AAS.
Ergebnisse:
Die untersuchte Muttermilch wies generell niedrige Quecksilber-(Mittelwert: 1.59 ppb, N 116; und Blei-Konzentrationen (1.63 ppb, N a 138) auf. Im Vergleich zu früheren Daten konnte eine drastische Verringerung der Blei-Konzentrationen beobachtet werden. Dies ist mit großer Wahrscheinlichkeit auf die seit 1993 vorgeschriebene Verwendung unverbleiter Treibstoffe zurückzuführen. In Wien (2.17 ppb, N - 27) und Linz (1.82 ppb, N = 39) wurden signifikant höhere Quecksilber-Konzentrationen in der Muttermilch gemessen als in Tulln (1.07 ppb, N = 50). In Linz wurde eine signifikant höhere Bleibelastung der Muttermilch (2.48 ppb, N = 42) festgestellt. Weitere Faktoren, die mit der Schwermetall-Konzentrationen der Muttermilch signifikant korrelieren: Alter und Gewicht der Mutter (Hg), Größe und Gewicht des Säuglings (Hg) bzw. Frühgeburtlichkeit (Hg), gelegentlicher bzw. häufiger Konsum von Fisch (Pb), gelegentlicher bzw. häufiger Konsum von Getreideprodukten (Hg), Einnahme von Vitaminpräparaten (Hg) und Rauchen (Pb). Die im Rahmen dieser Studie untersuchte Babynahrung wies einen signifikant niedrigeren Quecksilber-Gehalt, hingegen einen höheren Blei-Gehalt als Kuhmilch bzw. Muttermilch auf. Im Leitungswasser, mit dem die Babynahrung zubereitet wurde, wurden 3.4 ppb Blei gemessen.
Diskussion:
Die Quecksilber- und Blei-Konzentrationen von Kuhmilch und Babynahrung lagen deutlich unter den einschlägigen Richtlinien und sind daher als unbedenklich einzustufen. Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse kann eine gesundheitliche Beeinträchtigung der Säuglinge durch die Blei-Gehalte der untersuchten Muttermilchproben ausgeschlossen werden. In Einzelfällen (7.8% der Muttermilchproben) wurde die Toleranzgrenze für den Quecksilber-Gehalt in der Muttermilch von 3.5 ppb überschritten.
mercury; lead; heavy metal load; human milk; guide lines
Homo sapiens; Pisces