08.09.2024 WanderBericht 

"Runde um Bad Westernkotten"

„Nichts ist so schlecht, als dass es nicht doch für etwas gut ist.“ Und so entstand der Pilgerweg in und um Bad Westernkotten durch eine örtliche Initiative im Jahre 2021 während der Corona-Pandemie, als das ganze Land durch Lockdowns lahmgelegt war.

Dieser Pilgerweg ist ein Angebot, an verschiedenen Stationen den Blick auf das eigene Leben, die Natur oder auch Gott und die Welt zu schärfen. Bibelworte, Texte aus der Literatur und Impulsfragen sollen dazu Anregungen geben.

Quelle: Internetseite www.anders-gehen.de der Pfarrgemeinde Bad Westernkotten

 

„Angeregt durch Pilgerwege in den Nachbargemeinden, z. B. in Werl und Rüthen-Kallenhardt, und durch eigene Erfahrungen einiger Gemeindemitglieder, mit den Gedanken des Pilgerns, entstand die Idee zu einem Pilgerweg in Bad Westernkotten. Bei der Überlegung zur konkreten Wegführung war schnell klar, was Bad Westernkotten an schönen und geeigneten Orten zu bieten hat:

Natürlich die Pfarrkirche und „Pastors Garten“, auch die Schäferkämper Wassermühle als Heimatdenkmal und der Kurpark als zentraler Ort der Erholung waren schnell gesetzt. Eine besondere Tradition haben die „Pestlinden“ in unserem Ort, so war klar, dass eine der Linden – die Josefslinde – mit zum Weg gehören muss. Um dem Weg auch Weite zu geben und die grüne Umgebung unseres Kurortes einzubeziehen, wurden die Standorte im Erwitter Bruch und im Muckenbruch gewählt. ……..So waren letztlich also recht zufällig sieben Stationen entstanden“………. (Brigitte Schetschok)

Bad Westernkotten mit dem zitierten Pilgerweg war für uns unter der Leitung von Andrea und Wolfgang Junker das Wanderziel am 08.09.2024.

Etwas losgelöst von der vorgegeben Wegeführung mit der fortlaufenden Nummerierung seiner sieben Stationen beginnen wir unsere Tagestour am Parkplatz unweit des Kurparks und wandern entgegen dem Uhrzeigerinn zunächst südwärts.

Wir bewegen uns heute zwar größtenteils auf Pilgerwegen rund um den Ort Bad Westernkotten, doch die Tour an sich dient nicht religiösen Zwecken. Es bleibt an diesem Tag nicht genug Zeit, die Philosophie des Weges mit seinem umfangreichen Angebot, an verschiedene Stationen den Blick auf das eigene Leben, die Natur oder auch Gott und die Welt zu schärfen oder Bibelworte, Texte aus der Literatur und Impulsfragen als Anregung vollumfassend aufzunehmen, dazu ist ein Wiederkommen in kleinerer Gruppe oder alleine notwendig.

Und so trifft die 15-köpfige profane Wandergruppe als erstes auf den Erwitter Bruch, die vierte Station der eigentlichen Streckenführung. Eine Landschaft geprägt von Weideflächen, da sich die feuchten Bodenverhältnisse nicht zum Ackerbau eignen. Der Blick reicht bis zur Kirche in Erwitte.

Wir werden auf unserer Wanderung nicht an allen Stationen vorbeikommen, aber vier von sieben sollen es werden. So führen uns Andrea und Wolfgang als nächstes zur Station mit der Nr. 3 „Die Josephslinde“.

Die Lobetagslinden wurden nach der Pest 1635 in Kreuzform um den Ort herum gepflanzt. Die Josefslinde bildet die Südspitze. Da während der Pest so viele Menschen starben und man sich vor der Ansteckung fürchtete, entstand südlich der Linde ein provisorischer Pestfriedhof. Später wurde er nicht mehr genutzt. An den Linden wurden Bildstöcke errichtet, 1699 auch an der Josefslinde.

