Rückblick Besuch zweier Gemüsebauern in der Suhre-Ebene am 10.6.2017

In den Gewächshäusern von Gemüsebau Fischer und auf dem Feld von Alpenzeiger bio-Produkte erhielten wir spannende Einblicke in den Profi-Gemüsebau in der Suhre-Ebene.

Christian Fischer erklärte seine erprobten Massnahmen für gesunde und produktive Tomaten- und Gurkenpflanzen unter Glas. Obwohl sich das Profi-Anbausystem im Vergleich zum Hobbygarten in völlig anderen Dimensionen bewegt, konnten wir da und dort auch Ideen für den eigenen Privatgarten mitnehmen. Interessant war zu sehen, dass auch der konventionell geführte Betrieb "bio"-Massnahmen einsetzt, wie z.B. die Schädlingsbekämpfung mit Nützlingen, oder die Unkrautunterdrückung mit Folie.

Der Hofladen von Gemüsebau Fischer, Bernstrasse-West 106, Suhr, lädt während gängigen Ladenöffnungszeiten zum Besuch ein.

Jeremias Niggli gab im Feld eine eindrückliche Einführung in Bodenkunde und die Philosophie des Biologischen Landbaus. Der angehende Agronom zeigte leidenschaftlich, wie sich Biolandwirte zur Bewahrung von fruchtbaren Böden einsetzen. Dass z.B. "bio" für die langfristige Bodenfruchtbarkeit Düngemassnahmen vornimmt, und nicht lediglich für die aktuelle Kultur, ist ein schönes Beispiel für den unterschiedlichen Ansatz im Vergleich zum konventionellen Anbau. Anhand von Spatenproben zeigte er weshalb "bio" zur Bodenschonung in der Ackerbau-Fruchtfolge mindestens zwei Jahre Kunstwiese einplant.

Die "Alpenzeiger bio-Produkte" können am Aarauer Wochenmarkt samstags im Direktverkauf durch die Familie Niggli erstanden werden.

Philipp Holzherr, Martin Flucher

Bericht von Ursula Fahrländer-Hutter

Bei traumhaftem Sommerwetter besuchten ca. 15 InteressentInnen den IP-Gemüsebauer Fischer und das Feld von Alpenzeiger Bio-Produkten in der Suhre-Ebene.

Bei Wasser und frischen Tomaten wurden wir zunächst von Christian Fischer in seiner «Arbeitsscheune» herzlich willkommen geheissen. Anschliessend begaben wir uns ins Tomatengewächshaus, welches auch bei warmem Tageswetter am Morgen beheizt werden muss. Die verschiedenen Tomaten wurden im Februar gepflanzt und können bis Saisonende 10 Meter lang werden. Die Pflanzen stecken in Kokossubstrat, welches auf der Erde aufliegt, so dass die Wurzeln ins Erdreich wachsen können.

Als Dünger werden Jauche, Kompost und Dünger (Kali, Stickstoff) sowie CO2 eingesetzt. Gegen die Krautfäule hilft Biosal. Hummeln, welche für die Bestäubung eingesetzt werden, umfliegen uns. Auch Florfliegen sowie weitere Nützlinge gegen Spinnmilben und Mehltau werden uns auf dem Rundgang gezeigt. Wenn die Tomaten rot werden, werden die unteren Blätter abgezwickt. Für eine ausgewachsene Tomate reichen 14 Blätter.

Im Gurkengewächshaus lernen wir, dass die Gurken auch über die Blätter benetzt werden. Diese mögen das Wasser auf den Blättern im Gegensatz zu den Tomaten.

Schliesslich verrät uns Christian Fischer seine Fruchtfolge. Im Herbst werden die Tomaten entsorgt und danach wird Nüsslisalat gepflanzt. Auf dem offenen Feld gedeiht Kopfsalat, danach folgen Kreuzblütler und schliesslich Lauch.

Nach einem kurzen Fussmarsch zur Distelmatte nahe der Suhre treffen wir auf Jeremias Niggli von den Alpenzeiger Bio-Produkten. Auch die Familie Niggli verfügt über 5 Aren Gewächshäuser. Leider lässt sich kein unmittelbarer Vergleich mit dem Gemüsebau Fischer anstellen, da wir die Felder und nicht die Gewächshäuser besichtigen.

Dafür befassen wir uns intensiv mit der Bodenfruchtbarkeit. Im Bio-Landbau wird grosser Wert auf den Erhalt des Humus (organisches Material im Boden) gelegt. Bio-Gemüse wächst über die Nährstoffe im Boden und nicht über die Zugabe von Kunstdünger. Somit kann der Bio-Landbau den Humusgehalt des Bodens gerade halten, beim konventionellen Landbau hingegen sinkt er kontinuierlich.

Alpenzeiger pflanzt 150 Sorten Tomaten und 60 Sorten Auberginen. Alles Gemüse von 30 Aren wird auf dem Aarauer Samstagsmarkt verkauft. Ohne Freude am Kontakt mit den KundInnen wäre dieser Erfolg wohl kaum möglich.

Bio-Bauer Niggli düngt mit Hornspänen, Kompost und Schweinejauche. Stickstoff ist stets Mangelware im Biolandbau. Ca. 30 kg/ha stammen aus Regen. Der Rest wird zugefügt, knapp zwei Drittel zum Beispiel bei Dinkel. Die Nährstoffbilanz muss über die Jahre ausgewogen sein. Gemüse ist eine extreme Belastung für den Boden und kommt ungefähr alle 5 Jahre auf eine Ackerfläche. 20 % des Landes wird mit Kunstwiese bebaut. Diese dient während drei Jahren zur Durchwurzelung des Bodens. Ausserdem dient sie dem Humusaufbau, zusammen mit Kompost und Hofdünger, welcher jedoch zu phosphorhaltig ist.

Mit der Kunstwiese und dem Anbau von Blumen auf seinen Feldern verzichtet Jeremias Niggli auf einen Teil des Ertrages. Dafür ziehen sie Nützlinge an, welche auch die 4 Hektaren Felder bestäuben.

Für mich persönlich war interessant festzustellen, wo die Unterschiede zwischen den beiden Anbaumethoden bestehen, dass es aber auch zahlreiche Gemeinsamkeiten gibt. Insbesondere erstaunt hat mich, dass der Bio-Bauer von EM (Effektiven Mikroorganismen) keine grossen Kenntnisse hat und er für die Kunstwiese und vor dem Hirseanbau den Pflug einsetzt (einsetzen muss), obwohl dies im Biolandbau eher vermieden wird.

Wir durften insgesamt einen hochinteressanten Samstagnachmittag verbringen und danken den beiden Bauern für die Zeit und das Wissen, das sie mit uns geteilt haben.

Ursula Fahrländer-Hutter, 17.6.17