Im Englischen zerfällt das, was wir Krimi nennen, in die Genres Mystery, Thriller und Crime. Auch in Deutschland heißt᾽s immer mal wieder, z. B. in Programmankündigungen, „Mystery“: um etwas Geheimnisvoll-Gruseliges zu signalisieren. Im englischen Sprachraum dagegen kennzeichnet Mystery etwas Rätselhaftes, das im Lauf einer Handlung aufgedeckt wird.
Krimis sind Mysteries. Aber im Deutschen verwendet man „Krimi“ auch in Fällen, welche im Englischen mit Thriller oder Crime gekennzeichnet würden. Worin liegt der Unterschied?
In der Hauptfigur.
Mystery, Thriller und Crime drehen sich um ein Vergehen. Aber aus unterschiedlicher Sicht. Im Mystery ist das Verbrechen geschehen. Die Hauptfigur ist der Spürhund oder Schnüffler, eine Person, die den Täter entdecken und der Gerechtigkeit zuführen möchte. Im Thriller ist das Verbrechen noch nicht geschehen, sondern bahnt sich an und wird erlebt aus der Sicht des Opfers, welches versucht, es abzuwenden. In Crime-Geschichten wird das Verbrechen vor allem erlebt aus Sicht des Täters; die Hauptfiguren eines Mysterys oder Thrillers sind seine Widersacher, die ihn überführen oder blockieren wollen.
Weil alle drei Spielformen sich um ein Verbrechen (lat. crimen) drehen, besteht die Neigung, sie unterschiedslos „Krimi“ zu nennen. Sie sind aber verschieden aufgebaut, ihr Verlauf folgt anderen Gesetzen, je nachdem, ob es sich um ein Mystery, einen Thriller oder eine Crime-Geschichte handelt.
In den meisten Fällen sind Krimis Mysteries, in dem Sinn verwenden wir den Begriff ab jetzt auch hier. In einem Krimi versucht „der Schnüffler” herauszufinden, was in der Vergangenheit geschehen ist und zu dem Verbrechen führte, mit dem die Haupthandlung beginnt. Ein Thriller, der manchmal auch Krimi genannt wird (von jetzt an hier nicht mehr), handelt von einer „Jungfrau in Nöten”, die den Verdacht, bald auch die Gewissheit hat, das Opfer eines Verbrechens zu werden. Dies möchte sie verhindern. Eine Crime-Geschichte handelt von einer verbrecherischen Person, die eine Tat durchführen möchte, sowie von jenen, die bestrebt sind, sie daran zu hindern.
In Krimis, könnte man auch sagen, dreht es sich hauptsächlich um die Vergangenheit, die aufgedeckt und erklärt wird – während Thriller oder Crime-Geschichten mehr mit der Zukunft zu tun haben, in welcher etwas stattfinden soll oder droht.
Ein Krimi kann thrillerhaft werden, indem sein Ermittler eingeschüchtert wird. Die beiden Genres wirken dann zusammen. Eine Crime-Geschichte kann etwas Krimihaftes bekommen, indem ein Ermittler in sie hineinspielt, der versucht, sich einen Reim auf das Geschehen zu machen und damit seinen Fortschritt (das Gelingen des Verbrechens) gefährdet.
In den meisten Krimi-Fällen liegt jedoch einem Ermittler oder einer Ermittlerin daran, etwas in der Vergangenheit Vorgefallenes aufzudecken: die Person zu überführen, welche das Verbrechen beging, das die Haupthandlung (Nachforschungen) auslöst. Darin liegt nun, dass der Krimi eigentlich aus zwei Handlungen besteht: seiner verbrecherischen Vorgeschichte – sowie deren Aufdeckung.