An dieser Stelle wird während der Lobetagsprozession immer der historische Lobetagsbrief verlesen. Der Ursprung des Lobetages geht in das Jahr 1635 zurück, als die Pest in Westernkotten wütete. Nur etwa 20 Einwohner überlebten sie. Als Ausdruck ihrer Dankbarkeit entstand der Lobetag.

Der Josefslinde ist hohl, sie hat Blitzeinschläge und Astbrüche überstanden. 2021 erfolgte ein radikaler Rückschnitt. Die Kinder des nahen Wohngebiets nennen ihn „Zauberbaum“. (vgl. Infotafel an der Josefslinde)

Wir nutzen die Örtlichkeit für das obligatorische Gruppenfoto und verlassen den südlichsten Punkt der heutigen Tour anschließend nordwärts. Ein schmaler Pfad durch die Landschaft endet in den südlichen Ausläufern der Wohnsiedlungen von Bad Westernkotten.

Das sehenswerte technische Kulturdenkmal „Schäferkämper Wassermühle“ ist mit der Stations-Nr. 2 unser nächster Anlaufpunkt. Die Mühle liegt inmitten eines malerischen Grundstückes. Sie wurde in den Jahren 1747/48 errichtet und 1993/94 vom örtlichen Heimatverein im Zusammenwirken mit der NRW-Stiftung, der Stadt Erwitte und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe umfassend restauriert. Die Schäferkämper Wassermühle ist mit zwei oberschlächtigen Wasserrädern ausgestattet. Um Bach und Wasserrad zu sehen, wird empfohlen, rechts neben der Mühle auf den kleinen Steg zu gehen.

Die Mühlen der Schäferkämper Wassermühle

Wir lassen das Ambiente des kleinen Parks einige Zeit wirken und treffen unweit der Mühle auf Resi. Ihre Körperhaltung lässt eine entschlossene und energische Frau vermuten, zugleich ist ihr Gesichtsausdruck freundlich. Die Kittelschürze mit ihrem floralem Muster als Symbol der starken Hausfrau in den Nachkriegsjahren ist verbunden mit einem gedanklichen Rückblick in die Zeit der Generation der Großeltern. Die heute stark in der Überzahl vertretenen Wanderinnen nutzen die Resi für ein „Frauen-Power-Foto“….. der Herr, zweiter von rechts, hat sich eher unrechtmäßig ins Bild geschlichen.

Gruppenbild mit "Resi" und Quotenmann

Stations-Nr. 7 ist der Muckenbruch, ein Niedermoor am nordwestlichen Rand von Bad Westernkotten an der Grenze zu Bökenförde. Hier fließt die Gieseler, ein Nebenfluss der Lippe, nicht zu verwechseln mit Gisela.

Die Hildegard vor dem Infoschild der Giseler

Dauerhafter Wassereinstau und häufige Überflutungen der Gieseler sorgten dafür, dass es immer nass war und so entstand hier einhergehend mit wasserundurchlässigen Bodenschichten ein Moorgebiet. „Mucken“ sind die ziegelsteingroßen Torfstücke, die dem „Muckenbruch“ seinen Namen gaben. Als Brennstoffersatz dienten die „Mucken“ noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts zum Heizen der Häuser. Später erfolgte eine teilweise Entwässerung des Muckenbruchs mit Hilfe von Gräben. In den 1960er Jahren forstete man den entwässerten Muckenbruch fast vollständig mit Pappeln und Erlen auf. Wir nutzen den bewaldeten Abschnitt für eine kleine Trinkpause.

Anschließend begleiten wir die Gieseler ein Stück des Weges entlang des Muckenbruchs. Der Kurpark mit den großen Gradierwerken und die gärtnerisch gestaltete Anlagen ist unsere letzte Station auf dem Pilgerweg…. zumindest was das Wandern angeht.

Als tatsächlich letzte Station geht es für uns zum Abschluss ins Park-Café, zur Einnahme der kulinarischen Belohnung nach rund 11 km Wegstrecke.

Mit einem letzten Schlenker durch den Kurpark endet ein schöner Wandertag über eine kurzweilige Strecke mit abwechselnden Passagen am Parkplatz, dem Startort der Tour.

Vielen Dank an die Organisatoren Andrea und Wolfgang Junker.

Text und Fotos: D. Große